Kapitel 82

"Kann ich kurz mit dir sprechen?" Nick hatte Natascha abgefangen, als Natalie gerade in den Toiletten verschwunden war. Er musste sich also beeilen.

"Klar, was ist los?", fragte Natascha. Irgendwie hatte er jedoch das Gefühl, dass sie genau wusste, warum er mit ihr sprechen wollte. Also kam er am besten gleich auf den Punkt.

"Was ist mit Natalie los?"

Natascha seufzte. "Das muss sie dir selber erzählen." Er nickte. Eigentlich hatte er auch nicht ernsthaft damit gerechnet, etwas zu erfahren. Dafür waren die beiden einfach zu eng befreundet und würden nie etwas verraten, was die andere im Vertrauen erzählt hatte. Und das war auch gut so, genau so sollte eine Freundschaft sein.

"Okay, aber du kümmerst dich um sie?"

"Natürlich, mach dir keinen Kopf, das wird schon wieder." Sie zögerte kurz. "Und über kurz oder lang wird sie es dir sowieso erzählen." Gerade als er nachfragen wollte, was sie damit meinte, kam Natalie zurück und gemeinsam gingen sie zu ihrem Treffpunkt.

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Am Nachmittag lag Nick auf seinem Bett und starrte Löcher in die Decke. Es tat fast schon weh, wie sehr er sich nach Natalie sehnte. Er musste endlich mit der Sprache rausrücken, egal wie ihre Antwort ausfallen würde. Er hatte sie schon beinahe an Marcel verloren, noch einmal wollte er das Risiko nicht eingehen.

Er musste sich irgendetwas einfallen lassen, um sie langsam darauf vorzubereiten. Nick wollte auf keinen Fall riskieren, dass er mit der Tür ins Haus fiel und Natalie vor lauter Schreck erst einmal verscheuchte.

Es musste etwas sein, das ihr zeigte, dass es jemanden in ihrem Leben gab, dem sie mehr als alles andere bedeutete. Und dann würde sie ja hoffentlich schon mit dem Gedanken spielen, dass es Nick war und wenn er dann mit ihr reden würde, wäre sie schon vorbereitet.

Oder dachte er hier viel zu kompliziert? Ihm entwich ein genervtes Stöhnen. Sonst stellte er sich doch auch nicht so an, also wieso machte er so ein Drama, wenn es um Natalie ging?

Unruhig schwang er seine Beine vom Bett, setzte sich an die Kante und fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare, sodass sie in alle Richtungen abstanden, bevor er aufstand und sich an seinen Rechner setzte. Dort öffnete er sein Schreibprogramm und starrte weiter auf die leere Seite.

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Die Woche verging wie im Flug und stürzte die vier in Prüfungsstress, wodurch die kurze Ferienwoche schnell in den Hintergrund rückte. Hatten Sie wirklich gerade eine Woche Urlaub gehabt? Natalie sehnte sich schon wieder nach Wochenende. Aber zum Glück waren die zwei freien Tage nicht mehr weit entfernt. Nur noch sechs Unterrichtsstunden an diesem Freitag, dann wäre wieder Wochenende. Vielleicht könnten sie heute Abend ja wieder etwas zu viert unternehmen?

In diesen Gedanken versunken, packte Natalie ihre Tasche und fand nach langer Zeit wieder einmal einen schlichten weißen Umschlag. Seufzend nahm sie das Kuvert in die Hand und fischte den kleinen Zettel heraus. Als sie die Schrift sah, stutzte sie. Es war eine andere als sonst, aber wieder war ein kleiner Satz darauf abgedruckt.

Weißt du eigentlich, wie viel du mir bedeutest?

Verwirrt starrte sie die kleinen, schwarzen Buchstaben an. Sonst war immer ein Spruch gekommen, aber das hier...das war viel persönlicher. Warum setzte der Schreiber plötzlich auf so einen Stilbruch? War etwas passiert?

Noch immer komplett irritiert, verstaute sie den Zettel bei den anderen, packte dann schnell ihre Tasche fertig und machte sich auf den Weg in die Schule.

Ein weiterer Schultag war geschafft und Natalie atmete erleichtert auf. Noch nicht einmal Hausaufgaben hatte sie noch zu erledigen; die hatte sie schon während des Unterrichts erledigt.

Sie war gerade auf dem Weg nach draußen, mit Natascha an ihrer Seite, als sich ein Arm um ihre Schultern legte. Sofort schlich sich ein Lächeln auf ihr Gesicht, denn dieser Geruch war unverkennbar.

"Heute Nachmittag eine Runde üben bei mir?", wollte Nick wissen.

"Ich hab heute absolut nichts vor, also ja."

"Na, wenn das so ist, dann komm doch gleich mit zu mir."

Natalie sah ihn misstrauisch an. "Hast du etwas zu essen daheim?"

Ernst sah Nick sie an. "Aber selbstverständlich. Du siehst hier den weltbesten Pfannkuchen-Koch vor dir", erklärte er feierlich und zeigte mit einer Hand auf sich selbst.

Natalie lachte. "Da kann ich natürlich nicht widerstehen."

"Gut ihr beiden Turteltäubchen, ich muss dann mal in die andere Richtung", verabschiedete sich Natascha mit einem Grinsen und ignorierte den fassungslosen Blick ihrer besten Freundin. Turteltäubchen? Ihr Ernst? Sie konnte doch nicht vor Nick... Aber dieser nahm Nataschas Sticheleien anscheinend auf die leichte Schulter, denn er zog Natalie noch ein Stückchen näher zu sich und meinte dann grinsend: "Wir turteln zu Hause weiter."

Dafür fing er sich ein fettes Grinsen von Natascha und einen kräftigen Schlag von Natalie gegen die Brust ein. Nick lachte nur, beließ seinen Arm um Natalies Schultern und schob sie in Richtung Heimweg.

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Und wieder mal ein neues Kapitel :)

Verhält sich Natascha richtig?

<3<3<3
HeyGuys77

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