Kapitel 67

Als die beiden es endlich von der Eisfläche geschafft hatten und umgezogen waren, holten Sie sich an dem Selbstbedienungsstand zwei große, dampfende Kaffeebecher und setzten sich dann so hin, dass sie den anderen beim Fahren zusehen konnten. Sie hatten gar nicht Bescheid gegeben, dass sie sich ins Warme setzten, aber Natalie wusste, dass Natascha und Marty genau wussten, wo sie sie finden würden. Sie lächelte, als sie darüber nachdachte, was für tolle Freunde sie hatte und blickte unwillkürlich zu Nick, der auf der Bank neben ihr saß. Dieser sah sie fragend an.

„Ich bin so froh, dass ich euch habe." Wie gerne hätte sie dem noch etwas hinzugefügt. Am liebsten hätte sie sich einfach vorgebeugt und Nick geküsst. Aber das kam natürlich nicht infrage. Umso überraschter war sie, als sie Nicks Hand kurz an ihrer Wange spürte und diese dann ihre Hand ergriff und nicht mehr los ließ. Er zeichnete mit seinem Daumen kleine Kreise auf ihren Handrücken und hinterließ dabei eine feurige Spur. Was tat er da? Gedankenverloren blickte Nick auf ihre beiden Hände. Dann schaute er plötzlich hoch und ertappte Natalie dabei, wie sie ihn musterte.

„Darf ich dich was fragen?"

„Klar, immer."

„Ist da was zwischen dir und Marcel?"

Verdutzt sah Natalie ihn an. Damit hatte sie nun wirklich nicht gerechnet.

„Warum fragst du?"

'Verdammt, siehst du nicht, warum ich frage?' Es war zum Verzweifeln.

„Du, meine beste Freundin, er, mein Cousin... Ich bin neugierig."

Natalie atmete einmal tief durch. Nick hielt noch immer ihre Hand und sie konnte sich kaum konzentrieren. Ja, was war da mit Marcel? Er mochte sie, aber was war mit ihr? Vor zehn Minuten hätte sie Nick einfach gesagt, dass sie Marcel und sich wahrscheinlich eine Chance geben würde.

Aber jetzt, hier, mit Nicks Hand in ihrer und seinem Daumen, der sie noch immer unaufhörlich streichelte...

„Ich weiß es nicht, Nick. Ich weiß es einfach nicht." Oh nein, jetzt nicht heulen. Bitte, nicht heulen! Nick hatte trotzdem gesehen, dass ihr Tränen in den Augen standen. Er nahm ihre Beine und legte sie über seine, sodass er sie fest in den Arm nehmen konnte. „Seit...letztem Sommer denke ich immer wieder darüber nach. Ich mag ihn, ich bin gerne mit ihm zusammen, aber reicht das? Außerdem wohnt er so weit weg, wir würden uns kaum sehen. Ich..." Natalie brach ab und versank wieder in den Überlegungen, die ihr seit langem immer wieder durch den Kopf spukten. Sie spürte wie Nick ihr einen Kuss auf den Scheitel drückte. Sie konnte nicht ahnen, wie sehr ihn ihre Worte auf der einen Seite verletzten und ihn auf der anderen Seite aber auch einen kleinen Hoffnungsschimmer sehen ließen.

Und er hasste es, Natalie so zu sehen. Er nahm sich vor, ihre Entscheidung, egal wie sie ausfallen würde, nicht nur zu akzeptieren, sondern sie auch voll und ganz dabei zu unterstützen.

Egal wie sehr es ihm weh tun würde.

Egal wie sehr sein Herz dabei brechen würde.

„Natalie?" Sie hob ihren Kopf von seiner Brust und sah ihn abwartend an. „Überstürz die Entscheidung bitte nicht. Sei dir erst wirklich sicher, was du willst." Natalie versuchte den Ausdruck in Nicks Augen zu deuten. Da war eindeutig Besorgnis, Besorgnis um ihr Wohlergehen und wahrscheinlich auch das von Marcel. Aber da war noch etwas anderes. War das Kummer? Schmerz? Was ging nur in seinem Kopf vor? Sonst wusste sie das doch auch immer ganz genau.

Aber für den Augenblick war das nebensächlich. Tatsache war, er machte sich Sorgen um sie, große Sorgen offenbar und sie fühlte sich ihm gerade so nah, dass sie ihre Hand an seine Wange und ihre Stirn an seine legte. Sie schloss die Augen und genoss den Augenblick. Als sie Nicks warme Hand ebenfalls an ihrer Wange spürte und merkte, dass er sie noch enger an sich zog, umspielte ein Lächeln ihren Mund.

