An der Nordseeküste


,,In der Bäckerei habe ich jeden Sonntag Brötchen geholt. Ganz alleine und die fanden mich so niedlich, dass ich immer Bonbons geschenkt bekommen habe.'' Lukas packte nach meinem Gesicht und drehte mich in die Richtung seines Autofensters, aus dem er aufgeregt zeigte.
,,Da auf dem Hinterhof habe ich immer Fußball gespielt. Guck' schnell in die andere Richtung, bevor es weg ist!'' Ich konnte die Eindrücke gar nicht richtig verarbeiten, da lenkte er mich schon wieder in eine vollkommen andere Richtung.
,,Lukas, Alter, mach' mal langsam. Du brichst Timi noch das Genick, wenn du weiterhin so grob zu ihm bist.'', lachte seine Schwester, die mit uns zusammen dicht aneinandergepresst auf der Rückbank saß und den Kopf schüttelte.

,,Ihr könnt' euch das Alles noch in Ruhe ansehen, Spätzchen. Ihr habt genug Zeit und wegrennen wird euch das auch nicht.'', drehte sich seine Mama vielsagend zu uns. Lukas gab sich seufzend geschlagen und nuschelte ein leises 'Jaja' vor sich hin.
Ich lächelte, drückte ihm einen Kuss auf und musterte den Hafen, an dem wir gerade vorbeifuhren. Total von dem Wasser, den unzähligen Möwen und dem Regen, der uns begrüßte fasziniert, sah mich in der Großstadt um.
Wer hätte gedacht, dass ich meine erste Reise nach Hamburg einmal mit meinem festen Freund erleben würde. Mit einem schlichten 'Moin' und einem Fischbrötchen im Gepäck, hatten mich seine Eltern an der Haustür empfangen und den Koffer eingeladen.

Die Frage, ob ich denn gerne mal mit in Lukas' alte Heimat kommen wollte, ist völlig ungeplant gewesen. Ich hatte bei Lukas' Zuhause gesessen und unten in der Küche auf ihn gewartet, weil er total verpeilt hatte, dass wir uns treffen wollten.
Seine Eltern hatten sich in der Zwischenzeit über einen wichtigen Termin unterhalten, der Lukas' Vater in die Millionenmetropole verschlug. Im Laufe des Gesprächs hatten sie darüber diskutiert, ob sie die Kinder mitnehmen und bei Oma lassen wollten.
Während sie noch am Planen waren, schweifte ihr Blick immer wieder zu mir. Ich hatte mich gewundert, ob ich irgendwas im Gesicht hätte, doch schlussendlich hatten sie mich gefragt, ob ich denn nicht gerne mitkommen wollte.

Ich hatte mich riesig über das Angebot gefreut und auch jetzt, knapp eine Woche später, kribbelte mein Bauch angenehm, wenn ich daran dachte, dass mich nicht Lukas, sondern seine Eltern danach gefragt hatten.
Ich fühlte mich wirklich wohl bei ihnen und wusste es sehr zu schätzen, dass sie mich so an der Seite ihres Sohnes akzeptierten. Seine Eltern waren herzensgute Menschen und hatten mich von Anfang an positiv in ihrer Mitte aufgenommen.
Trotzdem hätte der Schein trüben können. Aber mittlerweile waren alle Zweifel verflogen, denn ich wusste, dass sie mich mochten und gar nicht mehr missen wollten, weil ich ihnen gezeigt hatte, wie gut ich ihrem Sohn tat.

Ich lächelte, sah aus dem Fenster und könnte glücklicher nicht sein. Mein Leben lief so gut und nichts und niemand konnte mir das mehr kaputtmachen. Endlich hatte ich all das, was ich mir immer gewünscht hatte.
Den Krach, den Mama und ich hatten, ist schon seit einiger Zeit Schnee von gestern. Nachdem mein Stiefvater nochmal mit ihr gesprochen hatte, kam sie hoch in mein Zimmer und hatte für ihr Verhalten um Verzeihung gebeten.
Wir hatten uns in den Arm genommen und nochmal in aller Ruhe über alles gesprochen. Ich hatte ihr den Brief und das Abgangszeugnis gezeigt. Hatte ihr genauer erklärt, wie es soweit konnte und mich noch tausende Male für diese Enttäuschung entschuldigt.

Meine Mama konnte mich schnell beruhigen, hatte alles angenommen und Lukas und ich hatten ihr das mit der Abendschule etwas näher erläutert. Sie war unglaublich stolz darauf, dass ich sofort eine Lösung parat hatte und mein Ziel nach wie vor im Auge behielt.
Ich lächelte weiterhin und warf einen Blick zu Lukas, ohne den ich diesen Schritt niemals geschafft hätte. Ich bin sooo glücklich darüber, dass ich diesen Jungen, trotz all der Scheiße, noch immer an meiner Seite haben durfte.
Ich drückte fest seine Hand, lehnte meinen Kopf gegen seine Schulter und schloss die Augen. Lukas legte den Arm um mich, hauchte mir einen Kuss auf die Stirn und streichelte die ganze restliche Fahrt durch meine Haare.

