Kapitel 2 - Meine Mate, eine Hexe?!
Kilians p.o.v.
Ich konnte es nicht glauben. Ich konnte es einfach nicht glauben.
Meine Mate sollte eine Hexe sein?!
Verdammt, als ich mit ihr zusammengestoßen war, da....da hatte ich zwei Dinge auf einmal festgestellt.
Zuerst die gute Nachricht:
Ich hatte meine Mate gefunden.
Nach all diesen Monaten, in denen ich nun schon ohne mein eigenes Rudel lebte, in denen ich andere Werwölfe gefunden hatte, in denen wir an einem Plan gearbeitet hatten, Rache an den Hexen zu üben....nach all diesen Monaten hatte ich endlich meine Mate gefunden.
Das war unglaublich. Ich hatte meine einzige und wahre Liebe gefunden.
Noch immer war dieser Gedanke so surreal.
Vor allem, da sie eine Hexe war.
Ich hatte sofort diesen Geruch wahrgenommen, der allen Hexen zu eigen war.
Dieser Geruch nach...Magie. Keine Ahnung, wie ich es anders beschreiben sollte.
Als würde ich ein Knistern von Elektrizität riechen.
Nun saß ich hier im Biounterricht neben ihr und versuchte noch immer, diese Tatsache zu verstehen.
Aus dem Augenwinkel warf ich ihr so manche verstohlene Blicke zu.
Spürte sie es auch?
Spürte sie, dass wir füreinander bestimmt waren?
So etwas war einfach unmöglich.
Noch nie hatte die Mondgöttin Luna eine Hexe als Mate für einen Werwolf bestimmt. Noch nie.
Zumindest so weit ich wusste. Doch wenn es jemals geschehen war, hätte man das doch mitbekommen, oder?
Nicht einmal allzu viele Menschen gab es jemals als Mate, soweit ich mich erinnerte. Es waren fast immer nur Werwölfe füreinander bestimmt worden.
Was war jetzt anders?
Es war komisch, so neben ihr zu sitzen. Die ganze Zeit hatte ich den Drang, sie zu berühren.
Ich hatte sie nicht einmal richtig umarmt, so überrascht, ja sogar geschockt war ich gewesen.
Doch sie war eine Hexe. Ich konnte nicht davon ausgehen, dass sie die Matebindung spürte wie ein Werwolf. Und wenn ich sie dann einfach so berührte, in den Arm nahm....sie würde das mehr als nur komisch finden.
Vielleicht hielt sie mich dann für einen Psychopathen und würde mich nie wieder an sich heranlassen.
Das konnte ich einfach nicht riskieren.
Ich musste es mit uns langsam angehen lassen.
Musste es auf die menschliche Art versuchen, das heißt, ich musste ihr Freund werden.
Und wenn wir dann erst zusammen waren und ich mir irgendwann ihrer Liebe sicher war, konnte ich ihr vielleicht verraten, was ich war. Was wir waren.
Doch jetzt war es noch zu früh dafür.
Erst in diesem Moment bemerkte ich, dass ich eine Beziehung mit ihr sogar einfach so in Betracht zog.
Dabei war sie eine Hexe. Ich sollte sie hassen. Die Ihren hatten mir schließlich alles geraubt, was mir lieb und teuer war. Mein Rudel. Meine Familie. Meine Freunde. Mein Zuhause.
Und doch...die Matebindung war stark. Ich spürte jetzt schon eine unglaubliche Zuneigung zu ihr, ob ich wollte oder nicht.
Dabei sollte ich sie hassen.
Apropos Hass...wenn ich unseren Plan verwirklichte, würde wohl bald sie mich hassen.
Wer sah es schon gerne, wenn der Mate seine Familie tötete?
Doch ich konnte von unserem Plan nicht ablassen.
Ich würde ihn durchsetzen. Mit oder ohne meine Mate.
Verdammt. Die Gedanken schossen nur so durch meinen Kopf, sodass ich kaum was vom Unterricht mitbekam.
