Kapitel 31 - Peinlich
Xenias p.o.v.
Oh Gott. Noch mit meinem T-Shirt in der Hand stand ich wie erstarrt da.
Wie peinlich. Wie unglaublich peinlich.
Natürlich hätte ich unsere Kleidung trocknen können. Erst recht hier im Wald. Er hatte absolut Recht.
Also warum ist mir das nicht eingefallen?
Ich meine, es war ja nicht so, als wäre ich erst seit einer Woche Hexe oder so.
Doch ich wusste schon, was die Erklärung war. Auch wenn ich es nicht zugeben wollte. Er hatte mich einfach zu sehr abgelenkt. Er lenkte mich allein mit seiner Anwesenheit ab. Und zwar so sehr, dass mir die einfachsten Dinge entfielen.
Wie zum Beispiel dass ich unsere Kleidung hätte trocknen können.
Ich fühlte mich so unglaublich dumm.
Und was sollte ich jetzt sagen?
Keinesfalls konnte ich ihm gestehen, dass er mich so sehr ablenkte. Das Ganze war mir ja jetzt schon peinlich genug.
Also murmelte ich nur ein leises "Wäre ja zu einfach gewesen", während ich mir mein T-Shirt über den vor Scham heißen Kopf zog.
Danach zog ich meine Socken und Schuhe an.
Schließlich war ich fertig und Kilian wandte sich mir wieder zu.
Als er aufstand und zu mir herkam, um sich selbst anzuziehen, gab ich mir Mühe, den Blick nicht über seine sehnigen Muskeln und die gebräunte Haut gleiten zu lassen.
Tja. Ich gab mir Mühe. Aber das reichte nicht aus. Meine Augen hörten einfach nicht mehr auf mich, sondern machten sich neugierig auf die Reise, über diese starken Arme, die gestählte Brust, weiter hinab zu diesem definierten Sixpack und...
Schnell wandte ich den Blick ab, bevor er noch weiter hinabwandern konnte.
Das war sowieso unhöflich. Man starrte Leute nicht an. Und das wusste ich eigentlich.
Aber bei Kilian...tja, da war es nicht einfach, sich zusammenzureißen.
Als ich ihm einen verstohlenen Blick zuwarf, erkannte ich ein selbstzufriedenes Grinsen auf seinen Lippen.
Meine Wangen brannten noch ein Stück heißer. Er wusste, dass ich ihn angestarrt hatte.
Natürlich. Wie sollte es ihm auch nicht aufgefallen sein?
Gerade zog er seine Hose über und ich beobachtete fasziniert die Bewegungen seiner Armmuskeln dabei.
Dann schalt ich mich selbst und blickte weg. Mann, ich würde es doch schaffen, meinen Blick eine Sekunde lang nicht auf ihm zu lassen!
Aber irgendetwas hatte sich verändert, schien es mir.
Wir hatten zwar nicht allzu viel Zeit miteinander verbracht, das war gerade Mal unser erstes Date und doch...
Es war, als hätte sich eine Verbindung zwischen uns vertieft. Eine Verbindung, die schon von Anfang an dagewesen war.
Ich wusste nicht, wie ich es anders beschreiben sollte.
Oder ob ich Angst davor haben sollte.
Als ich ihn vorhin gebeten hatte, sich zu verwandeln...ich war neugierig gewesen.
Doch dann hatte er sich geweigert. Und obwohl wir uns noch gar nicht so lange kannten, hatte es mir einen Stich gegeben.
Dabei hatte ich kein Recht dazu, so zu fühlen. Was auch immer zwischen uns war, es gab mir nicht das Recht, zu viel von ihm zu verlangen.
Und seine Erklärung...was konnte ich schon dagegen sagen, wenn er es langsam angehen wollte?
Genau, nichts. Denn das war rücksichtsvoll, süß...es war nichts Falsches daran.
Falsch war, dass mich dabei Enttäuschung überkam und eine Unsicherheit....denn was, wenn er mir einfach noch nicht genug vertraute?
Ach, meine Gefühle spielten einfach verrückt. Denn selbst Unsicherheit war lächerlich. Er durfte mir misstrauen. Ich war schließlich theoretisch seine Feindin.
Okay, nicht theoretisch, sondern ganz einfach seine Feindin. Und doch fühlte sich das hier nicht so an.
Schließlich hatte er sich fertig angezogen und wandte sich mir zu.
"Willst du noch wohin oder nach Hause?"
Seine Stimme hatte einen leicht unwilligen Tonfall. Wollte er vielleicht noch nicht so früh Abschied nehmen? Ich wusste es nicht und würde ihn ganz bestimmt nicht fragen. Für heute hatte ich mich schon genügend blamiert.
"Ich bin müde, ich würde gerne nach Hause gehen", erwiderte ich leise.
Und als er die Zähne zusammenbiss und knapp nickte, bevor er sich abwandte, um mich aus dem Wald zu führen, fügte ich noch etwas hinzu. Die Worte kamen einfach aus mir heraus, ohne dass ich das willentlich beeinflussen konnte:
"Können wir morgen wieder was zusammen unternehmen?", Meine Stimme klang so anhänglich, hoffnungsvoll, vielleicht sogar sehnsüchtig.
