Kapitel 4
Chandler:
"Hey" begrüßte ich Greg. Er grinste und erwiderte auch mit einem Hey
"Ich dachte da du sicher Hunger hast,könnten wir eventuell erst mal was Essen gehen?"
"Woher weißt du das ich Hunger habe?" fragte Greg etwas perplex.
"Weil ich auch Hunger habe." Lachte ich.
Er musste dann auch lachen und meinte: "Wie die Tochter so der Vater, hm? Ganz schön dreist."
Ich schaute ihn von der Seite an und nickte.
"Klar. Von irgendwem muss ich es ja haben."
Nachdem wir beide fertig gelacht hatten, fuhr Greg los.
"Hier in der Nähe ist ein Steakhouse. Lust?" fragte er mich.
"Hört sich gut an."
Im Steakhouse angekommen, suchten wir uns ein ruhiges Plätzchen in einer Nische und setzten uns hin.
Mein Blick ging durch das ganze Lokal. Mit den Balken durch den Raum, sah es aus wie ein Fachwerkhaus, was man von außen nicht erkannte. Die Theke und restlichen Möbeln waren in einem dunklen Holz. Wie gerne hätte ich hier die Arbeiten erledigt vor der Eröffnung, aber der Zuschlag ging leider an die Konkurrenz. Sehr schöne Arbeit hatten sie da geleistet, das beeindruckte mich sehr.
Auch die Dekoration war gut gelungen. An den Wänden hingen Hüte, Bullenhörner und ganze Skulls. Stricke, ausgestopfte Ecken mit Stroh und an einer Wand hing sogar ein kaputtes Gatter.
Ich wurde durch den Kellner, der die Getränkebestellung entgegen nehmen wollte, aus meinen Beobachtungen gerissen.
Ich bestellte eine Cola mit Eis, da es mir wirklich warm in dem Lokal war, oder es lag an Greg, wer weiß. Greg nahm das selbe.
Ich spürte seine Blicke auf mir und schaute ihn an.
"Na? Was war denn so interessant, dass du mich vollkommen ignoriert hattest?" fragte er scherzend.
Peinlich berührt starrte ich ihn an.
"Oh Mist, Greg, es tut mir so Leid, aber wenn ich über die Arbeit nachdenke vergesse ich manchmal meine Umgebung. Es tut mir wirklich schrecklich Leid." Geknickt schaute ich auf den Tisch.
"Hey, das war nicht ernst gemeint, es ist alles ok. Aber wenn wir schon dabei sind, erzähl mir doch bitte etwas von dir." meinte er.
Ohje, was sollte ich ihm denn erzählen? Was würde ihn interessieren? Wahrscheinlich wer ich bin, oder?
Ich wollte eben beginnen, da kam schon wieder der Kellner. Er brachte die Getränke und nahm die Essensbestellung entgegen.
Greg nahm das Pfeffersteak mit Country Potatos und Sourcream und ich bestellte Spare Ribs mit Pommes.
Der Kellner ging und ich konnte anfangen zu erzählen.
"Also ich weiß nicht was genau du wissen möchtest, deswegen fang ich einfach irgendwo an. Geboren wurde ich hier in Toronto, am 1. April. Ja mein Dad dachte erst auch meine Mutter würde mit ihm einen Aprilscherz machen, dass ihre Fruchtblase geplatzt sei und sie sofort los müssten. Aber siehe da, ich bin kein Scherz."
Greg musste lachen, aber hörte mir weiter gespannt zu.
"Ich bin 32, höre alles mögliche an Musik, im Moment am liebsten Rock und wohne alleine mit meiner Tochter in einem großen Einfamilienhaus. Ich bin ein absoluter Fan von den Maple Leafs, vor allem von der Nummer 48." Diesmal war es an Greg, rot zu werden und verlegen zu grinsen. Das sah total süß aus. Wobei eigentlich sah er in allem was er tat verdammt sexy aus und nicht süß.
