I take off my armour, when you love me harder. I'm alright, I'm alright now


,,Also wir würden nächste Woche nach Hamburg fahren. Meine Eltern hatten geplant, meine Schwester und mich direkt von der Schule abzuholen. Denkst du, dass du das von der Arbeit her schaffst?'', drehte Lukas fragend den Kopf in meine Richtung.
,,Hmmm... Ich weiß nicht... Also wenn deine Schwester und du nach 12 Uhr Schulschluss habt, kann ich da sicherlich was mit Alina regeln. Ansonsten müsst ihr wohl ohne mich fahren.'', erwiderte ich unentschlossen und sah ihn zerknirscht an.
,,Ach was, du kriegst das mit Alina safe geklärt. Du bist doch ihr Liebling, dir schlägt sie keinen Wunsch ab.'', winkte mein Freund gelassen ab, strahlte mich an und drückte mir einen Kuss auf die Wange.

,,Wie kommst du denn jetzt darauf?'', fragte ich lachend nach, weil ich nicht unbedingt den Eindruck hatte, so weit oben zu stehen. Auch wenn Alina unglaublich viel Vertrauen in mich hatte, mir viele Aufträge gab und mir immer Komplimente machte, sah mich überhaupt nicht als ihr Liebling.
,,Mein Vater hatte mal so nebenbei erwähnt, dass sie in den Pausen sehr oft von deinen Kunstwerken schwärmt. Sie lobt dich wohl häufiger vor den Chefs und legt oft ein gutes Wort für dich ein.'', plauderte Lukas kichernd aus.
,,Jetzt echt?!'', harkte ich mit großen Augen nach, weil ich mir das einfach nicht vorstellen konnte.
,,Na klar! Die kommt jeden Tag in den Pausenraum und freut sich über das, was du da schon wieder erschaffen hast.'', versicherte mir mein Freund mit strahlender Miene.

,,Wow, das hätte ich jetzt nicht gedacht...'', gab ich zu und wurde etwas roter um meine Wangen, denn noch immer fühlte es sich total komisch an, solche Komplimente zu erhalten. Klar hatten meine Familie, Lukas, Alex und Marcel auch immer was gesagt, aber es ist nicht das Gleiche wie bei einer Alina.
,,Wieso das denn nicht? Timi Schatz, du hast so ein krasses Talent. Es ist so schön, dass das endlich mal gewürdigt wird.'', lächelte Lukas und küsste mich. ,,Du machst deine Sache richtig, richtig gut. Ich finde man merkt auch, dass du sehr viel Spaß im Theater hast und das spiegelt sich auch in der Kunst wieder.''
,,Danke, Baby.'', erwiderte ich sein Lächeln und verschränkte unsere Finger miteinander, die ich auf meinen Oberschenkeln legte. Ich fuhr mit meinem Daumen über seinen Handrücken und sah ihm in die Augen. ,,Und obwohl ich schon so viele Wochen da bin, fühlt sich das Alles immer noch so ungewohnt an.''

,,Was genau meinst du?''
,,Na, dass ich jetzt einen Job habe und mein eigenes Geld verdiene. Vor einigen Monaten hätte ich nicht mal im Ansatz daran geglaubt, dass mir so etwas mal passieren könnte.'', seufzte ich leise auf.
,,Keine Ahnung, es ist einfach nur krass, was alles passiert ist. Ständig schaue ich auf das Konto und kann nicht glauben, dass das Geld durch meine Arbeit kommt. Das habe ich ganz alleine verdient.''
,,Und auch dieses ganze Jobthema. Ich habe mich immer so weit entfernt davon gesehen. Ich hätte niemals gedacht, je einen Arbeitsvertrag zu kriegen. Jetzt arbeite ich einfach beim Theater.'' Ich verlor eine Träne aus dem Augenwinkel und Lukas strich diese sofort weg.

