~ 22 ~

Meine Lieben, dieses Kapitel ist wieder zu wichtig, um es zu teilen. Deswegen ist es wieder viel länger. Viel Spaß beim Lesen ! :)

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Ich fiel müde ins Bett. Simon Reichenstein hatte mir jegliche Kraft geraubt. Wir sind meine Methode noch mindestens zehn weitere Male durchgegangen, was meinen Gemahl nicht unbedingt gefallen hatte. Denn er hatte meinen linken Arm schlussendlich mit warmem Wasser abgewaschen und gründlich verbunden, damit die Verletzungen der Klinge sich nicht entzünden konnten. Simon Reichenstein hatte sich weder dafür entschuldigt noch hatte ich es erwartet, denn ich hatte es so gewollt. Und ich würde es auch wieder so tun. Simon Reichenstein erwartete mich morgen abends wieder für eine weitere Runde. Dass mein Gemahl darüber begeistert gewesen war, wäre eine Lüge.

„Gute Nacht, Olivia. Ihr hattet einen anstrengenden Tag.“

„Ich bin so froh, dass er mir hilft.“ Seufzend legte ich mich in das weiche Bett. Es war herrlich nach einem harten Tag entspannen zu können.

„Ich auch, doch zieht Euch morgen Leder über Eure Arme.“

Ich kicherte und drehte mich zu meinem Gemahl. „Ich weiß nun, warum Ihr Euren Heerführer gebeten habt, mit mir zu kämpfen. Mit Euch hätte ich vermutlich nicht viel gelernt.“

„Wärt Ihr jemand anders, dann würdet Ihr in den Geschmack meines Lehrens kommen. Doch Ihr seid meine Gemahlin.“

„Wenn Ihr mit einer anderen Frau vermählt worden wärt, würdet Ihr dann das gleiche sagen?“ Ich schaute ihn an, doch er blickte nur auf die Zimmerdecke.

„Eine andere Frau wäre wohl nicht auf den absurden Gedanken gekommen, dass sie kämpfen möchte.“

„Ist es falsch, dass ich es können möchte?“

Nun drehte er seinen Kopf doch in meine Richtung. „Nein. Irgendwie kann ich es verstehen. Warum sollen wir Männer euch Frauen immer beschützen? Was, wenn wir es eines Tages tatsächlich nicht können? Womöglich wäre es sinnvoll, wenn sich auch einige Frauen zu helfen wissen, wenn sie angegriffen werden.“

„Mein Vater hätte mir das nie erlaubt.“

„Ich bin nicht Euer Vater.“ Robin strich mir eine verirrte Haarsträhne hinters Ohr. „Außerdem seid Ihr eine Prinzessin und werdet eines Tages die Königin von Schwarzenburg sein. Ihr müsst nicht um Erlaubnis bitten, wenn Ihr etwas wollt. Ihr müsst es Euch einfach nehmen.“

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Die nächsten Tage verliefen ähnlich. Abends traf ich mich mit Simon Reichenstein, welcher jedes Mal eine andere Kampftechnik auf Lager hatte. Ein paar Male hatte er mir sogar ein Schwert, ein Messer oder einen Kerzenleuchter in die Hand gedrückt. Wieso genau der Kerzenleuchter, das ahnte ich, ohne ihn fragen zu müssen. Vielleicht wollte er mir damit einfach klarmachen, dass ich mir mittlerweile schon viel besser zu helfen wusste als zu dem Zeitpunkt, als uns die Räuber überrascht hatten.

Jeden Morgen standen eine Milch und ein paar Plätzchen neben meinem Bett. Meinen Gemahl hatte ich schon danach gefragt, doch er meinte, er sei es nicht. Ebenso wenig wie Clementia. Sie wusste auch nicht, wer die Plätzchen immer brachte und den Teller und das Glas wieder entsorgte. Denn auch in der Küche gab es nicht jeden Tag diese fabelhaften Plätzchen. Also musste mir jemand anders dieses Geschenk machen, doch ich wusste beim besten Willen nicht wer. Noch dazu, da es immer nachts geschah.

Inzwischen waren einige Wochen vergangen und ich fragte mich schon, wo der Prinz von Eisenbach blieb. Ich wusste, dass es einige Tagesritte waren, doch dass es so viele sein würden, damit hatte ich nicht gerechnet. Eigentlich hatte ich mit gar nichts mehr von der Familie von Eisenbach gerechnet, doch auch diese konnten einen verwundern.

