Ich dachte, du wärst anders


Mit zittrigen Knien, saß ich zusammengequetscht mit einigen Mitgliedern der Gang in einem geklauten Auto. Keine Ahnung, woher sie dieses hatten. Zumindest steckte kein Schlüssel im Zündschloss und auch sonst wirkte alles sehr befremdlich.
Ich sah aus dem Fenster und mein Herz begann zu rasen. Worauf hatte ich mich nur eingelassen? Ich wollte das nicht. Ich hatte mich doch weitestgehend von diesen Menschen distanzieren können.
Kaum war Lukas nicht mehr da, lief ich Ronny geradewegs in die Arme und ließ mich wieder auf ihn ein. Ich fühlte mich total schlecht und schämte mich. Gleichzeitig konnte es mir auch egal sein, denn ich hatte sowieso nichts mehr zu verlieren. Das hier konnte ruhig mein Ende sein.

Ich seufzte leise, stützte meinen Arm an dem Autofenster ab und eine Träne lief mir die Wange herunter. Sofort wischte ich diese weg und versuchte nicht darüber nachzudenken, was Lukas jetzt von mir denken könnte.
Dieser Trottel konnte mich mal. Nicht nur, dass er mich fallengelassen hat, er hatte mich auch noch betrogen. Ich hatte Verständnis dafür, dass er das mit der Gang nicht mehr länger mitmachen wollte.
Schließlich hatte ich ihm oft genug das Angebot gemacht, jederzeit gehen zu können. Da musste ich auch damit leben, dass er dieses irgendwann annahm und sich entschlossen hatte, getrennte Wege mit mir zu gehen.

Was ich aber nicht nachvollziehen konnte, war die Tatsache, mich so zu hintergehen. Jetzt konnte er von mir aus tun und lassen was er wollte, wir hatten schließlich Schluss gemacht. Doch bei der Party waren wir noch immer ein Paar. Unabhängig davon, wie Lukas da schon gefühlt hatte.
Ich schüttelte mit dem Kopf und konnte es noch immer nicht fassen. Lukas ist eigentlich so ein lieber Mensch. Dass er mich betrügen würde, wäre das Allerletzte, was ich eh von ihm erwartet hätte. Ich bin sein erster Freund und dann zog er direkt so eine Scheiße ab.
Ich konnte nicht glauben, mich so in ihm getäuscht zu haben. Noch immer suchte ich nach einem Anhaltspunkt, der mir zeigte, dass Ronny das Alles in die Wege geleitet, oder das Material gefälscht hatte.

Aber nichts da, die Fotos und Videos waren echt. Wir hatten sogar seine Social Medias gecheckt und es scheint tatsächlich der Marius zu sein, von dem Lukas mir erzählt hatte. Wieso hatte er sich auf diesen Kerl wieder eingelassen?
Ich verschränkte genervt die Arme vor der Brust, als wir in die nächste Straße einbogen. Ich sah auf Ronnys Handy, was vorne in der Halterung hing. In weniger als zehn Minuten wären wir bei Lukas' Date.
Bei dem Gedanken, ihn wiederzusehen, bekam ich Bauchschmerzen. Ich wollte Lukas nicht stören. Ich bin froh, dass es ihm gut geht. Ich wollte ihm nicht wehtun und es konnte mir auch egal sein, dass er jemand Neues gefunden hatte. Immerhin er ist glücklich...

,,Wolbers!'' Die leicht gereizte Stimme von Ronny holte mich aus meinen Gedanken. Erschrocken zuckte ich zusammen und bemerkte, dass das Auto mittlerweile stand.
,,Was ist los?'', harkte ich irritiert nach und sah mich um.
,,Wir sind da.'', erwiderte Ronny trocken und öffnete die Autotür. Befehlend sah er mich an und zögerlich stieg ich aus dem Wagen.
,,Du willst doch jetzt nicht einknicken, oder?!'' Bevor ich einen Schritt gehen konnte, packte mich Ronny etwas grober am Oberarm und zog mich zu sich.
,,Nein...'', sagte ich unsicher und wich seinen Blicken aus. Ich wollte nur noch nach Hause...
,,Tim...'' Sein Griff wurde etwas fester und mein Atem gefror. ,,Wir tun das hier für dich. Du weißt, dass Lukas das verdient hat.''