,,Es ist so einiges in den vergangenen Monaten passiert, von dem du nicht gedacht hättest, dass es jemals geschehen würde.'', erwiderte Lukas lachend auf das Ganze und drückte mir einen Kuss auf.
,,Ohja...'', fuhr ich mir zustimmend durch die Haare und musterte ihn. ,,Das kommt mir manchmal auch noch wie ein Traum vor, dass du mein Freund bist. Ich hätte niemals gedacht, mal in so einer schönen Beziehung zu sein.''
,,Awww....'', quietschte Lukas und kam aus dem Lächeln gar nicht mehr heraus. ,,Mir geht es aber genau so. Ich hätte niemals damit gerechnet, dass das mit uns etwas werden wird.'', gab er unsicher zu.
,,Tja, und jetzt ziehen wir hier.'', zuckte ich grinsend mit den Schultern.
,,Und gleich sind wir an dem Ort, an dem alles angefangen hat.'' Er lehnte sich gegen mich und seufzte einmal zufrieden auf.

Ich lächelte, legte den Arm um ihn und sah nach oben zur Anzeigetafel. Sofort kribbelte mein Bauch, als ich den Namen der nächsten Haltestelle las und eine angenehme Gänsehaut legte sich auf meinen kompletten Körper.
Lukas und ich hatten heute Morgen spontan entschlossen, einen kleinen Nostalgie-Trip zu machen. Vor einigen Tagen kamen wir nochmal auf das Thema zu sprechen, wie heftig die Entwicklungen in den letzten Wochen gewesen sind.
Es ist einfach so vieles passiert. So vieles hatte sich verändert. Ich hatte das Gefühl, dass sich mein gesamtes Leben um 180 Grad gewendet hatte. Und das Alles nur, weil ich Lukas kennengelernt habe.

Als Lukas und ich überlegt hatten, wie wir den heutigen Tag nutzen wollten, hatte ich den Vorschlag gemacht, dass wir nochmal an die Orte fahren könnten, an denen alles angefangen hat.
Seit unserem allerersten Kuss und dem anschließenden Streit waren wir zum Beispiel nicht mehr im Jugendzentrum gewesen. Nicht mal für den Bruchteil einer Sekunde, waren wir in der Nähe dieses Gebäudes.
Jetzt, wo die Gang uns nicht mehr im Weg stand, konnten wir ohne jegliche Sorgen dorthin fahren und uns an unsere ersten Annäherungsversuche zurückerinnern. Dieser wunderschöne Ort, an dem alles begonnen hat...

Unsere Haltestelle wurde angesagt. Ich stieß Lukas leicht in die Seite und schob ihn Richtung Gang, damit wir uns von unseren Sitzen erheben konnten. Die Bahn kam zum Stehen und Händchenhaltend stiegen wir aus.
,,Oh Gott, das ist so verrückt...'', stieß ich beeindruckt aus und musterte die Bushaltestelle, die einige Meter weiter stand. ,,Weißt du noch, als wir uns hier fast geküsst hätten, dein Vater aber dazwischengefunkt ist?'', erinnerte ich ihn lachend.
,,Boah ey, ich wollte ihm am liebsten den Kopf abreißen. Ich hatte so viel Hoffnung, dass ich dich endlich soweit hätte und dann kommt der da mit seinem Auto um die Ecke.'', ließ Lukas frustriert den Kopf hängen.
,,Ach ja, unsere Fast-Küsse waren sehr nervenaufreibend.'', seufzte ich, musste dann aber kichern.
,,Dafür haben wir ja jetzt so einiges nachgeholt...'', grinste Lukas, kam meinem Gesicht näher und drückte mir einen Kuss auf die Lippen. ,,Aber noch nicht genug, wir müssen noch ganz viel knutschen!''

Ich schüttelte lachend mit dem Kopf, erhaschte mir noch einen Kuss von ihm und zog ihn anschließend Richtung Ampel. Ich sah mich in der Gegend um und verspürte ein unglaubliches Gefühl an Nostalgie.
Ich konnte mich noch so gut daran erinnern, wie hektisch und panisch ich diesen Weg entlang gegangen bin, in der Hoffnung, Lukas noch rechtzeitig zu erwischen, der total sauer auf mich war.
Das Lächeln auf meinen Lippen wurde breiter, als ich daran zurückdachte, wie erleichtert ich war, als ich ihn noch getroffen hatte und mich erklären konnte. Ich hatte wirklich so ein Glück, dass Lukas mir noch eine Chance gegeben hatte.

