Kapitel 53

Dienstagmorgen. Sieben Uhr einundvierzig.

Natalie hatte das Physikheft aufgeschlagen auf ihren Knien und saß nervös auf ihrer Lippe kauend in einer halbwegs ruhigen Ecke der Aula.

In vierzehn Minuten würde sie vor der Physik-Klausur sitzen und sie hatte ein totales Blackout. Es fühlte sich an, als hätte sie von den Dingen in ihrem Heft noch nie etwas gehört. Als wären die letzten Wochen, die sie mit Nick lernend verbracht hatte, völlig umsonst gewesen.

„Dachte ich mir doch, dass ich dich hier finde." Wie auf ein Stichwort stand Nick vor ihr. Gelassen setzte er sich neben sie, nahm ihr in aller Seelenruhe das Heft weg und legte es geschlossen so hin, dass Natalie es nicht mehr erreichen konnte.

„Hey!", protestierte diese lautstark. „Ich muss lernen!"

Nick schüttelte den Kopf. „Nein, musst du nicht. Alles, was du jetzt noch versuchst reinzupressen, kannst du dir sowieso nicht merken." Wie aus einem Impuls heraus, nahm er mit einer Hand die ihrige und umfasste mit der anderen ihr Kinn, sodass sie ihn ansehen musste.

„Du hast gelernt und du kannst die Dinge. Du hast am Wochenende so viele Aufgaben richtig gelöst. Du schaffst die Klausur! Vertrau mir!"

'Nichts lieber als das.' Aber wenn sie ehrlich war, dann hatten Nicks Worte sie wirklich ein wenig beruhigt.

„Kannst du mich mal kurz in den Arm nehmen?" Der Satz war schneller ausgesprochen, als Natalie ihn denken konnte und sie erschrak ein wenig über sich selbst. Aber Nicks Mund verzog sich nur zu einem warmen Lächeln und wortlos legte er einen Arm um sie, zog sie zu sich und bettete ihren Kopf in seiner Halsbeuge. Für einen kurzen Moment schloss Natalie die Augen und vergaß einfach alles um sich herum. Sie spürte nur den Kuss, den Nick ihr auf den Scheitel drückte.

Am liebsten wäre sie hier sitzen geblieben und hätte die nächsten fünfundvierzig Minuten in Nicks Armen und nicht mit einem Stift in der Hand vor ein paar Hieroglyphen sitzend verbracht. Aber da führte wohl kein Weg vorbei. Und Nick hatte Recht: Sie hatte ja nun wirklich gelernt, also konnte gar nicht mehr so viel schief gehen.

Langsam hob sie ihren Kopf von seiner Schulter.

„Ich will nicht, aber ich glaube, ich muss jetzt los." Nick war in einem anderen Kurs, er schrieb also auch in einem anderen Klassenzimmer. Beide standen auf und noch bevor Natalie sich verabschieden konnte, hatte Nick wieder seinen Arm um ihre Schultern gelegt und schob sie sanft in die Richtung ihres Klassenzimmers.

„Nick, du musst in die andere Richtung."

„Ich weiß", sagte er nur und lächelte sie an.

Erst vor der Tür zu dem Zimmer nahm er den Arm von ihren Schultern und sah sie an.

„Du machst das schon."

Natalie rang sich ein schelmisches Grinsen ab und ihre Stimme triefte vor Ironie.

„Klar, aber du wirst dich richtig anstrengen müssen."

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"Wir haben's geschafft!" Natalie war völlig überdreht und konnte vor lauter Freude kaum ruhig stehen.

"Na, schauen wir mal, wie gut oder besser gesagt, wie schlecht..." Natascha war nicht ganz so optimistisch wie ihre Freundin, aber trotzdem war Natalies sprühende gute Laune ansteckend und zauberte auch in Nataschas Gesicht ein Lächeln. Natalie ließ sich von dem Kommentar ihrer besten Freundin nicht demotivieren.

"Jetzt sei nicht so miesepetrig! Ist doch egal, wie, Hauptsache wir haben es hinter uns!"

"Da ist aber jemand gut gelaunt." Nick und Marty waren unbemerkt hinter die beiden Mädchen getreten und als Natalie sich nach der Stimme umwandte, sah sie ein Grinsen in Nicks Gesicht. Da konnte sich nicht mehr an sich halten und schlang ihre Arme um seinen Hals.

"Es hat funktioniert! Es hat wirklich funktioniert!"

Nick lachte. "Das hab ich dir doch gesagt. Also kein Blackout?"

Noch immer grinsend schüttelte Natalie den Kopf. "Nein, zum Glück nicht. Klar, ein paar Sachen wusste ich nicht, aber bei fast allen Aufgaben habe ich etwas hingeschrieben und es kommen teilweise sogar logische Ergebnisse heraus", sagte sie, was Nick wieder in ein Lachen ausbrechen ließ.

"Na, das sollte aber doch gefeiert werden." Eine Hand um Natalies Schulter gelegt drehte er sich zu Natascha und Marty. "Heute nach der Schule bei mir?", fragte er und sah Natascha bereits den Kopf schütteln.

"Ich kann heute Abend leider nicht. Ich muss zu Hause noch einiges erledigen und wenn ich das noch weiter aufschiebe, platzt meinen Eltern endgültig der Kragen."

"Auf mich müsst ihr leider auch verzichten, heute Abend kommt mich ein Freund besuchen."

"Tztztz, noch nicht mal auf seine Freunde kann man sich verlassen", meinte Nick mit theatralischem Seufzen. "Fehlt nur noch, dass du mir auch absagst." Fragend blickte er auf das Mädchen in seinem Arm herunter, aber schon als er ihr Lächeln sah, wusste er, dass er diesen Abend nicht alleine verbringen würde.

"Hmm, ich muss mir das noch überlegen." Aber ihr Grinsen strafte Natalie Lügen.

"Also dann, nach der Schule bei mir. Dann können wir auch ein bisschen üben, wenn du Lust hast." Mit einem Zwinkern fügte er hinzu: "Wir können ja mal ausprobieren, wie es sich beschwipst so tanzt."

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Jaaa, ich melde mich hier auch mal wieder ;)
Zur Zeit ist nicht so viel mit Schreiben... Großer Abschlussprüfungsstress... :(
Aber ich hoffe, es gefällt euch :)
Lasst mir gerne eure Meinung da!!

<3<3<3
HeyGuys77

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