Prolog
Prolog
Kennt ihr das Gefühl, wenn ihr wisst, dass etwas im Busch ist aber nicht genau sagen könnt was? Ja? Gut, dann wisst ihr genau wie ich mich in dem Moment gefühlt hatte, als sich vier meiner fünf Lemminge auf das Sofa in meinem Büro niederließen und zu tuscheln begannen. Versteht mich bitte nicht falsch, es war nichts Ungewöhnliches, dass Liam, Zayn, Louis, Niall oder Harry sich gegenseitig irgendeinen Schwachsinn zuflüsterten.
Doch normalerweise sahen sie dabei nicht immer wieder zu mir. So wie sie es hunderte Male innerhalb von wenigen Minuten getan hatten. Und so, wie sie es gerade eben wieder taten, sodass meine Neugierde ins Unermessliche stieg. Doch wenn ich eines in den letzten drei Jahren gelernt hatte, dann war es, dass man bei solchen Sachen niemals nachfragen durfte.
Ich zog meine Augenbrauen ein wenig zusammen und versuchte mich wieder auf den Papierkram vor mir zukonzentrieren. Allerdings scheiterte ich kläglich, denn das Getuschel der Jungs erfüllte den Raum mit einer solchen Dominanz, dass sich mein Gehirn nur mehr darauf fokussieren zu wollen schien. Manchmal kam es mir wirklich so vor, als wäre mein Gehirn ein Hund oder ein anderes Tier, das sich immer nur auf das konzentrierte, dass sich gerade am schnellsten und tollsten bewegte.
„Geh du!“
„Nein, warum gehst du nicht selbst?“
„Shhhhh!“
„Los jetzt!“
Das leise Wortgefecht verstummte und ich musste nicht einmal aufsehen, um zu wissen, dass Liam wieder einmal die Arschkarte gezogen hatte. Wenige Sekunden später stand der Braunhaarige auch schon vor meinem Schreibtisch und räusperte sich. „Du, Emma?“
„Ja?“ Ich ließ meinen Blick weiterhin auf das Dokument gerichtet.
„Kann ich dich etwas fragen?“
„Sicher.“
Während ich eine Seite umblätterte, konnte ich aus den Augenwinkeln sehen, wie er einen hilfesuchenden Blick zu Louis, Zayn und Harry warf, die noch immer auf dem Sofa gammelten. Als er sich mir wieder zuwandte, seufzte ich innerlich und wappnete mich auf den Blödsinn, der jetzt kommen musste. Denn eines konnte ich euch versichern, so unsicher waren die Jungs nur, wenn sie einen absoluten Schwachsinn planten.
„Du bist doch ein Mädchen…“
Seufzend verschränkte ich die Arme vor der Brust. „Okay, was hat mich verraten?“
Er fuhr sich verlegen durch Haar. „Ja, okay. Das war echt blöd formuliert. Was ich eigentlich fragen wollte ist, ob du uns vielleicht bei etwas helfen könntest…“
„Nein.“ Ich widmete mich wieder den Zetteln und genoss innerlich den entrüsteten Gesichtsausdruck, der sich nun auf Liams Gesicht geschlichen hatte.
„Du weißt doch noch überhaupt nicht, um was es geht!“
„Und dabei so sollte es meiner Meinung nach auch bleiben.“
Ich schnappte mir meinen Blackberry und begann ein paar Termine auf den Dokumenten, mit denen in meinem Handy abzugleichen. Nein, ich war kein unhöflicher Mensch aber wenn man die Jungs kannte, dann wusste man, dass man es viel einfacher hatte, wenn man zuerst einmal ‚nein’ sagte. Vor allem, wenn es sich um etwas handelte, dass sogar diese fünf Weltstars ein wenig verlegen machte.
