Kapitel 4 | Einsamkeit

Erst vergingen Tage, dann Wochen und immer wieder schrieb George Briefe an seinen Bruder.
Sobald er fertig war, verstaute er sie in einer leeren Scherzartikel Box, die er sorgsam unter seinem Bett verstaute.

Er verließ das Zimmer nie und redete nicht mit seiner Mutter oder Ginny, die ihm regelmäßig Essen brachten.
Die anderen Bewohner des Hauses hatte er lange nicht mehr gesehen und er wusste nicht einmal, wer zur Zeit alles hier lebte.

Eines Tages teilte Molly ihm mit, dass es der Tag der Beerdigung sei. George graute davor,  denn es würde heißen Fred endgültig gehen zu lassen.
Er überlegte sogar, ob er nicht vielleicht lieber zu Hause bleiben sollte, doch wenn er die Augen schloss, sah er Fred, der ihn traurig ansah.
Dennoch haderte er den ganzen Morgen über mit sich, ob er wirklich gehen sollte.

Es war schon fast Mittag und sie würden bald los müssen, als er sich entschied die anderen zu begleiten.
Als er das Wohnzimmer betrat, verstummten die Gespräche.
Er wusste, dass er grauenhaft aussah, schließlich hatte er sich zum ersten mal seit Wochen gewaschen und sein Haar war ungekämmt. Er hatte sich auch nicht rasiert und sein Gesicht sah blass und müde aus.

"George...Was...?", fragte Bill und deutete auf den Anzug seines Bruders.
"Fred hätte es so gewollt, meinst du nicht?", erwiderte George.
Der Rest der Familie war in schwarz gekleidet. Die Farbe der Trauer. George trug einen violetten Anzug.
Er wusste, dass es Fred gefallen würde.
Er ging zu dieser Beerdigung um seinen Bruder gebührend zu verabschieden und zu ehren, nicht um zu trauern.

Es fiel ihm schwer, doch das war es, was er sich vor genommen hatte. Nicht trauern! Mit der Situation zurecht kommen und seinen Bruder einfach nur vermissen.

Sie reisten per Flohpulver zum Fiedhof.
Die Rede, die zu Ehren Freds gehalten wurde, hatte wenig mit ihm zu tun. Alles, was der Pfarrer sagte, kratzte gerade einmal an der Oberfläche dessen, was Fred gewesen war.
Eigentlich wollte George ein paar Worte sagen, doch er wusste, dass die Menschen, die heute hier anwesend waren, seinen Bruder besser kannten. Wenn auch nicht so gut, wie er.

Nach der Trauerzeremonie, die in einer kleinen Kapelle stattfand, gingen sie hinaus ins freie und der Sarg wurde in die Erde gelassen.
George wartete, bis jeder eine Rose in das Grab geworfen hatte und sich entfernt hatte, erst dann ging er selbst hinüber.

Er kniete sich in die frische Erde und umklammerte seine eigene Rose.
"Fred... ach weißt du... ich werde dich vermissen!", flüsterte er.
Eigentlich hatte er viel mehr sagen wollen, doch Fred würde alles davon eh bereits wissen. So war es immer gewesen.
Er ließ seine Rose zu den anderen ins Grab fallen, doch er wollte noch nicht gehen.
Hier so kurz vor dem Ende, kamen ihm zum ersten mal die Tränen und er gab sich keine Mühe sie zurück zu halten.

Er saß so lange weinend am Grab seines Zwillings, bis er eine Hand auf seiner Schulter spürte.
Er sah auf. Angelina stand über ihm. Sie hockte sich neben ihn und umarmte ihn.
"Ich habe dich vermisst.", flüsterte sie, "Lass uns das zusammen durch stehen! Bitte!"

Er sagte nichts, doch nach einer Weile drehte er sich zu ihr um und küsste sie.
Als sie sich von einander lösten, fragte sie:  "Ist das ein ja?"
Er nickte. Sie hatte Recht! Er müsste das nicht alleine durch stehen und Fred würde nicht wollen, dass er Angelina aufgab, weil er um ihn trauerte.

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