,,Ohje, Mutti klebt schon am Fenster. Die ist so neugierig, dass die keine fünf Minuten länger warten kann, bis Lukas und Tim oben sind.'', sagte Lukas' Mama lachend, als wir vor einem, in die Jahre gekommenen Hochhaus stehenblieben.
,,Ach, die sieht doch eh nichts, wenn sie keine Brille auf hat. Sie wird eher wegen Lukas' neuer Frisur aus den Latschen kippen.'', erwiderte sein Vater grinsend. ,,Ey! Oma findet meine Haare super, hat sie mir schon gesagt.'', meckerte Lukas beleidigt und zog sich den Zopf fester.
Lachend stiegen wir aus und Lukas drückte mir einen Kuss auf die Lippen. Er nahm mich in den Arm und während mir sein vertrauter Duft in die Nase stieg, sah ich lächelnd nach oben zu dem Block, in dem Lukas einen großen Teil seiner Kindheit verbracht hatte.

[...]

,,An dem Tag hat Luki seine Liebe zu Musicals entdeckt. Ich werde niemals vergessen, wie seine Augen gestrahlt haben und wie er danach noch unbedingt an der Bühne warten musste, bis die Darsteller zu uns kamen.'', erzählte Lukas' Oma grinsend und legte ein weiteres Foto auf den Tisch.
Ich beugte mich leicht über diesen, um das Bild zu mustern, das Lukas und seine Oma vor dem Stage Theater in Hamburg zeigte. Sie hielt den gerade einmal fünfjährigen Jungen auf dem Arm, der breit lächelnd mit dem Ticket in der Hand, in die Kamera winkte.
,,Von da an musste ich jedes Wochenende mit ihm zu den unterschiedlichsten Musicals gehen. Mit 6 Jahren hatte Lukas ungelogen schon 200 Shows zu Gesicht bekommen.'', plauderte sie weiter aus dem Nähkästchen und Angesprochener lief etwas roter um seine Wangen an.
,,Das stimmt doch gar nicht. Das ist voll übertrieben...''

,,Na und ob das stimmt! Den einen Schauspieler hast du sogar so toll gefunden, dass du für den immer Blumen mitgebracht hast.'', konterte sie lächelnd, nahm das Foto wieder an sich und stöberte weiter in der Box mit dem Namen 'Luki 2005-2008'.
,,Kennst du eigentlich schon Lukas' Zwillingsbruder, Tim?'', wandte sich die 80-jährige, für ihr Alter noch topfitte Frau an mich.
,,Zwillingsbruder?'', fragte ich verwirrt die Augenbrauen zusammenziehend nach und sah zu Lukas, auf dessen Gesicht sich ein fettes Grinsen abzeichnete.
,,Keine Sorge, er hat mir auch nichts davon gesagt.'', lachte sie und schob ein neues Bild über den Küchentisch.

,,Oh mein Gott, was ist denn da passiert?'', bekam ich gerade so unter Lachen heraus. ,,Hmmm, das wird schon schwer, den richtigen Lukas zu finden.'', erwiderte nachdenklich und legte den Kopf schief.
,,Das ist wirklich der Knaller! Zum Glück wurde das festgehalten!'', musste ich längerer Betrachtung noch viel lauter lachen und kippte fast vom Stuhl. Es zeige Lukas im Hamburger Zoo und wie dieser vor einem Gehege Vogelsträuße stand.
Einer kam sogar so nah an den Zaun getreten, dass er direkt neben Lukas stand. Das sah schon total zum Fressen aus, doch der Brüller kam erst noch. Was auch immer mein Freund da getan hatte, aber der Vogelstrauß und er hatten die gleiche Frisur.

,,Durch welche Heckenschere ist dein Kopf denn da geraten, dass du nur noch drei Haare auf dem Kopf hattest?'', fragte ich grinsend nach und gab Lukas' Oma das Foto wieder, die bereits schon nachdem Nächsten suchte.
,,Ich weiß es auch nicht mehr, ehrlich gesagt. Diana und ich haben Friseur gespielt, oder so. Sie hat das denn etwas zu ernst genommen und auf einmal waren fast alle Haare ab und Mama hat den Schock ihres Lebens bekommen.'', antwortete Lukas lachend.
,,Sie kam ins Zimmer, hat die ganzen Haare auf dem Boden gesehen und hat alle Bastelscheren aus dem Haus verbannt. Vorne und hinten ist alles weg gewesen und weil Lukas keine Glatze wollte, haben wir in die Mitte gelassen.'', fügte seine Oma lächelnd hinzu und zeigte ein Bild kurz nach der Tat.

