Wölfe jagen
Es war sehr lange her, dass Aurun ratlos gewesen war, doch dieser Anblick verunsicherte ihn sogar. Er wusste, dass er Ankamna hier zurückgelassen hatte und er war sich auch sicher gewesen, dass der Fuchs sie beobachtet hatte. Doch dies hier hätte er nicht erwartet. Weder die Anwesenheit von Ren, noch von Ankamna war zu spüren und das obwohl Ankamnas Körper hier war. Der Zustand war nicht der Beste. Jemand hatte ein gnadenloses Blutbad veranstaltet. Die Wände und der Boden in der näheren Umgebung trieften vor Rot und Ankamnas Körper war aufgerissen und zerfetzt. Dies war schon einmal passiert, doch es hatte ihn nie umgebracht. Wesen wie sie konnten davon gar nicht sterben. Aurun hatte immer geglaubt, dass der Fuchs nur ein dummes Spielzeug war, das Ankamna zu sehr den Kopf verdreht hatte und ihm nicht guttat. Also hatte er Ankamna eine Einschränkung gegeben und seine Sexualität genommen, doch es hatte dessen Interaktion mit Ren nicht im Geringsten gemildert. Aurun hielt im Geiste nach Ankamna Ausschau, dann nach Ren und konnte keinen von beiden richtig erfassen. Es waren nur noch verschwommene Schatten vorhanden, die ihn verwirrten. Es hatte eine entfernte Ähnlichkeit mit Shin, nur waren sie beunruhigender. Er wusste nicht was vor sich ging, doch er wusste, dass es etwas mit dieser Welt zu tun hatte. Alle waren hier irgendwie verrückt. Er erinnerte sich wie er die Gottheiten in dem Himmelspalast angegriffen hatte und alle von ihnen interessiert zugesehen hatten, wie er einem den Kopf vom Leib geschnitten hatte. Sie waren fasziniert gewesen und dann diese beiden Geschwister, die nicht versucht hatten ihn aufzuhalten, sondern sich noch immer in dieser Welt aufhielten. Seit er hier war, war es nicht mehr richtig. Niemand hatte sich ihm zum Kampf gestellt, bis auf eine untote Prinzessin und der Mensch der versucht hatte Veil zu retten. Die letzte Welt die er aufgesucht hatte, hatte heilige Ritter ausgesandt, die ihm beinahe eine Herausforderung geboten hätten. Doch hier sah man zu wie die eigenen Leute litten. Aurun fragte sich, ob die Welt überhaupt schon bemerkt hatte, dass die Unterwelt unter seiner Kontrolle stand und was mit den verstorbenen Seelen geschah. Wahrscheinlich nicht, immerhin hatte auch niemand viele Fragen zu dem Verschwinden der ersten Bevölkerung von Arkham gestellt. Er musste sich nicht einmal groß anstrengen um seine Tätigkeiten zu verbergen. Es lief zu gut. Er hatte sich so sehr gelangweilt, dass er sich sogar begann für diese Welt zu interessieren. Er hatte Shin erschaffen und würde ihn wohl als Erinnerung behalten. Doch von dem Rest der Welt hatte er erst einmal genug.
Er sah auf Ankamnas zerfetzten Körper herab, das erste Zeichen einer Gegenwehr und machte mit einer Hand eine Geste, die an ein Winken erinnerte. Sofort erschienen drei Gestalten mit goldenen Augen neben ihm. „Sagt den anderen Bescheid.", sprach er. „Tötet die Wölfe und dann beginnen wir mit der Ernte. Ich werde später zu euch stoßen." Einen Grund musste er nicht nennen.