Obwohl ich es vollkommen verstanden hätte, wenn Lukas nach den Worten, die ich über ihn verloren hatte, nie wieder auch nur einen einzigen Satz mit mir gewechselt hätte. Ich hatte ihn wirklich krass beleidigt und seine Gefühle zutiefst verletzt.
Doch wie immer war Lukas ein totaler Engel, hatte mir zugehört und mir diesen Fehltritt verziehen. Er hatte so viel Verständnis für die ganze Situation aufgebracht und mir dort zum allerersten Mal bestätigt, für immer an meiner Seite zu sein.
Ich konnte nicht in Worte fassen, wie glücklich es mich machte, dass er sein Versprechen bis heute gehalten hatte. Es ist so ein schönes Gefühl, ihn bei mir zu haben und zu wissen, dass uns nichts und niemand auseinanderbringen konnte.

,,Hier halt also alles angefangen...'', sagte Lukas mit großen Augen, als wir den Raum des Jugendzentrums betraten, in dem wir uns meistens aufgehalten hatten. Sofort fiel mein Blick auf den orangen Stuhl, auf dem Lukas immer tagtäglich Platz genommen hatte.
,,Ist das verrückt wieder hier zu sein...'', schüttelte ich fassungslos mit dem Kopf und setzte mich auf die Couch, auf der ich sonst mit der Gang gesessen, eine geraucht und irgendeinen Mist gelabert hatte.
,,Kannst du dir vorstellen, dass wir vor einigen Monaten jeden Tag unsere Zeit hier verbracht haben? Ich habe hier so viele Hausaufgaben gemacht, oder Songs geschrieben. Das ist so krass.'', seufzte mein Freund und strich über den Tisch.

,,Dieses Gebäude hat wirklich eine ganz besondere Bedeutung für uns.'', erwiderte ich lächelnd, erhob mich von der Couch und setzte mich stattdessen zu Lukas. Es ist so verrückt. Als ich zum letzten Mal auf diesem Stuhl gesessen hatte, hatten Lukas und ich zum ersten Mal miteinander geredet.
,,Hier hat alles angefangen.'', strahlte Lukas und sah sich im Raum um. ,,Ich kann irgendwie nicht glauben, dass wir jetzt als Paar hier sitzen. So oft saß ich hier, habe auf dich gewartet und mir gewünscht, dass wir uns nah wären. Auf einmal haben wir uns dann miteinander unterhalten.''
,,Zum Glück war mein Handyakku leer.'', grinste ich und griff nach seiner Hand, um unsere Finger miteinander zu verschränken. ,,Ich hätte niemals damit gerechnet, dass es einmal soweit kommt. Ich fand dich schon immer nett, aber dann hast du da plötzlich etwas in mir ausgelöst und mich total in deinen Bann gezogen.''

,,Ich finde es schön, dass es so gekommen ist...'' Lukas kam aus dem Strahlen gar nicht mehr heraus, küsste meinen Handrücken und seine Augen funkelten wie die schönsten Sterne am dunklen Nachthimmel.
,,Und ich erstmal. Es war die beste Entscheidung meines Lebens, hierherzukommen und deine Powerbank auszuleihen.'' Mein Bauch kribbelte angenehm, während ich immer wieder einen Blick durch den Raum warf.
Nie im Leben hätte ich damit gerechnet, dass dieser mir einmal so viel bedeuten könnte. Ich bin wirklich so glücklich darüber, dass es so gekommen ist und Lukas und ich diese Gefahr auf uns genommen hatten.

Wir verweilten noch für eine kurze Zeit im Jugendzentrum, schwelgten in Erinnerung und machten uns dann auf den Weg zu der zweiten Station unserer Nostalgie-Reise - dem Schnöselladen.
Lukas und ich gingen in diesen und mussten sofort lachen. Unser erstes Treffen, was Chaotischer nicht hätte laufen können. Natürlich musste ich ausgerechnet hier den Bad Boy Timi heraushängen lassen.
Die Verkäuferin schien uns wohl auch wieder zu erkennen, weil sie immer wieder einen prüfenden Blick auf uns warf. Das brachte Lukas und mich nur noch viel mehr Lachen, während wir uns gleichzeitig über die viel zu teuren Preise lustig machten.

