Kapitel 87
Die Woche verging wie im Flug. Natalie und auch ihre Freunde kamen aus dem Lernen nicht mehr heraus. Der Schulstress ließ alles andere in den Hintergrund rücken. Nur einmal schafften es Natalie und Nick es noch sich für eine kurze Stunde zu treffen, um ihre Tanzschritte zu verinnerlichen.
Und dann war schon plötzlich Freitag. Der letzte Schultag. Und alle atmeten erleichtert auf.
"Morgen darfst du endlich dein Kleid ausführen!" Natalie hatte das Gefühl, dass Natascha sich fast noch mehr auf die Hochzeit freute als sie - obwohl sie überhaupt nicht hin ging. Sie waren schon auf dem Weg nach Hause, Natascha wollte Natalie unbedingt noch ein paar letzte Tipps zu Frisur und Make-up geben.
"Ich freu mich auch schon sehr", gab Natalie zu und lächelte. Sie hatte einen Entschluss gefasst. "Ich muss dir etwas sagen." Reflexartig sah sie sich um, damit auch wirklich niemand in der Nähe war, der mithören konnte.
"Was ist los?", wollte Natascha neugierig wissen.
"Ich werde nach der Hochzeit mit Nick reden", gestand Natalie und Natascha ließ einen Freudenschrei los, während sie ihrer besten Freundin um den Hals fiel.
"Endlich! Ich fass es nicht, du tust es wirklich! Das freut mich so!" Natalie musste lächeln, als sie sah, wie sehr es Natascha freute. Offenbar hatte Natascha keine Zweifel an Nicks Antwort im Gegensatz zu ihr selbst. Aber selbst wenn er nicht interessiert war, musste sie ihm trotzdem endlich reinen Wein einschenken.
"Ich wollte bis nach der Hochzeit warten, damit die Stimmung nicht komisch ist, wenn..." Natalie lies den Satz unbeendet und zuckte nur mit den Schultern.
"Mach dir keinen so großen Kopf. Ich denke nicht, dass du Angst haben musst." Natascha zwinkerte und grinste ihre Freundin an.
"Weißt du mehr als ich?", wollte Natalie misstrauisch wissen.
"Nein, absolut nicht. Aber ich denke, in diesem Fall habe ich bessere Augen als du."
"Sonst bin doch immer ich die, die in Menschen lesen kann, wie in einem offenen Buch", konterte Natalie.
"We are all fools in love", zitierte Natascha aus Stolz und Vorurteil, einem ihrer beider Lieblingsfilme. Natalie war noch immer nicht ganz überzeugt, aber sie fühlte sich trotzdem schon ein kleines bisschen besser, allein bei dem Gedanken, dass ihre Freundin so zuversichtlich war.
Morgen hätte sie endlich Gewissheit.
- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
Natalie war so nervös, dass sie vor Aufregung kaum schlafen konnte. Am Morgen wachte sie sogar schon vor ihrem Wecker auf und war so munter, dass sie sofort aufstand und unter die Dusche ging. Da sie danach noch viel Zeit hatte, machte sie es sich erst einmal mit einer Tasse Kaffee gemütlich und versuchte sich mit einem Buch von ihrer Nervosität abzulenken. Plötzlich pingte ihre Handy mit einer neuen Nachricht.
Bitte sag mir, dass du nicht so nervös bist wie ich.
Natalie lächelte und tippte schnell.
Wieso nervös? Wir können doch alles!
Wenigstens einer sollte einen kühlen Kopf bewahren und es brachte wohl kaum etwas, wenn sie sich gegenseitig verrückt machten.
Du hast Recht. Es ist nur noch so viel Zeit und ich mach mich selbst nervös. Kann ich schon früher zu dir kommen?
Natalie schmunzelte. Sie mussten um ein Uhr beim Standesamt sein. Geduscht war sie schon, also brauchte sie nicht allzu lange, um sich fertig zu machen.
Wenn du damit klar kommst, dass ich die Hälfte der Zeit im Bad verbringe ;)
Keine drei Sekunden später kam Nicks Antwort.
Bin gleich bei dir!
Dann hätten sie immer noch zwei Stunden, bis sie sich auf den Weg machen mussten. Sie legte ihr Handy neben sich und las weiter, um die Zeit zu vertreiben, bis Nick kam.