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Balgir schob sich vorsichtig durch das allgemeine Gedränge das nach dem Ende einer Unterrichtseinheit auf den Gängen herrschte. Eigentlich hätte Shin dabei sein müssen, hatte aber gefehlt. Balgirs Verdacht fiel auf eigentlich jeden der hier lebte, doch er grenzte es ein auf Cian oder Nell, wobei ihm eine Konfrontation mit Cian irgendwie lieber war. Außerdem fehlte auch Ren, aber der war ständig überall, außer dort wo er sein musste. Erst einmal ging es zu dem Elfen. Balgir ließ die Schulräume hinter sich und erreichte die Schlafsäle noch vor der Mittagspause. Er lief unbeirrt weiter, bis ihm mit einem Mal die gespenstische Stille auffiel, die an diesem Ort herrschte. Misstrauisch blieb er stehen und lauschte. Normalerweise konnte man immer leise Gespräche oder wenigstens eine gewaltsame Auseinandersetzung hören, doch hier war gar nichts mehr. Ein Kribbeln lief über den Nacken des Dämons und er überlegte fieberhaft, was er nun tun konnte. Unnatürliche Stille war nie ein gutes Zeichen. Im Augenwinkel nahm er eine Bewegung war und wich so schnell er konnte zur Seite aus, als eine Hand nach ihm griff. Er schaffte es sie abzuwehren und sah sich einem Fremden gegenüber. Besser konnte er es nicht beschreiben. Zwar hatte die Person eine menschliche Gestalt, doch ihre Bewegung wirkte unnatürlich und fremd. Alles wirkte normal, bis auf die goldenen Augen, die die gleiche Kälte ausstrahlten wie die von Ankamna. Es ist einer von ihnen, dachte Balgir und rannte los so schnell er konnte. Weit kam er jedoch nicht, schon nach den ersten paar Schritten, stand das Wesen direkt vor ihm und schleuderte ihn mit einer einzigen Bewegung zu Boden. Der Aufschlag war so stark, dass Balgir für einen Moment die Luft wegblieb.
„Eine Erklärung wäre angebracht.", sagte der Fremde. „Wir sollen euch töten." Mit diesen Worten hob er die eine Hand, die daraufhin von einem hellen Glanz umgeben war und drückte Balgir mit der anderen Hand auf den Boden. Dann ließ er Balgir plötzlich los und der Ganz verschwand. Ohne zu fragen wand Balgir sich unter ihm hervor und stand wieder auf, bereit wegzurennen, bis er das Messer bemerkte, das in dem Hals des Fremden steckte. Dieser schien mehr irritiert zu sein, als Schmerzen zu empfinden.
Cian erschien neben Balgir und packte ihn am Arm. „Komm mit du Idiot."
Der Fremde zog das Messer heraus und sah es interessiert an. „Meinst du mich damit töten zu können?", fragte er Cian und stellte dann klar: „Du kannst mich nicht töten."
Der Elf setzte ein mitleidiges Gesicht auf. „Das muss schrecklich sein, dann gibt es ja gar nichts, dass dich von deinem Leid erlösen kann.", und er zog ein zweites Messer aus seinem Ärmel, mit dem er dem Mann mit den goldenen Augen kurzerhand in die Kehle stach. Dabei beließen sie es und Elf und Dämon rannten davon. Kurz bevor sie um die nächste Ecke bogen, blickte Balgir zurück und sah, wie der Fremde mit ausdruckslosem Gesicht versuchte den Blutstrom aus seiner Kehle zu stoppen, die beiden beschmutzten Messer vor sich auf dem Boden.
„Einer von denen hat mir in meinem Zimmer aufgelauert. Ganz schön dumm.", erklärte Cian, während er Balgir hinter sich her schleifte.
„Was hast du mit ihm passiert?", fragte der Dämon, der plötzlich ein ungewolltes Mitgefühl für ein Wesen empfand, dem er nie begegnet war.
Cian schnaubte. „Sie können anscheinend wirklich nicht sterben, aber es will mir nicht in den Sinn kommen, warum dies von Vorteil sein sollte. Unverwundbar sind sie ja offensichtlich nicht."
„Was hast du mit ihm...", versuchte Balgir es von neuem und wurde je von Nell unterbrochen, der ihnen entgegengerannt kam.
„Wo ist Shin?", fragte dieser wütend und war anscheinend fest entschlossen Cian bei nächster Gelegenheit am Hals zu packen.
Cian blieb stehen und schubste Balgir zwischen sich und die ankommende Gefahr. „Woher soll ich das wissen? Ich habe in der Freistunde nichts weiter gemacht, als ein paar Unsterbliche aufzuhalten und unseren Freund hier zu retten."
Nur damit du mich jetzt als Schutzschild vor Nell benutzen kannst, dachte Balgir genervt. Zu seiner Überraschung blieb Nell jedoch vor ihm stehen und machte keinerlei Anstalten ihm etwas anzutun. Stattdessen erklärte Nell: „Da war eine Frau die meinte ich würde interessant aussehen und dann hat sie versucht mich zu beißen." Seine Stimme klang ein wenig verunsichert, was bezeichnend dafür war, dass er keinerlei Erfahrung mit Belästigung hatte, weil bisher noch niemand auf die lebensbedrohliche Idee gekommen war es bei ihm zu versuchen.