Liam sah mich für einen Moment wie ein schmollendes Kind an, ehe er sich umdrehte und rief: „Louis!“
Der Angesprochene sprang sofort auf und kam lachend auf uns zu. Da er meine Reaktion mitbekommen hatte, schlug er den direkten Weg ein und kam gleich einmal zum Punkt: „Emma, wir brauchen deine Hilfe bei dem Projekt ‚Nialler verkuppeln’.“
Sofort hielt ich in meiner Bewegung inne und hob meinen ungläubigen Blick. „Wie bitte?“
„Wir, also Harry, Liam, Zayn und ich, sind der Meinung, dass unser lieber blonder Ire schon viel zu lange alleine ist. Und deshalb möchten wir ihn verkuppeln.“
Mit halb geöffnetem Mund sah ich den Sänger vor mir an. War das sein Ernst? Offensichtlich, denn sein Gesicht hatte diesen Ausdruck angenommen, der nichts Gutes verhieß. In diesem Fall bedeutete er wohl, dass er nicht mehr von dieser schwachsinnigen Idee abzubringen war. Ich schloss meinen Mund, senkte kurz meinen Blick, um mich zu sammeln und sah ihm dann wieder direkt in die Augen.
„Ihr wollt Niall also verkuppeln? Ausgerechnet ihr?“
„Ja“, erwiderte Louis. „Was ist daran so abwegig?“
Nichts, außer vielleicht, dass die Jungs eindeutig nichts von Amor hatten. Und das konnte ich euch aus eigener Erfahrung bestätigen. Denn ich hatte das fragwürdige Vergnügen besessen, eines ihrer letzten Verkupplungsopfer zu sein. Geendet hatte das ganze mit einer Anzeige und dem mickrigen Versuch der Jungs, ihr Versagen mit einer Runde Muffins und Milkshakes gut zu machen. Letzteres hatte ich natürlich angenommen, jedoch hatte ich ihnen bis heute nicht ganz verziehen.
„Nein, natürlich nicht“, sagte ich so ernst wie möglich. „Und mit wem möchtet ihr ihn zusammenbringen?“
Louis fuhr sich durch sein Haar und verkündete mit stolzer Stimme: „Wir hatten ehrlich gesagt an Tessa gedacht.“
Ich legte meine Stirn in Falten. „Tessa? Meine Nachbarin?“
„Ja.“
Mein skeptischer Blick wanderte von Louis zu den anderen Jungs, blieb für einen Moment an dem schlafenden Niall hängen, den ich durch die Glaswände meines Büros am Gang mit Kopfhörern in den Ohren am Sofa liegen sehen konnte und wanderte schließlich zurück zu dem Bandältesten. Für einen Moment sah ich ihn nachdenklich an, bevor ich kurz mit den Schultern zuckte und sagte: „Okay, viel Spaß dabei.“
Und dann widmete ich mich wieder meiner Arbeit. So sehr ich diese fünf Jungs auch liebte und mir wünschte, dass sie glücklich und zufrieden waren – an so einer miesen Verkupplungsaktion würde ich mich mit Sicherheit nicht beteiligen. Zumal ich mir jetzt schon hundertprozentig sicher war, dass sie ein Schuss in den Ofen sein würde. Ebenso wie die letzten vier Versuche von Harry, Zayn, Louis und Liam ihrem blonden Kumpel eine Freundin zu verschaffen.
Allerdings musste man dazu sagen, dass das wohl nicht nur an ihrem nicht vorhanden Talent in Sachen Liebe lag, sondern eher an der Tatsache, dass sie kein gutes Händchen für die Kandidatinen hatten. Denn die meisten Mädchen, die sie Niall näher bringen wollten, waren genau das Gegenteil von dem, was er wollte. Manchmal fragte ich mich wirklich, wie ernst sie solche Aktionen meinten…
„Was heißt hier viel Spaß?“, fragte Louis empört. „Du musst uns dabei helfen!“
„Ach ja?“ Ich zog eine Augenbraue nach oben. „Wer sagt das?“
„Ich.“
Blitzschnell zog er mir die Papierseiten unter den Fingern weg und versteckte sie hinter seinem Rücken. Meinen entrüsteten Blick, der sogleich von einem tödlichen abgelöst wurde, ignorierend, sah er mich triumphierend an. Toll, waren wir hier im Kindergarten oder was? Schnaufend stand ich auf und unternahm einen halbherzigen Versuch, an meine Dokumente zu gelangen. Als mir das nicht gelang, verschränkte ich trotzig die Arme vor der Brust.