Gleichzeitig kribbelte mein Bauch immer wieder angenehm. Hier hatten Lukas und ich zum allerersten Mal Händchen gehalten. Mein Freund wollte mich eigentlich nur in den Laden ziehen, doch unbewusst hatten wir diese ineinander verschlungen gelassen.
Es hatte sich wie das Selbstverständlichste der Welt angefühlt, seine Hand zu halten. Das war einer der ersten Augenblicke, in denen ich realisiert habe, dass ich da etwas für diesen wundervollen Jungen empfinde.
Ich lächelte Lukas von der Seite an, der einen vielsagenden Blick zu der Umkleidekabine warf. Kurz darauf kassierte er eine Kopfnuss, weil er mich mal wieder damit aufziehen musste, dass ich ihn, als er da in einem Anzug vor mir stand, fast angesabbert hätte.

Da die Verkäuferin immer wieder einen strengen Blick zu uns warf, beschlossen wir nach draußen zu gehen, ehe wir noch Ärger bekamen. Ich hatte zwar kein Problem damit, irgendeinen Spruch abzulassen, aber auf Hausverbot, beziehungsweise Stress mit der Security hatten wir heute keine Lust.
Außerdem standen noch einige Orte auf unserer Liste. So zum Beispiel der Tennisplatz. Sofort legte sich ein breites Lächeln auf meine Lippen, als wir bei diesem ankamen. Ich griff nach Lukas' Hand und zog ihn auf diesen. Sofort schossen mir tausende Bilder von dem Abend in den Kopf.
Vor allem die, wie Lukas mich in den Armen gehalten und getröstet hat. An diesem Platz hatte ich zum ersten Mal seine empathische Seite kennengelernt. Normalerweise war es nicht meine Art mich nach einer so kurzen Zeit einem Menschen so zu öffnen. Es brauchte Jahre, ehe ich mich traute, solche Sachen aus meiner Vergangenheit zu offenbaren.

Ich konnte mir bis heute nicht erklären, warum ich das getan hatte. Es kam wie aus dem Nichts. Wir hatten überhaupt nicht über das Thema gesprochen, der Satz war mir einfach so herausgerutscht.
Doch bei Lukas hatte ich schon immer das Gefühl, dass ich ihm vertrauen konnte und dass er kein Mensch ist, der Andere aufgrund ihrer Vergangenheit verurteilte. Nicht einmal hatte er das Gesicht verzogen, als ich ihm von meinen Familienverhältnissen erzählt hatte.
Eher im Gegenteil: Lukas hatte mich in den Arm genommen, mich getröstet und mir gezeigt, dass er für mich da ist, dass wir über alles reden konnte und er immer ein offenes Ohr für mich hat. Er war schon immer so ein Schatz.

,,Worüber denkst du nach?'', fragte mich Lukas und legte den Kopf schief.
,,Ach, nur darüber, was an diesem Ort passiert ist.'', lächelte ich und drückte ihm einen Kuss auf. ,,Ich habe mich hier zum allerersten Mal geöffnet.''
,,Ohja, das fand ich wirklich krass, dass du das gemacht hast. Wir kannten uns gerademal einige Wochen...'', erwiderte mein Freund mit großen Augen.
,,Danke, dass du mir zugehört und mich nicht verurteilt hast.'', bedankte ich mich, seufzte dann aber. ,,Ich wollte mich damit nicht in ein schlechtes Licht rücken...''
,,Das hast du nicht, Baby. Es hat mich wirklich berührt, dass du mir so vertraut hast. Du hast damit so viel Stärke bewiesen.'', beruhigte mich Lukas und streichelte mir über den Rücken.

,,Der Abend, beziehungsweise die Nacht war wunderschön. Vor allem, als wir miteinander gekuschelt haben. Da sind meine Gefühle komplett durchgedreht. Es hat sich so richtig angefühlt, in deinen Armem zu liegen.'', strahlte ich und drückte mich an ihn.
,,Awww, Baby.'', grinste Lukas und legte die Arme um mich. ,,Mir hat es auch gefallen, dich halten zu dürfen. Ich hatte mir das schon so lange gewünscht und dann war es noch viel besser als erwartet.''
,,Und dann hast du mir auch noch einen Kuss auf die Wange gedrückt und mir deine Strickjacke geschenkt. Das war das Schönste auf der Welt für mich. Da habe ich so gehofft, dass es nicht das letzte Mal war, dass wir uns getroffen haben.''
,,Zum Glück kamen danach noch tausend weitere Treffen.'' Ich küsste ihn und streichelte ihm durchs Haar.