„Hatte sie goldene Augen?", fragte Balgir interessiert.
„Ja.", sagte Nell. „Ein wenig wie die von Shin, nur kälter."
„Was soll das mit dem Beißen?", erkundigte sich Cian. „Der Typ den ich in meinem Zimmer an die Wand genagelt hab, hat das auch bei mir versucht."
Balgir sah sich zwischen den fragenden Blicken von Nell und Cian gefangen und hob beschwichtigend die Hände. „Ich glaube Shin könnte uns da ein paar Antworten darauf geben, meint ihr nicht, immerhin scheint er mit einem dieser Wesen bekannt zu sein und er hat eine ähnliche Art an sich. Nur leider weiß ich nicht wo er ist."
„Um das Offensichtliche auszusprechen: Wahrscheinlich ist er in seinem Zimmer. Ich glaube die Aufmerksamkeit die er von allen in letzter Zeit bekommt, gefällt ihm nicht sehr gut.", schlug Cian vor.
Es war der einzige Ansatz den sie hatten. Auf dem Weg zu Shins Zimmer wurden sie zweimal von Leuten mit goldenen Augen angegriffen, was dank Nell und Cian keine sehr große Gefahr darstellte. „Was hier nur los ist?", fragte Nell genervt, während Balgir sich eher Sorgen machte. Nicht jeder war sofort bereit sich so konsequent zur Wehr zu setzen, wie seine beiden Begleiter. Wenn Cian nicht rechtzeitig aufgetaucht wäre, hätte der Fremde ihn vorhin auf dem Flur mit Leichtigkeit töten können. Je länger sie unterwegs waren, desto stärker fiel ihnen das Chaos auf, das langsam um sie herum erwachte. Sie kamen an immer mehr kleinen Auseinandersetzungen vorbei, an denen mindestens einer der Personen mit goldenen Augen beteiligt war. Ein Ausnahmezustand schien jedoch nicht zu herrschen. Man lief gelassen an den Kämpfen vorbei oder mischte sich begeistert ein, ohne dass sich jemand weiter daran störte. Bis sich dem Trio erneut jemand in den Weg stellte. Es war der Mann, der Balgir angegriffen hatte und von Cian verwundet worden war, nun war die Verletzung am Hals jetzt komplett verschwunden. Dieses Mal wagte Balgir den Versuch, bevor sich einer von den anderen beiden auf den Fremden stürzte und fragte: „Was macht ihr hier?"
Der Fremde lachte: „Wir werden den Schmutz dieser Anstalt, das heißt euch, vernichten, damit Auruns Herrschaft nichts mehr im Wege steh-", bevor er den Satz beenden konnte, landete etwas auf seinem Rücken und biss ihm in die Schulter. Es war Mero, die ihre spitzen Zähne und Krallen in das Fleisch des Fremden bohrte, bis Blut herausquoll. Der Mann lachte erneut. „Jetzt habe ich einen von euch, los töte sie!", sprach er zu seiner Angreiferin.
Sie verzog kurz überrascht das Gesicht, dann ließ sie von ihm ab und kam auf Balgir, Nell und Cian zu. „Ich mach das wirklich nur, weil er mich darum gebeten hat.", erklärte sie.
Die drei wichen vor ihr zurück, zögerten nicht lange und rannten los. „Das ist wirklich schlecht.", meinte Cian besorgt. „Normalerweise ist sie sehr ruhig, aber ich habe gesehen, wie sie jemandem aus dem Hauswirtschaftskurs den Arm ausgerissen hat. Warum muss sie uns jetzt angreifen?"
„Ich glaube das hat was mit dem Blut zu tun.", überlegte Balgir laut.
Cian sah ihn einen Moment belustigt an und sagte dann: „Ach das erklärt warum du in letzter Zeit so auf den Inkubus fixiert bist."
Bevor Balgir sich fragen konnte, was der Elf damit meinte, bremste Nell plötzlich ab und bog um die nächste Ecke, zog die anderen beiden mit sich. „Eine Abkürzung.", erklärte er, doch schon im nächsten Augenblick drückte er jeden mit einer seiner Klauen am Hals gegen die Wand.
Cian versuchte eine erfolglose Ausweichaktion und musste feststellen, dass er wieder einmal keine Chance hatte. „Was soll das werden?", keuchte er.
„Ich töte euch, wie sie es wollen.", sagte Nell mit leerem Blick.
„Du hast dich doch nicht etwa erwischen lassen?!", fragte Balgir entsetzt.
