2.Spezielle Anreise

Remus

Wir stiegen alle bereits mit Schuluniformen schweigend aus dem Zug. Es schüttete immer noch wie aus Eimern, weshalb wir uns beeilten zu den Kutschen zu kommen. Was nicht so einfach war bei all dem aufgeweichten Boden und Schlamm. Als wir endlich losfuhren, brach ich das Schweigen dann doch.
„Und.. Habt ihr schon Pläne für das neue Schuljahr?", fragte ich also in die Runde.
Erst antwortete keiner, doch schließlich meldete sich Sirius zu Wort und schnell wurde eine hitzige Diskussion daraus. Immerhin ging es gerade um neue Streiche und das gleichbleibende Visier: Snape.
Ich hatte tatsächlich seit langem nicht mehr über ihn nachgedacht. Nachdem er Lily bekniet hat, ihm zu verzeihen, haben wir nichts mehr von ihm gehört oder gesehen. Zumindest nicht außerhalb des Unterrichts. Aber er hätte doch damit rechnen müssen, dass seine beste Freundin kein Wort mehr mit ihm redet, wenn er sie als Schlammblut bezeichnet.. Naja, jetzt hat wenigstens James wieder eine erhöhte Chance bei ihr. Ungeachtet, was ich davon halte.

„Wir könnten ihm mal wieder was in seinen Saft tun! Das haben wir schon so lange nicht mehr getan.", sagt Peter begeistert.
Ich gebe ab und zu auch einen Kommentar ab um nicht abweisend zu wirken, während ich eigentlich ganz woanders mit meinem Kopf bin.
Dieses Schuljahr wird mein Jahr. Gut, es hat nicht optimal gestartet, aber es könnte sich immer noch zu etwas Gutem entwickeln.
Jetzt klinge ich tatsächlich schon wie meine Mutter, denke ich mir.
Das hat sie mir die letzten Tage so oft gesagt und ich wollte nichts davon hören. Mich plagt ein schlechtes Gewissen, weil ich erst jetzt langsam wieder Fuß in meinem Leben fasse und sie es nicht sehen kann. Ich muss ihr unbedingt bald einen Brief schreiben-
Wir halten an. Sind wir schon da?
Ich schaue nach draußen und bemerke, dass wir komplett vom Weg abgekommen sind. Aber das ist doch nicht- Die Thestrale fahren doch immer denselben Weg.

Die anderen sind immer noch so in ihrem Gespräch vertieft, dass sie nicht einmal bemerkt haben, dass wir nicht mehr fahren.
Ich stehe auf und so langsam verstummen sie dann doch.
Es ist bereits dunkel und mit dem starken Regen ist die Sicht ziemlich unscharf. Ich will gerade aussteigen, als mich Sirius zurückzieht.
„Das ist vielleicht eine Falle. Bleib hier drin.", sagte er, total ruhig.
Wie kann er nur so gelassen bleiben?
Wir können zwar nicht weit weg sein, aber mich erfüllt trotzdem eine flaue Panik, die sich durch meinen gesamten Körper zieht.
Vollkommene Dunkelheit.
Ich habe vor wenigen Minuten Donner wahrgenommen. Es gewittert.

„Wo zur Hölle sind wir?", fragt James. Er klingt ebenfalls nicht begeistert.
Peter streckt den Kopf raus.
Es raschelt. Ich bin wahrscheinlich schon kurz davor einen Herzinfarkt zu bekommen.
Ich spüre wie Sirius mir beruhigend eine Hand auf den Rücken legt und laufe unwillkürlich rot an. Mir muss der Schreck im Gesicht stehen.
„Wir können nicht weit vom Hauptweg weg sein. Es gibt nur eine Handvoll Wege die von ihm abführen. Wir können einfach den Spuren zurück folgen und laufen die restliche Strecke zum Schloss.", schlug er vor.
„Wahrscheinlich hat die Kutsche irgendeinen Fehler.", mutmaßte Peter.
James und Sirius schüttelten gleichzeitig den Kopf. Ich innerlich auch. Sie wurde eindeutig manipuliert. Und wir alle wussten auch von wem.
„Snape hat sie verhext.", sprach Sirius laut aus. Eigentlich hätten wir damit rechnen können. Immerhin stiegen wir seit unserem 3. Jahr immer in die gleiche Kutsche: die allerletzte. Das war wie zu einem Ritual geworden. Snape wusste vieles über uns, also warum nicht auch das?
Das war die einzig logische Erklärung.

„Nun gut. Dann mal los. Bevor McGonagall einen Suchtrupp losschickt.", sagte James. Da hatte er wohl gar nicht so unrecht. Wenn plötzlich 4 Schüler verschwanden, war das schon sehr alarmierend. Wir stiegen also alle nacheinander aus. Uns erwartete glücklicherweise nichts außerhalb der Kutsche, weshalb wir unseren Marsch ohne Umwege antreten konnten.
Ehrlich gesagt, waren wir alle schon ziemlich fertig. Das konnte uns wohl auch keiner verübeln. Wir hatten gerade eine fast 8-stündige Fahrt hinter uns und wollten am liebsten nur noch ins Bett. Aber was blieb uns anderes übrig?
Am Anfang redeten wir noch darüber, wie wir es Snape heimzahlen könnten, doch irgendwann liefen wir einfach nur noch schweigend nebeneinander her.
„Können wir eine kurze Pause machen?", fragte ich erschöpft und holte tief Luft.
Der Regen ließ langsam nach und es war nicht mehr allzu weit, doch ich hatte das Gefühl, jede Sekunde einfach umzufallen.
Blöder Schlamm. Blödes Bein. Blöde Situation.
War ich in der Kutsche nicht noch optimistisch gestimmt gewesen?