Das Horn ertönte und kündigte an einem wunderschönen sonnigen Tag um die Mittagszeit das Eintreffen der Soldaten von Eisenbach an. In wenigen Minuten würden sie unsere Burg erreicht haben. Ich lief zum offenen Fenster und blickte über das Dorf hinweg. Ich konnte fünfzehn Pferde mit ihren Reitern zählen, mehr nicht. Als ich zu den Reitern blickte, sagte mir mein Bauchgefühl, dass ich am besten verschwinden sollte und diesem Prinzen niemals gegenübertreten sollte. Mein Bauchgefühl hatte sich noch nie getäuscht …

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Während sein Prinz und die restlichen Krieger mit dem Prinzen von Schwarzenburg sprachen und ihre Gastfreundschaft mehr oder weniger genossen, schlich sich ein junger Mann davon. Niemand bekam es mit, denn ihm schenkte man wenig Aufmerksamkeit. Er war einer der letzten Reiter gewesen und er hatte sein Pferd auf eines der Koppeln der Familie von Schwarzenburg gestellt. Für den Moment brauchte er seine tapfere Stute nicht, die schon so viel mit ihm erlebt hatte. Der junge Krieger wusste, dass es den Stallburschen auffallen würde, wenn plötzlich eine so schlanke Schönheit einer Fuchsstute auf ihren Weiden Gras fraß, doch bis dahin dauerte es noch. Sie würden sich vermutlich nicht allzu viele Gedanken machen und schon gar nicht auf die Idee kommen, dass es eine wichtige Information sei, die dem Prinzen oder gar dem König berichtet gehörte.

In seiner Scheide steckte ein grandioses Schwert, welches ihm schon mehrfach das Leben gerettet hatte. Er hatte dem Schwert sogar einen Namen gegeben: Triumphator. Er siegte immer mit seinem Schwert. Immer.

Der junge Krieger spazierte durch die engen Gänge der Burg. Manchmal markierte er sich seinen Rückweg, indem er mit einem kleinen Messer ein Kreuz in die Steine ritzte. In diesen Gängen, in denen er nun herumschlenderte, gab es keine einzige Fackel und kein Lichtstrahl drang nach innen. Er befand sich in den Untergängen der Burg, denen kaum Beachtung geschenkt wurde.

Er hatte erreicht, wonach er gesucht hatte. Man konnte ihn riechen, bevor man ihn sah – den Kanal, welcher das Wasser nach draußen fließen ließ. Das Problem war nur, dass ein Gitter den Weg zum Kanal versperrte, an welchem ein Schloss hing. Doch der Mann hatte so etwas in diese Richtung vermutet. Der junge Krieger suchte die Umgebung nach einem passenden Schlüssel ab, doch er fand keinen. Ziemlich sicher war der Schlüssel gut versteckt.

Er rüttelte einmal kräftig an dem Gitter, doch es war mit den Steinen verwachsen – zumindest schien es so. Also nahm er sich seine kleine Axt, welche an seinem Gürtel hing, holte kräftig aus, und schlug zu.

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„Meine Prinzessin, der Prinz Friedrich von Eisenbach ist eingetroffen.“ Clementia stand in meinem Zimmer. In ihren Händen hielt sie ein Kleid aus zarter Seide. „Ich dachte die Farbe Blau würde Euch hervorragend passen. Noch dazu kommen dadurch Eure Augen zur Geltung.“ Clementia bemühte sich wirklich sehr, doch alles in mir sträubte sich, den Prinzen kennenzulernen. Ich hatte die letzten Stunden in meinem Zimmer verbracht, jenem Zimmer, wo die Räuber eingebrochen waren. Doch auch hier konnte ich meine Gedanken nicht ordnen. Eines aber wusste ich ganz genau, dass diese Soldaten nicht gekommen waren, um einzuwilligen, dass der Familie von Schwarzenburg das Landstück gehörte. Sie sahen eher kampflustig aus, auch wenn ich sie nur von der Weite beobachtet hatte.

Robin hatte ich den ganzen Tag nicht gesehen. vermutlich verbrachte er die letzten Stunden damit, den Prinzen von Eisenbach näher kennenzulernen oder seinen Pferden eine Weide zur Verfügung zu stellen. Irgendetwas machte er immer, auch wenn ich nie wirklich mitbekam, was.