Ich nickte stumm, obwohl ich am liebsten wegrennen wollte. Natürlich war es nicht in Ordnung, dass Lukas mich betrogen hatte. Ich hasste ihn dafür und fragte mich, was genau ich falsch gemacht hatte.
Schließlich kannte er meine Vergangenheit, wusste von den Päckchen, die ich zu tragen hatte und zog dann trotzdem so etwas ab. Er hätte jederzeit Schluss machen können. Schon vor der Party hätte er mir sagen können, dass er keine Lust mehr auf mich hatte.
Es verletzte mich so oder so schon genug, dass Lukas mich so schnell ersetzte. Anstatt mit seiner besten Freundin über alles zu reden, ließ er sich von irgendeinem x-beliebigen Typen um den Verstand vögeln, um den Schmerz zu verarbeiten.

Ich atmete einmal tief durch und versuchte mich zu sammeln. Warum machte ich mir solche Sorgen? Hatte Lukas während der Party für eine Sekunde an mich gedacht? Er hatte nicht ein einziges Mal gezögert, sondern sich sofort in Marius Arme geschmissen...
Es konnte mir egal sein, wie es ihm dabei ging. Sollte Lukas doch sonst was von mir denken. Dass ich ein Schwächling und Versager bin, weil ich mich wieder auf Ronny gelassen hatte. Es hatte ihn eh nicht zu interessieren.
Nur diese eine Aktion und ich würde dafür sorgen, dass die Gang ihn für immer in Ruhe ließ. Ich wollte ihm einfach zeigen, dass seine Lügen aufgeflogen waren, mehr nicht. Danach ließ ich ihm seine Freiheit. Auch wenn das hieß, dass ich kein Teil seines Lebens mehr bin...

,,Jeder von euch weiß Bescheid, was zutun ist, oder?'', fragte Ronny in die Runde, als wir uns etwas von dem Auto entfernt hatten. Ich vergrub die Hände in den Jackentaschen und kam mir wie früher vor, wenn wir irgendwas geplant hatten.
Ich fühlte mich immer schlechter, aber jetzt konnte ich keinen Rückzieher mehr machen. Ich konnte von Glück reden, dass sich Ronny ungewöhnlicherweise auf meine Seite geschlagen hatte und mir, warum auch immer, helfen wollte.
Mir war bewusst, dass das hier nur eine einmalige Sache ist. Falls ich mich wieder auf ihn einlassen sollte, würde ich nicht mehr mit so viel Verständnis behandelt werden. Dann würde er mich wieder umherschubsen, anschreien und schlagen. Es ist nur eine Masche, das weiß ich...

,,Bleibt gefälligst ruhig! Die sollen nicht mitbekommen, dass wir hier sind! Und jetzt alle auf Position!'', befahl Ronny in einem zornigen Unterton. Sofort rückten alle aus, bis wir zwei alleine waren.
Ronny packte mich erneut am Arm und zog mich einen Weg entlang. Wir liefen etwas tiefer in den Wald, während mein Herz wie wild gegen meine Brust klopfte. Ich bekam leichte Schnappatmungen und konnte mich noch geradeso auf den Beinen halten. Was mache ich nur?
,,Sie sollten hier irgendwo sein...'', erklärte er mir und sah auf sein Handy. Ich sah mich in der Gegend um und alles verkrampfte sich in mir, als ich Lukas tatsächlich zusammen mit Marius auf einer Picknickdecke sitzen sah.