„Gib mir meine Sachen zurück, Lou!“
„Du kriegst sie erst wieder, wenn du mir versprichst, dass du uns helfen wirst.“
Ich stieß ein höhnisches Lachen aus. „Vergiss’ es!“
„Gut, dann kannst du dich schon mal von diesen ach so wichtigen Dokumenten verabschieden.“
Mit einem süffisanten Grinsen holte er die Unterlagen hinter seinem Rücken hervor, drehte sie leicht und machte eine Bewegung, als würde er sie zerreißen wollen. Obwohl ihm das niemals gelingen hätte können, da es viel zu viele Seiten waren, streckte ich sofort panisch meine Hände danach aus und rief: „Wage es nicht, Tomlinson!“
Er zog eine Augenbraue nach oben. „Uhhhh! So wütend?“
Ich warf ihm einen Todesblick zu, ignorierte das Gekicher der anderen Jungs und ließ mich seufzend wieder auf meinen Sessel sinken. Verflucht sei die Zeit, die wir in den letzten Jahren miteinander verbracht hatten, sodass die Jungs mich und ich sie in- und auswendig kannte. Und verflucht sei der Vertrag, der mich davon abhielt, diesen dämlich lachenden Idioten vor mir mit dem Locher auf meinem Tisch zu erschlagen. Oder ihm zumindest die Augen auszukratzen. Ja, ich war wütend. Und ja, ich neigte dazu, dass ich jeden mit Nachnamen ansprach, wenn ich wütend war.
„Du wirst noch merken wie wütend ich bin, wenn du mir nicht sofort diese Zettel zurückgibst!“
Mädchenhaft, wie Louis William Tomlinson nun mal teilweise war, spitze er seine Lippen und klimperte mir mit seinen unfair langen Wimpern zu. „Ganz ruhig, Em! Ruf’ das Tötungskommando zurück, fahr’ die Krallen wieder ein und wenn du mir dann noch versprichst, dass du uns dabei helfen wirst, Niall er-ist-kein-hoffnungsloser-Fall Horan eine Freundin zu verschaffen, bekommst du dein Zeug zurück. Okay?“
„Warum?“, fragte ich gequält.
„Was?“
„Warum muss ich euch unbedingt dabei helfen? Ihr seid ja vier halbwegs intelligente Menschen – ihr kriegt das sicher auch ohne mich hin.“
Louis sah mich mit hochgezogener Augenbraue an. Doch er kam nicht mehr dazu, mir zu antworten, denn Harry trat neben ihn und sagte in einem Ton, der vor Schleim nur so triefte: „Weil wir deinen Scharfsinn, deine Intelligenz und deine weibliche Intuition brauchen, damit wenigstens einer unserer Kupplungsversuche endlich mal funktioniert.“
„Schleimer!“
„Ich doch nicht.“
Ich verdrehte dich Augen und fuhr mir durch mein Haar. „Und warum fragt ihr dann nicht einfach Lou?“ Die beiden Sänger vor mir wechselten vielsagende Blicke, woraufhin sich sofort ein wissendes Grinsen auf mein Gesicht schlich. „Ihr habt sie schon gefragt, oder? Und sie hat nein gesagt. Habe ich recht?“
Viel zu stolz reckte Louis sein Kinn in die Höhe. „Sie hat nicht nein gesagt.“
„Sondern?“
Abwartend sah ich von Louis, der eine Schnute zog und zu Boden sah, zu Harry, der sich ein wenig verlegen durchs Haar fuhr und etwas murmelte, das verdächtig nach „Vielleicht hat sie uns ein bisschen ausgelacht“ klang. Ich lächelte belustigt und gratulierte der Stylistin innerlich für ihre lockere Art. Außerdem nahm ich mir vor, sie demnächst um Nachhilfe in Sachen „Wie werde ich in Zukunft aus den dämlichen Plänen der fünf Lemminge herausgehalten“ zu bitten.