In dem Moment wo ich weiter sprechen wollte, kam unser Essen. Vorsichtig stellte der Kellner die Teller auf den Tisch und holte noch eine Box mit Zitronentüchern für die Finger dazu. Wir bedankten uns und der Kellner verließ den Tisch.
"Lass es dir schmecken." sagte Greg
"Danke du dir auch." Grinste ich und erzählte weiter, während ich das Fleisch vom Knochen puhlte.
"Du fragst dich sicher wieso ich mit Sue alleine bin. Circa ein Jahr bevor meine Ex mit Sue schwanger wurde, kamen wir zusammen. Gekannt hatten wir uns schon seit der Schulzeit. Sie war aber meine erste Frau. Davor hatte ich nur Männer. Zwei um genau zu sein und einen davon in der Highschool. Na ja zum Punkt. Auch wenn wir erst ein Jahr zusammen waren, dachten wir, dass es das Richtige sei ein Baby zu bekommen und zu heiraten. Während der Schwangerschaft bezichtigte sie mich der Untreue mit einem Mann und meinte, das ich sie ja nie geliebt hätte sondern immer nur Männer. Ich bin ihr nie fremdgegangen und ich hatte sie wirklich geliebt. Sie fing an Antipathie für das ungeborene Baby zu entwickeln. Bekam schwere Depressionen und wollte zum Schluss das Baby nicht mal mehr bekommen. Das ganze wurde so schlimm, dass wir am 7. November einen Notkaiserschnitt veranlasst hatten damit sie sich und das Baby nicht umbringt. Als Sue dann da war, wollte sie mit ihr nichts zu tun haben, nicht mal einen Namen wollte sie ihr geben. Ich habe sie dann Sue genannt. Zwei Tage später war Hope, so heißt sie, einfach verschwunden. Ich nahm Sue dann mit zu meinen Eltern und meiner Schwester, damit wir uns gemeinsam um sie kümmern konnten.Vor 3 Jahren hab ich dann das Haus gekauft und die Firma meines Vaters übernommen. Eine Tischlerei, also Möbel nach Maß. Darum auch vorhin das Interesse an diesem Lokal. Ich habe damals ein Angebot eingereicht um diesen Raum hier auszustatten, aber der Zuschlag ging leider nicht an mich. Oh man entschuldige. Jetzt habe ich dich echt voll gequatscht und sogar mein Essen vernachlässigt."
Verlegen kicherte ich und widmete mich meinem Essen bevor es gänzlich kalt wurde. Innerlich klatschte ich mir aber an die Stirn und fragte mich, was mich dazu veranlasst hatte, Greg meine ganze Lebensgeschichte zu erzählen. Vielleicht ist es auch das Vertrauen zu ihm. Er machte nicht den Eindruck mich zu verurteilen oder links liegen zu lassen anhand meiner Vergangenheit. Wobei ich ja wirklich noch Glück hatte mit meiner, sie hätte viel schlimmer sein können. Nur alles konnte ich ihm auch nicht erzählen, zumindest noch nicht.
Ich wurde am Oberarm gestupst und ließ vor Schreck die Gabel in den Teller fallen.
Greg lachte.
"Alles ok? Ich hab mit dir geredet, aber du warst wieder nicht hier."
"Gott, sry, ich war kurz in Gedanken Was sagtest du?" Und schon wieder wurde ich rot. Greg musste ja bald denken, dass ich nichts anderes kann, außer Feuerwehr spielen.
"Alles gut. Ich hatte gesagt, dass du sehr Stolz auf dich sein kannst. Du hast trotz deines Schmerzes eine wundervolle Tochter groß gezogen. Sue ist sehr aufgeweckt und offen, aber nicht zu viel. Ein Sonnenscheinchen. Ich mag sie sehr gerne. Und ich finde dich auch super nett. Vielleicht entsteht da ja eine gute Freundschaft draus." Strahlend schaute er mir direkt in meine grasgrünen Augen. Ich sah kurz etwas in seinen Augen aufblitzen, aber so schnell es kam war es auch schon wieder weg. Es war als wäre er selbst nicht ganz von einer Freundschaft überzeugt.
