Lunas

Nach Marhain gehen und Ren zu finden war leichter gesagt als getan. Neben der Hauptstadt hatte Marhain die größte Bevölkerungsdichte auf dem ganzen Kontinent. Mit über 20 Millionen Einwohnern und einer Fläche von fast 700 km² war es wie eine Nadel in einem Nadelhaufen zu suchen. Noch dazu befand sich ein großer Teil der Stadt unter der Erde. Der Tempelberg, der wie ein riesiger Schatten über allem thronte, verlief genau in dem gleichen Ausmaß auch unter der Erde. Eine gespiegelte Pyramide, die höher und tiefer reichte als alles andere an diesem Ort.

Er traute sich nicht noch einmal im Geiste nach Ren zu suchen, oder gar ihn zu sich zu rufen, was nach Roans Aussage durchaus möglich wäre. Stattdessen irrte er ziellos durch die Straßen, bis die Sonne anfing unterzugehen und die Stadt aussah wie in der Erinnerung. Nur dass Shin jetzt hier unten stand, zwischen den Plattenbauten und den hohen seltsam spitz zulaufenden Häusern, und nicht auf sie herabsah. Einer Ahnung folgend drehte er sich um und sah im Süden den Tempelberg aufragen. Könnte es sein, dass Ren sich dort befand? Aber wie sollte er dorthin kommen? Ihm kam eine Gruppe Passanten entgegen und Shin sah nervös auf den Boden und tat so, als würde er sich nicht für sie interessieren. Dabei war das unnötig, denn Roan hatte ihm einen Zauber beigebracht, mit dem er die Farbe seiner Augen verbergen konnte. Niemand würde ihn als Unsterblichen identifizieren. Mit den verschleierten hellroten Augen sah er aus wie ein ganz normaler Inkubus.

Seinem Verdacht folgend, machte Shin sich auf den Weg in die Stadtmitte, um sich dem Tempelberg zu nähern. Auch wenn er nicht wusste wie und ob er ihn betreten konnte, war eine geographische Annäherung doch schon einmal ein guter Anfang. Die Stadtmitte war voller Clubs, Kneipen und Läden die gewisse Dienste anboten. Marhain stand unter dem strengen Regime der Dunkelelfen, war aber eine sehr offene Gesellschaft. Doch galt die Stadt als eine der unsichersten Gegenden, weil häufig Personen verschwanden und nie wieder auftauchten. Außerdem zögerten Dunkelelfen nicht damit zu töten und Leute die das Pech hatten von den Wachen erwischt zu werden, mussten meistens mit dem Tod rechnen. Trotz all dieser Dinge, waren die Straßen hier voll, die Mieten hoch und die Schlangen an den Clubs lang. Shin machte sich um seine eigene Sicherheit erst einmal keine Sorgen. Immerhin konnte er einfach in seine Domäne fliehen oder etwas Magie wirken. Hätte er diese ganzen Dinge doch nur schon beherrscht, bevor er an die Loup Parole gegangen war. Das hätte vieles einfacher gemacht.

Er merkte sehr schnell, dass sein Vorhaben nicht von Erfolg gekrönt sein würde. Der Stadtteil der um den Tempelberg lag, war nur für Dunkelelfen und geladene Gäste zugänglich und Shin war keines von beidem. Er drückte sich ein wenig auf der Straße vor dem Eingang zum inneren Stadtteil herum, bis er schließlich aufgab und in die Innenstadt und ihren Nachtclubs zurückkehrte. Mittlerweile war die Sonne untergegangen und das kalte Licht der Straßenlaternen mischte sich mit den bunten Reklameschildern und roten Fenstern der Etablissements. Da er nicht wusste was er sonst tun sollte, stellte er sich in eine der Schlangen die zu einem Club führten. Der Eingang sah unscheinbar aus und wurde zur Hälfte von einer leuchtenden blauen Mondsichel verziert. Darüber stand in verschnörkelter Schrift: Luna's Lullaby

Während Shin noch überlegte ob er überhaupt genug Geld bei sich hatte, tippte ihm jemand auf die Schulter. Er drehte sich um und erblickte eine Sukkubus. Sie war vielleicht einen Kopf kleiner als er, hatte lange braune Locken und Sommersprossen. Sie lächelte und winkte ihn zu sich, so dass Shin sich zu ihr hinunterbeugte. Sie flüsterte ihm ins Ohr: „Lass uns vor zum Türsteher gehen. Zwei Hübsche wie uns lässt er bestimmt sofort rein."