Vielleicht würde ich es dann auch eines Tages schaffen, dass mich die Jungs nicht so lange bearbeiteten, bis ich schließlich doch nachgab. Denn auch, wenn ich es nur sehr ungern zugab – es fehlte nicht mehr viel und ich würde ihnen aus purer Verzweiflung zusagen. Offensichtlich stand mir das auch ins Gesicht geschrieben, denn plötzlich hob Louis seinen Blick, sah mich mit zusammengekniffenen Augen an und drehte sich dann zu Zayn und Liam um.
„Leute! Plan B!“
Noch ehe ich begriff, was vor sich ging, waren Zayn und Liam auch schon aufgesprungen und hatten sich neben Harry und Louis gestellt, sodass sie jetzt in einer Reihe standen. Verwundert sah ich von einem zum anderen und bemerkte gerade noch, wie sie sich gegenseitig einen vielsagenden Blick zuwarfen, ehe sie die schlimmste Attacke, die überhaupt möglich war, einsetzten: Ihre Dackelblicke. Wie auf Kommando legte alle vier ihre Köpfe schief, schoben ihre Unterlippen nach vorne und sahen mich aus großen Kulleraugen an.
Die Wirkung dieser Geste ließ nicht lange auf sich warten. Sofort brach auch der letzte Widerstand in mir und sie hatten mich genau dort, wo sie mich haben wollten: Auf ihrer Seite. Erwischt senkte ich meinen Blick, legte eine Hand auf mein Herz, das diese Überdosis Niedlichkeit kaum noch ertrug, und streckte die andere abwehrend in Richtung der Jungs.
„Aus! Das ist nicht fair! Hört sofort damit auf!“
„Biiiiiiiitte, Emma!“, kam es vierstimmig zurück und als ich es wagte aufzusehen, verstärkten sie die Intensität ihres Dackelblickes noch mehr und ich seufzte ergeben.
Ohne es zu wollen, ließ ich meine Hände sinken und sah sie ergeben an. Seufzend sagte ich: „Ach verdammt. Ich bin dabei.“
Jubelnd, als hätten sie gerade einen Grammy gewonnen, stürmten die vier auf mich zu, zogen mich auf meine Beine und vergruben mich in einer ihrer berüchtigten Gruppenumarmungen. Lachend schüttelte ich meinen Kopf. Diese Idioten! Ich liebte sie abgöttisch, doch wenn sie mit solchen unfaireren Mitteln wie dem Dackelblick ankamen, würde ich sie am liebsten wegen zu viel Niedlichkeit disqualifizieren.
Wobei ich eigentlich zugeben musste, dass es doch ein wenig beeindruckend war, dass fünf erwachsene Männer so süß und unschuldig aussehen konnten. Vielleicht sollten Liam, Zayn, Harry, Louis und Niall mal einen Kurs in Sachen „Wie wickele ich jede Frau mit einem entzückenden Blick um den Finger“ geben. Ich war fest davon überzeugt, dass sie damit noch unverschämt reicher werden könnten, als sie es ohnehin schon waren.
„Okay, Jungs. Das reicht! Ich kriege schon keine Luft mehr“, meldete ich mich nach ein paar sauerstoffarmen Augenblicken zu Wort.
Netterweise lockerten sie ihre Griffe um mich und ließen dann schließlich ganz von mir ab. Ich bemühte mich, sie alle möglich böse anzusehen, scheiterte jedoch an der Tatsache, dass ihre Haare von dem gegenseitigen durch das Haar wuscheln, das Teil der Gruppenumarmung war, in alle Richtungen abstanden und ihnen so das Aussehen von kleinen Kindern gaben, die gerade irgendein wildes Spiel hinter sich hatten.
Gott, hatte ich schon einmal erwähnt, dass mich diese fünf Jungs noch ins Grab bringen würden?