Dennoch gab ich ihm eine Antwort darauf.
"Vielen Dank für deine netten Worte Greg, du weißt gar nicht was sie mir bedeuten. Durch die Arbeit und Sue habe ich nicht viel Privatleben in letzter Zeit. Einen guten Freund wie dich bräuchte ich wohl langsam mal. Wollen wir dann zahlen und noch das Bierchen trinken gehen?"
"Nichts zu danken Chandler, das war nur die Wahrheit. Ich verschwinde mal kurz aufs Klo und such den Kellner zum bezahlen. Bis gleich" sagte er und stand auf.
Ich sah ihm hinterher.
Auch wenn er berühmt war und die meisten Leute ihn kannten, ließen sie ihn Ruhe. Manche an denen er vorbei lief, schauten ihn nur an, andere begrüßten ihn und ganz andere liefen einfach an ihm vorbei. Das war auch gut so. Ich denke nicht das er immer belagert werden wollte.
Die andere Frage lautete, würde ich das wollen? Für mich, oder Sue? Auch wenn es mich etwas enttäuscht hatte, dass er nur von Freundschaft sprach, denke ich wäre das jetzt erst mal besser.
Während ich hier saß, nachdachte und wartete, bis Greg wieder kam, klingelte auf einmal mein Handy. Ich dachte schon das ist Greg und ließ mich sitzen mit irgendeiner Ausrede. Aber als ich auf das Display schaute, sah ich das es meine Schwester war.
"Dawn? Ist alles ok mit Sue?"
"Chandler es tut mir wirklich leid, aber Sue geht es nicht gut. Sie hat Fieber und weint schon seit 2 Stunden. Sie möchte nach Hause. Du weißt ich hätte dich nicht angerufen wenn es nicht wichtig gewesen wäre, aber bevor Sue gar nicht schläft....."
"Alles gut Dawn, ich warte noch schnell bis Greg wieder am Tisch ist und komm dann sofort. Bis gleich."
Ich rieb mir die Stirn mit der Hand und massierte sie leicht. Hoffentlich beeilte sich Greg, ich wollte Sue nicht länger warten lassen als nötig. Ich stand schon mal auf und begab mich mit den Jacken Richtung Theke um die Rechnung zu bezahlen. Da der Kellner, den Greg schicken wollte, immer noch nicht auftauchte. Vorne angekommen winkte ich dem Kellner. Er sah mich fragend an, aber kam dennoch an gelaufen.
"Ich würde gerne die Rechnung bezahlen," sagte ich.
"Oh die habe ich schon bezahlt..." Greg stand auf einmal hinter mir und nickte dem Kellner zu damit er wieder gehen kann. "Ist irgendwas? Du siehst so gehetzt aus." fragte er.
"Ja...ehm...Greg....es tut mir wirklich leid....ich hatte mich so auf den Abend mit dir gefreut, aber Dawn hat eben angerufen..." sagte ich mit besorgter Stimme.
Die Besorgnis sprang auf Greg über. "Ist was mit Sue? Komm lass uns schnell gehen und im Auto sagst du mir die Adresse deiner Schwester. Ich fahr dich hin."
Er war so ein toller Mann, dachte ich mir. Gab Greg seine Jacke und lief ihm dann hinterher zum Auto.
"Greg, du kannst mich auch einfach nur Heim fahren damit ich mein Auto holen kann. Dann kannst du noch was mit dem angebrochenen Abend anfangen. Sue hat nur Fieber und möchte nach Hause. Du musst mich wirklich nicht zu Dawn fahren."
"Gib mir einfach die Adresse, dann holen wir sie gemeinsam ab und ich fahr euch dann nach Hause."
Sein Ton lies kein Platz für Diskussionen, also fügte ich mich ihm und gab ihm die Adresse.