,,Ach, da sind sie schon...'' Ronny zog mich in ein Gebüsch, damit wir uns verstecken konnten.
,,Siehst du, das ist dieser Penner von den Fotos und Videos. Die gleiche, schwule Frisur und diese hässliche, arrogante Fresse.'', sagte Ronny und sah mich einmal angeekelt von der Seite an.
,,Und jetzt gehen die auch noch picknicken. Die sind so ein Klischee.'' Er machte einige Kotzgeräusche und schüttelte sich.

Ich nahm seine herablassenden Worte eher beiläufig wahr und musterte die beiden stattdessen. Meine Bauchschmerzen wurden immer stärker, als ich sah, wie sie Händchen hielten und sich verliebt in die Augen sahen. Ab und zu fütterten sie sich und lachten über irgendeinen Blödsinn.
Fassungslos schüttelte ich mit dem Kopf und bekam Tränen in den Augen. Ronny hatte sich diesen ganzen Quatsch also nicht ausgedacht. Lukas hatte mich wirklich betrogen und das auch noch mit einem Kerl, der ihm so wehgetan hatte. Lukas ließ die Trennung vollkommen kalt. Ich spielte keine Rolle mehr in seinem Leben.
Wahrscheinlich hatte er sich nicht einmal die Frage gestellt, wie es mir damit ging, was ich machte und ob alles in Ordnung ist. Schon seit Tagen verließ ich kaum noch das Haus, weinte und ließ niemanden mehr an mich heran. Selbst die Arbeit hatte ich aufgegeben, weil ich keine Lust darauf hatte, seinem Vater unter die Augen zu treten.

Es verletzte mich wirklich, ihn mit einem anderen Jungen zu sehen. Noch vor einigen Wochen waren wir dieses glückliche Pärchen. Wir hatten zusammen gelacht, uns gestreichelt, geküsst, gekuschelt und Sex gehabt.
Ihn jetzt mit einem Anderen so glücklich zu sehen, verpasste mir einen Stich ins Herz. Eigentlich müsste ich ihn dafür hassen, aber das konnte ich nicht. Wenn Lukas fragen würde, würde ich diesen Vollidioten sofort zurücknehmen.
Ich konnte ihn nicht loslassen. Am liebsten wollte ich auf ihn zu stürmen und ihn anflehen, wieder mein Freund zu sein. Ich hielt es ohne ihn kaum noch aus. Ich konnte nicht glauben, dass das Ende unserer gemeinsamen Geschichte ist. Wir hatten noch so viele Seiten zu schreiben...

Ich wischte mir die Tränen aus dem Gesicht. Lukas lachte sich mal wieder über irgendeinen dummen Witz von diesem Marius-Hurensohn kaputt. Am liebsten wollte ich diesen Kerl verprügeln, weil er mir mein Baby weggenommen.
Jetzt wollte ich sogar noch viel mehr kotzen, als er Lukas' Gesicht zwischen seine Hände nahm und ihm einen Kuss aufdrückte. ,,Bah, ist das ekelhaft.'', stieß ich angewidert aus und Ronny lächelte mich stolz von der Seite an.
,,Richtig so, Timi...'' Er klopfte mir anerkennend auf die Schulter und sah zu den beiden. Ich folgte seinem Blick und alles drehte sich. Natürlich blieb es nicht nur bei diesem einen Kuss und es musste selbstverständlich ausarten.

Lukas schwang sich plötzlich auf seinen Schoß und drückte ihn mit seinem Oberkörper auf die Picknickdecke. Marius legte die Hände an seinen Hintern, packte einmal fest zu und leidenschaftlich umspielten sie ihre Zungen miteinander.
Mein Puls stieg auf 180. Ich musste mich wirklich beherrschen, jetzt nicht aus diesem Gebüsch zu springen und Lukas von ihm herunterzureißen. Ich hatte nicht das Recht so eifersüchtig zu sein, aber es fickte mich richtig.
Ich wollte Lukas mit keinem anderen Jungen sehen. Ich bin der Einzige, der zu ihm gehörte. Ich hatte ihm so vieles beigebracht, ihm seine Unsicherheiten genommen und so vieles mit ihm erlebt. Was wollte Marius von ihm? Sind sie zusammen? Bumsen sie nur miteinander?