,,Ach du scheiße! Ich wäre an deiner Stelle gestorben und hätte nur noch Mütze getragen!'', schüttelte ich fassungslos und mit der Hand vorm Mund den Kopf. Ich sah zu ihm und war mehr als erleichtert darüber, dass sich seine Haare noch an Ort und Stelle befanden.
,,Na sieh' mal einer an, wenn man vom Teufel spricht...''
,,Was wenn man vom Teufel spricht? Was hab' ich denn gemacht?'', kam Lukas' ältere Schwester irritiert in die Küche getreten und öffnete den Kühlschrank, um sich etwas zu Trinken herauszuholen.
,,Zum Glück hast du den Plan verworfen, irgendwann einmal Friseurin zu werden.'' Renate, Lukas' Großmutter, hielt ihr das Foto unter die Nase und Dianas Kinnlade klappte mit einem Mal herunter.
,,Ohje...'' Sie bekam sich kaum noch ein und stützte sich an der Küchentheke ab. ,,Das war ich nicht!''
,,Und ob du Zicke das warst!'', erwiderte Lukas patzig und verschränkte die Arme vor der Brust.
,,Du hast es doch mit dir machen lassen, du Volltrottel! Du hättest jederzeit gehen oder Mama und Papa rufen können.'', zuckte sie mit den Schultern und hob entschuldigt die Hände in die Luft.
,,Da wusste ich auch noch nicht, wie ich aussehe...''
,,Ach komm', die kleine Schamhaarfrisur stand dir doch gut. Auch wenn Maria die einzige Person in der Schule gewesen ist, die noch mit dir geredet hat.'', grinste sie und wuschelte ihm durch die langen Haare.
,,Ich hab' dich schon darauf vorbereitet, was passiert, wenn dir irgendwann mit Anfang 30 die Haare ausfallen. Die ersten Geheimratsecken hast du ja schon.'', ärgerte sie ihn und tippte auf betroffene Stelle.
,,Also...'', meckerte Lukas empört.

,,Willst du gleich anschaffen gehen, oder was soll der Aufzug?!'', konterte Lukas und mustere das Outfit seiner Schwester, was aus einem Rock, kniehohen Stiefel, einem Top mit Ausschnitt und einer Jeansjacke darüber bestand.
Sie hatte sich Lashes aufgeklebt, ihre dunkelblonden Haare fielen in Wellen über ihre Schultern und ihre Lippen waren knallrot geschminkt. Sie trug einen dunklen Lidschatten, darüber einen schlichten Lidstrich und ihre Wangenknochen strahlten uns regelrecht an.
,,Ja, natürlich. Wir müssen schon früh genug Geld für deine Haartransplantation sammeln.'', bejahte sie lächelnd und beugte sich zu ihm herunter, um ihren Bruder einen dicken Schmatzer auf die Wange zu drücken.
,,Ich bin dann mit meinen Freundinnen unterwegs! Bin heute Abend wieder da!'', verabschiedete sie sich theatralisch von uns und verließ, Lukas durch die Frisur zerstörend, die Küche.
,,Manchmal könnte ich sie köpfen...'', seufzte er genervt auf, wischte sich angeekelt den Lippenstift vom Gesicht und Renate und ich konnte nicht anders, als über die gesamte Situation zu lachen.

Lukas' Großmutter zeigte uns noch viele weitere Bilder aus Lukas' Kindheit. Sie hatte zu jedem irgendeine schöne Geschichte zu erzählen, der gespannt und mit einem breiten Lächeln auf den Lippen, vollkommen gefesselt zu hörte.
Auch Lukas schien der kleine Ausflug und die Anwesenheit seiner Oma richtig zu gefallen. Irgendwann lehnte er seinen Kopf gegen meine Schulter, lauschte ihrer angenehm, weichen Stimme und kam aus dem Strahlen gar nicht mehr heraus.
Wir waren seit fast einem Tag bei ihr und schon ab der ersten Sekunde, hatte ich mich wie Zuhause gefühlt. Sie hatte mich herzlichst aufgenommen. Als würden wir uns schon Jahre lang kennen und hätten uns nur länger nicht mehr gesehen.

Sie hatte mich sofort in den Arm genommen und mit den Worten 'Oha, da hast du dir aber einen schönen, jungen Mann geangelt. Aber kein Wunder, den tollen Geschmack hast du auch von mir' in ihrer Dreizimmer-Wohnung empfangen.
Obwohl wir nicht mal einen einzigen Satz miteinander gewechselt hatten, hatte sie mich an der Seite ihres Enkels akzeptiert. Sie wollte alles wissen, was es über mich zu wissen gab und noch immer hatte ich keine Ahnung, wie ich mit der ganzen Akzeptanz umgehen sollte.
Durch meine zahlreichen Exfreundinnen, dessen Familien mich niemals gemocht hatten und mich am liebsten direkt wieder Heim geschickt hätten, machte sich noch immer ein unwohles Gefühl breit, wenn ich jemand Neues aus Lukas' Familie kennen lernen sollte.

Auch wenn ich von Lukas' Eltern wusste, dass sie mich mochten und ihnen die Beziehung überhaupt nichts ausmachte, hatte ich noch immer Angst, dass ich irgendwann etwas tat, was ihnen nicht passte.
Ich schüttelte den Gedanken ab und konzentrierte mich viel eher auf die Erzählung von Lukas' Großmutter, die gerade ein Bild hervorgeholt hatte, was Lukas und seine Katze Sunny zeigte. Ich lächelte, sah zu ihm und ließ mir einen zärtlichen Kuss auf die Lippen drücken.
Ich musterte die Bilder, die großzügig verteilt auf dem Küchentisch lagen und seufzte innerlich auf. Lukas hatte eine wirklich schöne und sorglose Kindheit. Sie hörte sich an, als wäre sie einem Bilderbuch entsprungen und als würde sie genau so von Pädagogen empfohlen werden.

