Kapitel 81
"Was für ein Scheiß Montag." Sie saßen zu sechst in der Aula. Marty und Nick wussten auch bereits, dass Zane und Shane nur noch etwa drei Monate auf die gleiche Schule gingen und dann ans andere
Ende des Landes ziehen würden. Nur Nick hatte soeben Natalies gemurmelten Kommentar gehört und legte jetzt einen Arm um ihre Schultern.
"Was ist denn los?", wollte er wissen und war überrascht, als Natalie seinen Arm abschüttelte.
"Reicht das mit Zane und Shane denn nicht?", gab sie giftig und ausweichend zurück. Angriff war noch immer die beste Lösung, oder? Sie konnte sehen, dass Nick von ihrer Reaktion total irritiert war, aber gerade eben war es ihr einfach egal.
"Ähm, doch, klar. Ich dachte nur, dass da vielleicht noch was anderes ist."
"Ach, dachtest du? Tja, dann denk mal weiter!" Völlig genervt schnappte sich Natalie ihre Tasche und ging. Sie war sich der fünf Augenpaare bewusst, die ihr perplex hinterher sahen. Aber gerade eben musste sie einfach weg, ein paar Minuten allein sein. Der Tag war ja nicht schon bescheuert genug, nein, jetzt musste sie auch noch total PMS reagieren und konnte ihre Tränen kaum mehr zurück halten.
Kurz entschlossen machte sie sich auf den Weg ins Sekretariat, um sich einen Befreiungszettel zu holen. Der Nachmittagsunterricht konnte ihr heute gestohlen bleiben.
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Hatte er etwas falsch gemacht? Er hatte doch nur wissen wollen, ob mit ihr alles okay war, ob er irgendwie helfen konnte. Er wollte nur für Natalie da sein, so wie er es immer war und immer sein würde. Also was zum Geier war hier gerade passiert? Sein Blick flog zu Natascha, die ebenso verdutzt aussah, wie er sich fühlte. Mit fragend hochgezogener Augenbraue sah er sie an.
"Ich hab keine Ahnung, was das gerade war!" Täuschte er sich oder überzog da eine leichte Röte ihre Wangen? Verlegenheit? Wusste sie vielleicht doch mehr? "Heute ist einfach nicht ihr Tag..." Nataschas Blick flehte darum, dass er nicht weiter bohrte. Er nickte und ließ es gut sein.
Zumindest für den Augenblick.
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Zum Glück waren ihre Eltern noch in der Arbeit und ihre Schwester in der Schule oder sonst wo, als sie heim kam. Sie verschanzte sich in ihrem Zimmer, schmiss ihre Tasche in eine Ecke und kuschelte sich dann mit ihrem mp3-Player unter die Decke.
Sie schämte sich dafür, dass sie die Neuigkeit vom Umzug der Zwillinge bei Weitem nicht so sehr beschäftigte, wie die Sache mit Nick. Oh Gott, was war da gerade nur in sie gefahren?
Sie wusste, dass er es nur gut gemeint hatte. Aber irgendwie war ihr in dem Moment eine Sicherung durchgebrannt. Jetzt bekam sie auch noch typische Bauchschmerzen und die melancholische Musik, die ihr in die Ohren drang, steigerte ihre Laune auch nicht wirklich. Kurzerhand machte sie die Musik wieder aus, schmiss sich eine Tablette ein und machte es sich mit ihrem Laptop wieder im Bett gemütlich. An solchen Tagen half einfach nur noch ein kitschiger Mädchenfilm.
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Natalie döste nach dem Film ein wenig. Die Embryonalstellung milderte ihre Schmerzen ein wenig. Noch eine Tablette wollte sie nicht nehmen, also musste sie da jetzt durch. Und wenn sie ein wenig schlafen könnte, wären die Schmerzen danach vielleicht weg.
Gerade als sie langsam in das Reich der Träume abdriftete, riss sie die Türklingel zurück in die Realität. Kurz spielte sie mit dem Gedanken, einfach nicht aufzumachen, da außer ihr anscheinend noch immer niemand zu Hause war, aber dann erhob sie sich doch langsam und machte sich auf den Weg zur Tür, von der erneut ein Klingeln zu hören war. Da war aber jemand ungeduldig.
Sie öffnete die Tür und war mehr als überrascht, als sie Nick dort stehen sah, der ein wenig betreten aussah. Kurz starrte sie ihn einfach nur mit offenem Mund an und vergaß dabei vollkommen ihn herein zu bitten.