Neben ihnen erschien der Fremde, zusammen mit Mero. Er nahm die Situation mit Genugtuung zur Kenntnis. „Ich nehme an du hast von unserem Blut zu dir genommen?", fragte er Nell und legte ohne eine Antwort abzuwarten die Hand an seine Stirn. Balgir bemerkte wie sich Nells Griff an seinem Hals bei dieser Berührung verkrampfte, sich aber ansonsten nichts anmerken ließ. „Tatsächlich.", sagte der Fremde zufrieden. „Du darfst dich austoben, ich überlasse sie dir." Er ging, doch er behielt sie noch eine Weile im Auge, eine Sache die wohl auch Nell auffiel, denn er ließ Cian los und trat ihm im nächsten Moment in die Magengegend. Der Elf schrie schmerzerfüllt auf und knickte zusammen. Der Griff um Balgirs Hals schloss sich und der Dämon wurde grob, aber nicht allzu schmerzvoll an die gegenüberliegende Wand geworfen. Nell machte Anstalten Cian erneut zu treten und hielt dann inne.
„Sie sind weg.", stellte er nüchtern fest und half Balgir wieder auf die Beine, während er Cian ignorierte.
„Du bist so ein Arsch.", presste Cian aus zusammengebissenen Zähnen hervor. „Du hast das nur gebracht, damit du mir eine verpassen kannst."
„Du nimmst dich selbst viel zu wichtig.", stellte Nell klar.
„Warum hat er dir geglaubt?", fragte Cian, den vorherigen Kommentar ignorierend.
„Ich habe Shins Blut in mir.", erklärte Nell. „Ich dachte ein Versuch ist es wert." Während er sprach konnte er ein Grinsen nicht unterdrücken, aber von den anderen beiden beschwerte sich keiner mehr. Immerhin hatte es funktioniert und sie waren vorerst sicher. Etwas vorsichtiger als zuvor gingen sie das letzte Stück zu Shins Zimmer.
Ren öffnete die Tür, nachdem Balgir vorgeschickt worden war um anzuklopfen. Er schreckte aus irgendeinem Grund vor Ren zurück. Etwas an ihm war anders und das war bevor Balgir die Blutspuren um dessen Mund bemerkte. „Ren, was ist mit dir passiert?", fragte er überrascht und besorgt.
Ren reagierte zunächst nicht auf seine Frage, dann runzelte er ein wenig die Stirn. „Ren, ach ja.", sagte er, als müsste er sich an seinen eigenen Namen erinnern. „Der Name. Ich habe nur etwas Ungewöhnliches gegessen und nun ist mir ein wenig komisch."
Balgir fragte: „Dürfen wir reinkommen?"
Ren zuckte mit den Schultern, ging ins Zimmer zurück und ließ die Tür offen.
„Ist das jetzt ein Ja oder Nein?", murmelte Cian aufgebracht.
„Eindeutig ein Egal, also rein!", beschloss Nell und schubste den Elfen, damit dieser hineinging. Balgir schloss die Tür hinter ihnen und konnte es einfach nicht verhindern, dass sein besorgter Blick an Ren hängen blieb.
„Ist wirklich alles ok mit dir?", fragte er noch einmal.
„Ich weiß es ehrlich gesagt nicht, ich weiß auch nicht mehr genau was passiert ist.", erklärte dieser verunsichert.
„Wie wäre es, wenn du damit anfängst zu überlegen wo Shin steckt und warum wir von diesen goldäugigen Witzfiguren angegriffen werden.", schlug Nell vor und wollte sich auf Shins Bett setzen, doch hielt er plötzlich inne. Mit wenigen Schritten stand er bei Ren und griff sein Kinn, um dessen Gesicht in seine Richtung zu ziehen.
Balgir rief: „Was soll das denn?!"
„Was ist mit deinen Augen?", fragte Nell. „Du hattest immer grüne Augen." Balgir und Cian sahen über Nells Schulter um ebenfalls einen Blick in Rens Augen zu erhaschen. Sie waren noch immer grün, doch nur noch zur Hälfte. Die unteren Teile der Iris waren golden. Dämon und Elf wichen beide zurück, Balgir zögerlicher, doch dachte er auch daran, wie er vorhin fast umgebracht worden wäre. Nell ließ Ren los, blieb jedoch wo er war und fragte: „Was ist passiert?"
