Kapitel 65
„Habt ihr Lust auf eine Runde Twister?"
„Das haben wir ja ewig nicht mehr gespielt! Ich bin dabei!" Natascha war gleich Feuer und Flamme. Marty hob sofort die Hand.
„Ich übernehm freiwillig die Drehscheibe! Sonst brech ich mir zum Schluss noch den Hals", stellte er schnell klar und brachte damit seine drei Freunde zum Lachen. Marcel sah ein wenig verwirrt aus.
„Hab ich was verpasst? So gefährlich ist Twister auch wieder nicht."
„Für Marty schon", lachte Nick. „Das letzte Mal ist er so blöd zusammengebrochen, dass er sich das Handgelenk verstaucht hat. Seitdem steht er mit Twister ein wenig auf Kriegsfuß."
„Ich hab zwei Wochen so eine bescheuerte Schiene tragen müssen und danach in der Schule alles nachholen müssen, weil es ausgerechnet auch noch die rechte Hand war."
Marcel versuchte sich ein Lachen zu verkneifen, aber die Vorstellung, wie der große, sportliche Marty unkoordiniert durch die Gegend purzelte, war einfach zu komisch.
Schnell war das Spiel am Boden im Wohnzimmer ausgebreitet und Marty machte es sich mit der Drehscheibe auf der Couch bequem. Die vier anderen stellten sich in die Ausgangsposition und Marty drehte den Pfeil.
„Linke Hand auf gelb", las er die Anweisung ab und beobachtete dann, wie alle vier gleichzeitig in die Hocke gingen und jeweils die linke Hand auf einem gelben Kreis platzierten. Wieder gab er dem Pfeil auf der Drehscheibe einen Stoß.
„Rechter Fuß auf grün." Nun fingen die vier schon an sich zu verknoten und auch die Balance zu halten wurde bereits eine Herausforderung, wenn man die zweite Hand nicht verwenden durfte. Aber noch berührte niemand unerlaubt den Boden.
„Linker Fuß auf rot", lautete die nächste Anweisung und die Verknotung ging weiter.
„Linker Fuß auf gelb", sagte Marty, was fast eine kleine Katastrophe auslöste, da die meisten Plätze ja bereits belegt waren und sie sich nur noch weiter verknoteten, als sie versuchten den linken Fuß irgendwie auf den übrigen Stellen zu platzieren.
„Mach schnell!", verlangte Natascha, deren Position wirklich recht unbequem aussah.
„Ich mach ja schon. Aber der dreht so lange...", kommentierte Marty, während er darauf wartete, dass der Pfeil endlich stehen blieb und sah währenddessen amüsiert seinen Freunden zu. Nick lag fast schon auf dem Spielfeld und musste seine Bauchmuskulatur extrem anspannen, um seine Kehrseite auch weiterhin wenige Zentimeter vom Boden zu halten, zumal er seine rechte Hand noch nicht einsetzen durfte. Natalies linker Fuß befand sich auf Nick's rechter Seite, während ihr rechter einmal über Nick drüber auf seiner linken Seite stand. Nataschas Bein ging unter Nick durch und Marcel wiederum musste einmal unter sich selbst durchgreifen, um die farbigen Flächen zu erreichen.
„Es macht viel mehr Spaß euch zuzusehen als selber mitzumachen, echt", amüsierte sich Marty.
„Quatsch nicht, mach endlich!", bekam er da gleich keifend von seiner Freundin entgegen geschleudert, was ihn aber nur noch mehr zum Lachen brachte.
„Also dann, rechte Hand auf blau, damit wir alle Körperteile im Spiel haben." Der große menschliche Knoten verschob sich ein wenig und sah danach noch komplizierter aus als vorher. Nick nahm nun einmal das ganze Spielfeld ein und die anderen drei hatten ihre Gliedmaßen über und unter ihm verteilt. Marcels Fuß rutschte immer wieder auf der glatten Oberfläche weg und er musste ihn wieder zurückziehen, um nicht umzufallen. Als er dabei leicht Natalie anstieß, stieß diese einen kleinen Quietscher aus und wurde dann von einem Lachanfall geschüttelt, den sie nicht mehr abstellen konnte.
„Sorry, war ein Versehen", entschuldigte sich Marcel.
„Ja, ja, das kann jeder sagen", lachte Natalie.
„Nochmal rechte Hand auf blau", warf Marty dazwischen.
„Dann müssen wir jetzt alle tauschen, oder?", wollte Nick wissen.
„Genau", antwortete Marcel abwesend, während er nach einem neuen Platz für seine rechte Hand suchte.
„Nick, du kannst mit mir tauschen", bot Natalie an.
„Und was ist mit mir?", kam Nataschas jammernde Stimme aus dem Hintergrund. Sie versuchte ihre Hand auszustrecken, um den nächsten blauen Fleck zu erreichen, bekam aber das Übergewicht und landete auf dem Hintern.
