Kapitel 78
Als Natalie sich wieder zurück ins Zimmer schlich, wartete Natascha bereits auf sie.
"Wo warst du denn schon so früh?"
Natalie musste grinsen. Natascha sagte einfach immer gleich das, was sie dachte und nahm sich kein Blatt vor den Mund.
"Einen wunderschönen guten Morgen auch. Ich hoffe, du hast gut geschlafen?"
"Ja, ja, blabla. Aber du offenbar nicht. Um die Uhrzeit duschen, nachdem wir gestern so lang weg waren? Was ist los?"
"Nichts, was soll schon sein?" Natalie versuchte so beiläufig wie möglich zu klingen, irgendwie wollte sie gerade nicht über gestern reden. Oder sollte sie vielleicht doch alles mal loswerden? Natascha hatte letztes Mal auch ganz ruhig reagiert. Aber da hatte sie auch nichts von dem Kuss erzählt. Dem inzwischen ja schon ein zweiter gefolgt war. Und trotzdem war sie immer noch verwirrt. Sie hatte sich in Nick verliebt, so viel gestand sie sich ja ein. Aber würde das eine Zukunft haben? Nick machte ja nicht wirklich Anstalten aus ihrer Freundschaft mehr werden zu lassen.
Außer, dass er sie geküsst hatte, als sie beide betrunken waren.
Und dass er gestern ihren Kuss erwidert hatte. Recht intensiv sogar.
"Jetzt spucks schon aus." Natascha hatte sich liegend auf einen Arm abgestützt und sah ihre beste Freundin abwartend an. Natalie setzte sich im Schneidersitz neben sie aufs Bett. Dass sie Natascha jetzt nicht mehr auskommen würde, war klar, also musste sie sich auch nicht länger sträuben. Kurz zögerte sie noch, da sie nicht genau wusste, wo sie anfangen sollte. Aber dann entschied sie sich einfach für die direkte Methode.
"Ich hab Nick geküsst." Natascha fiel die Kinnlade runter. "Zwei Mal."
"Du hast bitte W-A-S?? Wann ist das denn passiert? Und warum hast du nichts gesagt? Heißt das, er will dich auch? Seid ihr jetzt zusammen?" Natalie hob eine Hand, um ihre Freundin in ihrem Verhör zu stoppen.
"Ganz langsam, wenn du kurz die Klappe hältst, erzähl ich dir alles."
Schnell setzte Natascha sich auf. "Bin schon still." Und das war sie auch wirklich, bis Natalie ihr alles erzählt hatte. Angefangen bei dem Kuss nach den ganzen Tequila Shots und dem Gespräch am nächsten Morgen, über gestern Abend mit dem Kerl und dem zweiten Kuss, bis hin zu dem, was heute morgen in der Dusche passiert war. Als Natalie am Ende angekommen war, blieb Natascha erst einmal still und schien das alles kurz verarbeiten zu müssen.
"Also nochmal", fing sie langsam an. "Nick küsst dich, du sagst am nächsten Morgen, dass ihr das einfach vergessen solltet. Dann küsst du ihn und er sagt, dass ihr das vergessen sollt. Ihr seid schon ein bisschen kompliziert, oder?" Natascha schaute nicht minder verwirrt aus der Wäsche und Natalie konnte nur nicken.
"Und warum hast du gestern nicht gesagt, was mit diesem Kerl passiert ist? Wir hätten doch gleich heim gehen können!" Natascha sah ehrlich besorgt aus.
"Nein, ist schon ok. Ich wollte euch den Spaß nicht verderben. Und es ist ja auch nichts passiert."
"Zum Glück", murmelte Natascha und drückte Natalies Hand. "Aber nochmal zurück zu dir und den Jungs. Marcel ist ja offenbar kein Thema mehr, sehe ich das richtig?"
"Ähhh..." Darüber hatte Natalie noch nicht wirklich nachgedacht und Natascha schaute sie ungläubig an.
"Du ziehst ihn wirklich noch in Betracht?"
"Ja, also nein, also... Ich hab keine Ahnung."
Natascha machte sich ehrlich Sorgen um ihre Freundin. So durch den Wind hatte sie Natalie noch nie erlebt. Sie hatte sich ganz offensichtlich in Nick verliebt und trotzdem hing sie noch ein bisschen an Marcel? Wo war das Problem?
"Natalie, du hast dich in Nick verliebt. Wovor hast du Angst?"
"Ich habe Angst, dass er nicht genauso empfindet und dass ich unsere Freundschaft kaputt mache. Und offensichtlich bin ich für ihn ja nur eine Freundin, sonst hätte er doch schon längst was gesagt."