Ich presste die Lippen aufeinander und versuchte den Stimmen in meinem Kopf einen nicht kaputtzumachenden Riegel vorzuschieben. Denn jetzt, wo ich die ganzen Bilder sah und auch noch die Geschichten dazu hörte, spürte ich tiefe Trauer und Neid in mir aufkommen.
Lukas hatte all das, was ich immer wollte. Auch heutzutage, wo ich es nicht mehr rückgängig machen konnte, würde ich wohl alles dafür geben, um in einem so gut behüteten und funktionierenden Elternhaus aufgewachsen zu sein.
Ich wollte mich nicht beschweren, denn natürlich hatte ich eine schöne Kindheit gehabt. Wenn ich da an die Wochenenden und Ferien mit meinen Großeltern zurückdachte, konnte ich nur Positives sagen. Dennoch gab es da einige Vorfälle, die kein Kind je erlebt haben sollte....

Am späten Nachmittag und nachdem Lukas' Oma mich und meinen Freund regelrecht mit ihrem selbst zubereiteten Hähnchen mit dicker Soße, Kartoffeln und Gemüse 10 Kilo schwerer gemacht hatte, spazierten wir Händchenhaltend durch den Stadtteil Niendorf.
Das Viertel hatte einen ehr dörflichen Charakter und zeichnete sich vor allem durch seine Ruhe und Gelassenheit aus. Dass das Lukas' Verbundenheit zur Natur sehr geprägt hatte, musste er mir noch nicht einmal sagen.
Wir holten uns beim Eiscafé Siebenhüner jeweils zwei Kugeln Eis, wo Lukas mir glücklich vor sich hinlächelnd erzählte, dass sein Papa und er nachdem und bevor sie zum Theater gefahren waren, sich immer einen riesigen Eisbecher zusammengeteilt hatten.

Auch noch heutzutage hielten sie an dieser Tradition fest. Wann immer sein Vater seinem ehemaligen Arbeitsplatz einen Besuch abstatten wollte, machten sie vorher Halt und bestellten sich einen Schoko-Vanille-Eisbecher mit doppelt Sahne und ganz vielen Streuseln.
,,Da auf dem Fußballplatz haben Papa und ich ganz viel gespielt - fast jeden Tag. Meistens stand er im Tor und wenn ich den Ball zehnmal reingeschossen habe, durfte ich mir beim Kiosk eine Süßigkeit aussuchen.'', erzählte Lukas grinsend und leckte an seinem Eis.
Ich musterte den Fußballplatz, auf dem junge Erwachsene spielten und nebendran einige Jugendliche auf einer Bank saßen, Musik hörten und sich über ihnen eine riesige Rauchwolke bildete. Ein par Meter weiter, gingen zwei ältere Damen mit ihren Hunden spazieren.

,,Wenn ich mal keine Lust auf Fußball hatte, haben Papa und ich hier im Park Frisbee oder Verstecken gespielt. Einmal bin ich so fies gewesen, dass ich mich bei Oma in der Wohnung verschanzt habe.'', begann Lukas zu kichern.
,,Mein Vater ist tausend Tode gestorben. Der ist kurz davor gewesen, die Polizei zu rufen, wenn Oma mich nicht rechtzeitig zurückgebracht hätte.'' Er schüttelte über sich mit dem Kopf und lachte. Meiner wäre wahrscheinlich glücklich gewesen, dass Problem endlich los zu sein...
,,Du und dein Vater scheint ein sehr inniges Verhältnis zu haben. Das hat man schon bei den Bilder gesehen, dass ihr immer viel zusammen gemach habt und das merkt man auch heute noch.'', erwiderte ich lächelnd und ließ mich mit ihm zusammen auf einer Bank nieder.

,,Ohja, mein Vater und ich verstehen uns sooo gut. Er ist der Mensch, der mich wohl am meisten geprägt und zu dem gemacht hat, der ich heute bin. Er ist mein Vorbild und ich wäre später gerne wie er.'', strahlte Lukas.
,,Meine Mama ist durchs Tanzen immer sehr eingeschränkt gewesen. Sie war natürlich für mich da, aber Papa ist da schon flexibler gewesen und konnte mich und meine Schwester auch öfters mal mit ins Theater nehmen.''
,,Ich bin total glücklich ihn zu haben. Er ist so ein toller Papa. Ich kann mir da niemand besseres vorstellen, der dieser Aufgabe gerecht werden würde. Er ist für mich da, liebt mich bedingungslos und steht hinter allem, was ich mache.''

Lukas biss ein letztes Mal von seiner Waffel ab, während mir der Hunger augenblicklich verging und mein Herz, was bis eben noch tausende Takte geschlagen hatte, sich so anfühlte, als würde jemand penetrant dort hineinstechen.
,,Ist alles gut?'', fragte Lukas sofort besorgt nach und drehte sich zu mir. ,,Hmmm...'', gab ich nur von mir, leckte mein Eis zu Ende und schmiss die Waffel einfach auf den Boden, damit wenigstens die Vögel etwas davon hatten.
,,Timi, warum weinst du denn jetzt?'' Er zog mich an der Hüfte näher zu sich und griff nach meinen Händen, um beruhigend über diese zu streicheln. ,,Nichts...'', schnaubte ich und fuhr mir die Tränen aus dem Gesicht.
,,Es ist alles gut, Lukas.''