Es war wie ein Unfall. Ich wollte nicht hingucken, aber es ging nicht anders. Lukas begann gerade seine Hüften zu bewegen und griff nachdem untersten Saum von Marius Shirt, um ihm dieses über den Kopf zu ziehen.
,,Okay... Komm' mit...'' Ronny zog mich nach oben und packte mich am Oberarm. Mit langsamen, leisen Schritten gingen wir aus dem Busch heraus und versteckten uns hinter einem Baum.
,,Alle sind auf ihrer Startposition, wir können gleich zu schlagen. Perfekter hätten wir nicht kommen können. Das wird super, die dabei zu stören.'', grinste Ronny und musterte die zwei knutschenden Hohlbratzen. 

Meine Knie zitterten. Ich schloss die Augen und atmete einmal tief durch. Jetzt gab es kein Zurück mehr. Ich fuhr mir durch die Haare und sah zu Lukas, der den Gürtel von Marius öffnete und über seine Beule strich.
,,Okay, Showtime! Du weißt, was zu tun ist...'' Ronny sah mir tief in die Augen und klopfte mir aufmunternd auf die Schulter. Ich nickte stumm und versuchte meinen Herzschlag zu normalisieren. Lass' jetzt alles gut gehen...
Ich drückte mich näher an den Baum und krallte mich an diesem fest, um wenigstens irgendeine Art von Halt zu haben. Ich fühlte mich immer schlechter, aber wenn ich verschwand, würde ich das doppelt und dreifach zurückbekommen.

,,Na sieh' mal einer an, wen wir hier haben...'', ertönte Ronnys erboste Stimme, der aus seinem Versteck hervorkam. Ich warf einen Blick über meine Schulter und musterte mit aufregten Atem die Szenarie, die sich hinter mir abspielte.
Vollkommen erschrocken fuhren Marius und Lukas auseinander. Sofort weiteten sich die Augen meines Exfreundes, als er Ronny erblickte. Verzweifelt krallte er sich an Marius fest, warf ihm einen hilfesuchenden Blick zu und begann zu zittern.
,,Was... Was willst du denn hier?'', fragte Lukas mit bebender Unterlippe. ,,Ich bin nicht mehr mit Timi zusammen! Wir haben Schluss gemacht! Was willst du noch von mir?! Hier gibt es nichts mehr zu holen!''

,,Tsss, als ob mich dieser Nichtsnutz davon abhält, dir nicht weiterhin das Leben zur Hölle zu machen.'', grinste Ronny schelmisch und trat näher auf ihn zu.
,,Du bist schon viel zu tief in der Scheiße drin, dummer Streber. Da kann dir die Trennung von Timi auch nicht mehr helfen.'', zuckte Ronny mit den Schultern.
,,Was willst du? Willst du mich verprügeln, oder was?'' Lukas versuchte möglichst taff zu wirken, doch in seinen Augen erkannte ich, dass er Angst hatte und am liebsten fliehen wollte. Warum machte ich bei sowas bloß mit?
,,Hmmm... Ich hab' was Besseres...'', erwiderte Ronny boshaft und sah sich einmal in der Gegend um.
,,Wer ist eigentlich die Witzfigur, die du gerade bestiegen wolltest?''

,,Das kann dir egal sein!'', blaffte Lukas zurück und stieg von Marius herunter.
,,Wieso? Wie lange geht das denn schon mit euch?''
,,Woher weißt du überhaupt, dass Timi und ich getrennt sind? Und dass ich hier bin?'', entgegnete Lukas stattdessen.
,,Ach, ich hab' so meine Vögelchen, die mich über alles auf dem Laufenden halten...'', antwortete Ronny gelassen. ,,Bist du glücklich darüber den Loser endlich los zu sein?''