Schon als ich nach dem Bootcamp bei XFactor das erste Mal mit ihnen gesprochen hatte, wusste ich, dass Ärger vorprogrammiert war. Schließlich brauchte ich für die einfache Erklärung, wie es in den nächsten paar Wochen mit ihnen weitergehen würde, beinahe eine halbe Stunde, weil sie mich ständig mit dämlichen Sprüchen, Lach- oder Kuschelattacken unterbrochen hatten.
„Du bist die beste, Emma!“, schleimte Zayn und wuschelte mir mit einer Hand durch mein Haar.
„Ja ja, ich weiß. Vor allem, weil ich das alles ja so freiwillig mache“, erwiderte ich sarkastisch und stieß seine Hand weg. „Also, was muss ich jetzt machen? Muss ich Tessa mit einer schlechten Ausrede in Nialls Wohnung locken und die beiden so lange einsperren, bis sie sich ineinander verlieben?“
Zu meinem Verblüffen schien Louis ernsthaft über diesen Vorschlag nachzudenken, bevor ihm Harry einen Klaps auf dem Hinterkopf gab und antwortete: „Nein, wir brauchen dich nur, um unsere Ideen abzusegnen und um ein paar Infos über Tessa zu sammeln.“
„Wirklich?“ Skeptisch hob ich eine Augenbraue. „Ihr habt mich jetzt so lange genervt, nur damit ich euch sage, ob eure Ideen der pure Schwachsinn oder einfach nur dämlich sind?“
„Du hast es erfasst.“ Harry grinste mich so zufrieden an, als hätte er mir soeben die genialste Erfindung des Jahrtausends vorgestellt.
Ich schüttelte meinen Kopf und wollte gerade etwas erwidern, als eine verschlafene Stimme fragte: „Was’n hier los?“
Augenblicklich wandten wir uns um und blickten zum Türrahmen, in dem ein gähnender Niall stand. Seine Haare fielen ihm ins Gesicht, als er uns aus müden Augen der Reihe nach ansah und erneut gähnte. Da ich wusste, dass der Rest der Band keine besonders guten Schauspieler oder Lügner waren, übernahm ich das Reden und lenkte Niall somit von den ertappten Blicken ab, die sich die vier blöderweise gerade zuwarfen.
„Nichts! Wir haben nur darüber diskutiert, wo wir zu Mittag essen sollen. Ich war für Nando’s, der Rest für Wagamama. Was sagst du dazu?“
„Was ist das denn für eine Frage?“, meinte Niall plötzlich hellwach. „Natürlich gehen wir zu Nando’s!“
Zufrieden grinsend ging ich zu dem Blonden und klopfte ihm auf die Schulter. „Ich wusste doch, dass ich mich auf dich verlassen kann.“
Niall erwiderte mein Lächeln, bevor er abwartend zu seinen Bandkollegen sah. Wenn er wüsste, um was es in unserem Gespräch wirklich gegangen war, würde er jetzt sicherlich nicht so glücklich aussehen. Doch zum Glück würde er das ganze nie erfahren. Zumindest dann, wenn sich Zayn, Harry, Louis und Liam halbwegs geschickt anstellten und ihre Verkupplungsaktion ein wenig besser tarnten als sie es sonst getan hatten.
„Na gut“, seufzte Zayn theatralisch „Dann essen wir eben zum dritten Mal in dieser Woche bei Nando’s. Aber nächste Woche gehen wir mal woanders hin, alles klar?“
Niall zuckte unbegeistert mit den Schultern. „Wenn es sein muss.“
„Ja, es muss sein“, meldete sich nun Harry zu Wort. „Sonst haben wir irgendwann alle genug vom Nando’s-Essen oder kriegen noch eine Überdosis.“
„Man kann NIE genug von Nando’s haben!“, riefen Niall und ich beinahe gleichzeitig.
Überrascht sahen wir uns an. Ja, wir hatten beide eine ungesunde Vorliebe für das gegrillte Peri-Peri Huhn und alle anderen Speisen dieser Restaurantkette. Um ehrlich zu sein, würde ich sogar so weit gehen und behaupten, dass Niall und ich dieses Essen heiraten würden, wenn es legal wäre. Es war einfach nur göttlich und mitunter das Beste, was ich jemals gegessen hatte. Meiner Meinung nach sollte jeder Mensch zumindest einmal in seinem Leben dieses Hühnchen probiert haben.
