Kapitel 2

Greg:

Zwei Wochen sind vergangen.

Chandler hatte sich bis jetzt noch nicht gemeldet.

Ich nutzte meine freie Zeit, indem ich zu Hause herum gammelte und nichts tat. Meine Haare waren fettig und platt, meine Jogging Hose hatte schon Beulen an den Knien und die Wohnung stank wie Jahre nicht gelüftet. Aber mich störte das wenig, mir gefiel es. Endlich konnte ich machen was ich will ohne das Gemecker von irgendwem.

Plötzlich wurde ich aus meinen gammel Gedanken gerissen. Irgendwo ganz leise trällerte mein Handy die A-Team Titelmelodie. Ich schob Pizzakartons und leere Dosen auf die Seite und siehe da, mein Handy kam zum Vorschein. Auf dem Display stand eine Nummer die ich nicht kannte. Mit vorsichtiger Stimme nahm ich ab.

"Gregory Herman hier, hallo?"

"Hallooooooo Greeeeeeegyyyyy hier ist Sueeeeeee. Ich hab eine Frage an dich, ich hoffe ich störe dich nicht. Ach was ich glaub nicht dass ich dich störe. Duhuuuuu in zwei Tagen haben wir in der Schule einen Präsentationstag und wir sollen unseren Lieblingssportler präsentieren. Eigentlich ja auf einem Plakat und mit Zettel, aber ich dachte da ich dich kenne frag ich dich, ob du vielleicht Zeit hättest in meine Schule zu kommen. Natürlich hast du Zeit. Das ist doch in Ordnung oder? Ich weiß das du nicht mein Lieblingssportler bist, aber ich hab keine Nummer von Tucker und ich dachte du bist bestimmt so lieb und machst das. Also in zwei Tagen um 11 Uhr in der Parkdale Junior and Senior Public School. Ich freu mich und dankeeeeee. Byeeeeee."

Und schwupps hatte sie aufgelegt. Was zur Hölle war das denn bitte? Ich musste lachen und schüttelte den Kopf. Dieses kleine Mädchen ist verrückt, dreist, redet viel zu schnell, ohne Punkt und Komma, aber ist auch echt süß.

Zwei Tage später stand ich also vor Sue's Klassenraum und wartete bis es klingelte. Die Information über den Klassenraum hatte ich mir vom Sekretariat geben lassen.

Als es klingelte wurde die Tür aufgestoßen und eine Horde kleine 7 jähriger Kids rannten hinaus auf den Schulhof. Sue sah mich nicht und wollte an mir vorbei rennen. Ich schlang kurzerhand meine Arme um ihren Bauch und wirbelte sie in der Luft herum. Sue lachte erschrocken auf und schrie: "Gregyyyyy du bist gekommen, juhuuuuuu."

Sie schlang ihre kleinen Ärmchen um meinen Hals und knuddelte mich so fest das mir fast die Luft weg blieb. Ich wusste nicht so genau wie ich reagieren sollte. So viel Erfahrung hatte ich mit Kindern nicht, vor allem nicht mit einem Sonnenscheinchen so wie Sue einer war. Aber eins wusste ich, ihr herzliches und ausgelassenes Lachen steckte an und ich lachte lauthals mit.

Wir wurden unterbrochen als die Lehrerin den Klassenraum verließ um zu schauen was draußen vor sich ging. Sie staunte nicht schlecht als sie sah wer vor ihrer Türe stand.

"Gregory Herman. Da hast du ja doch nicht gelogen Sue. Entschuldigen sie, aber Sue erfindet manchmal einfach Sachen um vor ihren Klassenkameraden gut da zu stehen. Darum habe ich ihr auch nicht geglaubt als sie erzählte, sie würde Gregory Herman kennen und er wird zum Präsentationstag in die Schule kommen."

Ich grub meine Nase in Sue's Haare und flüsterte ihr ins Ohr: "Ist die immer so? Ich mag sie nicht. Sue kicherte und nickte. "Ich mag sie auch nicht. Und sie spuckt immer beim reden und hat ganz schlimmen Mundgeruch. Und sie steht auf Paps." flüsterte sie zurück.

Ich zog die Augenbrauen zusammen und verzog angeekelt den Mund. Sue wollte von meinem Arm runter und ich gab der Lehrerin anstandshalber die Hand.

"Guten Tag. Nein Sue hat nicht gelogen und ich finde es wirklich unangebracht von ihnen sie vor mir so bloß zu stellen."

Die Lehrerin ließ meine Hand los und wurde etwas blass um die Nase.

Es klingelte wieder und die Kids rannten wieder in ihren Klassenraum hinein. Als letztes die Lehrerin, Sue und dann ich. Als alle sich hingesetzt hatten fiel ihnen erst auf, dass neben Sue, vor der Tafel, jemand stand.

Die Lehrerin erhob das Wort und wies auf den Beginn der Präsentation hin. Alle waren still und Sue räusperte sich.