"Darf ich vielleicht kurz...?" Nick machte eine Handbewegung, die ins Innere des Hauses zeigte.
"Was? Ja, natürlich! Komm rein." Natalie trat einen Schritt auf die Seite, um Nick Platz zu machen und schloss dann die Tür hinter ihm, durch die eisige Luft ins Haus drang.
"Um ehrlich zu sein, war ich mir nicht sicher, ob es okay ist, wenn ich komme." Was hatte sie nur angestellt? Wie hatte sie es geschafft, dass ihr bester Freund das Gefühl hatte, bei ihr nicht mehr willkommen zu sein? Ohne ein weiteres Wort, schlang sie ihre Arme um ihn und spürte förmlich, wie sein Körper sich durch die Erleichterung wieder entspannte. Er hielt sie so fest, dass es fast schon schmerzhaft war, aber in diesem Moment war es genau richtig. Eine Weile später löste sie sich von ihm.
"Lass uns hoch gehen. Ich kann nicht mehr stehen." Nick kannte sie schon so lange, vor ihm war ihr dieses Thema schon seit einer Ewigkeit nicht mehr peinlich.
"Oh, klar." Er folgte ihr nach oben in ihr Zimmer, wo sich Natalie wieder sitzend unter ihre Decke kuschelte und für Nick neben sich Platz machte.
"Wir haben uns Sorgen gemacht, weil du plötzlich weg warst und gar nichts gesagt hast." Kein Vorwurf in seiner Stimme, nur pure Sorge. Manchmal hatte sie das Gefühl, dass Nick fast zu perfekt war, um wahr zu sein.
"Das tut mir leid. Ich war vorhin... Mir ging es einfach nicht gut." Nick nahm ihre Hand und fuhr sanft mit seinem Daumen darüber.
"Willst du darüber reden?" Sein Blick war so ruhig. Natalie war kurz davor, ihm einfach alles zu sagen, aber irgendetwas hielt sie zurück. Wahrscheinlich einfach Angst. Sie konnte sich nicht überwinden, ihm in dieser Sache ihr Innerstes offen zu legen. Was wäre, wenn er sie zurück wies? Könnte sie damit umgehen? Statt einer Antwort, kullerte ihr eine Träne die Wange hinunter. So schnell konnte sie gar nicht schauen, wie sie sich in Nicks Armen wieder fand.
"Ist schon okay, ich bin für dich da." Sanft wiegte er sie hin und her, während er leise beruhigende Floskeln in ihr Ohr murmelte.
"Ich weiß, das bist du immer. Aber ich kann darüber gerade nicht sprechen. Noch nicht." Jetzt war er ein wenig beunruhigt. Was gab es, worüber sie mit ihm nicht sprechen konnte? Bis jetzt hatte er das Gefühl gehabt, sie würden über alles sprechen können und Natalie würde sich bei ihm wohl fühlen.
"Redest du mit Natascha darüber?" Das zaghafte Nicken beruhigte ihn wieder ein wenig. Zumindest hatte sie jemanden, mit dem sie reden konnte, das war gut. Man sollte Dinge nicht in sich hineinfressen. Dann dachte man nur viel zu viel darüber nach und verkomplizierte sie, obwohl sie in Wirklichkeit gar nicht so schlimm waren. Manchmal brauchte man dann einfach eine zweite Sichtweise, eine neutrale Person, die die Sache objektiv betrachten konnte. Er wäre gerne diese Person gewesen, aber solange sie ihre beste Freundin ins Vertrauen zog, musste er sich wenigstens keine allzu großen Sorgen machen.
Manche Dinge besprach ein Mädchen wohl lieber nur mit einem anderen Mädchen.
Dinge, wie Jungs.
Sein Herz setzte einen kurzen Moment aus.
Hatte Natalie Liebeskummer? War es Marcel? Bereute sie es, ihn zurückgewiesen zu haben?
'Komm runter!', ermahnte er sich selbst. Er wusste nichts sicher, also brachte es auch nichts, sich jetzt darüber den Kopf zu zerbrechen.
Am besten knöpfte er sich nochmal Natascha vor.
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Und hier wie versprochen noch ein Kapitel diese Woche :D
Dieses Mal sogar ein biiiisschen mehr Drama als letztes Mal ;)
<3<3<3
HeyGuys77
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