Wir schauten noch einigen beim Tennis spielen zu, ehe wir beschlossen zu unserer letzten Station der Nostalgiefahrt zu reisen. ,,Ach, das war ein toller Tag, auch wenn uns die Gang dazwischen kam.'', begann Lukas sofort zu strahlen und ging die Treppen nach oben.
,,Also vor allem war der Tag so toll, weil ich da eine schöne Aktzeichnung von mir gefunden habe.'', kicherte mein Freund, stieß mir einmal vielsagend in die Rippen und ließ sich auf den Steinen nieder.
,,Oh Gott, stimmt...'' Direkt wurde ich etwas roter um meine Wangen und versuchte mich hinter den Ärmeln meines Hoodies zu verstecken. ,,Das war mir so peinlich, dass du die gesehen hast! Also alles! Die ganzen Zeichnungen von dir!''

,,Ach, ich fand's ganz süß...'', winkte Lukas gelassen ab und hauchte mir einen Kuss auf die Lippen, der mein Herz einige Takte schneller schlagen ließ. ,,Jetzt freust du dich immer darüber, mir deine Zeichnungen zu zeigen.''
,,Ja jetzt ist es auch egal. Damals hättest du mich aber noch für irgendeinen kranken Spinner halten können.'', erwiderte ich unsicher, konnte jetzt aber nur noch darüber lachen, dass ich vergessen hatte, dass sich diese Zeichnungen in dem Ordner befunden hatten.
,,Keine Sorge, ich wäre schon nicht weggelaufen...'', beruhigte mich Lukas lächelnd, legte die Arme um mich und zog mich halb auf seinen Schoß. ,,Da habe ich zum allerersten Mal gemerkt, dass du genau so verrückt nach mir bist.''

Das Lächeln fand den Weg zurück auf meine Lippen, während ich meine Arme ebenfalls um ihn legte. Ich seufzte leise, atmete seinen wundervollen Duft ein und ließ den kompletten Tag noch einmal Revue passieren.
Es war so toll Lukas an diesen Ort zu bringen. Ich hatte ihn noch niemanden gezeigt, aber mein Freund hatte so eine besondere Bedeutung für mich, dass ich ihm gerne den Platz zeigen wollte, an dem ich mich oft zurückzog.
Auch wenn ich kurz etwas Bauchschmerzen bekam, weil ich die Gegend noch immer mit meiner Schwänzerei und der darauffolgenden Beziehungskrise verband, überwog der Gedanke, an den Augenblick, an dem ich Lukas zum ersten Mal hierher gebracht hatte.

Wir sahen noch eine Zeit lang einigen Zügen beim Vorbeifahren zu, ehe wir die Treppen heruntergingen und beim Maisfeld ankamen. Mein Herz hörte gar nicht mehr auf in hohen Frequenzen zu schlagen und sofort zog ich Lukas in dieses.
Wir setzten uns auf den Rasen. Lukas drückte mich an den Schultern herunter und legte seinen Kopf auf meiner Brust ab, während ich die Arme um ihn schlang und ihm über den Rücken streichelte. Ich vergrub mein Gesicht in seinen Haaren und seufzte zufrieden auf.
Sofort schossen mir die Fotos in den Kopf, die wir an diesem Tag gemacht hatten. Lukas hatte mich so süß danach gefragt, ob wir nicht mal zusammen einige Bilder machen konnten. Nach wie vor waren sie meine All-Time-Favorites und ich sah sie mir gerne an.

Auch hier hatte Lukas mir mal wieder etwas gezeigt. Nämlich, dass er immer hinter mir stand. Wir waren hier zum ersten Mal zusammen vor der Gang geflüchtet. Lukas hatte mir an diesem Tag noch einmal deutlich gemacht, dass er hinter seinen Worten stand.
Andere hätten bei so einem Erlebnis sofort die Biege gemacht und mich fallengelassen. Schließlich war es kein leichtes Brot und verstanden hätte ich es alle Male, wenn Lukas das gereicht hätte.
Aber so ist er nicht. Mein Freund hatte noch immer hinter mir gestanden, mich wieder aufgefangen und Ruhe bewahrt. Er hatte mich abgelenkt und dieses schlimme Ereignis zu etwas ganz Besonderem gemacht.

,,Hey, was ist denn los?'', fragte Lukas besorgt nach, hob seinen Kopf leicht an und musterte mich.
,,Nichts...''
,,Du weinst aber... Ist irgendwas passiert?'' Lukas stützte sich mit seinen Unterarmen auf meiner Brust auf und fuhr mir die Tränen aus dem Gesicht.
,,Nein, es ist alles gut.'', antwortete ich schluchzend und setzte mich etwas auf.