,,Nichts ist gut, wenn du auf einmal anfängst zu weinen.'' Mein Freund nahm mich in den Arm und streichelte mir über den Rücken. ,,Was ist denn los? Habe ich was Falsches gesagt? Ist was mi meiner Oma? Möchtest du nach Hause? Du kannst es mir ruhig sagen, Baby.''
,,Ich möchte mich nicht in den Vordergrund drängen, wenn du einen Ausflug zurück in deine wunderschöne Kindheit machst.'', erwiderte ich seufzend und ließ die Tränen auf den Boden tropfen.
,,Ist es wegen deinem Papa?'', harkte Lukas schüchtern nach und griff nach meinen Beinen, um diese über seinen Schoß zu legen. Stumm nickte ich und begann noch nur noch viel stärker zu weinen. Kannst du dich nicht einmal zusammenreißen? Es geht hier nicht um dich!
,,Möchtest du darüber reden?''
,,Ich will den Tag nicht kaputt machen.'', schüttelte ich direkt mit dem Kopf.

,,Du machst nichts kaputt. Wir können ruhig reden, wenn dir etwas auf dem Herzen liegt. Das ist okay.'', lächelte mich Lukas aufmunternd an.
,,Alles in sich hineinzufressen bringt auch nichts und das weißt du, Timi.'' Auffordernd sah er mich an und genervt verrollte ich die Augen.
,,Du musst nicht, wenn du nicht willst. Das ist in Ordnung.''
,,Aber du sollst wissen, dass meine Ohren jederzeit für dich offen sind und du das nicht mit dir alleine ausmachen musst.'' Er küsste mich und das Lächeln fand den Weg zurück auf meine Lippen.

,,Ich weiß auch nicht, warum ich gerade weine. Es kamen nur so unschöne Erinnerungen hoch, als ich mir deine Bilderbuch-Kindheit angehört habe. Ich gönne dir das vom Herzen, aber gleichzeitig frage ich mich, wieso ich das nicht auch haben konnte.'', seufzte ich.
,,Ich hatte auch eine schöne Kindheit, so ist das nicht. Wenn ich da an die Zeit mit meinen Großeltern denke, macht mich das glücklich und es ist jedes einzelne Mal ein schönes Erlebnis gewesen.''
,,Doch wenn ich so an die Zeit mit meinen Vater zurückdenke, ist alles scheiße gewesen. Wann immer was Schlechtes passiert ist, war er an erster Stelle. Es gibt kaum eine negative Erfahrung, die nicht auf ihn zurückzuführen ist.'', zuckte ich die Schultern und Lukas nickte verstehend.

,,Das zieht mich einfach immer runter, wenn alle von ihren tollen Vätern erzählen, während meiner das größte Arschloch der Nation ist. Ich wünsche keinem etwas Schlechtes und es freut mich, wenn ich zu hören bekommen, dass niemand, der mir wichtig ist, durch die gleiche Hölle wie ich gehen musste.''
,,Doch trotzdem kommen immer wieder Fragen auf, warum und womit ich das verdient habe. Wieso mein Vater so ist, wie er ist und warum er sich nicht ändern wollte. Und vor allem warum er mich niemals akzeptieren wollte.'' Ich atmete einmal tief durch und schmeckte die salzigen Tränen, die Lukas mir liebevoll aus dem Gesicht fuhr.
,,Ich liebe ihn, aber oft wünsche ich mir, dass meine Mama sich nicht nochmal auf ihn eingelassen hätte. Wir wären von so vielem verschont geblieben, hätte sie ihm die Haustür vor der Nase zugeknallt.'' Lukas nahm mich fester in den Arm, streichelte mir zärtlich über den Rücken und nahm mein Gesicht zwischen seine Hände, um mich zu küssen.

,,Weißt du, warum deine Mama sich wieder auf ihn eingelassen hat? Ich mein', der hat sich doch so vor seiner Vaterschaft gedrückt.'', fragte Lukas etwas unsicher nach und strich mir einige verirrte Strähnen aus dem Gesicht.
,,Nein, keine Ahnung, da habe ich nie wirklich nachgefragt.'', gab ich zu und schluckte. ,,Sie kann es sich wahrscheinlich noch nicht einmal selbst erklären, welches Pferd sie da geritten hat.'', schnaubte ich.
,,Er ist die ersten vier Jahre deines Lebens auch nicht für dich da gewesen, oder? Nicht mal ein bisschen?'' Lukas streichelte mir über die Arme und hauchte mir immer wieder einige zarte Küsse auf.

,,Nicht wirklich. Er wollte ja auch nichts von uns wissen. Er hat sich da schon während der Schwangerschaft total rausgehalten. Meine Mama hatte aber teilweise Kontakt zu ihm, da hat aber Geld eine tragende Rolle gespielt. Mein Großvater hatte darauf bestanden, dass er wenigstens einen kleinen Teil dazu gibt, weil Mama wegen der Ausbildung nicht so viel zur Verfügung stehen hatte.''
,,Ich weiß auch nicht, warum er nach vier Jahren auf einmal zurückkam und für uns da sein wollte. Ich mein', jahrelang will er nichts von mir wissen, geht uns bewusst aus dem Weg und auf einmal will er einen auf Happy Family machen? Da passt doch irgendwas nicht zusammen.'' Ich schüttelte den Kopf und Lukas stimmte mir nickend zu.
,,Ging es denn wenigstens die erste Zeit mit ihm? Du meintest ja mal, dass das wirklich Extreme und dieser pure Hass in deiner frühen Jugend kam.'' Er sah mir tief in die Augen und fuhr über meine Oberschenkel.
,,Nur wenn du darüber reden willst, natürlich. Ich möchte dir nicht zu nahe kommen.''
,,Alles gut.'', versicherte ich ihm und drückte ihm einen Kuss auf.