Wäre es nach ihr gegangen, hätte dieser Moment noch ewig andauern können. Ein wenig widerstrebend lehnte sie sich ein winziges Stück zurück, um ihm wieder in die Augen sehen zu können und ließ dabei ihre Hand von seiner Wange hinunter zu seiner Brust gleiten. Sie mochte es, seinen Herzschlag zu spüren. Er war...schnell? War er gerade eben auch schon so schnell gewesen?

Ohne den Blick von ihr zu lösen, legte sich seine Hand auf ihre und seine Lippen öffneten sich ein wenig, so als wolle er etwas sagen.

Aber dann war der Moment vorbei, als Natalie hinter Nick ihre drei Freunde den Raum betreten sah und sie rutschte schnell und möglichst unauffällig wieder von seinem Schoß herunter.

Frustriert fuhr sich Nick durch die Haare. Erst hatte ihn Natalies plötzliche Distanziertheit völlig irritiert, bis er gesehen hatte, weshalb sie auf einmal auf Abstand gegangen war.

Verdammt! Er liebte seine Freunde, wirklich, aber hätten sie nicht bitte ein paar Minuten später kommen können!? Was machten Sie denn jetzt schon hier?

Ihm schwirrte noch der Kopf von gerade eben. Was war da gerade passiert? Hatte er sich das nur eingebildet oder war da etwas zwischen ihnen gewesen, eine Spannung, eine Anziehung, die vorher noch nicht da gewesen war?

Oh Mann, dieses Mädchen machte ihn fertig! Und wahrscheinlich war sie sich dessen noch nicht einmal bewusst. Die Spur, die sie mit ihrer Hand von seiner Wange zu seiner Brust gezogen hatte, brannte noch immer. Sie hatte bestimmt seinen beschleunigten Herzschlag bemerkt. Aber hatte sie ihn auch richtig gedeutet? War sie deswegen so nahe geblieben?

Und die alles entscheidende Frage: Was wäre passiert, wenn die anderen nicht gekommen wären?

Frage um Frage schoss ihm in den Kopf und machten ihm ein klares Denken unmöglich.

Er bemerkte, dass die anderen sich offenbar unterhielten, aber er sah lediglich die Bewegung ihrer Münder, aber was sie sprachen, erreichte ihn nicht.

„Nick?", Marcel sah ihn an. „Erde an Nick! Hey, alles klar bei dir? Du siehst ein wenig blass aus."

Weg hier. Das war darauf Nicks erster Gedanke.

Er rang sich ein Lächeln ab. „Ja klar. Ich bin gleich wieder da, muss nur mal kurz um die Ecke", schob er schnell nach und drückte Marty seinen halb vollen Kaffee in die Hand, bevor er den Raum schnell verließ und sich auf die Suche nach den Toiletten machte.

Bloß schnell weg, damit niemand etwas merken konnte. Er hatte sich sowieso schon zu sehr gehen lassen. Aber Natalie...sie brachte ihn einfach immer wieder komplett aus dem Konzept. Und er hatte das Gefühl, dass es von Mal zu Mal schlimmer wurde. Lief da nicht etwas falsch? Sollte es nicht mit der Zeit besser werden?

'Fakten, Nick, halt dich an die Fakten.' Er war in Natalie verliebt, Marcel auch. Natalie hatte noch keine Entscheidung getroffen. Ergo: Er musste es ihr sagen und zwar so schnell wie möglich.

Am besten noch diese Woche.

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Als Nick zurück kam, waren die anderen verschwunden, nur Natalie saß nach wie vor auf der Bank, ihre Tasse Kaffee mit beiden Händen haltend. Als er näher kam und sie ihn bemerkte, sah sie zu ihm hoch und lächelte.

„Hey." Er erwiderte das Lächeln und setzte sich neben sie. Er nahm seine Tasse in die Hand und stellte überrascht fest, dass diese voll war mit heißem Kaffee.

„Marty hat deinen ausgetrunken. Ich hab dir einen neuen geholt."

Er lächelte. „Danke."

Sie saßen nebeneinander, ohne etwas zu sagen, ohne sich auch nur zu berühren, obwohl beide die Anwesenheit des anderen nur zu deutlich spürten.

Irgendwann legte Natalie ihren Kopf auf Nicks Schulter und legte ihre Hand mit der Innenseite nach oben auf seinem Knie ab. Er verstand den Wink und umschloss ihre Hand mit seiner.

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Mal wieder ein bisschen längeres Natalie-und-Nick-Kapitel ;)

Hoffe, es hat euch gefallen und ihr hattet Spaß beim Lesen :)

<3<3<3
HeyGuys77

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