5.Neue Freundschaft

Remus

„Nein, das ist falsch!", warf ich ein.
Es war bereits kurz nach 17 Uhr. Wir hatten vor drei Stunden angefangen uns der Aufgabe für Arithmantik zu widmen und sind jetzt erst fertig geworden. Er wollte gerade meinen Namen auf das Papier schreiben: „Remus Lupinn".
Er sah mich irritiert an.
„Ich werde nur mit einem N geschrieben. Das hört man doch."
Ich wiederhole meinen Nachnamen und betone dabei extra noch ein bisschen mehr, als vorher.
„Aber Westhed spricht ihn immer so aus-"
„Ich weiß! Schrecklich.", doch ich grinse.
Er ist neu, also nehme ich ihm das nicht übel.
Ethan lacht in sich hinein und streicht meinen Namen durch um ihn nochmal neu zu schreiben.

Danach schaut er wieder hoch. Er wirkt plötzlich viel ernster.
„Ich finde, wir haben das echt gut gemacht. Es hat sogar fast- Spaß gemacht.", gab er zu.
Irgendwie stimmte es. Wir haben uns echt gut verstanden. Ich weiß gar nicht mehr wie wir so warm miteinander geworden sind.
„Ja. Stimmt.", antwortete ich hastig, da ich ihn bestimmt 15 Sekunden nur angestarrt habe.
Er kratzt sich verlegen den Hinterkopf. Ich habe es tatsächlich geschafft, in weniger als einer halben Minute die Situation unangenehm werden zu lassen.
„Bist du eigentlich am Sonntag bei den Testspielen für Quidditch?", fragte er mich um die Stille zu unterbrechen.
„Oh Gott! Nein. Naja, als Zuschauer. James und Sirius nehmen teil.", sage ich.

Er nickt nur. War er nicht letztes Jahr Kapitän seines Hauses gewesen? Ich habe mit Quidditch echt wenig am Hut, aber bin mir dessen ziemlich sicher.
„Willst du wieder Kapitän werden?"
Er lehnt sich nach hinten.
„Ich schätze schon. Ich will nicht sagen, dass meine Chancen gut stehen, aber..Sie stehen gut. Das klingt vielleicht ein wenig arrogant."
Ich stehe auf um das Buch, was wir benutzt haben, zurück an seinen Platz ins Regal zu stellen.
„Ein wenig. Aber wenn es so ist.", ich zucke lässig mit den Schultern.
Ich hätte niemals an den Testspielen teilgenommen, vor allem nicht in meinem letzten Jahr. Ich hasste Ballsport. Aber zu wissen, dass ich sowieso nicht die Möglichkeit dazu hätte, ist merkwürdig. Es sollte mich eigentlich gar nicht interessieren.

Ich nahm meine Tasche vom Stuhl.
„Naja. Ich gehe dann wohl. Es hat mich gefreut mit dir zu arbeiten. Das ich das mal sagen würde, hätte ich nicht erwartet.", ich wartete darauf, dass er noch irgendetwas darauf erwiderte, doch das passierte nicht. Er musterte mich nur. In seinem Blick lag etwas, dass ich nicht benennen konnte. Also entschied ich mich, einfach zu gehen. Ich bog nach links und verließ die Bibliothek.

****

Ich saß auf einem Sessel im Gemeinschaftsraum und unterzog mich den fragenden Blicken von Lily.
„James hat nicht in den Ferien von mir gesprochen?", sie sah gekränkt aus.
„Naja, ich habe ihn nur zweimal gesehen. Aber er hat gestern erst wieder von dir gesprochen. Er liebt dich wirklich, Lily. Warum gibst du ihm keine Chance, wenn du ihn auch magst?"
Sie seufzte.
„So ist das nicht. Er ist...sympathisch."
Ich wusste, dass sie log. Sie war eigentlich eine gute Lügnerin, aber in Bezug auf James?..Puh.
„Lily-"
„Nein, Remus. Es ist kompliziert, okay? Diese Dinge haben uns noch nie im Weg gestanden, lass uns jetzt nicht damit anfangen. Wir sind nicht die Typen dafür.", sagte sie. Todernst.
Wovor hat sie Angst? Das er sie verletzten könnte? Das würde er niemals tun.

Sie hat eine Chance, doch nutzt sie nicht. Das macht mich irgendwie wütend.
Weil ich keine habe.
„Ich verstehe dich nicht."
„Kein Wunder. Du warst noch nie verliebt."
Wenn sie wüsste.
Ich bin unsterblich verliebt.
In jemanden den ich nicht haben kann.
Sie schlägt sich plötzlich die Hände vor den Mund. Ich sehe, wie sich ihre Mundwinkel nach oben bewegen. Nein. Nein. Nein.
„Du bist verliebt!", sie strahlte über das ganze Gesicht. Aus dieser misslichen Lage würde ich nicht so einfach fliehen können.
„Nein, bin ich nicht.", meine Stimme klingt mir irgendwie fremd. Trocken. Nüchtern.