,,In den ersten Jahren ist alles in Ordnung gewesen. Es hat so gewirkt, als wäre er endlich zur Besinnung gekommen. Er ist seiner Aufgabe als Vater nachgekommen, auch wenn nicht immer alles perfekt gewesen ist. Aber er war bei mir und das hat gereicht. Ich hatte endlich einen Papa und das hat mich glücklich gemacht. Ich hab' ihn nicht nur gesehen, wenn er mal Spielsachen oder Geld gebracht hat. Sondern ich konnte ihn immer bei mir haben.''
,,Trotzdem habe ich gemerkt, dass er schon immer eine gewisse Abneigung mir gegenüber hatte. Er wollte nicht gerne was mit mir unternehmen, wirklich viel Liebe hab' ich auch nicht bekommen und wenn wir mal was zusammen gemacht haben, hat er so genervt gewirkt, weil ihm das auch eher aufgezwungen wurde. Ich habe schon gespürt, dass es nicht das ist, was er sich immer vorgestellt hat.''
,,Doch je älter ich wurde, desto schlimmer wurde es. Ich hab' mich nicht in die Richtung entwickelt, die er sich von mir gewünscht hat. Mit 10 oder 11 fing das mit den ersten Sprüchen a lá Du bist ein Fehler oder ein Nichtsnutz, der nichts in seinem Leben geschissen kriegt, an.'',  seufzte ich leise und spielte nervös mit Lukas' Fingern, die federleichten über meine Haut glitten.

,,Das ist von Monat zu Monat immer mehr eskaliert. Irgendwann kamen die ersten Schläge dazu und auch seine Worte wurden immer direkter und verletzender. Am Schlimmsten ist es gewesen, wenn er getrunken hat. Da gab es keinen Halt mehr und es wurde gebrüllt und mit Sachen geworfen. Meistens konnte er sich am nächsten Tag noch nicht einmal daran erinnern und selbst wenn, gab es keine Entschuldigung. Ich musste mich viel eher dafür rechtfertigen, dass ich so bin wie ich bin.''
,,Oh Gott, wenn ich mich so darüber reden höre, frage ich mich, wieso ich ihn überhaupt vermisse und noch immer liebe. Dieser Mensch ist der größte Abschaum, den es je gegeben hat. Ich sollte eigentlich glücklich sein, ihn nicht mehr sehen zu müssen.'', weinte ich leise und krallte mich an meinem Freund fest.
,,Hasst du ihn denn kein bisschen? Kommt da keine Wut auf, wenn du darüber nachdenkst? Dein Vater ist wirklich ein Arschloch. Am liebsten würde ich dem eine verpassen, obwohl ich ihn noch nicht mal kenne. Der ist das Allerletzte!'' Lukas sah mich erstaunt an, doch schüttelte wegen dem letzten Teil fassungslos mit dem Kopf.
,,Ich hasse ihn für das, was er meiner Mutter angetan hat und das werde ich ihm niemals verzeihen.''

,,Aber die Dinge, die er über mich verloren hat, sind mir egal. Ich fühl' da keine Wut oder Ähnliches. Ich bin ihm auch nicht sauer, weil das einfach stimmt. Ich mach' ihm da keine Vorwürfe, er wollte mir und anderen nur schon rechtzeitig die Augen öffnen.'' Ich zuckte mit den Schultern und sah auf unsere ineinander verschlungenen Hände.
,,Ich sag' dazu nichts, denn du weißt, dass dein Vater damit den größten Scheiß der Welt in deinen hübschen Kopf gesetzt hast. Du bist das Alles nicht, Timi. Du bist toll und es ist schön, dass du hier bist.'' Lukas formte die Augen zu Schlitzen und küsste mich.
,,Kann sein, keine Ahnung...'', seufzte ich. ,,Ich bin aber glücklich, dass wir nicht mehr bei ihm sind. Klar, ich vermisse ihn und würde alles dafür geben, um Zeit mit ihm verbringen zu können. Aber wenn ich an das Alles zurückdenke, bin ich mehr als erleichtert darüber, dass Mama den Mut gefasst hat, sich endgültig von ihm zu trennen.''
,,Aber Kontakt hättest du trotzdem noch gerne zu ihm?''
,,Ja... Also... Teilweise... Ja...''