„Meinst du?", fragte Shin verunsichert. Er war noch nie in einer so großen Stadt und auch noch nie in einem solchen Club gewesen.

Sie kicherte. „Das macht es noch viel besser, weißt du?"

Shin wusste nicht was sie meinte, ließ sich aber von ihr an der Hand nehmen und sie lösten sich aus der Schlange der anstehenden Leute. Zusammen gingen sie an der Menge vorbei und erreichten den Türsteher.

„Stellt euch hinten an!", sagte er sofort. Er war ein Dunkelelf mit weißen Tätowierungen an den Oberarmen, die Labyrinthe und Worte in der Dunkelelfenschrift zeigten. Shin konnte nicht anders als sie anzustarren.

„Och.", machte seine neue Verbündete. „Dabei ist mein Freund mich extra heute besuchen gekommen, damit wir Spaß in den Clubs haben können. Nicht wahr?"

Shin versuchte eine betrübte Miene aufzusetzen. „So wichtig ist es auch nicht.", tadelte er sie, wobei er gar nicht danach aussah. Er setzte seine Verführungsmagie ein und merkte, dass sie es ihm gleichtat.

Der Türsteher zögerte. „Seid ihr beide Sukkubus?", fragte er.

Shin wollte protestieren, aber seine Begleiterin kam ihm zuvor und sagte laut und voller falscher Empörung: „Das dürfen Sie doch nicht einfach so sagen." Und dann blinzelte sie.

Ohne ein weiteres Wort winkte der Dunkelelf die beiden Dämonen hinein.

Sie gingen durch einen dunklen Gang, an dessen Ende sie Lichter sahen und gedämpfte Musik hören konnten.

„Ich bin doch gar kein Sukkubus.", flüsterte Shin.

„Bist du dir sicher?", fragte sie. „Du kommst mir so vor."

„Bin ich nicht ein Inkubus?", fragte Shin. „Immerhin bin ich ein Mann. Oder hat es mit der Orientierung zu tun?"

„Nein.", sie schüttelte den Kopf. „Ich schlafe doch auch mit Frauen. Du kommst mir einfach nur so vor."