„Ich will diesen Prinzen nicht sehen. Mein Bauchgefühl sagt mir, dass er nichts Gutes im Schilde führt.“

„Euer Gemahl erwartet Euch“, versuchte es Clementia weiter.

„Ich weiß“, seufzend ergab ich mich. Es hatte keinen Sinn, mich länger zu verstecken. Selbst die Königin war schon anwesend – sie wollte ich nicht allein lassen.

Clementia half mir beim Ankleiden und machte meine Haare schön. „Das Kleid passt perfekt zu der Kleidung Eures Gemahls.“

„Ihr stimmt unsere Farbwahl wohl stets aufeinander ab.“ Ich lächelte meine Zofe an. „Danke dafür.“

„Ihr seht bezaubernd aus, meine Prinzessin. Den Männern werden die Augäpfel aus ihren Augenhöhlen rollen.“

„Clementia!“ Ich lachte und stupste sie an. „Das sollte meinem Gemahl wohl besser nicht zu Ohren kommen.“

Kaum hatten wir den großen Saal erreicht, stand schon mein Gemahl neben mir. Er war tatsächlich in Blau gekleidet, doch er hatte seinen Gürtel umgeschlungen auf welchem er sein Schwert trug. Das half meinem unguten Bauchgefühl nicht, um zu verschwinden.

„Ihr habt lange gebraucht.“

„Ich mag ihn nicht.“

„Ihr kennt ihn nicht.“ Mein Gemahl schaute mich an, und ich versuchte ein gesetztes Lächeln auf mein Gesicht zu zaubern.

„Ich weiß. Aber ich habe kein gutes Gefühl.“

Robin neben mir lachte leise in sich hinein, drückte meine Hand und forderte mich auf ihm zu folgen. Wir gingen direkt auf den Prinzen von Eisenbach zu und mein Herz schlug mit jedem Schritt schneller.

Sein Haar war dunkelbraun, seine Augen stechend grün. Er war groß, schlank und muskulär, so als würde er täglich mehrere Stunden trainieren. Er trug seine Schwertscheide mit dem Schwert ebenso am Körper und blickte uns von Weitem entgegen. Meinen Gemahl hatte er schon kennengelernt, doch ich hatte diesen Mann noch nie gesehen. Mit seinen Katzenaugen beobachtete er jeden meiner Schritte. Auf seinen Lippen zeichnete sich ein Lächeln ab, welches mir durch Mark und Bein ging. Am liebsten wollte ich verschwinden, umdrehen und in mein Zimmer laufen. Ich wollte mich dort einsperren und den Schlüssel aus dem Fenster werfen. Dieses Gefühl war um Welten schlimmer und intensiver als meine Angst, welche ich bei meiner Vermählung gespürt hatte. Diese Angst vor diesem fremden Prinzen war noch viel größer.

Der Wolf in Robin konnte meine Gefühle spüren, als seien es seine eigenen. Deswegen strich er mir sanft über meinen Handrücken, doch es half nicht viel. Normalerweise beruhigte mich die Wärme seines Körpers, doch heute schien es nicht zu wirken.

„Die Prinzessin von Schwarzenburg. Welch eine Ehre.“ Der Prinz von Eisenbach nahm meine Hand und küsste meinen Handrücken. Ich versuchte mich an Simon Reichensteins Worte zu erinnern, dass ich nicht wie eine verschreckte Wühlmaus dreinblicken sollte. Sei es nun bei einem Kampf oder gegenüber unserem Feind. Ich vollführte einen etwas unbeholfenen Knicks und nickte dem Prinzen zu. Erst jetzt erkannte ich eine lange Narbe, welche sich von seiner linken Augenbraue bis hin zu seinem Nasenrücken zog.

„Robin von Schwarzenburg, Ihr habt mir nicht erzählt, wie bezaubernd Eure Gemahlin aussieht. Sie ist eine Augenweide, besonders in Seide.“ Er konnte seinen schmachtenden Blick kaum von mir lösen. Wenn ich gekonnt hätte, hätte ich ihm vor die Füße gekotzt, doch es blieb ihm zu meinem Leidwesen erspart.