Das alles kam einfach so plötzlich.
Zwar hatte ich nach meiner Mate Ausschau gehalten, überall, wo ich war, zu jeder Zeit.
Und genau dann, als ich es am wenigsten erwartet hatte, fand ich sie.
Stolperte einfach so in sie hinein.
Unglaublich.
Der Unterricht flog nur so an mir vorbei, ohne dass ich wirklich etwas davon mitbekommen hätte.
Xenia neben mir stand auf, um zu ihrem nächsten Kurs zu gehen.
Sofort erwachte ich aus meinem Gedankenkarussell.
Ich konnte sie jetzt nicht einfach so gehen lassen.
Hexe hin oder her.
Gefühlswirrwarr hin oder her.
"Hey, Xenia, würde es dir was ausmachen, mich noch zu meinem nächsten Kurs zu begleiten?", fragte ich sie schnell.
Sie hatte bereits ihren Rucksack zusammengepackt und Anstalten gemacht zu gehen, als sie sich bei meinen Worten überrascht zu mir umdrehte.
"Ja...ich meine, klar bringe ich dich zu deinem nächsten Kurs", antwortete sie schließlich mit einem schüchternen Lächeln.
Erleichtert lächelte ich sie an und packte ebenfalls mein Schulzeug in meinen Rucksack.
Dann stand ich mit einem Blick auf meinen Stundenplan auf.
"Ich hab jetzt Deutsch in Raum 410."
Mit einem fragenden Blick sah ich sie an.
Sie lächelte ihr süßes Lächeln.
"Das ist oben. Ich hab jetzt in 409 Mathe. Komm, wir gehen zusammen hoch."
Somit ging sie vor mir her.
Schon wieder landete mein Blick auf ihrem Hintern.
Verdammt. Ich sollte nicht so glotzen.
Aber sie hatte nun Mal einen echt süßen Hintern.
Shit. Überhaupt war sie richtig heiß mit diesen unglaublichen Kurven, dem langen wunderschönen Haar und diesen warmen braunen Augen.
Wenn sie doch nur eine Werwölfin wäre.
Wieder fragte ich mich, was sich die Mondgöttin nur dabei gedacht hatte.
Damit ihr nicht auffiel, dass ich ihr auf den Hintern gestarrt hatte, beeilte ich mich, zu ihr aufzuholen.
Diesmal lief ich neben ihr, um nicht wieder in die Versuchung zu kommen, sie anzustarren.
"Was ist eigentlich dein Lieblingsfach?", fragte ich sie neugierig.
Komischerweise wollte ich alles über sie wissen.
"Bio", antwortete sie lächelnd.
"Besonders das Thema Ökologie interessiert mich. Ich liebe es einfach, in der Natur zu sein."
Nun, das war gut. Vielleicht konnte sie dann auch einen Werwolf lieben, wenn sie Tiere mochte.
"Ich mag es, im Wald zu spazieren", erzählte ich.
Sie musste ja nicht wissen, dass ich das immer in meiner Werwolfsgestalt tat. Das würde sie schon noch irgendwann erfahren.
"Echt?", interessiert blickte sie mich an.
"Das ist heutzutage nämlich richtig selten. Die Leute sind alle so sehr auf ihre Handys fixiert, dass sie selten nach draußen gehen, um einfach die Natur zu genießen."
Das stimmte. Allerdings fand ich das nicht so schlimm. So hatte ich als Werwolf meine Ruhe im Wald.
"Stimmt. Dabei beruhigt es einen total, einfach in der Natur zu sein, finde ich. Wenn ich Mal den Kopf frei kriegen muss, gehe ich einfach in den Wald, höre den Vögeln beim Singen zu, dem Blätterrauschen und mir geht es gleich viel besser."
Plötzlich blieb sie stehen, inmitten der Schülermassen um und herum, wandte sich mir voll und ganz zu und lächelte mich an.
