Kapitel 61
Eine Station bevor sie aussteigen mussten, stellten sie sich mitsamt ihren Koffern schon in Positur, um sofort aus der S-Bahn stürmen zu können, wenn sie hielt. Zum achtundfünfzigsten Mal heute sah Nick auf die Uhr und fluchte dann ebenfalls zum wiederholten Mal.
„Verdammt! 14.21 Uhr, das schaffen wir nie, die Tickets vorher zu holen." Ein wenig ratlos sah er in die Runde. Nick sah Marty fragend an. „Einfach ohne?" Marty grinste und nickte.
Da schaltete Natascha sich ein. „Ohne was? Ohne Tickets?"
„Ja, wir fahren ohne richtige Tickets, das kriegen wir schon hin. Wir haben alles bezahlt und stellen uns jetzt einfach auf dumm, von wegen, wir wussten nicht, dass wir noch etwas anderes haben müssen als diese Ausdrucke."
Natalie lachte, als sie Nataschas verdattertes Gesicht sah und lachte aber auch über Nicks Verwegenheit. Er wusste, dass er im Zug sicher kontrolliert werden würde und trotzdem tat er das. Irgendwie war sie stolz auf ihn.
Die S-Bahn hielt und die vier stürmten in Richtung Bahnhofshalle. Da ihnen die Rolltreppe zu langsam war, nahmen die Jungs jeweils einen Koffer in jede Hand und sprinteten die Treppen hoch, was sie oben angekommen trotz ihrer guten Kondition ordentlich nach Luft schnappen ließ. Die Anzeigentafel zeigte Gleis 7 für ihren Zug an. Abfahrt in drei Minuten. Sie hechteten an den Menschen und Ständen vorbei, passierten ein Gleis nach dem anderen, bis sie endlich bei Gleis 7 ihren Zug stehen sahen. Sie sprangen durch die erste offene Tür, ließen sich auf die ersten vier Sitze fallen, die sie fanden und kaum saßen sie, schloss sich die Tür und der Zug fuhr ab.
Völlig außer Atem und froh darüber, dass sie den Zug doch noch geschafft hatten, sahen sie stumm aus dem Fenster. Erst als der Bahnhof in der Ferne entschwunden war, durchbrach Natalie die Stille.
„Wir haben es geschafft!" Kaum hatte sie das gesagt, sahen sie schon den Schaffner auf sie zu kommen.
„Guten Tag, die Herrschaften. Ihre Fahrkarten bitte", forderte der kleine, rundliche, ältere Herr die vier auf, während er in einer Hand bereits ein Stanzgerät hielt, um die Fahrkarten zu entwerten. Wer stanzte denn heute noch die Fahrkarten? Aber gut.
Gelassen zog Nick die Ausdrucke aus seinem Rucksack und reichte sie dem Schaffner. Dieser sah sich die erste Seite genau an, dann betrachtete er die zweite Seite eingehend, blätterte wieder vor zur ersten. Dann gab er sie Nick zurück und meinte: „Einen kleinen Moment bitte."
Natascha zupfte bereits nervös an ihren Nägeln herum und auch Natalie merkte, wie sie die Luft angehalten hatte. Kurz darauf kam der Schaffner mit einem zweiten Herrn im fortgeschrittenen Alter zurück, der darum bat, die Ausdrucke ebenfalls begutachten zu dürfen. Auch er besah sich die beiden Seiten ganz genau und schien dann zu dem Schluss zu kommen, dass alles seine Ordnung hatte. Er wünschte den Freunden eine gute Fahrt und ließ sie wieder mit dem ersten Schaffner alleine, der die Löcher in die Ausdrucke stanzte - was die vier beinahe in schallendes Gelächter ausbrechen ließ. Als er fertig war, reichte er Nick die Ausdrucke und fügte entschuldigend hinzu: „Entschuldigen Sie bitte, dass es so lange gedauert hat. Aber Sie wissen schon, mit dem ganzen neumodischen Kram, den Computern und so, da kennen wir älteren Herrschaften uns nicht so gut aus und dann frag ich lieber nochmal nach."
„Selbstverständlich, das ist doch überhaupt kein Problem." Nick war die Höflichkeit in Person.
„Also dann, auf Wiedersehen, die Herrschaften und eine angenehme Reise!" Die Tür des Abteils schloss sich hinter dem Schaffner. Ein paar Augenblicke war es mucksmäuschenstill, aber dann konnten sie das Lachen nicht mehr zurück halten.
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Fünf Stunden und siebzehn Minuten später rollte der Zug in den Bahnhof ein. Inzwischen war es bereits dunkel und man konnte davon ausgehen, dass einem die Kälte sofort in die Glieder kriechen würde, sobald man das kuschelige Zugabteil verließ. Genauso war es auch, als die vier ausstiegen und ihre Koffer auf dem Bahnsteig abstellten, um nach Marcel Ausschau zu halten, der sie vom Bahnhof abholen wollte. Als sie ihre Blicke durch die Menschen schweifen ließen, sahen
sie ihn schon in ihre Richtung laufen. Als er bei ihnen angekommen war, umarmte er erst einmal alle stürmisch.
„Mann, ist das schön, dass ihr da seid!"
Natalie musste schmunzeln. Manchmal war Marcel so überschwänglich wie ein kleines Kind.
Da Marcel gerade noch nicht volljährig war, konnte er die vier nicht mit dem Auto abholen, weshalb sie auf den Bus angewiesen waren. Marcel schnappte sich Natalies Koffer, reichte ihr seinen Arm, damit sie sich einhaken konnte und führte dann die kleine Gruppe zur Bushaltestelle.
Nick bildete das Schlusslicht und versuchte den schmerzhaften Stich der Eifersucht zu ignorieren.
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Jaaa, ich melde mich auch mal wieder^^
Endlich sind sie bei Marcel angekommen :)
Was meint ihr passiert in der Woche?
<3<3<3
HeyGuys77
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