Mein Gemahl rümpfte kurz die Nase, ließ sich dann aber auf das Gespräch ein. „Ich wollte, dass Ihr Euch selbst ein Bild von ihrer unsagbaren Schönheit machen könnt.“

„Genug geredet, meine Herren!“ Die Königin Ottilie von Schwarzenburg gesellte sich zu uns und unterbrach das Gespräch der beiden Prinzen einfach. „Mein Gemahl, der König, möchte erfahren, wie Eure Antwort lautet. Es wird kein Festmahl geben, sollte Eure Antwort nicht zu unseren Gunsten ausfallen.“ Die Königin kannte nichts, sie sprach einfach und tat, als wären die zwei Prinzen noch kleine Jungs, die auf der Pferdeweide fangen spielten.

Schlagartig wurde es still im großen Saal. Alle Anwesenden, darunter auch der höhere Stand, drehten sich zu der Königin um.

„Königin Ottilie von Schwarzenburg, welch eine Freude. Ihr lasst mir doch gar keine Zeit, um richtig anzukommen.“ Der Prinz von Eisenbach wollte der Königin ihren Handrücken küssen, doch sie faltete ihre Hände ineinander und gab dem jungen Mann deutlich zu verstehen, was sie von ihm hielt.

„Ich finde wir haben genug Höflichkeiten ausgetauscht. Wir wollen das Landstück, welches uns versprochen wurde.“ Der Königin ihr Blick war eisern und würde ich nicht ihre sanfte Seite kennen, könnte ich glatt Angst vor ihr bekommen.

„Mein Vater, der werte König von Eisenbach, ist der Meinung, dass das Abkommen, welches getroffen wurde, nicht zu seinen Vorteilen ausgefallen war.“

Nun mischte sich auch mein Gemahl ein. „Nicht zu seinem Vorteil? Wir ließen euch ein ganzes Jahr in Frieden und haben nicht einmal versucht euch anzugreifen oder einen Streit mit euch anzufangen. Es wurde die Abmachung getroffen, dass der Familie von Schwarzenburg nach diesem ganzen Jahr das Landstück an unserer Grenze zuteilwird.“

„Mein Vater, der König von Eisenbach, gibt es aber nicht her. Es steht nicht zur Verhandlung.“

„Richtet dem König Utz von Eisenbach aus, dass ich es nicht vergessen werde!“, zischte die Königin und schaute zu ihrem Sohn. Sie wusste, es lag nun an ihm was weiter geschah. Doch ich wusste, dass mein Gemahl dieses Landstück haben wollte, schon allein der Ehre wegen. Man konnte einen Schwarzenburg nicht einfach hintergehen und dabei dann noch Freunde sein. Entweder man war Freund oder Feind.

„Ihr wisst, dass wir dieses Landstück nicht kampflos aufgeben werden. Es wurde uns versprochen“, sprach der Prinz von Schwarzenburg mit ruhiger Stimme. Er ließ sich nicht ankennen, wie wütend er war. Vermutlich hatte er es schon geahnt und sich somit darauf vorbereiten können. Die Familie von Eisenbach war in der Tat niemand, dem man sein Vertrauen schenken sollte.

„Wir ebenso wenig!“ Friedrich von Eisenbach grinste meinen Gemahl schelmisch an, dann wandte er seinen Blick zu mir. „Was sagt Ihr zu dieser Debatte, Olivia von Schwarzenburg?“ Die letzten beiden Worte spuckte er beinahe aus. „Wollt Ihr uns nicht noch zum Essen einladen? Ich bin sicher, es wurde ein Festmahl zubereitet.“ Seine Katzenaugen starrten mich herausfordernd an. Mein Herz pochte schnell, denn ich wusste nicht, was er von mir wollte.

„Wir speisen nicht mit unseren Feinden“, war alles was ich herausbrachte.

Der Prinz von Eisenbach fing schallend an zu lachen. „Ihr seid eine Bell! Doch Ihr speist genauso mit den Schwarzenburgs!“

„Ich bin eine Schwarzenburg!“, zischte ich und wurde von meinem Zorn überrascht. Ich setzte einen Fuß nach vor, doch Robin hielt mich am Arm zurück.

„Falls es Euch entgangen sein sollte, sie wurde mit mir vermählt. Nun, verschwindet aus unserer Burg. Ihr seid hier nicht länger willkommen.“

„Wir werden uns wiedersehen!“, lachte der Prinz von Eisenbach. „Wir werden uns wiedersehen.“ Fast schon wie ein drohendes Versprechen – er sah mir ins Gesicht und wandte seinen Kopf erst ab, als Simon Reichenstein ihn unsanft am Arm packte und ihn Richtung Ausgang dirigierte.

