Kapitel 6

Sue:

Heute war der 24. März. Ich saß auf meinem Bett und dachte nach. Paps war jetzt schon bald ein halbes Jahr mit Frank zusammen. Wir feierten auch mit Frank zusammen Weihnachten. Wenigstens ist Frank noch nicht eingezogen, das wollte Paps noch nicht. Da war ich wirklich froh darüber, denn Frank war nicht so lieb wie Paps immer behauptete. Frank war nur lieb zu mir wenn Paps dabei war. War er aber auf der Arbeit, dann war Frank böse.

Morgen hatte Greg Geburtstag und ich wusste wo er sich aufhielt. Auch wenn ich echt sauer auf ihn war, möchte ich ihm etwas zum Geburtstag schenken, damit er merkte das ich an ihn dachte. Oder vielleicht auch um ihm ein schlechtes Gewissen zu machen. Ich wusste es auch nicht.

Da ich selbst kein Geld hatte um etwas zu kaufen und Angst hatte das es dann in falsche Hände kommen könnte, entschloss ich mich ihm einen Brief zu schreiben. Ich suchte mein schönstes Briefpapier raus und schrieb einfach drauf los.

Lieber Greg

ich bin wirklich wirklich stinkig mit dir.

Du hast uns, mich, einfach sitzen lassen. Was ist passiert?

Magst du uns oder mich nicht mehr?

Ich versuche dich immer wieder anzurufen, aber du gehst nie ran.

Ich seh dich dauernd im Fernseh und muss immer weinen.

Ich hab dich wirklich wirklich lieb. Und Paps auch.

Aber jetzt hat Paps einen Freund. Frank.

Greg ich mag ihn nicht, er ist immer gemein zu mir.

Paps denkt Frank sei superlieb und sagt zu mir ich soll mich nicht so anstellen, Frank würde alles für mich tun.

Aber Greg das stimmt nicht. Frank lügt Paps immer an.

Wenn er mich abholen soll, lässt er mich nach Hause laufen.

Mein Frühstück muss ich mir selbst machen, das wäre ja nicht so schlimm, wenn er zu Paps nicht immer sagen würde das er es gemacht hat.

Aus meiner Schultasche fehlen immer wieder Sachen, wo ich bis demletzt nicht wusste was mit denen passierte. Ich bekam immer Ärger in der Schule. Ich musste nachts mal aufs Klo und hab gesehen wie Frank Sachen aus meiner Schultasche raus getan hat. Als er mich entdeckte hat er mir eine Ohrfeige gegeben, mich am Arm gepackt, ins Zimmer geschmissen und gesagt wenn ich es irgendwem erzähle dann würde er mir und Paps ganz dolle weh tun.

Gregy bitte, ich flehe dich an, hilf mir. Ich hab so Angst.

Du musst mir helfen, bitte, wärst du bei mir geblieben wäre das alles nicht passiert.

Trotzdem noch Deine

Sue

PS: Ich wünsche dir trotzdem alles Liebe zum Geburtstag!

Als ich endlich fertig war mit dem Brief, hatte ich ihn mir noch einmal durch gelesen. Irgendwie fand ich es gemein Greg diesen Brief zum Geburtstag zu schicken. Aber ich wusste einfach nicht was ich machen sollte. Also steckte ich den Brief in einen Umschlag und schrieb das Hotel und den Namen von Greg drauf. Zum Glück hatte Paps immer Briefmarken in seiner Schreibtischschublade, so musste ich sie nur darauf kleben und ihn um die Ecke in den Briefkasten schmeißen.

Als ich zurück kam ging gerade Frank ins Haus, seit neuestem hatte er ja einen Schlüssel. Ich ging schnell zur Garage und von dort aus ins Haus, damit er nicht denkt ich wäre draußen gewesen. Aber als ich in die Küche kam, stand Frank schon drin und schaute mich mit hochgezogenen Augenbrauen skeptisch an.

"Wo warst du?" fragte er mich streng.

"In der Garage" antwortete ich kurz angebunden und wollte an ihm vorbei laufen. Da packte er mich an meinen Locken und riss mich zu sich herum. Ich wimmerte und musste mich auf die Zehenspitzen stellen damit es an den Haaren nicht ganz so stark ziepte. Tränen traten mir in die Augen. Er ignorierte das und zog noch mehr an meinen Haaren, bis ich ihm ins Gesicht schaute.

Sein wahnsinniger Blick machte mir furchtbare Angst und meine Tränen liefen mir meine heiße Wangen runter.

"DU.SOLLST.MICH.NICHT.ANLÜGEN!" schrie er mich an und spuckte mir dabei ins Gesicht.

"I...i..ich h..ha..hab...nnnnicht ge...logen...w...wirklich." versuchte ich mich in meiner Not heraus zu lügen.

Frank ließ meinen Schopf los und stieß mir seinen Ellenbogen mit so einer Wucht ins Gesicht, dass ich gegen einen Küchenschrank polterte. Vorsichtig versuchte ich unter Schmerzen auf zu stehen und stolperte die Treppe nach oben in mein Zimmer. Ich legte mich in mein Bett und weinte Rotz und Wasser, bis ich irgendwann vor Erschöpfung und unter Schmerzen einschlief.