Und wenn er danach behauptete, dass es ihm nicht geschmeckt hatte, hatte er entweder keine funktionierenden Geschmacksknospen oder besaß einfach nicht den feinen Gaumen, den der blonde Ire und ich hatten.
„Ihr zwei seid nicht ganz dicht.“
„Das Kompliment kann ich nur zurückgeben, Louis.“
Der Bandälteste streckte mir – reif wie er nun mal war – die Zunge entgegen. Dann kam er auf Niall und mich zu, knuffte zuerst mir und dann seinem Freund in die Wange, bevor er zufrieden glucksend mein Büro verließ. Ich sah ihm mit aufgeplusterten Backen hinterher und wünschte mir so sehr, dass ich solch elastische Arme wie der Typ in Fantastic Four hätte. Denn dann würde ich ihn damit zurückziehen und ihm so lange in seine Wangen knuffen, bis diese so rot waren wie seine Hosen.
Doch da dieser Wunsch nicht in Erfüllung gehen würde, begnügte ich mich damit, dass ich die leere Wasserfalsche, die Niall in den Händen hielt, nach ihm warf. Trotz meiner nicht vorhandenen Treffsicherheit erwischte ich ihn direkt am Hinterkopf, woraufhin er überrascht stehen blieb und sich zu mir umdrehte.
„Au! Em, das hat wehgetan!“
„Genauso wie deine Wangenmisshandlung“, gab ich schmollend zurück.
Schockiert sah er mich aus großen Augen an. „Das war ein Zeichen meiner Zuneigung!“
Ich rollte mit den Augen und wandte mich wieder den restlichen Bandmitgliedern von One Direction zu. „Können wir los? Ich verhungere schon fast.“
Die vier Angesprochenen nickten schmunzelnd und zu meiner Verwunderung schafften wir den Weg in die Garage des Bürogebäudes beinahe ohne Zwischenfälle. Ich musste nur einmal Louis davon abhalten, alle Knöpfe im Aufzug zu drücken, sodass wir eine halbe Ewigkeit für die fünf Stockwerke gebraucht hätten und Harry und Niall davon überzeugen, dass es nicht notwendig war, im Haus eine Sonnenbrille aufzusetzen.
Als wir schließlich vor den Autos von Louis, Harry und Niall angekommen waren, tauchte auch schon das nächste Problem auf. Denn natürlich wollten alle drei selbst fahren und ihre Luxusautos der Öffentlichkeit präsentieren. Allerdings wäre es absolut bescheuert, wenn sechs Personen mit drei Autos die Umwelt verpesteten, wenn bereits zwei genug Platz für alle bieten würden.
Während die drei also wild zu diskutieren begannen und mit Argumenten wie „Ich bin der Älteste“ und „Ich bin Ire“ um sich schmissen, setzten Zayn und ich uns auf den Absatz der Tür, die in die Garage geführt hatte, und warteten.
„Danke“, murmelte Zayn nach einer Weile.
Verwundert riss ich meinen Blick von Liam los, der erfolglos versuchte eine Einigung zu bewirken und fragte: „Wofür?“
„Dafür, dass du uns helfen wirst und dafür, dass du uns vorhin nicht verraten hast.“
„Als würde ich euch jemals verraten“, gab ich zwinkernd zurück.
Zayn schenkte mir ein breites Grinsen. „Denkst du, dass es dieses Mal funktionieren könnte?“
„Klar. Immerhin bin ich ja jetzt auch an dieser Sache beteiligt.“
„Natürlich.“ Wir blickten wieder zu den vier Streithähnen, die gerade mit Schere-Stein-Papier eine Lösung finden wollten.