Lukas verdrehte die Augen, verschränkte die Arme vor der Brust und setzte sich auf. ,,Kannst du uns nicht einfach in Ruhe lassen? Was hast du jetzt davon hier zu sein?''
,,Weißt du, meine Vögelchen haben mir da was gezwitschert über dich. Das sieht einem Streber wie dir überhaupt nicht ähnlich...'', fing Ronny nachdenklich an und warf abwechselnd einen Blick zu ihm und Marius.
,,Was genau meinst du?'', machte Lukas einen auf ahnungslos. Oh wow, jetzt tue mal nicht so scheinheilig!
,,Ihr Schwuchteln fickt euch nicht erst seit der Trennung von Timi in den Arsch.'', klärte Ronny ihn angeekelt auf und rotzte einmal auf die Picknickdecke. 

,,Alter, geht's noch?!'', mischte sich dieser Marius-Hampelmann zickig ein. ,,Lass' uns gefälligst in Ruhe!''
,,Behalt' du lieber mal deine Finger bei dir, du Hurensohn!'', schrie Ronny zurück und signalisierte ihm mit Blicken, dass er sitzenbleiben sollte.
,,Und du kleine Bitch, passt jetzt mal auf! Ich hab' Video- und Bildmaterial, welches deine Betrügereien aufweist!'', begann Ronny Lukas zu drohen und trat ihm gegen das Schienbein.

,,Na und? Was willst du damit? Holst du dir darauf einen runter?'', zuckte mein Exfreund unbeeindruckt mit den Schultern.
,,Weiß Timi denn davon?'' Lukas, der sich gerade wieder setzen wollte, hielt inne.
,,Was genau meinst du?''
,,Weiß der Penner, dass du ihn betrogen und vor lauter Schuldgefühlen Schluss gemacht hast?'' Mein Herz raste, während Lukas mit einem Mal alles aus dem Gesicht glitt. Oh fuck...
,,Das kann dir egal sein! Da hast du dich nicht einzumischen!'', schrie Lukas wütend und packte seine Sachen zusammen.
,,Also nicht...'', resultierte Ronny daraus und griff nach seinem Handgelenk.

,,Eigentlich ist es mir scheiß egal, wie es diesem Kerl geht. Ich begrüße es sogar, dass du ihn abgeschossen und so verletzt hast. Wolbers ist ein einziges Wrack seit der Trennung.'', lachte Ronny hämisch und für den Bruchteil einer Sekunde sah ich Besorgnis in Lukas' Augen aufblitzen.
,,Ich finde es aber voll ekelhaft, dass du ihn betrogen und nicht mal die Eier hast, ihm das zu sagen. Digga, wenn du ihn schon fertigmachen willst, dann mach' es wenigstens vernünftig. Voll der Anfängerfehler! Solche Informationen sind wichtig!''
,,Das ist meine Sache ob und wann ich Timi das sage. Halt' dich da verdammt nochmal raus.'' Lukas schüttelte mit dem Kopf und sah zu Marius. ,,Komm' wir gehen, das ist mir zu doof alles...'' 

,,Na warte mal, du Spermaschlucker!'', hielt Ronny ihn sofort ab.
,,Was willst du denn noch?'', fragte Lukas genervt nach und scharrte nervös einige Steine auf dem Boden zusammen.
,,Ich hab' dir eine Überraschung mitgebracht.'', grinste Ronny und legte den Arm um ihn.
,,Eine Überraschung?'' Er zog die Augenbrauen nach oben. ,,Ronny, ich hab' darauf keine Lust. Lass' mich einfach in Ruhe.'' Lukas löste sich von ihm und kehrte ihm den Rücken zu.
,,Tsss, was du alles willst.'', winkte Ronny ab und verdrehte die Augen.
,,Timi, kommst du mal bitte? Ich glaube dein Schatz hat dir etwas zu sagen!'', verkündete Ronny frech grinsend meinen Einsatz. Lukas blieb abrupt stehen und drehte sich sofort wieder um.

