Kapitel 1 | Ein großes schwarzes Loch
George saß unter dem großen Apfelbaum in Garten des Fuchsbaus. Um ihn herum herrschte Finsternis, die einzig von fahlen Licht des Mondes durchbrochen wurde. Es passte zu dem, was er fühlte. Da, wo einmal sein Herz gewesen war, klaffte nun ein großes schwarzes Loch.
Als Fred gestorben war, hatte Georges Herz mit sich genommen. Zum mindestens fühlte es sich so an.
George wollte am liebsten schreien. Ganz laut.
Doch er tat es nicht. Fred würde dadurch nicht wieder lebendig werden und seine Familie brauchte den Schlaf.
Er selbst brauchte ihn. Es war Stunden, Tage, her, dass er das letzte mal geschlafen hatte. Sein Körper war unfassbar ausgelaugt und die Müdigkeit zerrte an seinen Augenliedern, doch er konnte nicht schlafen.
Letzte Nacht war er über die Ländereien von Hogwarts gestrichen, weil er es nicht ertrug in seinem alten Schlafsaal zu übernachten - ohne Fred. Am Morgen waren sie zum Fuchsbau aufgebrochen, doch hier viel ihm alles noch viel schwerer. Hier war es nicht nur sein Zimmer, dass er nun alleine bewohnen würde. An jeder Stelle des schiefen Hauses wurde er daran erinnert, dass Fred nicht mehr bei ihm war.
Er wäre gerne wütend auf seinen Bruder. Wütend, weil er ihn einfach so alleine gelassen hatte.
Aber das hatte Fred nicht verdient. Er war in der Schlacht gestorben, damit er und der Rest der Familie leben konnte.
Sie hatten gewusst, dass es passieren könnte, hatten darüber gesprochen, aber wirklich damit gerechnet hatte George nicht.
Ohne zu zögern hätte er sich für Fred geopfert, doch er hatte nicht gewollt, dass Fred das selbe für ihn tat.
George hatte sich damit abgefunden zu sterben, aber nicht damit seinen Zwilling, eine Hälfte seiner selbst, zu verlieren.
Er konnte sich nicht vorstellen, wie das Leben weiter gehen sollte. Ohne Fred.
So weit er sich erinnern konnte, hatten sie alles zusammen gemacht. Die Schule. Die Scherze. Quidditch. Der Laden.
Der Laden... George wusste nicht, was damit passieren sollte. Er wollte nicht einmal darüber nachdenken.
Wie sollte er einfach so weiter leben, wenn ein Teil von ihm nun fehlte? Wie sollte er je wieder lachen, wenn Fred keine Witze mehr erzählte?
Er musste schließlich doch eingeschlafen sein, denn als er die Augen das nächste mal aufschlug, strahlte ihm die Sonne verräterisch fröhlich ins Gesicht.
Sein Rücken schmerzte, weil er die ganze Nacht gegen den Stamm des knorrigen Baumes gelehnt, dagesessen hatte.
Nun, da er wach war, wollte er wieder schlafen. Seine Gedanken ausschalten.
Er blieb einfach sitzen.
Den ganzen Vormittag über saß er unter dem Apfelbaum und starrte ins Leere. Er weinte nicht. Er hatte Angst, dass er nicht mehr damit aufhören könnte, sobald er einmal angefangen hatte.
Seine Familie sah häufig durchs Fenster zu ihm hinüber, er spürte ihre Blicke, doch er ignorierte sie.
Es war Ginny, die schließlich zu ihm heraus kam und sich wortlos neben ihn ins Gras setzte.
Eine Weile, er wusste nicht, wie viel Zeit verstrichen war, saßen sie einfach bloß da und starrten auf die Grünen Büschen zu ihren Füßen, dann flüsterte Ginny: "Es tut weh. Als hätte jemand einen Teil meines Herzens abgerissen."
Bisher hatte George gar nicht daran gedacht, wie seine Familie sich wohl fühlen musste. Fred war nicht ihr Zwilling gewesen, aber dennoch ihr Bruder oder Sohn.
"Ja.", sagt er, "Ein sehr sehr großer Teil."
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