Innerlich zog ich eine Grimasse. Aber die Worte konnte ich nicht mehr zurücknehmen. Bestimmt hielt er mich jetzt für eine klammernde Klette.
Und auch wenn es das vielleicht nicht besser machen würde, versuchte ich es gerade zu biegen:
"Also, wir müssen nicht, ich verstehe es, wenn du keine Zeit hast oder auch keine Lust, ich..."
Aber bevor ich weitersprechen konnte, hatte er sich bereits zu mir umgedreht und war mit ein paar Schritten bei mir.
Ich verstummte bei der Wärme, die mir aus seinen blauen Augen entgegenstrahlte.
Wurde vollkommen still, als er seine Hände sanft an meine Wangen legte und zärtlich flüsterte:
"Ich freue mich über jedes bisschen Zeit, das ich mit dir verbringen darf."
Ich schluckte schwer, mein Herz hämmerte heftig. Nicht wegen seiner Nähe, nicht nur. Sondern wegen dieser Worte, wegen dieser Zärtlichkeit in seinen Worten, seinen Augen.
Da waren keine Worte in mir, ich wusste einfach nicht, was ich daraufhin erwidern sollte.
Noch nie hat mir jemand so etwas gesagt.
Schließlich öffnete ich doch den Mund und ohne nachzudenken kamen die Worte aus mir heraus:
"Ich mich auch."
Erst als ich sie ausgesprochen habe, fiel mir die Bedeutung meiner Worte auf und noch während ich rot wurde, versuchte ich es zu erklären:
"Ich meine, ich freue mich über die Zeit, die ich mit dir verbringen kann und nicht die ich mit mir verbringe....also, na ja, es ist nicht so, als würde ich mich nicht freuen, Zeit mit mir selbst zu verbringen, aber na ja, ich ..."
Mit jedem Satz brannten meine Wangen stärker und es half nicht, als Kilians Mundwinkel amüsiert nach oben zuckten. Am Ende stotterte ich nur Sinnloses vor mich hin und wurde immer leiser bis....
Kilians Kopf neigte sich sacht zu mir nach unten und meine Augenlider senkten sich flatternd.
Dann spürte ich auch schon seine Lippen auf meiner Haut. Sanft wie ein Streicheln küsste er meine Wange.
Verweilte einen Moment mit den Lippen auf meiner Haut, bevor er sich wieder aufrichtete.
Einen Moment lang blieben meine Augen noch geschlossen, noch ganz dem Gefühl seiner Lippen auf meiner Haut nachfühlend.
Wärme kroch in mein Herz und ich konnte rein gar nichts dagegen tun.
Aber vielleicht wollte ich das auch gar nicht.
Schließlich öffnete ich wieder die Augen, leicht enttäuscht darüber, dass Kilian wieder Abstand zwischen uns gebracht hatte. Leicht enttäuscht. Es war nicht so, dass ich mich nach mehr sehnte. Nein, überhaupt nicht.
Kilian betrachtete mich mit einem sanften Gesichtsausdruck und sagte dann:
"Ich weiß, was du meinst, meine Hübsche. Und es bedeutet mir sehr viel. Mehr als du dir jemals vorstellen kannst."
Er strich mir eine Haarsträhne hinters Ohr, die mir ins Gesicht gefallen war.
Und als könnte er die Hände nicht von mir lassen, nahm er mich an der Hand.
"Komm, dann wollen wir dich mal nach Hause bringen", meinte er und wandte sich ab.
Mit meiner Hand in seiner folgte ich ihm zu unseren Rucksäcken, die wir schulterten, um dann den Rückweg anzutreten. Und obwohl es nur Händchenhalten war, obwohl es eigentlich nichts Besonderes sein sollte....war es doch genau das.
Seine Wärme und der leichte Druck seiner Hand in meiner beruhigten mich in gewisser Weise, brachten mein Herz dazu, einen Gang runterzuschalten.
Seine Wärme schien in mich zu fließen, geradewegs in mein Herz.
Und mir wurde klar, dass es sehr schwer sein würde, mich nicht in ihn zu verlieben.
Zusammen liefen wir nach Hause, machten uns auf manche Dinge im Wald aufmerksam, mal auf eine besonders schöne Pflanze, ein vorbeihuschendes Tier oder anderes.
Und es fühlte sich so....normal an. So ....richtig.
Obwohl wir Feinde waren, obwohl es falsch war, was wir hier taten, hatte ich keine Schuldgefühle, kein schlechtes Gewissen, ja, ich dachte nicht einmal an die Konsequenzen.
Sondern genoss einfach nur den Augenblick, seine Hand mit meiner verschränkt, sein Körper neben mir, sein Lachen, das mich von innen heraus wärmte und mich erfreute, sein wunderschönes Lächeln...
Ich war ja sowas von verloren...
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