Ich kam aus dem Versteck hervor und trat zu Ronny und dem Rest der Gang. Lukas fiel mit einem Mal die Kinnlade herunter und sein Blick wurde vollkommen starr. Er ließ den Picknickkorb fallen und seine Knie zitterten.
,,Tja, damit hast du wohl nicht gerechnet, du kleiner Streber! Du dachtest wohl, dass du uns los bist und deine Lügen nicht auffliegen. Falsch gedacht! Wir haben ihn wieder!'', erwiderte Ronny sichtlich stolz und legte seinen Arm um meine Schulter.
Ich zwang mir ein Lächeln ab, denn eigentlich schämte ich mich. Ich wollte nie wieder so tief sinken und jetzt stand ich hier. Ich würde wirklich alles dafür geben, um an der Stelle von Marius zu sein. Ich wollte nicht für Ronnys Seite kämpfen und Lukas so enttäuschen.

,,Timi... Ronny... Ronny lügt!'', war das Erste, was mein Exfreund zu seiner Verteidigung zu sagen hatte.
,,Ach komm', ich hab' die Videos und Fotos gesehen! Hör' auf so eine Scheiße zu labern!'', schrie ich wütend zurück.
,,Das bin ich nicht! Ich würde dich niemals betrügen!'', verteidigte sich Lukas und kam auf mich zu.
,,Diese Geschichten kannst du deiner Oma erzählen! Ich habe alles gesehen!'', zickte ich ihn an und stieß ihn von mir weg.
,,Und selbst wenn nicht, wieso ersetzt du mich so schnell?! Was bist du für ein gefühlskaltes Arschloch, um dich direkt von dem nächstbesten Typen ficken zu lassen?!''

,,Ich dachte wirklich, dass du anders bist. Aber du bist genau wie all die Anderen, die mich fallengelassen haben! Du kannst dir deine Versprechen in den Hintern schieben. Ich hasse dich!'', schrie ich ihm Mitten ins Gesicht.
Lukas zuckte erschrocken zusammen und bekam Tränen in den Augen. Für den Bruchteil einer Sekunde brach es mir ebenfalls das Herz, aber er hatte es nicht anders verdient. Er sollte ruhig zu hören bekommen, was für ein schlechter Mensch er ist.
,,Ich habe geglaubt, dass das was wir haben etwas Besonderes ist. Aber stattdessen verlässt du mich, lässt mich fallen und betrügst mich auch noch. Vor allem mit einem Kerl, der dich mal so verletzt hat. Was ist nur aus dir geworden? Wieso bist du so? Ich erkenne dich nicht wieder!''

Immer wieder öffnete Lukas seinen Mund, um etwas zu sagen, aber es kam nichts heraus. Er stand nur stumm vor mir, zitterte und warf immer wieder einen unsicheren Blick durch die Gegend.
,,Ich wollte dich nicht verletzen, Timi...'', bekam Lukas irgendwann schluchzend heraus und vergrub die Hände im Gesicht. ,,Ich fühle mich so schlecht! Ich wollte nicht, dass das passiert! Es kam einfach so über mich und ich hab' zu viel getrunken!''
,,Das entschuldigt jawohl gar nichts. Du hast ihn nicht nur geküsst, sondern ihn auch noch gefickt! Und jetzt sitzt ihr hier und wolltet euren Spaß haben. Wen willst du eigentlich verarschen, du Schwuchtel?!'', blaffte Ronny ihn wütend an.
,,Hast du mich überhaupt geliebt?'', fragte ich nach und wischte die Träne weg, die mir die Wange herunterlief.
,,Natürlich!'', schoss es wie aus der Pistole aus Lukas heraus.
,,Und warum tust mir dann so weh?'' Ich bekam Tränen in den Augen, aber hielt sie zurück, weil ich vor ihm nicht schwach werden wollte.
,,Du bist wirklich das Allerletzte!''

