Kapitel 7

Mit dem Beginn der Ferien, kam Nicks Cousin Marcel zu Besuch. Er sollte die ganzen Ferien bei ihm wohnen, worüber sich Nick sehr freute. Die beiden waren nicht nur in etwa gleich alt, sondern waren absolut auf einer Wellenlänge. Sie waren sich in vielen Dingen sehr ähnlich, manchmal sogar fast zu ähnlich, wie sie bald feststellen mussten.

Nick holte Marcel gemeinsam mit seinen Eltern vom Bahnhof ab. Als der Zug einfuhr, hielten sie ungeduldig Ausschau nach ihm. Menschenmassen drängten sich an ihnen vorbei und Marcel wäre um ein Haar an ihnen vorbeigelaufen, hätte Nick ihn nicht in dem Menschenstrom vorbeihuschen sehen. Nick und er tauschten einen Handschlag aus und dann winkte er seinen Eltern zu, damit sie zu ihnen kamen. Nicks Vater klopfte ihm auf die Schulter, aber bei seiner Mutter kam er nicht um die Umarmung herum, die er mit einem unterdrückten Seufzer über sich ergehen ließ.

Marcel sah Nick sehr ähnlich. Er hatte ebenfalls blonde Haare und blaue Augen, die zu leuchten schienen. Er war ein bisschen kleiner als Nick, aber genauso durchtrainiert, was eindeutig anziehend wirkte.

Es war das erste Mal, dass Marcel Nick besuchte. Aufgrund der großen Entfernung, sahen sich die beiden nicht sehr häufig. Die letzten Jahre war Nick immer zu ihm gefahren, um dort auch weitere Verwandte zu besuchen. Außerdem war Nicks Familie vor drei Jahren umgezogen und Marcel hatte das neue Haus noch nicht in Augenschein nehmen können.

Als er ankam und ihm das Haus gezeigt wurde, war er sofort hin und weg. Nick zeigte ihm das Erdgeschoss mit der Garderobe, dem Wohnzimmer und dem Esszimmer, der Küche und der Gästetoilette. Dann führte er ihn nach oben, wo sie einen kurzen Blick in das Schlafzimmer von Nicks Eltern warfen. Dann zeigte er ihm das Bad und wo er sich Handtücher nehmen konnte. Überwältigt war er dann aber von Nicks Zimmer, in dem er die nächsten sechs Wochen schlafen sollte, weil es genau seinem Geschmack entsprach. Die Wände waren in einem dezenten Blauton gestrichen, der gut zu den neutralen Möbeln aus hellem Holz passte. Es standen keine unnötigen Staubfänger auf den Regalen, sondern diese wurden mit Büchern ausgefüllt; hauptsächlich Krimis, wie Marcel erfreut feststellte. Auf dem Fensterbrett befanden sich keine Zimmerpflanzen, sondern nur eine einzelne weiße Kerze auf einem kleinen Teller, der farblich genau zur Wand passte.

„Du bist ein Kerzen-Mensch?", wollte Marcel mit leicht spöttischer Stimme wissen.

„Die habe ich von einer Freundin bekommen, Natalie. Du wirst sie morgen kennen lernen, zusammen mit Natascha und Marty. Die drei sind meine besten Freunde."

„Na, da bin ich aber gespannt."

Und mit einem Grinsen stellte Marcel fest, dass Nicks Schreibtisch - obwohl er anscheinend versucht hatte ihn aufzuräumen - höchstwahrscheinlich für gewöhnlich ein einziges Chaos war, wie die hohen Stapel an den Seiten erkennen ließen.

Als es an der Tür klingelte, saßen Nick und Marcel gerade im Garten und ließen sich von der Sonne bescheinen.

„Warte hier. Ich geh aufmachen", sagte Nick. Er ging ins Haus und öffnete die Tür. Die drei kamen rein und Nick ließ die Tür hinter ihnen ins Schloss fallen. Danach führte er sie in den Garten zu Marcel.

„Marcel, das sind Natalie, Natascha und Marty", stellte er sie vor und zeigte mit einer Handbewegung, wem welcher Name zuzuordnen war.

Marcel, der mit geschlossenen Augen im Gras gelegen hatte, setzte sich auf und sah in die Richtung aus der Nicks Stimme kam. Er musste seine Augen mit den Händen abschirmen, damit er überhaupt etwas sehen konnte. Und dann erblickte er neben Nick das wahrscheinlich schönste Wesen, das ihm je unter die Augen gekommen war: Natalie. Sofort sprang er auf und ging auf die Gruppe zu - könnte man denken. Aber sein Blick galt nur Natalie, auf die er auch direkt zusteuerte.

„Hi, ich bin Marcel", sagte er strahlend und streckte Natalie die Hand hin. Natalie nahm sie ein wenig verwirrt und meinte nur: „Natalie. Schön dich kennen zu lernen." Ein wenig vor den Kopf gestoßen, weil Natalie ihn relativ kühl begrüßt hatte, taumelte er ein paar Zentimeter zurück. Er ging zu den anderen beiden und schüttelte ihnen nach der Ladies-First-Regel die Hände.

„Was haltet ihr davon, wenn wir Marcel ein wenig unser kleines Städtchen zeigen?" Allgemeine Zustimmung schlug Nick entgegen und sie machten sich sofort auf den Weg.

Sie zeigten ihm ihre Stammeisdiele und -pizzeria, die er selbstverständlich bald auch bei einem ihrer Treffen von innen würde betrachten können. Danach führten sie Marcel in den Park, in dem sie sich auch oft trafen, um gemeinsam Tischtennis zu spielen oder um Nick und

Marty beim Skateboarden zuzusehen. In diesem Park machten sie auch oft bei schönem Wetter ein Picknick und vertrieben sich die Zeit mit Canasta spielen oder mit Federball.

„Und das ist das Irrenhaus", erklärte Nick abschließend und zeigte auf die Schule, woraufhin alle in schallendes Gelächter ausbrachen.


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