Kapitel 13
Gegen acht Uhr kamen die anderen. Sie brachten eine XXL-Tafel Schokolade für Marcel mit, die sie sich gleich zusammen schmecken ließen. Etwa eine Stunde später kamen Nicks Eltern. Die fünf mussten sich erst einmal eine gehörige Standpauke anhören, aber dann waren Nicks Eltern froh, dass Marcel nicht mehr passiert war. Sie blieben den ganzen Vormittag und währenddessen stießen auch Natalie, Marty und Natascha wieder dazu. Zwischendurch kam eine Krankenschwester um nach Marcel zu sehen und noch ein paar Untersuchungen mit ihm zu machen. Fünf Minuten nachdem sie gegangen war, kam der Arzt und teilte ihnen mit, dass Marcel schon am nächsten Morgen entlassen werden konnte. Sie wollten nur noch eine Nacht sicher gehen, dass er keine Nachwirkungen aufgrund der Gehirnerschütterung bekam.
Zum Mittagessen verabschiedeten sich dann Nicks Eltern, Natascha und Marty. Nick und Natalie besorgten sich eine Kleinigkeit und blieben dann noch, um Marcel beim Essen Gesellschaft zu leisten.
Kurz nach dem Essen wurde Natalie schlecht und sie bekam leichte Schwindelanfälle.
„Soll ich einen Arzt holen?", fragte Nick sofort hilfsbereit.
„Nein, es geht schon wieder. Ich glaub ich geh besser heim." Natalie wollte aufstehen schwankte und fiel wieder auf den Stuhl zurück.
„Ich hol einen Arzt!"
„Nein! Mir geht's schon wieder gut. Ich geh heim und leg mich hin. Es war nur alles ein bisschen viel." Sie stand auf, musste sich aber abstützen. Natalies Beine zitterten, der kurze Rock vibrierte.
Nick sah sie skeptisch an. „Dann begleite ich dich aber. So lass ich dich nicht alleine nach Hause gehen!" Er ging zu ihr und legte ihr seinen Arm fest um ihre Hüften, um sie zu stützen. Beide verabschiedeten sich von Marcel und versprachen, ihn am nächsten Morgen abzuholen.
Nick brachte Natalie nach Hause. Die Strecke war für Natalie die reinste Tortour, aber sie versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, um Nick nicht noch mehr zu beunruhigen. Sie war davon überzeugt, dass der kleine Schwächeanfall nur eine Folge der Aufregung und des Schlafmangels war. Bei ihr angekommen wollte Nick sie reinbringen und ihr einen Tee machen, aber Natalie lehnte dieses Angebot ab und meinte, es ginge ihr schon besser.
„Ist schon in Ordnung. Ich glaub, mir fehlt nur ein bisschen Schlaf." Sie schaffte sogar ein kleines Lächeln. Widerwillig stimmte Nick ihr zu und verabschiedete sich.
„Ich hol dich morgen ab, wenn es dir besser geht." Er winkte noch einmal, als er schon ein Stück gelaufen war und Natalie sah ihm nach bis er um die Ecke verschwand. Dann ging sie rein und legte sich auf die Couch. Um sich bis in ihr Bett zu schleppen, reichte ihre Kraft nicht aus.. Nach ein paar Minuten wurde ihr so warm, dass sie sich bis auf die Unterwäsche auszog und das Fenster aufmachte. Dann verkrümelte sie sich wieder unter die dünne Decke und schlief ein.
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Sie wurde von einem komischen Geräusch geweckt. Als sie ein wenig zu sich gekommen war, erkannte sie dieses Geräusch als Telefonklingeln. Sie registrierte den Apparat auf dem Wohnzimmertisch, aber sie war zu schwach, um aufzustehen. Jetzt bemerkte sie, dass sie inzwischen Schüttelfrost hatte und sehnte sich nach Wärme, aber sie war zu kraftlos, um sich eine weitere Decke zu holen oder sich wieder anzuziehen. Sie versuchte das Klingeln zu ignorieren und kurz darauf verstummte es. Sie schlief wieder ein.
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Kurze Zeit später - oder war etwa schon mehr Zeit vergangen? - klingelte es an der Tür. Davon wurde sie wach. Sie konnte aber immer noch nicht aufstehen. Nach zwei missglückten Anläufen gab sie es auf und wickelte sich wieder in die Decke ein, weil der Schüttelfrost noch nicht nachgelassen hatte. Dann klopfte es an der Tür und sie hörte Nicks Stimme rufen: „Natalie? Bist du da?"
Sie wollte ihm etwas zurufen, aber sie brachte nur ein klägliches Flüstern hervor.
'Na toll! Auch noch heiser', dachte sie sich. Dann hörte sie, dass sich seine Schritte vom Haus entfernten und kurz darauf sah sie seinen Kopf in ihrem Fenster erscheinen.
„Da bist du!"