,,Geh' mir am Besten aus dem Weg und das für immer! Ich will nicht mehr mit dir reden!'' Ich kehrte Lukas den Rücken zu, denn ich hielt es kaum noch aus. Am liebsten wollte ich ihm noch mehr gegen den Kopf schmeißen, aber es brachte nichts.
Ich wollte mich einmal Erwachsen verhalten. Ich musste mich nicht auf so ein Niveau begeben. Auch wenn es schmerzte, hatte ich so einen Menschen nicht an meiner Seite verdient. Lukas ist nicht der Richtige für mich.
Es verletzte mich, mich so in ihm getäuscht zu haben. Aber stille Wasser eben, sie waren unglaublich tief und brachten manchmal die ekelhaftesten Eigenschaften zum Vorschein. Er ist ein Arschloch, mehr nicht.

,,Es tut mir leid, Timi...'', entschuldigte sich Lukas mit weinender Stimme und kam näher auf mich zu. Ich warf einen Blick über meine Schulter und signalisierte ihm mit meinen Blicken, dass er mir nicht zu nahe kommen sollte.
,,Ich wünsche dir noch ein schönes Leben. Wenn ich dir aber noch einen Rat geben kann, dann lass' dich bitte nicht wieder auf diese Vollidioten ein. Du weißt, dass dir das nicht gut tut. Du hast was Besseres verdient.''
Lukas seufzte leise, streichelte mir nochmal über den Rücken, drückte mir einen Kuss auf die Wange und drehte sich um, um zu den ersten Schritten anzusetzen. Die Tränen liefen mir wie Bäche die Wange herunter und meine Gefühlswelt stand Kopf. Was ist richtig? Was ist falsch?

,,Ey, warte mal kurz!'', rief Ronny ihnen plötzlich zu. Verwundert zog ich die Augenbrauen zusammen, denn eigentlich hatten wir soweit alles von dem Plan umgesetzt.
,,Was denn noch?'', fragte Lukas irritiert nach und kam zurück.
,,Was hast du da gerade über uns gesagt?'', erhob er zornig die Stimme. Oh scheiße...
,,Ich hab' Timi nur einen gutgemeinten Rat gegeben, mehr nicht.'', erwiderte Lukas trotzig. ,,Ich weiß, dass er nicht freiwillig bei euch ist und sich nicht wohlfühlt.''
,,Jetzt hör' mir mal zu, du scheiß Penner, da hast du dich gar nicht mehr einzumischen!'' Ronny kam ihm gefährlich nah und packte ihn am Kragen seines Shirts.
,,Genau so wenig wie du dich in meine Angelegenheiten einzumischen hast! Und trotzdem stehen wir hier und ich musste mich vor Timi rechtfertigen!'', blaffte Lukas zurück.
,,Halt deine dumme Fresse! Das, was du getan hast, ist noch viel schlimmer!''
,,Ja genau, du hast das Leben von tausenden Menschen zerstört, weil du so ein ekelhafter Wichser bist! Kehr' mal vor deiner eigenen Haustür!'' Oh Gott, dreht er jetzt komplett durch?
,,Na warte, Freundchen, jetzt hab' ich aber die Schnauze voll! Das lasse ich mir nicht mehr gefallen!''

Mein Adrenalinspiegel schoss mit einem Mal in die Höhe, als Ronny Lukas plötzlich gegen einen Baum drückte. Schockiert riss er seine Augen auf und verzog einmal schmerzverzerrt das Gesicht.
Hilfesuchend warf er einen Blick zu mir, aber ehe ich handeln konnte, wurde ich von den anderen Mitgliedern festgehalten. Ich versuchte mich von ihnen loszureißen, denn soweit sollte es nicht eskalieren. Lasst ihn gefälligst in Ruhe, ihr Penner!
,,Jetzt kriegst du endlich mal das, was du schon lange verdient hast! Und dein Schatz wird dich dieses Mal nicht aus der Scheiße holen!'', schrie Ronny ihn vollkommen wutentbrannt an und holte einmal weit aus, um ihm einen Schlag Mitten ins Gesicht zu verpassen.

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