„Oh... was ist eigentlich der Unterschied zwischen Inkubus und Sukkubus?", fragte Shin doch seine Frage ging in dem plötzlichen Erschallen der Clubmusik unter. Es war als wären sie durch eine unsichtbare Wand gelaufen und waren im nächsten Schritt von Lärm, Leuten und dem dröhnenden Beat umgeben. Shin sah zu seiner Begleiterin. Sie strahlte von einem Ohr zum anderen, drehte sich dann zu Shin, packte ihn am Hinterkopf und zog ihn zu sich. Vor aller Augen gaben sie sich einen sehr innigen Zungenkuss. Sie war eine sehr gute Küsserin, doch wie immer bei Frauen, konnte Shin nur die Technik bewundern und des Küssens Willen mitmachen. Aber er hatte kein großes Feuerwerk im Kopf. Nach einer halben Minute lösten sie sich voneinander. Shins Oberteil war über seine Schulter gerutscht und er richtete es schnell wieder. Sie zwinkerte ihm zu und war dann in der Menge verschwunden. Sie hatten nicht einmal ihre Namen ausgetauscht. Aber so war das meistens wenn er Wesen seiner Art traf. Irgendwie war man sich sofort einig, aber gleichzeitig genauso schnell wieder auf eigenen Wegen unterwegs. Da er nicht weiter den lüsternen Blicken der anderen Clubbesucher um sich ausgesetzt sein wollte, tat er es ihr gleich und tauchte ebenfalls unter. Alles war voller Leute. Sie standen herum, tanzten, küssten sich, befummelten sich, führten stumme Unterhaltungen oder versuchten sich über die Musik hinweg anzuschreien. Shin war mal hier und mal dort. Tanzte mit jemandem, wimmelte schnell eine Liebeserklärung ab und fand sich dann an der Bar wieder. Es war jedoch nicht die Bar, die er vorhin beim Tanzen gesehen hatte. Dieser Ort war einfach zu riesig und dabei hatte er sich noch nicht einmal die oberen Stockwerke angesehen. Er bestellte sich ein kaltes Bier und sah zu wie der Barkeeper eine Show daraus machte sich umzudrehen und den Kühlschrank hinter sich zu öffnen. Shin nahm die eiskalte Flasche entgegen und nickte dem Mann dankbar zu. Weil es an der Bar dann doch recht voll war, ging er zu einem Stehtisch der gerade freigeworden war. Er hätte nicht erwartet, dass es ihm hier so viel Spaß machen würde. Er erinnerte sich an die Party an der Loup Parole und an Nell, der mit ihm unterwegs gewesen war. Mit ihm wäre es sicher lustiger. Shin trank etwas von dem Bier und spürte wie die Kälte durch seinen Körper zog und ihn erfrischte. Wie lange er wohl hierbleiben sollte? Es war sinnlos hier nach Ren zu suchen, aber wenigstens hatte er ein wenig Spaß. Bevor er sich auf den Weg gemacht hatte, hatte Roan ihm noch gesagt, dass er sich eigentlich gar nicht auf die Suche machen musste. Er könnte Ren auch einfach zu sich befehlen. Aber Shin wollte das nicht. Er hatte das Gefühl, dass er damit eine Grenze überschreiten würde. Er wollte Ren nicht zu etwas zwingen, das würde ihn nicht besser machen als Ankamna.

Er trank sein Bier aus und gab die leere Flasche an der Bar ab. Anschließend wollte er sich zurück auf die Tanzfläche begeben, stieß auf dem Weg aber mit jemandem zusammen, der taumelte und fast hinfiel. Shin versuchte ihn zu stützen, was nicht so einfach war, da sein gegenüber etwas größer war als er selbst. Mit einem Schrecken erkannte Shin dann die Hörner und die unordentlichen Haare. Er hatte Balgir vor sich. Warum war er hier? Shin sah sich nach einem Fluchtweg durch die Menge um, doch da er Balgir schon am stützen war, war es eigentlich aussichtslos. Der Dämon schien irgendetwas zu sagen, aber Shin konnte ihn nicht verstehen. Außerdem war er sich nicht sicher, ob Balgir ihn auch erkannte. Da deutete er plötzlich in Richtung Flur. Sie gingen zusammen los und als sie etwas abseits standen, beugte Balgir sich zu ihm und rief: „Kannst du hier auf mich warten? Ich weiß ich sollte meine Gelegenheit ergreifen jetzt wo ich dich wiedersehe, aber ich muss wirklich ganz dringend zur Toilette mich übergeben!"

Shin war so überrumpelt, dass er Balgir halb rufend, halb gestikulierend mitteilte, dass er hier auf ihn warten würde. Und anstatt den Club sofort zu verlassen, nachdem Balgir um die Ecke verschwunden war, blieb er stehen und wartete. Halb verärgert über sich selbst und voller Neugier, verschränkte Shin die Arme vor der Brust und versuchte so desinteressiert wie möglich zu wirken, damit niemand auf die Idee kam ihn anzusprechen.

Nach vielleicht fünfzehn Minuten kam Balgir zurück. Er sah nicht mehr ganz so blass im Gesicht aus und er wirkte richtig erleichtert, als er Shin sah. Shin deutete zum Ausgang und Balgir nickte. Zusammen liefen sie durch das Gedränge, bis sie schließlich draußen waren. Auch hier trieben sich sehr viele Leute herum, aber die Luft war kühl und erfrischend und es war lange nicht mehr so laut. Außerdem war es mittlerweile dunkel geworden und das Licht der Laternen leuchtete kalt und verlieh allem einen geisterhaften Flimmer.