„Lass uns das Thema abhaken. Du meintest gerade eben noch, dass wir nicht die Typen dafür sind."
Doch sie ignorierte das Gesagte. Sie lehnte sich näher zu mir herüber um leiser reden zu können.
„Remus, das ist doch nichts Schlechtes. Du bist gutaussehend, charmant und liebevoll. Du musst dich nur trauen. Sie würde dich bestimmt auch mögen."
Ich weiß das ihre Worte nett gemeint sind, aber so funktioniert das nicht. Nicht für mich.
Ich bin schwul.
Ich bin ein Werwolf.
Ich habe nur noch ein Bein.
Und keiner kann mir sagen, dass es das nicht erschwert. Das sind alles Dinge, die abschreckend auf andere wirken. Und das kann ich sogar verstehen.

„Hm. Lass uns einfach über etwas Anderes reden.", und damit ließ sie es auf sich beruhen. Lily bohrte gerne nach, aber selbst sie wusste, wann es genug war.

***

Ich hasse Quidditch.
Ich meine, was ist daran so toll?
Das man vom Besen fallen kann?
Oder das man anderen Leuten ernsthaften Schaden zufügen kann?
Wow. Ich glaube, ich bin heute echt mit dem falschen Fuß aufgestanden. Obwohl..ich habe doch nur noch meinen linken. Also ist meine Laune ja wohl verständlich. Diese Ausrede sollte ich öfter benutzen.

Es hat bereits begonnen zu regnen, doch die Spiele werden knallhart durchgezogen. Ich sehe James, wie er seinen Besen in der Hand hält und sich mit jemandem aus Hufflepuff unterhält.
Sirius fliegt mit seinem Besen gerade an Peter und mir vorbei.
Wir sitzen ziemlich mittig auf den Tribünen. Letztes Jahr war auch er im Team gewesen, doch gestern sagte er uns, dass er nicht zurück wollte.
Er fand das Training irgendwann einfach zu stressig, meinte er, obwohl ich vermute, dass es eher etwas mit Tanja zutun hat. Was völlig in Ordnung ist. Ich sehe es tatsächlich eher positiv.

Plötzlich haftet sich mein Blick auf einen Ravenclaw-Schüler. Ethan. Er spricht mit seinem Team.
Es sieht beinahe so aus, als wäre es schon längst beschlossene Sache, dass er wieder Kapitän wird.
Ich freue mich irgendwie für ihn, auch wenn er in der Bibliothek gar nicht so interessiert daran gewirkt hat. Vielleicht hat sich seine Meinung auch geändert, denn ich erkenne, wie er die weiteren Mitglieder mit seinem Lächeln förmlich ansteckt.
„Wen beobachtest du denn da so? Etwa Culton?", fragte mich Peter argwöhnisch.
Ich schüttelte schnell den Kopf.
„Nein, natürlich nicht.", log ich und richtete meinen Blick zurück zu der Stelle, wo James gestanden hatte. Jedoch war er weg.

Ich suchte das Feld ab und entdeckte ihn erst eine ganze Weile später in der Luft bei Sirius.
Der rege Schauer verändert sich langsam zu einem echten Gewitter. Madame Hooch scheint momentan abzuwägen, ob es sinnvoll ist, die Spiele weiterlaufen zu lassen. Erst nach weiteren fünf Minuten pfeift sie endlich ab und schickt alle Schüler ins Schloss. Ich bin direkt hinter Peter, als wir nach unten laufen um den Rückweg anzutreten. Er unterhält sich aufgeregt mit Lily, die irgendwann dazukam. Wir sind bereits auf dem Feld als ich meinen Namen höre. Ich drehe mich zu Ethan um, der total durchnässt ist.
„Hi, ich habe dich auf der Tribüne gesehen. Du sahst nicht gerade begeistert aus.", sagte er grinsend.
„Naja, Quidditch ist wohl einfach nicht meins.", antwortete ich. Wir liefen jetzt nebeneinander.
„Habe ich auch schon festgestellt.", ein weiteres Lächeln.
Er versucht mir plötzlich alle Vorteile von Quidditch aufzuzählen, welche nicht wirklich viele sind. Er gibt sich echt Mühe und versucht verzweifelt Schlupflöcher für den Sport zu finden. Jetzt muss selbst ich schmunzeln.

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Sirius

Ich lief mit James zusammen zum Schloss zurück. Vor uns sah ich Remus und Ethan, die sich echt gut zu verstehen schienen.
Er hatte wohl doch eine 2. Chance bekommen.
James redete pausenlos über unser Team und einige Taktiken, die er unbedingt ausprobieren wollte. Ich nickte ab und zu bis er merkte, dass ich gar nicht wirklich zuhörte.
„Hey- Ja okay, Ethan hat nicht gerade den besten Ruf in unserem Haus, aber er und Remus wirken glücklich. Mach dir darüber nicht so viele Gedanken."
Ich wünschte, das könnte ich. Aber es geht nicht.
Ethan ist nicht über den Weg zu trauen und ich kann unmöglich dabei zusehen, wie er sich in sein Leben einmischt. Sich sogar vielleicht mit ihm anfreundet.

Das kann ich nicht zulassen.

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