Irgendwann wachte ich auf, weil ich dachte ich hätte meinen Namen gehört. Ich hatte recht Paps rief nach mir. Immer noch erschöpft und mit verklebten Augen vom Weinen stand ich auf und lief vorsichtig die Treppen runter. Ich hatte wirklich starke Schmerzen in der Seite, sogar beim Atmen.

Langsam setzte ich mich an den gedeckten Abendessens Tisch.

Paps drehte sich lächelnd zu mir um.

"Na mein Schatz wie war.....oh mein Gott was ist passiert? Wer war das? Sue....Kleines?" sofort erstarb sein lächeln und er schaute mich besorgt und wütend an. Er kam mit seinen Finger näher an mein Gesicht, aber ich zuckte sofort zurück als er mich nur leicht berührte.

"Oh Gott Schatz bitte sag mir doch wer das war." Paps kniete sich vor mich und schaute mich mit Tränen in den Augen an.

Ich schaute ängstlich zu Frank, aber Paps bemerkte es nicht, er sah auch nicht wie Frank ganz leicht den Kopf schüttelte und seinen Zeigefinger hob. Warum war er so?

Ich atmete tief ein und sah Paps wieder an.

"Ich bin in der Schule die Treppe runter gestürzt und seitlich an eine Treppenkante geknallt. Alles halb so schlimm, mach dir bitte keine Sorgen Paps." Ich zwang mir ein lächeln ab, damit er mir glaubt.

Paps umarmte mich ganz vorsichtig um mir nicht unnötig weh zu tun. "Meine arme Kleine. Sollen wir ins Krankenhaus fahren?"

"Nein Paps es geht schon wieder, ehrlich. Aber ich bin wirklich müde und habe keinen Hunger darf ich ins Bett gehen?"

Paps ließ mich ins Bett gehen und wendete sich an Frank.

"Du warst vor mir zu Hause, wieso hast du mich nicht angerufen das Sue verletzt ist?"

"Ach Süßer, sie sagte ich soll es nicht machen damit du dir keine Sorgen machst. Sie meinte es würde gar nicht mehr so dolle weh tun. Also hab ich dich nicht angerufen. Ich hab ihr dafür die Seite eingerieben und ihr ein Kühlpack fürs Gesicht gegeben."

"Danke Frank, wenn du nicht wärst, was hätte ich dann bloß gemacht?"

"Hab ich doch gern gemacht Schatz." Frank nahm Paps in den Arm und grinste verlogen....So ein Arsch.

Frank und Paps bemerkten nicht wie ich auf dem Treppenabsatz stand und still in mich hinein weinte. Stumm kullerten meine Tränen über die Wange und machten mein Shirt nass. Ich wollte Paps nicht an das Ekel verlieren, irgendwas musste ich tun und ich wusste auch was.

Ich lief auf Zehenspitzen in mein Zimmer, zog aus meinem Kleiderschrank einen Rucksack und packte Klamotten ein soweit der Schmerz es zuließ. Ich stellte den Rucksack gepackt wieder zurück in den Schrank und legte mich ins Bett. Ich brauchte ewig um einzuschlafen.

Da ich am nächsten Tag Schule hatte wurde ich von Paps schon recht früh geweckt. Ich schaute Paps an und weinte.

"Paps kann ich bitte zu Hause bleiben? Meine Seite tut noch weh und mein Gesicht sieht furchtbar aus. Bitte Paps..."

"Ok aber nur ausnahmsweise und du passt bitte auf, denn Frank und ich wir sind beide nicht da, ok? Türe nicht aufmachen und nicht ans Telefon gehen außer an dein Handy, ja?"

"Klar, ich werde bestimmt eh schlafen bis du nach Hause kommst."

"Ich werde Dawn anrufen und ihr Bescheid sagen, dass sie mal nach dir schaut."

"Brauchst du nicht machen, ich bin wirklich ganz lieb und werd nur was essen und schlafen."

Ich zog Paps zu mir runter und gab ihm einen Kuss auf die Wange.

Er ging hinaus aus meinem Zimmer und schloss die Türe damit ich noch ein bisschen schlafen konnte.

Ich wartete bis ich hörte, dass er aus der Garage fuhr, schnappte mir meinen Rucksack und rannte hinunter in die Küche. Je eher ich los kam desto länger hatte ich Zeit unbemerkt zu bleiben.

Ich packte mir eine Cola und Chips ein und nahm das Urlaubssparschwein in die Hand. Am Bauch des Schweins befand sich ein Stöpsel, den ich raus zog und das ganze Geld raus schüttelte. Ich wusste nicht wie viel Geld ich bräuchte, also landeten einfach mal alle Scheine und nur ein paar Münzen in meiner Tasche. Ich stopfte den Stöpsel wieder rein und stellte das Schwein zurück an seinen Platz.

Beim Schuhe anziehen hatte ich wieder diesen wahnsinnigen Schmerz in meiner Seite...verdammt...hoffentlich schaff ich das alles.

Als ich sie endlich an hatte, verließ ich das Haus Richtung Bahnhof. Dort angekommen zog ich mir ein Ticket nach Ottawa und stieg in den Zug ein. Im Internet hatte ich schon geschaut wann der Zug Abfuhr und ich hatte es gerade noch geschafft.

Mein Handy ließ ich zu Hause.

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