,,Ich glaube aber, dass er das nicht will. Ich hab' seitdem Scheidungstermin nichts mehr von ihm gehört und er hat uns dort nochmal deutlich gemacht, dass er nichts mehr mit uns zutun haben will und froh darüber ist, uns endlich los zu sein. Das mit dem Sorgerecht hat sich innerhalb einer Sekunde geklärt, der wollte nichts - nicht mal einen Tag im Jahr.'' Ich krallte mich an ihm fest und beruhigte meinen Atem.
,,Deswegen komme ich mir oft total dumm vor. Er will nichts von mir oder sonst wem aus der Familie wissen und trotzdem schreibe ich ihm jedes Jahr zum Geburtstag eine Karte und zeichne etwas für ihn. Ich weiß noch nicht einmal wo er wohnt und selbst wenn würde er den Brief sofort wegschmeißen, wenn er liest, von wem der kommt. Das interessiert ihn doch alles nicht, was ich mache. Das findet er sowieso scheiße, weil es von seinem größten Fehler kommt.''
,,Ich denke so oft an ihn und trotz all der Scheiße, die er gemacht hat, liebe ich ihn immer noch. Bin ich da zu naiv? Will ich das Alles einfach nicht wahrhaben? Fehlt mir da irgendwas?'' Unsicher sah ich zu Lukas, der mich streichelte.
,,Das hat nichts mit Naivität zutun. Er ist dein Papa und es ist normal, dass du ihn vermisst. Ihr habt trotzdem einen großen Teil deines Lebens zusammen verbracht und irgendwie wird er immer da sein. Du musst dich dafür nicht rechtfertigen. Da gibt es kein richtig oder falsch, auch wenn es nicht jeder verstehen wird.''

Lukas kämmte mir die Haare aus dem Gesicht und sah mir tief in die Augen. ,,Wie ist das denn für dich gewesen, als deine Mama dann deinen Stiefvater kennengelernt hat?'', fragte  er und streichelte meinen Handrücken, was diesen ganz angenehm kribbeln ließ.
,,Da bin ich überhaupt nicht begeistert von gewesen. Sie war da gerade mal einige Monate von meinem Papa getrennt. Ich hab' nicht verstanden, wieso sie da direkt mit einem neuen Mann ankommt und auch noch schwanger von ihm ist. Das ging mir alles viel zu schnell. Ich wollte nicht, dass sie so ihre Trauer verarbeitet. Sie kam gerade aus einer Beziehung und stürzt sich sofort wieder in die Nächste.''
,,Deswegen gab es oft viel Streit zwischen uns, weil ich das nicht akzeptieren wollte und unschöne Kommentare von mir gegeben habe. Natürlich habe ich mich gefreut, dass meine Mama glücklich ist und nach all der Zeit wieder aufatmen konnte. Aber ich hatte Angst, dass sie da was überstürzt und wieder an den Falschen gerät. Dass diese ganze Scheiße von vorne anfängt.''
,,Du wolltest sie nur beschützen.'', lächelte Lukas und küsste mich.

,,Heutzutage bin ich froh darüber, dass sie sich gefunden haben. Frank ist der perfekte Ehemann für meine Mama und macht sie jeden Tag glücklich. Aber damals konnte ich das nicht ganz einschätzen und wissen, wohin das führt. Ich hätte aber rechtzeitig eingegriffen.'', grinste ich.
,,Auch wenn ich immer noch der festen Überzeugung bin, dass sie sich schon wesentlich früher kennengelernt hätten, wenn ich nicht gewesen wäre.'' Meine Tränen tropften auf seinen Schoß und Lukas zog mich näher zu sich.
,,Timi Schatz, hör' auf dich deswegen schlecht zu fühlen. Du hast keine Schuld und wirst es auch nie haben. Deine Mama hat diese Entscheidung getroffen, du konntest da nichts machen.'' Lukas nahm mich fester in Arm und fuhr mir beruhigend über den Rücken.

,,Du bist toll und der wunderschönste Mensch, den es gibt. Sowohl innerlich als auch äußerlich.'', lächelte Lukas mich verliebt an. ,,Du bist der schönste Fehler, der je gemacht wurde.'' Er hauchte mir einen Kuss auf die Stirn und legte die Arme um mich.
,,Alles gut? Geht es soweit?'', fragte mich mein Freund, nachdem ich nicht mehr weinte. Er löste mich etwas von sich, fuhr mir die restlichen Tränen aus dem Gesicht und drückte mir einen federleichten Kuss auf die Lippen.
,,Ja, alles okay...'', schnaubte ich und lächelte ihn an. ,,Ich bin dir damit auch nicht zu nahe gekommen?'', fragte Lukas sicherheitshalber. ,,Nein, auf keinen Fall. Es hat gut getan, dass rauzulassen.'' Ich schlang die Arme um seinen Hals und zog ihn für einen Kuss zu mir.
,,Danke, dass du mir zugehört hast und immer für mich da bist.''
,,Nicht dafür, mein Kleiner.'' Er nahm mein Gesicht zwischen seine Hände und berührte unsere Nasenspitzen, was eine angenehme Gänsehaut auf meinen kompletten Körper legte.

Nachdem wir uns im Park die Lippen wund geknutscht hatten und der Abend so langsam anbrach, beschlossen wir, uns auf den Weg zurück zu machen. In der Zwischenzeit telefonierte Lukas mit seiner Oma, die uns darum bat, die Pizzen abzuholen, die sie bestellt hatte.
,,Hast zu der Pizzeria auch irgendeine abgefahrene Story aus deiner Kindheit zu erzählen?'', fragte ich Lukas grinsend, als wir auf unsere Bestellung warteten. ,,Nee, nicht wirklich. Die ist damals noch nicht hier gewesen. Das war mal eine Bar.''
,,Schönen guten Abend, Lukas! Wo ist denn deine Freundin?'', kam ein, in unserem Alter geschätzter Junge an den Tresen und schob uns vier Kartons entgegen. Lukas lächelte, drückte ihm das Geld in die Hand und irritiert musterte ich ihn von der Seite.
,,Ähm... Die ist in der Heimat.'', antwortete Lukas schief grinsend und kratzte sich am Hinterkopf. Hä? Die, beziehungsweise der steht doch direkt neben dir!
,,Oh, dann richte ihr mal schöne Grüße aus. Freut mich, dass ihr immer noch glücklich miteinander seid.''
,,Danke, mach' ich. Stimmt übrigens so. Schönen Feierabend später!'' Er schnappte sich die Kartons, gab mir die Hälfte ab und wir verließen mit zügigen Schritten das Restaurant.