Er sah, dass sich ihr Mund bewegte und sie versuchte aufzustehen, aber sie sank sofort wieder auf die Couch zurück. Jetzt erst erkannte er, dass sie gar nicht ans Telefon oder an die Tür hätte kommen können. Er kletterte durch das offene Fenster ins Haus. Bei ihr angelangt fühlte er ihre Temperatur.
„Du hast ja Fieber! Und das, glaube ich, ziemlich hoch", stieß Nick entsetzt aus. „Ich hol dir gleich ein Thermometer und ein fiebersenkendes Mittel. Habt ihr so was im Haus?"
Leise und ein wenig krächzend kam Natalies Antwort: „Im Badezimmerschrank."
Nick stürzte ins Bad und suchte die beiden Sachen. Er wurde in dem perfekt aufgeräumten Schränkchen schnell fündig, dankte im Geist Natalies Mutter für ihre Ordnung und eilte zurück zu Natalie. Er maß ihre Temperatur, die tatsächlich erschreckend hoch war. Nach einem kurzen Blick auf die Gebrauchsanweisung, gab er ihr den Fiebersaft und rief seine Eltern an, um ihnen zu sagen, dass es Natalie nicht gut ging und er bei ihr bleiben würde. Danach setzte Nick sich auf Natalies Bettkante, strich ihr sanft über die Wange und sah sie besorgt an.
„Wie fühlst du dich? Brauchst du irgendetwas?"
Wieder kam die Antwort sehr leise: „Mir ist kalt."
Nick machte sofort das Fenster zu, durch das inzwischen die kühle Abendluft ins Zimmer strömte.
"Schaffst du es bis hoch in dein Bett?", fragte er sie. Dort wäre es wärmer und vor allem bequemer. Natalie nickte schwach und schaffte es mit Nicks Hilfe tatsächlich bis in den ersten Stock in ihr Zimmer. Erschöpft ließ sie sich in ihr Bett sinken und zog die Bettdecke bis zum Kinn. Nick holte inzwischen noch zwei Wolldecken. Diese legte er zusätzlich über ihre Bettdecke und setzte sich wieder.
„Soll ich dir jetzt einen warmen Tee machen?", fragte er lächelnd.
Natalie brachte auch ein kleines Lächeln hervor. „Nein, danke. Ich könnte wahrscheinlich noch nicht einmal die Tasse halten."
„Na gut. Aber ist dir jetzt wenigstens ein bisschen wärmer?"
„Nicht wirklich." Wieder huschte ein kleines Lächeln über ihr Gesicht.
„Ich mach dir eine Wärmflasche! Wo..."
„Auch im Bad."
Nick ging los und fand auch die Wärmflasche sehr schnell. In der Küche kochte er Wasser auf, füllte es in die Wärmflasche und ging zurück zu Natalie.
„Hier ist deine..." Nick verstummte, weil Natalie eingeschlafen war. Vorsichtig hob er die zwei Decken hoch und legte die Wärmflasche auf ihr Laken, damit sie nicht zu heiß war. Dann setzte er sich auf ihren Schreibtischstuhl, beobachtete ihr friedliches Gesicht und wartete.
Zwei Stunden später, wachte Natalie auf. Nick saß immer noch auf dem Stuhl, ein aufgeschlagenes Buch auf dem Schoß und seinen Kopf in seine Hand gestützt, und sah sie an. Als sie die Augen aufschlug, lächelte er.
„Ich bin ja eingeschlafen. Tut mir leid! Warum hast du mich denn nicht geweckt?" Ihre Stimme klang noch immer sehr schwach und leise.
„Weil du so süß aussiehst, wenn du schläfst." Er legte seinen Kopf schief und grinste wieder. „Und außerdem sollst du dich ja auskurieren und das kann der Körper am Besten im Schlaf. Sagt zumindest meine Mama immer", fügte er nach einer kurzen Pause hinzu.
„Na gut, dann werd ich versuchen noch 'ne Runde zu schlafen. Du kannst ja wieder heim gehen, ist ja schon spät."
„Na klar, das würde dir so passen. Ich bleib heute Nacht bei dir. Du hast doch jetzt nicht wirklich gedacht, dass ich dich in deinem Zustand alleine lasse! Den Fehler hab ich vorhin schon gemacht."
„Aber das musst du wirklich nicht."
„Doch, das muss ich."
„Na gut." Natalie fing an zu zittern.
„Frierst du wieder?"
„Ein bisschen."
Er ging und füllte nochmal heißes Wasser in die Wärmflasche. Danach gab er sie Natalie und maß noch einmal mit dem Fieberthermometer ihre Temperatur.
„Du hast immer noch fast 40°C Fieber."
„Und Schüttelfrost", fügte Natalie hinzu.
Er legte sich neben sie auf die Decke und nahm sie in den Arm. Sie kuschelte ihren Kopf in seine Armbeuge und schlief ein.
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