Ihr Lächeln war so herzlich, ihre Augen strahlten richtiggehend.
Bei diesem Anblick wurde mir ganz warm ums Herz.
"Du musst mein Seelenverwandter sein!", rief sie plötzlich aus.
Ich erstarrte. Wusste sie...?
Bei dem bloßen Gedanken blühte Hoffnung in mir auf, wie eine Blume unter der Sonne.
Doch dann kicherte sie und die Blüte der Hoffnung in meinem Inneren verwelkte auf der Stelle.
Sie meinte es nicht ernst.
"Ich habe noch niemanden kennengelernt, der ebenso empfindet wie ich", erklärte sie immer noch mit diesem Strahlen in den Augen.
"Es tut gut zu wissen, dass ich nicht die einzige Naturliebhaberin bin."
Ich zwang mir ein Lächeln aufs Gesicht.
Sie schien zum Glück nichts bemerkt zu haben.
Fröhlich ging sie weiter.
Noch etwas betäubt von diesem Gefühlswirrwarr in mir folgte ich ihr.
Bald würden wir bei unseren Klassenzimmern ankommen.
Schon jetzt verfiel ich fast in Panik, wenn ich daran dachte, sie verlassen zu müssen.
Ich hatte keine Ahnung, wann wir uns das nächste Mal sehen würden.
Klar, wir waren in derselben Schule, trotzdem am liebsten würde ich sie keine Sekunde mehr aus den Augen lassen!
Verdammt, ich kannte sie nicht Mal eine ganze Stunde und schon wollte ich sie nicht mehr in meinem Leben missen!
Ich musste mir was einfallen lassen. Und zwar schnell.
"Hey, Xenia?", fragte ich sie.
"Ja?"
Mit einem fragenden Lächeln drehte sie sich zu mir um.
Wir standen in der Nähe eines Raums mit der Nummer 408.
Bald würden wir uns trennen müssen.
Shit.
"Wollen wir uns heute nach der Schule wo treffen? Ich bin schließlich erst hergezogen und kenn mich noch nicht so in der Stadt aus, also vielleicht könntest du mich ja ein wenig herumführen oder so."
Oh Mann. Ich hörte mich wie ein kleiner Junge an, der zum ersten Mal seinen Schwarm nach einem ersten Date fragte.
Ganz und gar nicht cool, sondern total unsicher und schüchtern.
Was war nur los mit mir?
Sonst war ich doch auch nicht so.
Doch entweder schien sie es nicht zu bemerken oder sie ignorierte es höflicherweise.
Ihre Wangen verfärbten sich rosa, während sie mich schüchtern anlächelte.
"Gerne. Ich hab nach der Siebten aus und du? Wir können uns ja dann einfach vor der Schule treffen."
Erleichtert lächelte ich. Sie war einverstanden. Ich würde sie heute noch einmal sehen. Perfekt.
"Klar", erwiderte ich nur.
"Vor der Schule ist perfekt."
"Super. Bis später dann", erwiderte sie lächelnd und ging dann in ihr Klassenzimmer.
Für einen Moment blieb ich noch stehen und atmete tief ein.
Atmete ihren wunderbaren Duft nach Natur ein. Nach Frühling, um genau zu sein.
Genau so roch sie. Nach der Sonne und den Blumen, die in dieser Jahreszeit zu blühen anfingen.
Belebend. Erwachend. Strahlend.
Okay, wow wow wow. Was dachte ich da?
Ich wurde jetzt doch nicht auch noch poetisch, oder?
Kopfschüttelnd verdrängte ich meine merkwürdigen Gedanken und machte mich auf den Weg ins Klassenzimmer.
Heute würde ich sie wiedersehen. Ich konnte es kaum erwarten.
In diesem Moment dachte ich nicht daran, was sie war und was für Probleme sie mir bereiten konnte.
Meine Gedanken waren ganz von dem wunderbaren Gefühl eingenommen, in ihrer Nähe zu sein.
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