,,Es ist nur... Diese ganze Reise macht mich gerade total emotional. Ich... Ich kann nicht glauben, was die vergangenen Monate passiert ist. Wir haben so viel zusammen erlebt.'', seufzte ich und versuchte mich zu sammeln.
,,Ich finde keine Worte dafür, um beschreiben zu können, wie glücklich es mich macht, dass all das passiert ist. Sowohl das Positive, als auch das Negative. Alles mit dir zusammen ist sooo schön und fühlt sich richtig an.''
,,Ich bin so froh, auf meine Gefühle gehört zu haben. Lukas, du hast mich zu einem besseren Menschen gemacht. Du hast mir gezeigt, dass ich es wert bin, auf dieser Welt zu sein und so geliebt zu werden.''

,,Es ist nicht immer leicht gewesen. Ich habe viel Scheiße gebaut, mich nicht gemeldet und viel zu oft ignoriert, dass du für mich da bist. Trotzdem hast du mich niemals aufgegeben, bist zu mir gekommen und hast mich gerettet.''
,,Noch nie habe ich einen Menschen kennengelernt, der so viel Verständnis für mich aufbringen konnte, der mich so nimmt, wie ich bin und selbst in den schwierigsten Zeiten für mich da ist. Du hast immer wieder versucht mich aufzumuntern und abzulenken.''
,,Manchmal verstehe ich nicht, was genau du an mir findest. Spätestens bei der Gang hättest du die Biege machen sollen. Aber so bist du nicht, du bist anders. Du bist so ein liebevoller und netter Mensch, der das Herz am rechten Fleck hat.'', schnaubte ich.

,,Ich weiß wirklich nicht, was ich ohne dich machen würde. Wahrscheinlich würde ich gerade im Bett liegen und heulen, weil ich meinen Schulabschluss nicht bekommen habe, niemals einen Job finden und für immer bei Mama leben werde.''
,,Ich kann dir nicht oft genug dafür danken, dass du mir immer wieder in den Arsch getreten hast. Ich habe mich so oft aufgegeben, aber du warst immer da und hast mir gezeigt, dass es da noch Hoffnung für mich gibt.''
,,Nur durch dich habe ich mich lieben gelernt. Seit wir uns kennen, sehe ich mich aus einem anderen Winkel - einem besseren Winkel. Ich weiß, dass ich das Alles wert bin und an mich glauben kann. Danke für alles, Lukas.''

Ich nahm sein wunderschönes Gesicht zwischen meine Hände und drückte ihm einen Kuss auf die Lippen. Mein Freund erwiderte diesen sofort, legte seine Hände auf meine und krallte sich an meinen Handrücken fest.
,,Danke für deine lieben Worte, Timi.'', strahlte Lukas, als wir uns voneinander gelöst hatten. ,,Es freut mich so sehr, dass ich dich zu einem besseren Menschen machen konnte. Es ist toll, ein Teil dieser Reise sein zu dürfen.''
,,Ich bin genau so glücklich darüber, dass ich dich habe. Auch wenn du es nicht glaubst, hast auch du mich zu einem besseren Menschen gemacht. Ich habe durch dich so viel Selbstbewusstsein gewonnen und viele neue Dinge kennengelernt.''

,,Es ist schön, dass das Alles so gekommen ist. Dass wir hier zusammenliegen, über die vergangenen Monate nachdenken und glücklich sind. Uns beiden geht es gut und das soll für immer so bleiben.'', sagte Lukas hoffnungsvoll und lächelte mich an.
,,Das wird es auch.'', versicherte ich ihm ebenfalls lächelnd, streichelte ihm durchs Haar und sah ihm tief in die Augen. Lukas fuhr mir einige Tränen aus dem Gesicht, kam mir näher und presste unsere Stirnen aneinander. ,,Ich liebe dich.''
,,Ich liebe dich auch, mit jeder Facette meines Körpers.'' Mein Freund vereinte unsere Lippen miteinander, drückte sich näher an mich heran, sodass noch nicht einmal mehr ein Blatt Papier zwischen uns passte und bis zur Abendröte lagen wir knutschend im Maisfeld.



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