„Oh man. Ich bin so froh, dass du noch da warst. Als ich über der Kloschüssel hing, habe ich noch vermutet, dass du nur Einbildung gewesen bist.", Balgir versuchte heiter zu klingen, aber seine Beine zitterten und seine Stimme klang matt.

„Sicher, dass es dir wieder besser geht?", fragte Shin, der jetzt doch ein wenig besorgt war.

Balgir nickte tapfer. „Kein Grund dir darüber Gedanken zu machen. Ich muss mit dir reden. Hast du Zeit?"

„Ich habe eben fast zwanzig Minuten auf dich gewartet, während du dir die Seele aus dem Leib gekotzt hast. Ich denke ein paar Minuten mehr kann ich noch entbehren."

„Gut. Ich will mich für Cian und Nell entschuldigen, dass sie dich umbringen wollten. Ich kann verstehen, dass du gegangen bist, nachdem wir gegen den Unsterblichen gekämpft haben. Falls du trotzdem noch was mit uns zu tun haben willst, würden wir uns über deine Hilfe freuen." Er hätte es ein wenig netter ausdrücken können und er kam viel zu schnell auf den Punkt, aber angesichts seines aktuellen Zustands, war es beachtenswert, dass Balgir überhaupt klare Sätze herausbrachte.

„Wofür braucht ihr meine Hilfe und warum bist du überhaupt hier?", fragte Shin.

„Cian wollte in die Heimat. Aber es gibt hier viele Dinge mit denen wir nicht gerechnet haben. Es könnte sein..." Er sah sich um und trat dann einen Schritt näher an Shin heran. „Wir sollen morgen in den Tempelberg kommen. Aber die Dunkelelfen dort finden die Unsterblichen anscheinend gar nicht so schlecht. Was denkst du was die mit drei Typen machen, die in den letzten Monaten Unsterbliche gejagt haben?!"

„Wollt ihr abhauen?", vermutete Shin.

Doch Balgir seufzte wütend und schüttelte den Kopf. „Ich schon, aber die anderen nicht! Als ich dich eben im Club gesehen habe, kam mir die Idee, dass du vielleicht mitkommen kannst und mit denen reden. So als Unsterblicher finden die Dunkelelfen dich bestimmt nicht schlecht."

„Balgir." Und jetzt klang Shin ein wenig genervt. „Ich bin auch ein Inkubus. Hast du mal überlegt was die Dunkelelfen davon halten? Das überhaupt keine gute Idee. Die hattest du nur weil du betrunken bist. Morgen kannst du dich eh nicht mehr daran erinnern."

„Ja und? Wenn wir in den Tempel gehen sind wir sowieso tot. Nell hat vielleicht noch eine Chance wegen seinen Eltern, aber Cian ist erledigt und ich als Dämon sowieso." Er ließ den Kopf leicht sinken und lehnte sich gegen die Wand hinter sich.

Shin dachte daran, dass das eigentlich die Gelegenheit wäre in den Tempelberg zu kommen, aber die Wahrscheinlichkeit war hoch, dass Balgir sich morgen wirklich an nichts mehr erinnerte. Und warum bestanden Nell und Cian darauf, den Tempelberg zu betreten, wenn es eine solche Gefahr darstellte? „Ich komm mit.", hörte Shin sich sagen. Er konnte einfach nicht zulassen, dass Nell etwas passierte.

Balgir lächelte. „Oh danke." Er sank an der Wand hinunter, bis der schließlich in der Hocke saß und sich nicht mehr bewegte. Von der einen Sekunde auf die nächste, hatten ihn all seine Kräfte verlassen.

„Hey... Hey Balgir!" Shin beugte sich zu ihm und versuchte ihn wieder auf die Beine zu bekommen, doch der Dämon ließ sich nicht mehr ansprechen. Das konnte doch jetzt nicht wahr sein... Shin konnte ihn nicht einfach hierlassen, nicht wenn Bailgir ihm eben noch erzählt hatte, dass er hier nicht sicher war. Sollte er ihn vielleicht in seine Domäne bringen? Oder hatte Balgir vielleicht irgendetwas bei sich mit dem Shin sein Hotel oder so herausfinden konnte? Er stand noch eine Weile nachdenklich und leicht panisch vor Balgir, bis er schließlich aufgab und sich an die Wand neben ihn hockte.