,,Lukas?''
,,Ja, Baby?''
,,Du bist mir eine Erklärung schuldig.'', blieb ich abrupt auf halbem Weg und musterte meinen Freund. ,,Warum hat der Junge da was von Freundin erzählt? Du hattest vor mir keine Beziehung dachte ich. Rumprobiert hast du doch auch nicht.'', harkte ich irritiert nach. Nicht, dass es mich stören würde, aber ich verstand nicht, wieso Lukas diesbezüglich lügen sollte.
,,Oh...'', begann er zu lachen. ,,Mir ist gerade gar nicht bewusst gewesen, dass du das nicht weißt.'' Er lief etwas roter um seine Wangen an, tippelte von einer Stelle auf die Nächste und biss sich etwas verlegen auf die Unterlippe.

,,Du bist meine erste Beziehung, keine Sorge, da habe ich dir nichts verheimlicht.'', beruhigte mich Lukas sofort. ,,Ich bin letztes Jahr in den Sommerferien mit Maria fast jeden Tag in der Pizzeria Essen gewesen und der Typ gerade steht voll auf sie.''
,,Maria hatte aber gar kein Interesse, doch das der wollte nicht verstehen und hat es immer wieder versucht. Also haben wir ihm irgendwann gesagt, dass ich Marias Freund bin. In der Hoffnung, dass dann Schluss ist.'', zuckte Lukas mit den Schultern und ging weiter.
,,Aber natürlich wollte er das nicht glauben. Ich hätte da schon früher was sagen müssen. Als er sie dann wieder anmachen wollte, hat Maria eine Schippe draufgelegt, sich einfach über den Tisch gebeugt und mir ohne Vorwarnung ihre Zunge in den Hals geschoben.''
,,Oh mein Gott!'', brach ich augenblicklich in schallendes Gelächter aus und stützte mich an einer Ampel ab.
,,Wie geil!''

,,Muss ich Maria jetzt als potenzielle Konkurrentin sehen?'', fragte ich grinsend, als ich mich wieder beruhigt hatte, nachdem ich den ganzen Weg zu Seiner Oma nicht mehr aufhören konnte, über die Vorstellung zu lachen.
,,Keine Angst, der Kuss hat mir nochmal die vollste Bestätigung für meine Homosexualität gegeben. Da wird nie und nimmer was laufen.'', lachte Lukas und schob die Haustür auf, sobald das Summen ertönte.
,,Maria küsst gut, aber deine Lippen und deine Zunge sind mir da deutlich lieber.'', lächelte er und drückte mir einen Kuss auf, der mich noch viel mehr zum Strahlen brachte und mein Herz augenblicklich einige Takte schneller schlagen ließ.
,,Vor allem, weil du so schöne Gefühle in mir auslöst. Das schafft keiner.''

Wir nahmen die Treppen nach oben und wurden dort direkt lächelnd von Lukas' Oma empfangen, die uns die Pizzakartons augenblicklich abnahm und in der Küche schon alles vorbereitet hatte.
Als wir zusammen aßen, fragte sie uns, was wir die ganze Zeit noch gemacht hatten und wo genau wir noch waren. Wir erstatteten ihr einen ausführlichen Bericht und irgendwann kamen Lukas' Eltern von ihrem Termin wieder und gesellten sich zu uns an den Küchentisch.
Ich lächelte, lauschte ihren Gesprächen und fühlte mich wie ein Teil der Familie. Sie banden mich mit ein, klärten mich über Insider auf und gaben mir einfach das Gefühl, dass ich bei ihnen willkommen bin.

Als Lukas und ich uns bettfertig machten und zurück ins Wohnzimmer gingen, legte sich ein breites Lächeln auf meine Lippen, als ich ein Bild von mir und Lukas eingerahmt auf der Kommode stehen sah.
,,Deine Oma ist wirklich süß. Steht das schon länger da?'', fragte ich Lukas, der zu mir getreten kam und sein Zopfgummi aus den Haaren löste. ,,Seitdem sie weiß, dass ich einen Freund habe. Sie ist noch am selben Tag zum Rossmann gefahren und hat das ausgedruckt.'', lächelte er.
,,Krass, dabei hat sie mich gestern erst kennengelernt. Ich hätte auch der totale Volltrottel sein können.'', lachte ich und legte die Arme um ihn. ,,Du bist auch ein Trottel'', grinste Lukas frech und sah mich an.
,,Aber ein ganz toller Trottel und vor allem meiner.'' Er küsste mich und legte sich auf die Matratze.
,,Und jetzt komm' ins Bett und zeig' mir, wie gern' du mich hast.'' Er spreizte die Beine etwas, lächelte dreckig und lockte mich mit dem Zeigefinger zu sich.
,,Idiot!'', erwiderte ich lachend, nahm Anlauf und stürzte mich wild küssend auf ihn.




Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top