Ren rieb mit einer Hand über die leichten Spuren, die Nells Krallen in seinem Gesicht hinterlassen hatten und zuckte wieder mit den Schultern. „Ich habe etwas gegessen und dann war ich hier. Ich bin mir nicht sicher, ob ich Ren bin, aber der Name ist mir sehr vertraut und dieses Aussehen ist euch vertraut." Er sah hilflos aus, trotz dem angetrockneten Blut um seinen Mund und auf seinen Kleidern.
Nell wollte fragen, was Ren „gegessen" hatte, jedoch blieb ihm die Frage im Hals stecken. Etwas zutiefst Beunruhigendes ging von dem Fuchs aus. Stattdessen fragte er: „Hilfst du uns?" Es lag viel in diesem Satz. Konnten sie Ren noch vertrauen, war er auf ihrer Seite?
Ren schien sich das ebenfalls zu fragen, dann erinnerte er sich an das was Shin für ihn getan hatte, aber auch daran, dass er sich mit Shin angelegt hatte. Die anderen konnten den innerlichen Kampf in den Augen von ihm erkennen, bis Ren sagte: „Ja.", und mit einer Hand unbewusst über die kleine Narbe fühlte, die Shin an seinem Nacken hinterlassen hatte.
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Aurun ging durch die Korridore der Schule und sah sich das Geschehen an, ohne sich einzumischen. Es war an der Zeit diese Welt endlich zu übernehmen und die anderen Goldenen taten ihre Arbeit sehr gut. Er hatte jeden Einzelnen von ihnen aus verschiedenen Welten eingesammelt. Sie alle zeichneten sich dadurch aus, dass sie von dem Blut der Titanen benetzt worden waren und dadurch ein neues Leben erlangt hatten. Manche von ihnen waren einst Götter gewesen, kleine Kreaturen, sogar Gegenstände oder Naturgewalten. Ihm war es ein Leichtes gewesen, sie alle unter seine Kontrolle zu bekommen, denn alle hatten sie sich nach einem Sinn in ihrer Existenz gesehnt und er hatte sie ihnen gegeben. Was ihn selbst betraf, konnte er sich nur noch vage daran erinnern was er war. Er wusste um sein altes Leben, doch er besaß dazu eine emotionale Distanz, die ihn kaum in Erinnerungen schwelgen ließ. Bei den anderen war es genauso. Nur bei Ankamna nicht. Als dieser zu einem Goldenen geworden war, hatte er sein neues Leben genutzt, um dem Fuchs hinterherzulaufen. Aurun konnte darüber nur den Kopf schütteln. Er selbst hatte sich nicht von seinem alten Leben kontrollieren lassen. Einst war Aurun ein Engel gewesen, der Schönste von allen, geformt aus den ewigsten Flammen, ließ er sich mal fallen und wurde überall mit Respekt und Bewunderung betrachtet. Bis er sich wieder den anderen Engeln anschloss und mit ihnen fortging. Er hatte die Unterwelt die er geschaffen hatte zurückgelassen, in dem Wissen, dass es Wesen gab die sie hüten würden. Nun war er zurückgekehrt, wiedererweckt durch das Blut der Titanen. Doch er hatte keine Vorstellung mehr von dieser Welt gehabt, niemand erinnerte sich mehr an ihn und auch Aurun selbst merkte wie alles in die Ferne gerückt war. Die Unterwelt, die Teil von allem war, nahm ihn nicht mehr als ihren König war. Es war also an der Zeit dies alles zu beenden. Er hatte die anderen losgeschickt, um diese Schule ein für alle Mal zu vernichten, danach kam der Rest dieser Welt dran und dann konnte er endlich frei von seiner Vergangenheit sein, die nichts weiter war als eine verschwommene Erinnerung. Ihm war nicht einmal klar, warum er diesen Entschluss gefasst hatte, vielleicht machte es einfach Spaß sie zu zerstören und all diese arroganten Lebewesen mit ihr. Doch vorher musste sie gereinigt werden und er musste Shin zur Vernunft bringen. Als er in der anderen Welt nach ihm griff, merkte er mit einem Schlag, dass Shin von dort verschwunden war. Aurun blieb stehen. Ein paar Meter entfernt von ihm, wurde jemand zu Boden gerissen und zerfetzt, unwichtig ob es ein Schüler war, oder ein Goldener. Shin war verschwunden. Doch die Irritation hielt nicht lange an. Shin würde schon von selbst zu ihm zurückkommen, da war er sich sicher. Wenn der Junge diese Welt retten wollte, würde er sich ihm stellen müssen, doch dann wäre er Aurun wieder voll und ganz verfallen.
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