Kapitel 48
Die Cocktails standen in leuchtenden Farben vor ihnen auf dem Tisch. Wie hätte man einen gemütlichen Freitagabend besser verbringen können? Die vier hatten sich nach Natalies und Nataschas Shopping-Orgie in einer kleinen Bar in der Stadt getroffen. Die Mädels bestellten - wie immer - eine Piña Colada, die Jungs probierten sich einmal quer durch die Karte; inzwischen waren sie beim Hurricane angelangt.
Während sie an ihren Cocktails schlürften, amüsierten sich die Mädchen köstlichst über den Blick der Jungs, der immer wieder zu dem Berg an Taschen wanderte und eine Mischung aus Unglauben, Schrecken und Neugier ausdrückte.
„Und? Dürfen wir mal einen Blick auf eure Schätze werfen?" Nick.
„'ne Modenschau wär nicht schlecht." Marty.
Grinsend sahen sich die Mädels an.
„Na gut, aber ihr dürft noch nicht alles sehen", schränkte Natascha ein. Sie griff zur ersten Tüte, lugte hinein und fischte dann ein One-Shoulder-Top heraus, das einen langen Netzärmel hatte und auf der anderen Seite nur von zwei zierlichen, silbernen Ketten gehalten wurde. Eine ebenfalls silberne Schrift zierte die Vorderseite und wurde durch einen zarten Roséton im Hintergrund von dem weißen Untergrund abgehoben. Natascha hielt sich das Oberteil an ihren Körper.
„Na, kannst du dir das an mir vorstellen?" Abwartend sah sie ihren Freund an. Marty legte seine Hand ans Kinn, als müsse er überlegen.
„Naja...", meinte er dann und fing sich sofort einen freundschaftlichen Tritt von Natascha ein. „Okay, okay, ich geb's zu: Ich kann mir das sogar sehr gut an dir vorstellen." Was natürlich sofort ein Lächeln auf Nataschas Gesicht zauberte und Marty einen Kuss einbrachte.
„Jetzt bist du dran." Alle blickten zu Natalie. Diese überlegte kurz und griff dann zu einer Einkaufstasche. Sie wollte schon hineingreifen und den Inhalt herausholen, als Natascha sie stoppte.
„Moment! Das musst du anziehen."
Verdattert sah Natalie sie an. „Jetzt?"
„Natürlich jetzt!"
„Ich kann mich doch hier nicht..."
„Keine Widerrede!" Natascha war schon aufgestanden und hatte sich mit einer Hand die Tasche, mit der anderen Natalies Hand geschnappt und zog sie nun von ihrem Stuhl hoch. Sie drehte sich noch einmal zu den Jungs um: „Und nicht in die Taschen gucken. Versprecht es!"
Artig antworteten die beiden im Chor: „Versprochen."
Danach hörte Natalie im Weggehen nur noch den gemurmelten Satz: „Mädchen. Man muss sie nicht verstehen." Aber er war so leise, dass sie nicht einmal zuordnen konnte, ob er von Nick oder von Marty kam.
Als sie in der Toilette ankamen, maulte Natalie noch immer ein wenig. „Natascha, muss das sein?"
„Jetzt sowieso. Du darfst doch die Jungs nicht enttäuschen. Obwohl..." Sie runzelte die Stirn und grinste dann aber. „Marty sollte nicht zu sehr starren."
Natalie lachte. „Keine Sorge, das wird er nicht. Ist ja nicht so, als würde er mich das erste Mal in einer Jeans sehen."
„Aber sie sehen dich das erste Mal in DIESER Jeans und in der siehst du echt heiß aus."
„Ja, ja, übertreib mal nicht."
„Tu ich nicht. Und jetzt zieh dich um." Natascha drückte Natalie die Hose in die Hand. „Mann, und wie perfekt die Schuhe dazu passen!" Nur Natascha konnte so von Klamotten schwärmen. Lächelnd ging Natalie in die Kabine.
„Ich mach ja schon." Sie verschloss die Tür, zog sich um und ging wieder in den Vorraum, wo Natascha mit einer weiteren Tüte wartete.
„Die musst du auch noch anziehen." Aufseufzend, aber ohne Protest, tat Natalie ihr den Gefallen und warf sich die Lederjacke über, die Natascha ihr entgegenstreckte. Sie stopfte die Jeans, die sie davor angehabt hatte, in die Tasche und drehte sich dann einmal im Kreis.
„Zufrieden?"
„Der absolute Wahnsinn!"
Gemeinsam traten sie vor die Tür. Kaum hatten die Jungs sie gesehen, verstummte ihr Gespräch.
Natalie trug über ihrem schwarzen Oberteil eine graue, figurbetonte Lederjacke mit Reißverschlüssen, die Ton in Ton zu ihrer grauen, knallengen Röhrenjeans passte, welche auf der Rückseite einmal komplett von oben bis unten von einem Reißverschluss durchzogen war. Auch ihre schwarzen Stiefeletten passten gut, denn diese sahen aus, als könnten sie rundherum mit Reißverschlüssen verschlossen werden.
Natalie, die sich unbehaglich fühlte unter den Blicken der beiden Jungs - natürlich besonders unter Nicks Blick - setze sich gleich.
„Was hab ich gesagt? Sie sieht echt gut aus, oder?"
„Ja, eindeutig!" Marty gab seinen Kommentar als Erster ab.
„Die Sachen stehen dir wirklich gut." Beinahe hätte Nick sie angeschmachtet. Konnte er es gut genug verbergen unter diesem in fast gleichgültigem Ton hervorgebrachten Kompliment? Er hoffte es.
Zu seinem Glück ergriff Natascha wieder das Wort und er musste seinen Blick von Natalie losreißen.
„Jetzt seid ihr dran. Also raus mit der Sprache: Was habt ihr beiden heute gemacht?"
„Es muss ja was wirklich Tolles gewesen sein, so wie ihr gegrinst habt, als ihr zur Tür hereingekommen seid", fügte Natalie hinzu. Kaum hatte sie den Satz ausgesprochen, machte sich ein zweites Mal dieses Grinsen auf den Gesichtern der Jungs breit, das locker von der Sonne bis zum Mond reichte. Die beiden sahen sich an.
„Du oder ich?" Das stille Duell gewann anscheinend Marty - oder war er einfach schneller? - denn er antwortete.
________________________________
Cocktailabend mit den Freunden, das wär mal wieder was...
Habt ihr einen Lieblingscocktail?
HeyGuys77
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top