Als die Soldaten von Eisenbach außer Hörweite waren und sich Robin sicher sein konnte, dass sie mitsamt den Pferden unser Dorf verlassen hatten, ergriff er abermals das Wort.

„Wir werden im Morgengrauen aufbrechen. Verabschiedet euch noch von euren Familien, aber wir werden uns dieses Landstück holen, denn es gehört uns. Wir lassen uns nichts nehmen, was uns gehört!“ Er blickte von oben auf mich herab, ließ mich dann los und ging zu seinen Wachen, Soldaten und all den anderen kampffähigen Männern. Er redete stundenlang mit ihnen, befahl wer was zu tun hatte und sorgte dafür, dass die Pferde genügend Schlaf bekamen.

„Ihr solltet schlafen“, meinte die Königin, als sie sich neben mich stellte. „Das wird noch eine lange Nacht für meinen Sohn werden. Ihr solltet Euch etwas ausruhen. Ich werde das Gleiche tun.“ Die Königin seufzte und berührte mich an der Schulter.

Nicht fähig dazu, etwas zu antworten, nickte ich ihr zu und schenkte ihr ein zaghaftes Lächeln. Als sie verschwunden war, stand ich immer noch am selben Platz und konnte nicht fassen, was soeben passiert war. Mein Gemahl würde mich im Morgengrauen verlassen. Dass ich jemals solch eine Verzweiflung fühlen konnte, hatte ich bis dato nicht gewusst.

„Meine Prinzessin.“ Ich erschrak, als Simon Reichenstein plötzlich neben mir war. „Ihr solltet der Aufforderung der Königin nachgehen. Euer Gemahl wird sich noch von Euch verabschieden, habt keine Sorge.“

Mit großen Augen starrte ich den ersten Heerführer an und schüttelte den Kopf. „Weckt er mich am Morgen, gibt mir einen Kuss und geht?“ Ich wollte nicht sarkastisch klingen, doch ich konnte nicht anders.

„Merkt Euch, zeigt Euren Gegnern nie, wie Ihr fühlt.“

Mit zusammengekniffenen Augen betrachtete ich den Heerführer. „Ihr seid nicht mein Gegner.“

„Ich nicht, aber wer weiß was noch kommen mag. Vergesst unsere gemeinsamen Stunden nicht.“

„Das werde ich bestimmt nicht. Aber Ihr kommt doch wieder. Lasst es nicht wie ein Abschied klingen!“ Entsetzt darüber, dass es tatsächlich wie ein Lebewohl geklungen hatte, fasste ich ihn am Handgelenk. „Ihr kehrt wieder zurück!“

Ich hatte dem ersten Heerführer ein leichtes Lächeln entlockt, doch dann wurde er wieder ernst. „Im Krieg kann man nie wissen, meine Prinzessin. Aber es freut mich, dass Ihr Euch um mich sorgt.“

„Passt auf Euch auf!“

Simon Reichenstein neigte den Kopf und ging dann fort. Ob ich ihn jemals wiedersehen würde? Ich hoffte es sehr. Doch das alles machte mir zu schaffen, dass mir eine Träne entkam. Dabei hatte ich mir geschworen, nie wieder vor anderen zu weinen.

Ich sah, wie Simon Reichenstein zu meinem Gemahl ging und irgendetwas sagte. Daraufhin trafen sich die Augen meines Gemahls mit den meinen und ich konnte einen überraschten Geschichtsausdruck erkennen. Robin wechselte noch ein paar Worte mit dem ersten Heerführer und kam dann auf mich zu.

„Olivia, was macht Ihr noch hier?“

„Ich warte.“

Robin seufzte und nahm mich an der Hand. „Ich werde Euch zum Zimmer begleiten.“

Wir gingen schweigend nebeneinanderher und ich hatte mich noch nie so hilflos während seiner Anwesenheit gefühlt. Ich wusste, ich konnte nicht ändern, was er im Begriff war zu tun, doch ich wollte auf keinen Fall, dass er ging.

„Olivia, weint nicht.“ Wir waren vor der Zimmertür angekommen und blieben stehen. Er strich mir die Tränen von den Wangen und küsste mich auf die Stirn.

„Wisst Ihr noch, als Ihr mir sagtet, dass ich mir einfach nehmen soll, wenn ich etwas will? Das ich nicht um Erlaubnis bitten muss?“ Meine Stimme versagte beinahe.