Sie hatte gerade einmal siebzehn Seiten geschafft, als es an der Tür klingelte. In Jogginghose, T-Shirt und Wollsocken lief sie nach unten und ließ Nick rein.
"Verdammt, ist das immer noch kalt!", fluchte Nick, als er zur Tür herein stolperte. "Entschuldige, hi erst mal", begrüßte er dann Natalie und zog sie in eine feste Umarmung. "Meine Eltern holen uns um halb eins ab." Er hatte noch immer seinen Anzug in der Hülle in der Hand und hängte diesen an die Garderobe, dann folgten seine Jacke und seine Schuhe.
"Okay, dann bin ich wenigstens nicht komplett erfroren, bis wir dort ankommen. Ich hätte doch das lange Kleid nehmen sollen und mich dann für den Tanz umziehen, aber jetzt ist es zu spät. Egal." Natalie grinste.
"Darf ich dein Kleid jetzt endlich sehen, um das du so ein Geheimnis machst?", fragte Nick schelmisch, aber Natalie schüttelte den Kopf.
"Zwei Stunden wirst du dich jetzt schon noch gedulden können."
- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
"Wann bist du denn endlich fertig?" Natalie hörte Nicks quengelnde Stimme gedämpft durch die Badezimmertür und musste lächeln.
"Ich bin noch nicht einmal zwanzig Minuten hier drin und bin schon fertig mit meinen Haaren und meiner Schminke. Also gleich!" Sie fand Nicks Ungeduld irgendwie süß.
"Aber wann bist du denn fertig? Ich will endlich dein Kleid sehen." Natalie schüttelte schmunzelnd ihren Kopf und zog den Reißverschluss ihres Kleides zu. Sie warf einen letzten Blick in den Spiegel, bevor sie die Tür aufschloss und Nick gegenüber stand.
"JETZT bin ich fertig", meinte sie dann. "Andere Mädchen brauchen dafür drei Mal so lange!", versuchte sie ihm dann begreiflich zu machen.
Nick musterte sie von oben bis unten. Natalie trug ihre Haare in Locken und hatte nur einzelne, vordere Strähnen nach hinten gesteckt. Erst hatte sie mit dem Gedanken an eine lockere Hochsteckfrisur gespielt, aber Natascha und sie waren zu dem Schluss gekommen, dass diese beim Tanzen ihren Geist aufgeben würde. Sie hatte ihre Augen mit Smokey Eyes betont und trug dezente Ohrringe.
Dafür trug ihr Kleid wieder mehr auf. Sie hatte es gesehen und sich sofort darin verliebt. Im Grundton champagnerfarben, war es oben eng geschnitten und fiel ab der Taille in lockeren Falten. Schwarze Muster rankten sich über Taille und Oberkörper und bildeten schließlich einen einzelnen Träger.
Ihre Füße steckten in passenden, hohen Pumps, die sie später gegen ihre Tanzschuhe würde austauschen müssen.
"Aber du bist nicht wie andere Mädchen", sagte Nick schließlich schlicht und fuhr Natalie sacht mit dem Daumen über die Wange. "Und du siehst atemberaubend aus", fügte er hinzu, ohne dabei den Blickkontakt abzubrechen.
"Du siehst auch nicht schlecht aus", brachte Natalie heraus, bevor sie das Gefühl hatte, dass ihr der Atem komplett weg blieb. Allein diese sanfte Berührung brachte ihr Herz zum Rasen.
Genau in dem Moment klingelte es an der Tür. Natürlich.
"Das sind bestimmt deine Eltern."
"Wahrscheinlich." Nick ließ sich davon nicht beirren, sondern blieb dicht vor Natalie stehen, während er mit seinen Fingerspitzen langsam Natalies Hals hinabfuhr und dann seinen Weg über ihre Schulter, ihren Arm hinab, bis zu ihrer Hand fand, die er dann ergriff.
"Lass uns gehen."
_____________________________
Die Hochzeit steht in den Startlöchern - endlich :D
Was erwartet ihr euch davon?
Ich bin schon gespannt, was ihr so sagt ;)
<3<3<3
HeyGuys77
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top