Dort angekommen liefen wir die Treppen hoch zum Haus von Dawn und klingelten zweimal. So wusste Dawn immer das ich es bin. Die Türe ging auf und meine kleine Sue stand weinend dahinter. Sie war schon angezogen und hatte ihre Tasche und ihr Plüschpferd in der Hand. Sie lief doch glatt an mir vorbei und direkt in Greg's Arme. Dieser hob sie hoch, sie schlang ihre Beine um seine Hüfte und legte ihren Kopf auf seine Schulter. Er hauchte ihr einen leichten Kuss auf die Stirn und fragte:
"Oh Sonnenscheinchen was ist denn los? Hat dich das blöde Fieber erwischt?"
Sue nickte nur leicht, aber hörte langsam auf zu weinen.
Ich schaute mir das ganze etwas verdutzt an. Normalerweise war Sue absolut nicht anhänglich bei anderen wenn sie krank war, sonst hätte sie ja auch weiter bei Dawn geschlafen. Total hingerissen von dem Bild was sich mir bot bekam ich gar nicht mit wie Dawn mit mir sprach, bis sie mir in den Arsch trat.
"Aua was solln das?" rief ich aufgebracht.
"Man Chandler, also wenn du mal weg bist dann bist du wirklich weg. Es tut mir wirklich leid......."
"Ach was Schwesterchen, es braucht dir nicht leid tun, du kannst da doch nichts dafür und Sue auch nicht. So was kann passieren, Krankheit achtet nicht auf den Zeitpunkt. Und so wie es aussieht stört es Greg auch nicht." ich schmunzelte.
Greg nickte und sagte Dawn das sie sich wirklich keine Gedanken darum machen sollte. Dawn bedankte sich und wir verabschiedeten uns von einander.
Sue war an Gregs Schulter eingeschlafen.
"Chandler..." flüsterte er, "Nimm bitte meinen Schlüssel aus der Hosentasche und fahr du, ich setz mich mit Sue nach hinten."
Ich nickte und musste mich anstrengen nicht laut los zu lachen, denn diese Szene kam mir mehr als bekannt vor. Ich ging ein paar Schritte vor und fasste langsam in Gregs Hosentasche während er mir starr in die Augen schaute. Er grinste anzüglich und wackelte mit den Augenbrauen.
"Weiter nach rechts." raunte er mir zu. Den Schlüssel hatte ich schon am kleinen Finger hängen, aber ich wollte mich von ihm nicht ärgern lassen. Er dachte sicher dass ich gleich vor Schreck die Hand raus zog. Aber da hat er die Rechnung ohne mich gemacht. Also ließ ich meine Hand ganz langsam weiter nach rechts unten wandern und streckte den Zeigefinger etwas aus. Ich stieß leicht an seine Leiste und zog meine Hand gaaaanz langsaaaam wieder nach oben, so das mein Finger ganz nah an seinem Hoden streifte.
Er zog scharf die Luft ein und schaute mich entsetzt an.
Mit dem Schlüssel in der Hand lief ich lachend vor zum Auto und schloss es auf. Ich öffnete die hintere Tür und ließ Greg mit Sue auf dem Arm einsteigen, nachdem er sich wieder gefangen hatte.
Ich schloss die Türe, stieg vorne ein und fuhr los.
Von hinten hörte ich ein leises seufzen.
"Du bist wirklich ganz schön frech."
Ich konnte nicht anders wie nur vor mich her zu schmunzeln.
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Liebe fleißige Leserbienchen.
Ich freue mich hiermit verkünden zu dürfen, dass Ghostwriter2802 und ich unser Gemeinschaftsprojekt veröffentlicht haben. Ihr könnt das Buch You don't own me auf unserem gemeinsamen Account JaMa2102 lesen.
Über Kommentare und Votes freuen wir uns natürlich auch.
Liebe Grüße Eure Phedoka
Wird euch das Buch nicht angezeigt, dann könnt ihr von meiner Leseliste darauf zugreifen. Bei den meisten AppNutzern kann es passieren, dass es noch nicht angezeigt wird.
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