„Alles in Ordnung?", fragte mich Sirius, auch James und Peter sahen mich erwartungsvoll an.
Natürlich nicht.
„Ja, lasst uns weiter."
Alle setzten sich also wieder in Bewegung und wir trotteten den restlichen Weg zum Schloss entlang. Wider unseres Erwartens hat anscheinend keiner bemerkt, dass wir fehlten. Zumindest noch nicht. Obwohl das Abendessen schon längst vorbei sein musste. Hatte denn wirklich keiner Bescheid gegeben? Nicht einmal Lily?
Die anderen liefen zur Küche weiter, während ich abbog um zum Gemeinschaftsraum zu kommen. Erst als ich davor stand, fiel mir auf, dass ich das Passwort noch gar nicht kannte.
Doch glücklicherweise kam gerade eine hysterische McGonagall heraus. Sie wusste es also doch. Und ich musste uns herausreden. Wie immer also.

„Wo waren Sie denn? Wo sind die anderen?", fragte sie mich entsetzt.
Sie muss echt durch den Wind sein, wenn sie sogar vergisst, mich zu begrüßen.
„Guten Abend, Professor McGonagall. Es gab da ein paar Schwierigkeiten mit der Kutsche. Sie ist vom Hauptweg abgekommen und irgendwann im Nirgendwo stehen geblieben..", versuchte ich mich zu erklären, doch sie beäugte mich skeptisch. Kein Wunder bei der Geschichte.
„Die Kutschen fahren immer den gleichen Weg. Das ist nicht möglich."
Eigentlich war ich ziemlich vertrauenswürdig und sie hatte mir immer geglaubt, aber dieses Mal schien sie wirklich an meiner Aussage zu zweifeln.
„Ich weiß, dass es verrückt klingt, aber Sie werden die Kutsche in einem Nebenweg finden, wenn der Thestral sich nicht wieder bewegen sollte.", erwiderte ich verunsichert.
Zwar hatte ich in Büchern viel von diesen Tieren gelesen, da ich sie immer faszinierend fand, doch diese wirkten, als würden sie tatsächlich nur Befehlen folgen.

Weshalb wir auch davon ausgingen, dass Snape dem Tier einen neuen Befehl gegeben haben musste. Was natürlich bedeutete, dass er sie sehen konnte. Was kein gutes Zeichen war, denn wie jeder wusste, konnte man sie nur sehen, wenn man miterlebt hatte, wie jemand anderes gestorben ist.
„Die anderen müssten gleich hier sein.", setzte ich nach. Ich erwartete, dass sie fragen würde, wo die anderen denn überhaupt waren, aber das tat sie nicht. Das wäre auch ziemlich unvorteilhaft, da die Schüler eigentlich nichts in der Küche verloren hatten.
„In Ordnung. Ich werde der Sache nachgehen."

Plötzlich änderte sich ihr Gesichtsausdruck. Als würde sie sich an etwas anderes erinnern. Und da wusste ich, was kommen würde..
„Oh Mr. Lupin.. Ich war so in rage. Entschuldigen Sie. Wie geht es Ihnen.. nach dem Unfall? Ich war ganz erschüttert, als ich es gehört habe.", sie klang eindeutig besorgt. Ich lächelte verlegen und versuchte das schlechte Bauchgefühl, was sich auszubreiten drohte, abzuschütteln. Ich kann verstehen, dass sie mich darauf ansprach, trotzdem war ich so in Eile gewesen, dass ich nicht damit gerechnet hatte.
„Es geht mir besser. Danke für die Nachfrage."

Nach wenigen weiteren Minuten verabschiedete sie sich von mir und teilte mir gleich das neue Passwort mit. Anscheinend gab es keine Konsequenzen, was ziemlich untypisch war. Eigentlich mussten wir uns immer einen ellenlangen Vortrag von ihr anhören.
Ob das daran lag, dass sie Mitleid mit mir empfand?
Ohne weiter darüber nachzudenken, stieg ich durch den Eingang und wollte mich gleich auf den Weg zur Treppe machen, als ich schon wieder aufgehalten wurde.
Lily kam auf mich zu gerannt und umarmte mich herzlich. Sie strahlte mir förmlich entgegen.

„Oh Remus, ich habe kaum was von dir gehört in den Ferien! Ich dachte, du bist tot.", sagte sie, während sie sich wieder zurücklehnte und mich musterte.
„Warum kommst du erst jetzt? Wo sind die anderen?"
Ich erzählte ihr das Nötigste und suchte eine Ausrede für meine Abwesenheit in den Ferien. Sie wusste es nicht. Keiner hat es ihr erzählt. Und das erleichterte mich irgendwie.
Hinter uns öffnete sich der Durchgang erneut und auch die anderen kamen endlich. Lily begrüßte sie alle und schnell kamen sie zu einer Diskussion über die Kutschensache. Doch ich war ehrlicherweise einfach nur müde und fertig, weshalb ich mich relativ schnell wieder verabschiedete um in mein gemütliches Bett zu steigen.

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