Robin nickte. „Ja.“

Mein Herz schlug mir bis zum Hals, doch ich wusste was ich wollte. Es gab kein Zurück mehr, vor allem nicht, da er ab morgen nicht mehr bei mir war. Die letzten Tage hatte ich oft darüber nachgedacht, doch nun war ich absolut bereit dafür.

Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und küsste ihn – küsste Robin. Ein elektrischer Blitz schoss durch meinen Körper. Ich hatte Angst, dass Robin meinen Kuss nicht erwiderte oder mich im Moment nicht wollte, doch ich war froh, als Robin mich zurückküsste.

Sein Kuss war keine zweckreiche Tat für den Augenblick, so wie es unser Erster war. Auch war er nicht mehr so sanft und vorsichtig, wie bei unserer ersten gemeinsamen innigen Nacht. Nein, er war forschend und stürmisch.

Meine Arme schlangen sich wie von selbst um seinen Hals und mir war in diesem Augenblick sogar egal, dass ein Wache direkt neben unserer Zimmertür stand. Ich wollte Robin heute Nacht, ich wollte ihn so sehr.

Er konnte es spüren, ich wusste es. Als er mich plötzlich hochhob und gegen die Wand drückte, keuchte ich erstaunt auf. Er nutzte diesen kleinen Moment, um mit seiner Zunge meinen Mund zu erforschen. Etwas zu erkunden, was noch nie ein Mann bei mir getan hatte.

Robin unterbrach den Kuss und betrachtete mich leidenschaftlich. Seine Pupillen waren groß und füllten beinahe seine Augen aus. Ich lächelte ihm entgegen, während er die Tür öffnete, mich ins Zimmer drängte und zusperrte.

„Uns wird niemand stören.“

Ich lachte unsicher. Da unsere Münder nicht mehr aneinanderklebten, schaute ich zur Seite. Mein Herz klopfte wild und meine Hände zitterten. Robin merkte es, kam ganz dicht an mich heran und nahm meine Hände in seine.

Ich liebte seine warmen Hände, genauso wie seine küssenden Lippen. Meine Augen trafen sich mit den seinen und ich konnte sein Verlangen sehen. Ich wusste, dass wenn ich nun einen Schritt zurückgehen würde oder nein sagen würde, dass er aufhörte. Dass er mir den Freiraum geben würde, doch ich wollte diesen Freiraum nicht länger. Ich wollte ihn und ich wusste, dass er mich auch wollte. Ich konnte es in seinen Augen lesen.

Ich befreite meine Hände aus den seinen, nur um damit sein Gesicht in sie zu legen. Noch nie hatte ich sein Gesicht in den Händen gehalten. Mein Daumen strich über sein Kinn und eine weitere Träne rollte aus meinen Augen.

„Olivia.“ Robin seufzte und wischte sie mir weg.

„Ich …“ Beinahe wäre meine Stimme gebrochen, doch ich fasste mich wieder. „Ich möchte Euer Gesicht für ewig in meinen Händen halten, Euer Gesicht niemals vergessen. Schon gar nicht diese Augen. Ich hätte Euch schon viel früher küssen sollen, denn ich liebe es, wenn wir es tun. Ich will Euch immer bei mir haben. Bitte kommt wieder.“ Die letzten drei Worte waren nur ein Flüstern, doch alles an Robin änderte sich.

Er beugte sich zu mir hinab und legte seine Lippen zärtlich auf meine. Das Gefühl des Glücks und das Verlangen nach ihm zogen sich bis hinunter zu meinen Zehenspitzen.

Ich zerrte Robin enger an mich heran und versuchte dabei seinen Gürtel zu öffnen.

„Liebste.“ Sein heißer Atem berührte meine Wange.

„Hm?“ Meine Augen betrachteten ihn voller Zuneigung. Noch nie hatte mich jemand so genannt – mein Herz erwärmte sich.

„Seid Ihr sicher?“

„Robin.“ Ich kam seinem Mund immer näher. „Seid Ihr es nicht?“

Die Frage meinerseits beseitigte seine Zurückhaltung und er kam mir mit meinem Kuss entgegen – gierig und wild. Er fuhr mit seinen Händen meinen Körper hinab und versuchte die Schlaufen meines Seidenkleides zu öffnen. Er war lange damit beschäftigt, doch er stöhnte erleichtert an meine Lippen, als er es endlich geschafft hatte. Das entlockte mir ein Lächeln, was ihn dazu verleitete, meinen Mund weiter zu erforschen. Seine Lippen wurden ungeduldiger und wir fielen gemeinsam auf das Bett.