"Liebe Mitschüler, heute stelle ich euch meinen Lieblingssportler vor. Gregory Herman, Eishockeyprofispieler. Greg hat als Topscorer mit 74 Toren und insgesamt 132 Punkten in seinen 144 Spielen einen hervorragenden Start in seine NHL Karriere hingelegt. Als Top 10 Spieler auf der Center Position ist Greg ein wichtiger Spieler im Team der Maple Leafs, der mit einem Gesamtwert von 89 vor einer strahlenden Zukunft steht. Ihr dürft ihm gerne Fragen stellen, wenn ihr wollt."

Beeindruckt sah ich Sue an. Da hatte wohl jemand seine Hausaufgaben gemacht, auch wenn ich nicht ihr Lieblingsspieler war. Ich schmunzelte vor mich hin, als einer seine Frage stellte.

"Wie alt bist du?"

"Ich bin 26 Jahre alt."

Der nächste kam dran.

"Hast du eine Freundin?" ich lachte.

"Nein ich habe keine Freundin, ich bin Single."

Es folgten noch viele weitere Fragen, zum Beispiel wie mein Hund damals hieß oder ob ich als Jugendlicher Pickel hatte. Kinder konnten wirklich komische Fragen stellen. Zum Ende des Unterrichts hin gab ich den Kindern noch jeweils ein Autogramm. Pünktlich zum Klingeln waren wir fertig. Alle packten ihre Schulsachen zusammen und gingen nach Hause. Die Lehrerin hielt mich auf als ich den Raum verlassen wollte.

"Mister Herman, es tut mir wirklich leid wie ich Sue vorhin ihnen gegenüber behandelt habe. Würden sie vielleicht als Entschuldigung etwas mit mir Essen gehen?"

"Es tut mir leid, aber nein. Ich bin nicht derjenige bei dem sie sich entschuldigen müssen, sondern bei Sue. Und sie sollten ihre Schüler mit etwas mehr Respekt behandeln und das nicht nur vor anderen. Auf wiedersehen."

Ich lief aus dem Klassenraum hinaus und prompt stieß jemand gegen meine harte Brust. Ich schaut nach unten in zwei smaragdgrüne belustigte Augen.

"So so, du sollst mit ihr Essen gehen?" Chandler's Tonlage sprühte vor Sarkasmus und Sue neben ihm kicherte.

Wir liefen nebeneinander aus dem Schulgebäude und Chandler schüttelte fassungslos den Kopf.

"Diese Frau hat sie ja wohl nicht mehr alle. Ich war schon von Anfang an der Meinung das sie, als Lehrerin, hier fehl am Platz ist. Aber naja, wir Eltern haben da nicht wirklich Einfluss darauf wer unsere Kinder unterrichtet und wer nicht. Um was ging es denn überhaupt wenn ich fragen darf? Und was machst du überhaupt hier?"

"Wollen wir was Essen gehen? Mit leerem Bauch erzählt es sich so schlecht weißt du? Sue was möchtest du jetzt gerne Essen?" fragte ich sie.

"Pizzaaaaaa." rief sie von vorne. Sie war etwas schneller gelaufen als wir aus dem Schulgebäude kamen.

Chandler schaute mich an, zog die Schultern hoch und nickte dann. "Ok lass uns was Essen gehen. Können wir vielleicht bei dir mitfahren? Ich kam zu Fuß um Sue abzuholen, weil das Wetter so schön ist."

"Klar." Ich grinste und rief Sue zu mir damit wir gemeinsam zu meinem Auto gehen konnten. Sue nahm meine Hand und hüpfte fröhlich summend neben mir her.

Ich sah wie Chandler uns beobachtet. Einen Penny für seine Gedanken. Ich wüsste zu gerne was ihm gerade durch den Kopf ging. Er grinste und lief schneller um Anschluss an uns zwei zu bekommen.

In der Pizzeria angekommen huschte Sue schnell aufs Klo und wir zwei Männer suchten einen freien Tisch. Als wir einen gefunden hatten, setzten wir uns.

Dann erzählte ich warum ich überhaupt in der Schule war, wie Sue mich angerufen hatte und dreist bestimmte, dass ich dort aufzutauchen hatte, für die Präsentation. Erst bekam Chandler große Augen und sah aus als wollte er im Erdboden versinken vor Verlegenheit, so rot war er mal wieder. Dann musste er aber doch lachen über das Verhalten seiner Tochter.

"Danke dir, dass du das getan hast. Das hat Sue bestimmt sehr viel bedeutet. Und mir auch." Er wurde wieder rot.

Ich fing wirklich schon an es zu mögen wenn er rot wurde.

"Chandler ich hab das wirklich gern gemacht. Ich mag Sue sehr. Sie ist so ein Sonnenscheinchen, wenn sie lacht dann lachen alle. Es befreit und beflügelt einen. Darum konnte ich auch nicht verstehen wie diese Lehrerin Sue vor mir hat bloß stellen können."

Chandler schaute mich mit einem fragenden Blick an und forderte mich auf weiter zu erzählen.

Bevor ich das machen konnte, flitzte schon Sue an den Tisch und setzte sich.