Ein bekanntes Gefühl kehrte zurück. Es war dieses Kribbeln im Nacken, gefolgt von der Ahnung beobachtet zu werden. Er kannte es aus der Loup Parole, nachdem der Traumfresser allen den Traum mit Shin eingepflanzt hatte. Und er kannte es von seinem Aufenthalt in dem Motel, wo er von Jägern beobachtet worden war. Jemand hatte es wirklich auf Balgir abgesehen.

Zwei Dunkelelfen näherten sich ihnen und Shin erhob sich und stellte sich vor den Dämon. Jetzt wo er die Gelegenheit hatte sich Dunkelelfen dieser Stadt genauer anzusehen, fiel ihm auf, dass sie ein wenig anders wirkten als Cian. Ihre Haut war irgendwie blasser. Aber vielleicht bildete er es sich auch nur ein, da das kalte Licht der Straßenlaternen alle Farben abstumpfte.

„Geh bitte aus dem Weg, Inkubus.", sagte der eine von ihnen in einem freundlichen, fast schon flirtenden Tonfall.

Shin blieb wo er war. „Warum?", fragte er gelassen und tat so als wisse er nicht was die beiden hier wollten. Er sah, wie der andere Dunkelelf Magie wirkte. Aber es war wirklich schwach. Nichts im Vergleich mit dem, was Cian ihm entgegengeschleudert hatte.

„Hör zu.", der Dunkelelf stand jetzt direkt vor ihm. Er war größer und breiter als Shin und alles an ihm – von seinem Haarschnitt bis zu seinen schwarzen Kleidern – war darauf ausgelegt bedrohlich zu sein. Er fuhr fort, während er Shin mitleidig ansah. „Ich will dir wirklich nicht wehtun, also misch dich besser nicht ein. Oder ist dieser Dämon etwa dein Freund? Dann solltest du dich glücklich schätzen, dass du ihn jetzt endlich loswerden kannst." Und dann flüsterte er, dass nur Shin es verstehen konnte: „Ich kann es dir so viel besser besorgen."

Shin trat einen Schritt zurück und sah den Elfen vor sich abschätzend an. „Keine fünf Minuten."

„Was?", der Elf schien irritiert.

„Du hältst keine fünf Minuten durch, oder du kriegst ihn gar nicht erst hoch.", klärte Shin ihn mit ausdrucksloser Miene auf.

Der Dunkelelf der noch die Magie am wirken war gab ein leises Lachen von sich. Das reichte aus, damit der Elf vor ihm die Faust erhob, um Shin ins Gesicht zu schlagen. Shin stieß ihn mit Magie von sich, so dass er mit seinem Begleiter zusammenstieß und sie beide zu Boden fielen. Bevor er fallen konnte, feuerte der Hintere seinen Angriffszauber auf Shin ab. Shin fing ihn mit einer Hand auf und zerdrückte ihn. Dann ging er zu den beiden Elfen und beugte sich über sie. Natürlich war ihm der Gedanke gekommen, sie anzugreifen. Es war so einfach die Magie zu nehmen, doch Shin hatte kein Gefühl dafür wie weit er gehen konnte. Also entschied er sich für etwas anderes. Er löste für einen Moment den Zauber der seine Augen rot färbte und ging neben seinen Angreifern in die Hocke. „Verschwindet.", flüsterte Shin.

Auf ihren Gesichtern zeigte sich kurz die Angst und der Ausdruck von Leuten die wussten, dass sie es gerade versaut hatten.

Mit einer Spur von Genugtuung sah Shin zu wie sie panisch aufstanden und sich in den Club flüchteten. Shin erhob sich ebenfalls und gesellte sich wieder zu Balgir, der nichts von alldem mitbekommen hatte. Aber wenigstens schien er wieder wach zu sein. „Hn... was ist passiert?", fragte er.

