Kapitel 34

„Und? Wie war euer Familientag gestern?", flüsterte Natascha ihrer Freundin zu. Die beiden saßen in Biologie und waren in diesem Fach die absoluten Cracks; sie konnten es sich also ohne Probleme leisten, ein paar Minuten nicht so ganz bei der Sache zu sein.

„Es war echt schön! Wir haben schon so lange nichts mehr zusammen gemacht. Der Film war übrigens richtig gut, ich kann ihn dir also sehr empfehlen, falls du zufällig mit Marty reingehen möchtest." Natalie grinste vielsagend.

„Ich ignoriere die Anspielung jetzt einfach mal." Natascha lächelte ebenfalls. „Und was habt ihr nach dem Kino gemacht?"

„Wir sind..." Aber Natalie wurde von ihrem Lehrer unterbrochen.

„Natalie, könnten Sie bitte noch einmal kurz zusammenfassen, welche drei Möglichkeiten wir eben besprochen haben, um die Protonenkonzentration im Thylakoidinnenraum zu erhöhen?"

„Selbstverständlich", antwortete Natalie und musste ein Lachen unterdrücken. Er würde sie auch dieses Mal nicht drankriegen. „Eine Möglichkeit ist die Fotolyse von Wasser, da bei jeder Spaltung zwei Protonen freigesetzt werden. Außerdem werden Protonen durch Redoxsysteme aus dem Stroma in den Thylakoidinnenraum gebracht. Und eine dritte Variante ist das Entnehmen von Protonen aus dem Stroma, um mit Nicotinsäureamid-Adenin-Dinukleotid-Phosphat, also NADP, NADPH+H+ zu bilden. Durch diese Möglichkeiten wird das Konzentrationsgefälle erhöht und der Protonenfluss entlang dieses Gefälles bleibt erhalten, um ATP an der ATP-Synthase zu bilden." Abwartend sah Natalie ihren Lehrer an. Dieser schüttelte den Kopf, aber sie konnte ein kleines Lächeln sehen.

„Danke. Dann machen wir jetzt..." Aber was sie nun tun wollten, hörte sie schon nicht mehr, denn sie konzentrierte sich bereits wieder voll und ganz auf Natascha.

„Wo war ich stehen geblieben?"

„Du wolltest erzählen, was ihr nach dem Kino gemacht habt", erinnerte Natascha sie.

„Ach ja, genau. Wir sind zum Italiener gegangen, Spaghetti Carbonara essen. Der Nachmittag war so lustig. Jedes Mal wenn der Kellner gekommen ist, hat er irgendeinen lustigen Spruch losgelassen."

„Habt ihr gerade was von Spaghetti gesagt?" Die Stimme aus dem Hintergrund kam von Shane, der sich in Bio neben die beiden gesetzt hatte.

„Das ist mal wieder typisch Junge! Kaum hört er das Wort 'Essen', wird er neugierig." Beide Mädchen mussten kichern. Aber sie verstummten gleich wieder, als ihr Lehrer ihnen einen strafenden Blick zuwarf.

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Völlig ausgepowert nach dem langen Schultag, den Nick neuerdings immer montags hatte, ließ er sich auf sein Bett fallen und schloss die Augen. Gerade erst war Wochenende gewesen und trotzdem war er schon wieder so müde. Nach ein paar Minuten gab er dem Bedürfnis, die Augen geschlossen zu halten, nach und schlief augenblicklich ein.

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Er wachte aber schon eine knappe halbe Stunde später wieder auf. Nick setzte sich auf und rieb sich kurz mit beiden Händen über sein Gesicht. Zeit, sich an die Hausaufgaben zu machen. Er setzte sich an seinen Schreibtisch, aber anstatt seine Bücher hervorzuholen, schaltete er seinen Computer an. Ungeduldig trommelte er mit seinen Fingern auf dem Tisch herum, während der Computer wie in Zeitlupe hochfuhr. Endlich erschien das Fenster, um das Passwort einzugeben. Nick tippte es schnell ein und öffnete dann sein E-Mail-Programm.

„Senden/Empfangen".

Und dann sah er die erhoffte Mail.

Er klickte sie an und in einem neuen Fenster konnte er den Inhalt lesen, den sein Cousin ihm gemailt hatte:

Hey,

wir haben doch geahnt, dass sie auf Felix steht. Wieso bist du also so überrascht??

Mir ist er auch nicht sonderlich sympathisch gewesen, aber ich war da wohl auch etwas voreingenommen...

Natalie muss selbst wissen, was sie tut.

Reg dich nicht zu sehr auf.

Aber wenn du Bedenken hast, dann rede doch einfach mit ihr. Ihr seid gute Freunde, sie wird also Wert auf deine Meinung legen.

Aber komm erst mal ein bisschen runter; du hast dich da, glaub ich, wirklich zu sehr rein gesteigert. Du musst Natalie mit Argumenten überzeugen, die nicht ausschließlich auf Gefühlen basieren, wie Eifersucht und... Liebe?

Egal was du machst, ich wünsche dir viel Glück!

Cu

Marcel

Nick las die Mail ein zweites Mal und ein resigniertes Lächeln legte sich auf sein Gesicht. Marcel hatte also gemerkt, dass er Natalie ebenfalls sehr gerne hatte. Im Grunde war er froh, dass er sein Geheimnis endlich mit jemandem teilen konnte. Und er wusste, wenn er Marcel darum bat, würde er ihn nicht verraten. Er klickte auf „Antworten" und fing an zu tippen:

Du hast recht. Ich muss meine Gefühle aus dem Spiel lassen. Natalie hat gerade andere Sorgen.

Ich werde ihr vorerst nichts sagen und du bitte auch nicht.

Du wirst dich bestimmt fragen, warum ich Natalie bis jetzt noch nichts gesagt habe. Das hat einen ganz einfachen Grund: Ich wollte unsere Freundschaft nicht kaputt machen, vor allem weil ich weiß, dass sie nicht genauso denkt.

Für sie gibt es nur Felix und das tut weh. Deswegen werde ich mich zurückhalten.

Danke fürs Zuhören. Also Lesen. Egal, du weißt schon...

Ich freue mich schon, dich in den Herbstferien wiederzusehen!

Bis bald

Dann schickte er die Mail ab und versuchte sich auf seine Hausaufgaben zu konzentrieren.

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Und hier wie versprochen das bisschen längere Kapitel ;)
Ich hoffe, es gefällt euch :)

<3<3<3
HeyGuys77

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