"Ich möchte bitte eine große Pizza mit Schinken und Ananas und Käse im Rand. Ich hab sooooo einen großen Hunger." rief sie und rieb sich ihren kleinen Bauch.

Als der Kellner kam bestellte ich für Sue welche sie wollte und für mich eine Pizza Salami mit Pilzen. Chandler schloss sich mir an.

"Gregy? Paps mag die selbe Pizza wie du." Quietschte sie fröhlich. Chandler schaute mich an und lächelte, was mich zum schmunzeln brachte. Sein Lächeln gefiel mir wirklich sehr.

"So, jetzt erzähl bitte was genau passiert ist." sagte Chandler eindringlich.

"Naja, als Sue und ich vor der Klassenzimmertüre standen kam diese Lehrerin raus. Sue war so richtig glücklich das ich gekommen bin, da meinte die Lehrerin so zu Sue.'Da hast du ja doch nicht gelogen Sue.' Anscheinend erfindet Sue manchmal Sachen um ihre Klassenkameraden zu beeindrucken. Und das fand ich sowas von unangebracht das vor mir zur Sprache zu bringen während Sue daneben steht."

"Und dann hat Gregy sie ausgeschumpfen und mir ins Ohr geflüstert das er sie doof findet. Paps Greg ist voll toll." Mit strahlenden Augen rutschte sie auf ihrem Stuhl herum und spielte mit ihren Fingern.

"Greg ist toll ja, aber Schatz? Erfindest du wirklich Dinge um besser zu sein?" Einfühlsam stellte Chandler seine Tochter zur Rede.

Sue wurde ganz rot und bekam glasige Äuglein.

"Weißt du Paps, sie ärgern mich immer. Sie machen sich immer darüber lustig das du mich alleine groß ziehst. Sie lachen darüber das Mama mich einfach bei dir gelassen hat. Sie machen Witze. I..i..ich liebe dich s..s..so sehr Paps, a..a..aber es tuhuut mir weh wie s..s..sie zu mir sind. I..ich will nicht besser sein wie sie, i..ich möchte nur zuhu ihnen g..ge.gehören, verstehst du?"

Die letzten Sätze bekam sie nur noch mit tiefen Schluchzern heraus. Chandler nahm Sue's Arm und zog sie auf seinen Schoss während ich ihr über ihre Wange strich. Armes süßes Ding.

"Oh Süße, wieso hast du denn nie was erzählt? Dann wäre ich schon lange mal in die Schule gegangen und hätte mit der Lehrerin und dem Rektor gesprochen. Ich denke das werde ich am Montag trotzdem machen." Entschlossen nickte Chandler und Sue gleich mit.

"Sonnenscheinchen du darfst dir das nicht so zu Herzen nehmen. Die, welche dich mobben sind doof und haben meistens selber irgendetwas wo sie verheimlichen. Versuch sie zu ignorieren so gut es geht solange dein Paps und ich uns darum kümmern ja? Und jetzt grins mal wieder, die Pizza kommt schon, schau."

Sue setzte sich aufrecht hin und lächelte ehrlich.

"Danke. Ich mag dich wirklich gerne Gregy." Meinte sie.

"Ich mag dich auch sehr gerne kleines Sonnenscheinchen."

Somit aßen wir unsere Pizzen.

Gesättigt und gestärkt liefen wir nach dem Essen zu meinem Auto. Ich erklärte mich bereit Chandler und Sue noch nach Hause zu fahren. Dort angekommen stiegen wir aus. Sue rannte gleich um mein Auto herum und schlang ihre kleinen Ärmchen um mich.

"Danke Gregy, vielen, vielen dank das du da warst und mir geholfen hast."

Ich knuddelte sie und versicherte ihr das es mir wirklich gefallen hatte und ich ihr gerne half.

Sue schnappte sich Chandlers Schlüssel, den er in der Hand hob und rannte winkend zur Haustüre.

Ich schaute ihr hinterher bis sie drin verschwand und widmete mich Chandler, der etwas unbeholfen vor mir stand. Ich streckte ihm meine Hand zum Abschied hin. Chandler legte seine hinein und schüttelte sie.

"Auch von mir nochmal danke Greg, bald reicht ein einfaches danke ja gar nicht mehr, so viel wie du schon für uns getan hast."

"Ach, nicht der Rede wert. Ich sagte ja schon, ich hab es gern getan und würde es auch wieder tun. Außerdem musst du mich ja eh noch zu was zum Trinken einladen. Also, dann für jedes danke ein Bier."

"Gute Idee. Wie sieht es gleich mit morgen aus? Da schläft Sue bei meiner Schwester. Also nur wenn du Lust und nichts vor hast."

"Ja klar natürlich hab ich Lust und Zeit sowieso. Bin ja bis zum Saison Start eh Arbeitslos bis auf ein paar Trainingsstunden. Also morgen? Ich hol dich gegen acht abends ab?"

"Alles klar. Dann bis morgen."

Wir verabschiedeten uns voneinander, dann stieg ich ein und fuhr los.

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