„Du bist betrunken.", erklärte Shin.

„So ein Quatsch.", protestierte Balgir mit matter Stimme. „Ich hatte nur zwei Bier. Davon werde ich nicht so betrunken. Warum bist du überhaupt hier?"

Shin kam ein Gedanke. „Balgir, hast du nie gelernt, dass man sein Getränk auf einer Party nie unbeaufsichtigt lassen soll?" Vor allem nicht wenn man sowieso schon Leute hatte, die einem an den Kragen wollten?

„Huh?", machte Balgir, der nicht verstand.

Shin bekam langsam Mitleid, und half Balgir aufzustehen. „Wo wohnst du im Moment? Ich kann dich hinbringen."

Balgir sah ihn verwirrt an, als würde er nicht wissen was hier passierte, dann deutete er die Straße hinunter und nannte Shin die Adresse einer Hotelanlage.

Sie erreichten ein sehr prunkvoll aussehendes Gebäude, das sich auf den zweiten Blick als mehr Schein als Sein offenbarte und im Flur nach alten Socken roch. Shin nickte dem Portier zu und brachte Balgir zu der Zimmernummer die auf dem Schlüssel stand, den Balgir ihm ohne nachzudenken gereicht hatte. „Ich glaube du hast das Schlimmste überstanden. Es ist gut, dass du vorhin gekotzt hast.", sagte Shin, während er Balgir in das Bett in dem kleinen Hotelzimmer verfrachtete. „Ich werde morgen wieder herkommen und euch in den Tempelberg begleiten."

Balgir saß in dem Bett und musterte Shin einen Moment, bis er plötzlich sagte: „Es tut mit Leid."

Shin zuckte mit den Schultern. „Ist ja nicht deine Schuld, dass dir jemand was ins Getränk gemischt hat."

„Das meine ich nicht. Es tut mit Leid, dass ich so blöd zu dir war, als wir uns wiedergetroffen haben."

Shin stutzte. „Aber das warst du doch nicht. Ohne dich hätten Nell und Cian mich versucht umzubringen."

„Oh...", Balgir sah jetzt wieder verwirrt aus. „Aber ich hab dich Sukkubus genannt und hab andere gemeine Sachen zu dir gesagt."

Aber das waren Dinge die an der Loup Parole passiert waren. Shin sah ihn verwundert an. „Du kannst dich erinnern?"

Balgir schüttelte langsam den Kopf. „Ich weiß nicht... irgendetwas ist nicht richtig."

Shin versuchte seine Aufregung zu unterdrücken und hakte mit ruhiger Stimme nach: „Was meinst du damit?"

Doch Balgir sah ihn nur mit leerem Blick an, als würde er nicht verstehen worum es ging.

„Balgir!", sagte Shin etwas lauter. „Weißt du was an der Loup Parole geschehen ist?"

„Frag mich morgen noch einmal.", entgegnete Balgir. Und mit Blick auf seinen momentanen Zustand war es beachtlich, dass er diese Worte überhaupt zusammenbekommen hatte.

Doch Shin reichte es immer noch nicht. Verärgert wollte er erneut nachfragen, aber da war Balgirs Kopf schon auf Shins Schulter gesunken und der Dämon war eingeschlafen. Sollte er ihn wieder wecken? Würde das überhaupt etwas bringen? Schließlich schob er Balgirs Oberkörper vorsichtig auf das Bett und stand auf. Das Zimmer war klein und eng, wie man sich ein billiges Hotelzimmer eben vorstellte. Shin hoffte, dass Balgir sich morgen auch noch erinnern würde. Oder war es nur ein Effekt von was auch immer er in sein Getränk gemischt bekommen hatte?

Er trat wieder raus auf den muffigen Flur und schloss Balgirs Zimmertür hinter sich.

An der gegenüberliegenden Wand stand Nell. Shin erstarrte, nickte ihm dann kurz zu und wollte sich aus dem Staub machen. Doch Nell sagte: „Warte, kann ich kurz mit dir reden?"

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