„Mist." Natascha sah ein klein wenig enttäuscht aus, aber als sie in Natalies lachendes Gesicht blickte, die ihrer Freundin dabei zugesehen hatte, wie sie sich erst verrenkte und dann doch umfiel, musste sie ebenfalls lachen, stand auf und setzte sich neben Marty. Die anderen drei blieben verknotet auf dem Spielfeld zurück und warteten auf die nächsten Befehle von Marty.
„Linker Fuß auf grün."
Als Nick versuchte seinen Fuß zu einem grünen Feld zu bewegen, rutschte er endgültig weg und nahm im Fallen noch Natalie mit, die noch immer halb über ihm hing und im Umfallen auf seinem Bein landete.
„Autsch", stöhnte Nick auf.
Natalie versuchte unter Entschuldigungen so schnell wie möglich von seinem Bein herunter zu kommen, aber Nick lächelte nur.
„Kein Problem, du Fliegengewicht. Du kannst ja nichts dafür, ich bin ja zuerst umgefallen." Nick stand auf und streckte dann Natalie seine Hand entgegen, um ihr aufzuhelfen.
„Ähm, darf ich jetzt auch aufstehen oder muss ich weiterspielen, bis ich umfalle?" Die Stimme aus dem Hintergrund. Alle drehten sich zu Marcel, der noch immer mit sich selbst verknotet auf dem Spielfeld balancierte.
„Natürlich, du musst da jetzt so lange warten, bis du umkippst", erwiderte Natalie mit einem Schmunzeln.
„Haha." Da auch alle anderen lachten, stand er einfach auf und warf dann gespielt übertrieben die Hände in die Luft. „Gewonnen!" Dann ließ er sie wieder sinken und es entstand eine kleine Pause. Nach ein paar Sekunden, durchbrach er die Stille wieder.
„Und jetzt?"
Natalie musste unwillkürlich lächeln. Manchmal war Marcel wirklich wie ein kleines Kind.
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„Hilfst du mir kurz?" Marcel wollte Getränke aus dem Keller holen und versuchte ein paar Minuten mit Natalie alleine zu ergattern, während die anderen „Globetrotter" aufbauten. Im Hintergrund lief ein Radiosender, der gerade „Lovers on the sun" brachte und Natascha summte gut gelaunt mit.
„Klar." Natalie war sich durchaus bewusst, dass sie sich nun wieder auf einen von Marcels Annäherungsversuchen einstellen musste. Sie ging ihm hinterher und bemerkte Nicks Blick nicht, den er ihnen hinterher warf. Natascha jedoch bemerkte ihn ganz genau.
„Nick?" Ertappt wandte er den Blick zu Natascha.
„Hm?", machte er unschuldig.
„Du machst dir auch Gedanken wegen den beiden, oder?"
Jetzt war Nick überrascht. „Du etwa auch?"
Natascha nickte. „Ja, ich habe Angst, dass Natalie sich in etwas hineinziehen lässt, das sie jetzt im Moment überwältigt, aber das sie im Grunde genommen gar nicht will."
„Du meinst, Natalie will gar nichts von Marcel? Aber sie ist so offen ihm gegenüber." Nun war Nick sichtlich verwirrt.
„Ich habe nicht gesagt, dass Marcel überhaupt nicht für sie in Frage kommt. Ich sage nur, dass sie sich selbst zu sehr unter Druck setzt, weil sie meint, ihm eine Chance geben zu müssen."
„Also..." Doch weiter kam Nick nicht, denn Natalie und Marcel kamen in dem Moment ins Zimmer, jeder mit Flaschen in beiden Händen.
Und irgendetwas war vorgefallen.
Anders konnte Nick sich das schüchterne, leicht verlegene Lächeln auf Natalies Gesicht nicht erklären. War jetzt alles zu spät?
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Natalie konnte sich selbst noch nicht genau erklären, was da gerade passiert war, aber es hatte sie Marcel ein Stück näher gebracht.
Anstatt ihr wieder so nahe zu treten wie an ihrem ersten Abend und wie sie es auch jetzt erwartet hatte, war erst einmal gar nichts passiert. Er war nur mit ihr in den Keller gegangen und sie hatten einfach nur die Getränke geholt. Erst als sie schon wieder auf dem Weg nach oben waren, hatte er plötzlich Inne gehalten und Natalie mit einem warmen Lächeln angesehen.
„Ich bin so froh, dass du da bist." Und dann war er einfach weitergegangen.
Aber in diesem Moment hatte er etwas ganz tief in ihrem Herzen berührt.
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Ich hoffe ich werde jetzt nicht gelyncht xD
Alles was ihr loswerden wollt - ab damit in die Kommis ;)
<3<3<3
HeyGuys77
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