„Außerdem ist Tessa wirklich nett und ich kann mir vorstellen, dass sie gut zu Niall passt. Zumindest besser, als diese Zicken, die ihr die letzten Male ausgesucht habt.“
„Hey! Wir dachten wirklich, dass Joana das ist, was Niall sucht!“
„Klar, als würde er auf blonde, operierte Tussen stehen, die nur auf Geld und Ruhm aus sind.“
Abwehrend hob Zayn seine Hände. „Okay, okay. Du hast recht, Joana war ein kompletter Reinfall.“
Ich wuschelte ihm durch sein heiliges Haar, wofür ich einen entsetzten Blick und ein beleidigtes Schauben erntete. Mein Blick wanderte wieder zu den vier diskutierenden Sängern und eine Welle der puren Zuneigung erfasste mich. In den letzten Jahren waren diese fünf Jungs so etwas wie meine Brüder geworden. Ich konnte mir keinen Tag ohne sie vorstellen und wenn wir gemeinsam unterwegs waren – ob beruflich oder privat – konnte ich mir immer sicher sein, dass es ein kleines Abenteuer werden würde.
Und es gab wohl niemanden auf dieser Erde, dem ich so vertraute wie diesen fünf Idioten. Wir hatten schon eine Menge zusammen erlebt. XFactor, die darauffolgende Tour, die ersten Singles und die erfolgreichen Alben, den internationalen Durchbruch, die Welttour und zahlreiche einzigartige Auftritte, Preisverleihungen und Ereignisse. Ich könnte mir mein Leben nicht mehr ohne sie vorstellen.
Und irgendwie wurde ich das Gefühl nicht los, dass es ihnen ähnlich gehen könnte.
„Okay, das reicht jetzt!“ Liams plötzliche laute Stimme ließ mich aus meinen Gedanken hochschrecken. „Zayn, Harry und Emma fahren bei Niall mit und Louis, du und ich fahren mit deinem Auto. Alles klar?“
Harry murmelte etwas Unzufriedenes, steuerte jedoch brav auf Nialls Range Rover zu. Zayn und ich erhoben uns schwerfällig, folgten Liams Anweisungen und stiegen in das Auto des Iren. Als endlich jeder seinen befohlenen Platz eingenommen hatte, setzten sich die beiden Fahrzeuge in Bewegung.
Während Niall uns gekonnt durch die Straßen Londons fuhr, Harry und Zayn mit dem Leona Lewis Song, der gerade gespielt wurde, mit grölten, beobachtete ich den blonden Sänger durch den Rückspiegel. Seit ich ihn kannte, hatte er im Gegensatz zu seinen Bandkollegen keine wirkliche Beziehung gehabt. Er hatte zwar immer wieder ein paar Mädchen gehabt, doch irgendwie schien es nie so ernst gewesen zu sein, dass er eine von ihnen als seine Freundin bezeichnet hätte.
Grübelnd legte ich meine Stirn in Falten und war dabei so in meinen Gedanken versunken, dass ich zu spät bemerkte, dass Niall mich durch den Rückspiegel fragend ansah. Schnell senkte ich meinen Blick und sah ertappt aus dem Fenster. Verdammt! Ich musste besser aufpassen. Ansonsten würde er mit Sicherheit merken, dass hier etwas nicht stimmte und dann könnten die Jungs ihren Plan vergessen. Und das wäre irgendwie schade.
Denn auch, wenn ich immer noch gegen diese Verkupplungsaktion war, so musste ich doch zugeben, dass ich das Gefühl hatte, dass Tessa und Niall gut zusammenpassen würden. Sie war nett, bodenständig, natürlich und hatte denselben herrlichen Humor wie er. Sie war perfekt für ihn. Und er war perfekt für sie.
Ich würde es den anderen Jungs niemals auf die Nase binden, doch dieses Mal schienen sie wirklich das richtige Mädchen für Niall ausgewählt zu haben. Und genau aus diesem Grund würde ihre Aktion auch funktionieren. Zum ersten Mal würden sie ihren Freund erfolgreich verkuppeln. Dessen war ich mir sicher.
So sicher, dass ich keinen Gedanken daran verschwendete, dass etwas schief gehen könnte.
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