"Soll ich mal mit Marty reden? Vielleicht kriegt er ja was aus Nick raus."
"Nein!" Natalie sah Natascha entsetzt an. "Wenn Marty auf einmal anfängt Fragen zu stellen, dann macht das nur noch mehr kaputt." Das bezweifelte Natascha zwar, aber sie akzeptierte den Wunsch ihrer Freundin. Zumindest vorerst. Vielleicht brachten die beiden das ja doch noch alleine auf die Reihe.
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Nach dem ausgelassenen Abend, wollten sie es heute ein wenig ruhiger angehen lassen und beschlossen nachmittags ins Kino zu gehen. Sie suchten einen Film aus, der allen gefiel und landeten schließlich in "Mockingjay". Als sie ausgestattet mit Popcorn, Nachos und Cola den Kinosaal
betraten, waren die Plätze bereits zur mehr als der Hälfte belegt. War wohl recht begehrt der Film, obwohl das bereits die dritte Spielwoche war. Sie suchten sich ihre Plätze und machten es sich gemütlich. Natascha und Marty saßen selbstverständlich nebeneinander, Natalie schloss sich an Natascha an, die wiederum Marcel neben sich hatte und Nick bildete das Ende der Reihe.
Noch immer wusste Natalie nicht so ganz, wie sie mit Marcel umgehen sollte, auch wenn in ihr bereits ein Entschluss heranreifte. Aber gerade auch deswegen war ihr ein wenig unwohl bei dem Gedanken, die ganze Zeit so dicht neben ihm zu sitzen. Aber gut, daran war jetzt nichts mehr zu ändern. Außerdem sahen sie sich nur einen Film an, also was sollte schon groß passieren? Sie würden ja noch nicht mal miteinander reden müssen.
Und was war das mit Nick und ihr? Die Anziehungskraft zwischen ihnen beiden konnte sie definitiv nicht leugnen. Aber hatte das einfach nur damit zu tun, weil sie einander so verdammt gut kannten und so viel Zeit miteinander verbrachten? Denn wenn es anders wäre, dann hätte Nick doch längst etwas gesagt. An diesem Punkt war sie bereits gewesen. Ihre Gedanken drehten sich mal wieder im Kreis.
"Natalie?" Erschrocken fuhr Natalie zusammen und Marcel sah sie amüsiert an. "Wo warst du denn schon wieder in Gedanken?"
Natalie hätte schwören können, dass sie gerade rot anlief, was Marcel anscheinend nicht entging, denn sein Grinsen vertiefte sich. Wahrscheinlich dachte er jetzt, sie hätte gerade an sonst was gedacht. Egal, sollte er doch.
"Also, willst du jetzt Popcorn?", fragte er und hielt ihr die riesige Box unter die Nase.
"Nein, danke, ich bleib bei den Nachos." Marcel nickte und schnappte sich dann ohne zu fragen ein paar von Natalies Nachos, die er sich genüsslich in den Mund schob.
"Hey!", rief Natalie empört, konnte sich aber das Grinsen nicht verkneifen und bekam deshalb von Marcel auch keine Entschuldigung, sondern nur ein weiteres schelmisches Grinsen. In dem Moment wurden die Lichter gedimmt und die Werbung begann. Während sie sich nicht unbedingt leise über den einen oder anderen Trailer lustig machten, hatte Natalie ihre bedrückte Stimmung schon fast vergessen. Schließlich gingen die Lichter ganz aus und Dunkelheit senkte sich über den Saal, bevor der Film begann. Der Film lief schon eine Weile, als Marcel plötzlich seine Hand mit Natalies verschränkte. Kurz war Natalie völlig irritiert, dann glitt ihr Blick wie automatisch zu Nick, der in diesem Moment von ihren umschlungenen Händen in ihre Augen sah und sie hatte das Gefühl, alles würde gerade in Zeitlupe ablaufen. Seinen Gesichtsausdruck konnte sie nicht deuten. Sie bemerkte, dass auch Marcel sie nachdenklich ansah. Dann drückte er ihre Hand noch einmal, bevor er sie los ließ und sich wieder dem Film zuwandte.
Natalie rutschte tiefer in ihren Sessel.
Eine Entscheidung musste her.
Und zwar bald.
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Mal ein Gespräch zwischen besten Freundinnen :) und ein etwas verkorkster Kinoabend^^
Schreibt mir, was ihr denkt und votet fleißig, wenn euch das Kapitel gefallen hat! :D
<3<3<3
HeyGuys77
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