Meine Fingernägel gruben sich in seinen Rücken und erst da merkte ich, wie sehr ich wollte, dass er das Stück Stoff, welches er anhatte, beiseitelegte.

Ich zupfte an seiner Kleidung, bis er seinen Mund von meinem löste und mich von oben herab betrachtete. Er schaute mir in die Augen und ich wusste, er konnte bis tief in meine Seele blicken. Mit nur einer Handbewegung entledigte er sich seiner Klamotten und warf sie achtlos auf den Boden. Dann widmete er sich meinem Kleid und strich es mir vom Körper.

„Das Kleid ist bezaubernd.“ Er küsste mich auf die Schulter. „Aber es steht Euch so viel besser, wenn Ihr es nicht tragt.“

Robin entlockte mir ein Kichern und seine warmen Lippen strichen über meinen Hals. Er küsste mich von meiner Kehle abwärts bis zu meinem Bauchnabel. Überall da wo seine Lippen meine Haut berührten, brannte ich. Mein Körper stand in Flammen, doch es war eine wohltuende Hitze. Ein Feuer, welches ich sogar herbeisehnte.

„Robin“, keuchte ich, als er mit seinen Lippen immer weiter abwärts wanderte. Ich brachte ihn somit dazu, mich wieder anzusehen. „Kommt zu mir.“ Für mehr war ich noch nicht bereit, er merkte das, knurrte kurz, verschloss dann seinen Mund aber wieder mit dem meinen.

Seine Hand wandete währenddessen zwischen meine Beine. Mein Herz klopfte schnell, doch ich lächelte. Als seine Hand meine pulsierende Mitte berührte, reckte ich ihm erwartungsvoll mein Becken entgegen.

Robin unterbrach unseren Kuss, nur um mir intensiv in die Augen zu schauen. Sein forschender Blick ließ mir heiß und kalt gleichzeitig werden.

Dann drangen plötzlich zwei starke, warme Finger in mich ein. Genüsslich stöhnte ich seinen Namen. Bildete ich es mir ein, oder verdunkelten sich seine Augen noch mehr?

"Ihr seid wunderschön", flüsterte Robin, als er seine Finger immer wieder rein und rausgleiten ließ.

Damit entlockte er mir ein weiteres lustvolles Seufzen. Es fühlte sich jetzt schon um Welten besser an als beim ersten Mal! Wie es sich dann wohl anfühlte, wenn nicht nur seine Finger in mir waren?

Sein Daumen zeichnete plötzlich Kreise um einen ganz bestimmten Punkt in meiner Mitte. Noch nie hatte ich so derart viel Verlangen gespürt, wie in diesem Moment! Meine Schenkel spreizten sich automatisch weiter.

Robin stieß ein Knurren aus, und keine Sekunde später trafen seine Lippen erneut auf meine.

Ich hatte keine Angst mehr. Keine Furcht, so wie ich sie bei unserem ersten Mal hatte, als ich Robins Härte zwischen meinen Schenkeln  gespürt hatte.

Ich genoss Robins warme, fordernde Lippen und vergrub meine Finger in seinem pechschwarzen Haar.

Langsam, fast schon zärtlich, drang er schließlich in mich ein und füllte mich komplett aus. Seine Hüften begannen sich zu bewegen.

Es fühlte sich tausend Mal besser an, als bei unserer ersten Nacht! Und noch zig Mal besser, als seine Finger vorhin.

Keuchend nannte ich seinen Namen und atmete schwer, als er sich immer schneller und härter in mir bewegte. Das, und unsere klatschenden Körper, waren alles, was momentan zu hören war.

Ich wollte ihn.

Er wollte mich.

Ich würde ihn auf ewig wollen.

Unendlich viele kleine lustvolle Feuerfunken stürmten von meiner Mitte weg bis in alle Regionen meines Körpers. In mir explodierte förmlich etwas.

Es fühlte sich fantastisch an.

Viel zu gut.

Sündhaft gut.

Das musste wohl dieses berauschende Gefühl sein, welches über diesen Akt als Sünde beschrieben wurde. Bestimmt.

Robin stieß einen Augenblick später einen animalischen Laut aus und sank mit dem Kopf gegen meine Schulter. Schweißperlen standen ihm auf der Stirn, doch es störte mich kein bisschen, als er genau diese an meinen Hals schmiegte und dort schwer atmend verweilte.

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