Kapitel 3


„Der Wolf ist rezent das größte Raubtier aus der Familie der Hunde. Wölfe leben meist in Familienverbänden, fachsprachlich Rudel genannt.", las ich laut vor und holte kurz Luft.

In dem Augenblick klingelte es und es war Schulschluss, lächelnd schlug ich das Buch zu und schaute nach vorne.

„Gut, morgen lesen wir an der Stelle weiter. Macht euch jetzt vom Acker.", sagte Herr Sleen und meine Mitschüler sprinteten schon fast aus dem Raum.

Überrascht wie schnell sie alle zusammengepackt hatten, warf ich teilweise die Sachen in die Tasche.

„Ava?"

Ich stoppte und schaute auf, strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

„Ja?"

„Kann ich dich etwas persönliches Fragen?"

Ich biss mir auf die Unterlippe und zog die Augenbrauen zusammen.

Theoretisch könnte ich ihn abweisen und auch einfach verschwinden.

„Kommt ganz darauf an um was es geht.", sagte ich ehrlich und schulterte die Tasche um. „Waren deine Eltern Mia und Jonas Ilers?"

Als ich ihre Namen hörte zuckte ich zusammen.

„Das ist richtig und ich denke ich muss jetzt auch los, ich habe noch einen Termin."

„Natürlich, noch einen schönen Tag!"

„Ebenso.", murmelte ich und machte mich schnell aus dem Staub.

Im Flur stieß ich tatsächlich mit jemanden zusammen, es war die Frau von gestern.

Schnell entschuldigte ich mich, aber sie war wohl nicht damit zufrieden und stieß mich etwas weg.

„Ich bin schon zu spät du Frischfleisch, meine Güte!"

„Wie bitte?", fragte ich und war perplex.

„Neue Schüler sind Frischfleisch, komm damit klar!", zischte sie und ging schon wieder ihre Wege.

Ich wollte das nicht auf mich sitzen lassen und rannte ihr hinterher, abgesehen davon wollte ich sie auch Fragen wie es dem Mann von gestern ging.

Hatte er es geschafft?

Und wenn ja wie ging es ihm?

„Warte!", rief ich ihr hinterher und erwischte sie auf dem leeren Schulhof.

„Ich habe keine Zeit für dich und du hast doch einen Termin oder täusche ich mich da?"

„Wie geht es dem Mann von gestern?", fragte ich und ignorierte den Gedanken das sie vorhin gelauscht haben musste.

Sie ging wieder weiter und schnaufte kurz.

„Geht dich nichts an!"

„Hat er es geschafft?"

Keine paar Sekunden später hielt ich ihren Arm fest.

„Du weißt doch wie es ihm geht, also sag es mir doch einfach, ja?", fragte ich äußerst freundlich und ließ sie schon wieder los. Ihr Blick lag auf mir und ihr Gesichtsausdruck sagte mir eigentlich das ich schleunigst das Weite suchen sollte.

„Du hast ganz schön Mumm!"

Ich zuckte kurz mit den Schultern.

„Bekomme ich nun eine Antwort?"

„Frag ihn doch selbst!", sagte sie jetzt und blickte zur Straße.

In dem Moment fuhr ein schwarzes Auto vor und kam am Bordstein zum Stehen.

Ein Mann stieg aus dem Auto und ich war tatsächlich sprachlos, ich hatte ihn nicht so attraktiv in Erinnerung, eher blutüberströmt und ohne jeglichen Puls.

„Na willst du ihn nicht fragen, wie es ihm geht?"

„Ich passe.", murmelte ich und ertappte mich dabei, wie ich wieder meine Finger rieb.

Wie konnte er nur nach seinen schweren Verletzungen wieder so fit sein?

Ich fand keinen schnelle logische Erklärung dafür und als er tatsächlich in unsere Richtung kam fühlte ich mich äußert unwohl.

Mittlerweile knackte ich schon den ein oder anderen Finger und mein Herz raste.

„Ich hasse Menschen.", sprudelte es einfach aus mir heraus und schon ging ich weg in die entgegengesetzte Richtung.

Wage konnte ich hören, dass sie mir etwas hinterherrief, aber ich hatte absolut keine Ahnung was das war.

Mein Kopf dröhnte und sobald ich auf der Nebenstraße war, weit weg von den beiden kramte ich meine Tabletten aus der Tasche und nahm eine.

Sie wirkte schnell und ich entspannte mich wieder.

Was ist nur los mit mir?

Normalerweise musste ich nur alle ein bis zwei Wochen eine Tablette nehmen und nicht zwei Tage hintereinander.

Ich atmete tief ein und aus, rieb mir meine Schläfe.

Langsam ging ich wieder los und entschied mich dazu noch schnell in den Supermarkt zu gehen.

Ein kurzer Blick nach oben verriet mir das der Himmel auch Wolkenfrei war und ich hoffte es blieb auch so.

Es dauerte auch nicht lange bis ich ankam, der Parkplatz war brechend voll und drinnen sah es nicht besser aus.

Daher ich nur Nudeln und passierte Tomaten wollte brauchte ich jetzt auch nicht ganz so lange, an der Kasse bezahlte ich Bar und kurz darauf war ich auch wieder draußen an der frischen Luft.

Gerade als ich losgehen wollte entdeckte ich das Auto von vorhin und runzelte die Stirn. Der Fahrer lehnte sich an das Auto und schaute sich um, es dauerte auch nicht lange bis er mich erblickte.

Das gleiche schlechte Gefühl wie vorhin machte sich in mir breit und ich wollte auch wieder verschwinden, nur wollten meine Beine nicht so wie ich wollte.

Ich stolperte und verlor für eine Sekunde das Gleichgewicht.

Fluchend machte ich Bekanntschaft mit dem Boden, sofort schmerzten meine Handflächen und Knien.

„Scheiße!"

Ich hatte gar keine Gelegenheit, um mich kurz zu sammeln oder aufzustehen, jemand packte mich und zog mich auf die Beine.

„Alles okay bei dir?"

„Ja danke.", murmelte ich und rieb mir die Hände, danach schaute ich auf und kam ins Stocken.

Es war der Mann, bei dem ich gestern erste Hilfe leistete und der bis eben noch an seinem Auto stand.

Er hatte unglaubliche schöne Augen und ein markantes Gesicht. Seine Lippen bewegten sich aber die Wörter drangen nicht zu mir durch. Er war mir so nah, dass ich sein Parfüm roch und es war unwiderstehlich gut! Eine Mischung aus Pfefferminze, Rose und Zimt, es war prickelnd und spritzig und es fühlte sich kurz so an als wäre da ein unbändiges Verlangen.

Er umfasste mein Kinn und drehte meinen Kopf leicht hin und her, die Berührung ließ mich aus meiner Starre erwachen.

„Finger weg!", zischte ich und ging sofort einen Schritt nach hinten.

Er ließ seine Hand sinken und ich sah das seine Mundwinkel zuckten.

„Ein kleines Biest.", sagte er und wieder war das ungute Gefühl in mir.

„Wie bitte?"

„Ein einfaches Danke würde reichen."

„Anscheinend hat der Unfall gestern dein Hörvermögen beschädigt, ich hatte mich schon bedankt!", fuhr ich ihn an und er zog eine Augenbraue hoch.

„Ganz schön lautes Mundwerk!"

„Du kannst dich gerne bei mir bedanken das ich gestern dein Leben gerettet habe!", setzte ich noch eins drauf und machte schon kehrt. „Vollidiot."

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