Kapitel 3. 1 - Ein Team für immer und ewig


Es fühlte sich an wie Stunden, was wohl meiner Aufregung geschuldet war. Bei der Tür mit der roten Zahl Zwei, rief sie Soulin und mich näher heran. Gespannt starrte ich Oberhexe Xana an, hing förmlich an ihren Lippen, in Erwartung, nun etwas über unsere Mission zu erfahren. Stattdessen gab sie uns ebenfalls ein unscheinbares Kuvert und murmelte bereits beim Wegdrehen, um die Tür aufzusperren: „Viel Glück, Soldatinnen. Eintreten. Die Magie der Mutter sei mit euch."

Überrumpelt marschierten Soulin und ich durch die Tür, doch bevor diese hinter uns zuschlug, meinte ich Xanas kratzige Stimme zu hören, „Lasst euch nicht umbringen."

Wow, wenn das mal nicht motivierend klang. Gänsehaut überzog meine Unterarme, obwohl mich stickige, feuchte Wärme empfing. Vor uns ersteckte sich ein Wald mit hohen Tannen, Fichten, Buchen und dazwischen einige hüfthohe Sträucher. Der Himmel, der vereinzelt zwischen den Bäumen zu sehen war, zeigte eine dunkle Nacht mit hellen Sternen, obwohl draußen eigentlich früher Vormittag war. Alles wirkte so real. Der Wald und die nächtliche Schwärze. Ziemlich beeindruckend, wie die alten Hexen das hinbekommen hatten. Ich schluckte, dann wandte ich mich an Soulin.

„Nicht schlecht. Es ist, als hätten sie ein Stück Wildnis hierhergebracht. Gleich wird irgendwo ein Wolf heulen, wetten wir?"

„Dasselbe habe ich mir auch gerade gedacht."

„Meinst du, es soll eine Gegend in Europa darstellen? Der Irati-Wald in Spanien oder der Schwarzwald in Deutschland?"

Das waren die größten Buchen und Fichtenwälder Europas. Dort, wo unsere schlimmsten Feinde das Land für sich beansprucht hatten.

„Gut möglich. Aufgrund der Hitze würde ich auf den in Spanien tippen."

„Oder es ist Sommer im Schwarzwald, dann würde es auch wieder passen", gab ich zu bedenken. „Dann ist es in beiden Gebieten heiß und Regen fällt im Schwarzwald wohl häufiger."

„Das gebe ich dir recht. Obwohl mir egal ist, welches Gebiet hier nachgestellt wird. Das Ganze ist gruselig, ich will es nur hinter mich bringen."

Soulin rieb sich sichtlich unbehaglich die Oberarme, wobei der Umschlag zwischen ihren Fingern knisterte.

„Dein Wort in Merlins Ohr. Los, lass uns nachsehen, welche Höllenshow sie sich hier ausgedacht haben."

„Geht klar."

Mit den Fingerspitzen öffnete sie den Umschlag, dann steckten wir die Köpfe zusammen. Darin befanden sich ein gefalteter Zettel und ein digitaler Kompass. Er war ungefähr so groß und flach wie eine Kreditkarte. Neugierig schaute ich zu den Sternen hoch und überlegte, wie groß diese Anlage tatsächlich war, wenn wir sogar einen Kompass ausgehändigt bekamen. Zumal wir gelehrt bekommen hatten, den Stand der Sonne, sowie die Sterne als Richtungsweiser zu benutzen. Auf dem verstärkten Blatt selbst stand nicht viel. Aber vor allem die drei Koordinaten fielen mir ins Auge. Ich tippte auf die erste. „Ich schätze, wir befinden uns hier."

„Richtig", murmelte Soulin, die bereits mitten in den Anweisungen steckte. Als sie fertig war, hob sie den Kopf. „Die beiden anderen sind die Punkte, die wir so schnell wie möglich erreichen müssen. Der dritte ist das Ziel, dort wird die Zeitmessung gestoppt, sobald wir durch die Tür gehen."

Das klang viel zu einfach. „Warum laufen wir dann nicht direkt dorthin? Bei zügigen Tempo müssten wir es in einer viertel Stunde schaffen."

Mein Blick glitt durch den dicht bewachsenen Wald mit seinem unebenen Boden. „Oder sie hoffen, dass wir stolpern und uns beim Laufen den Hals brechen."

Manchmal war ein bisschen Galgenhumor das Beste, um die eigene Angst auszublenden. Denn wenn ich das alles hier auf mich wirken ließ, wurde mir tatsächlich mulmig zumute. Ich musste mich daran erinnern, dass wir hier bei unserer Prüfung in Washington DC waren und nicht ausgesetzt mitten im Wald in feindlichem Gebiet.

Soulin schüttelte den Kopf. „Nein, so einfach ist das nicht. Um die Tür zu öffnen, benötigen wir einen Code und diesen finden wir bei den zweiten Koordinaten."

„Verfluchter Scheiterhaufen. Ich will gar nicht, wissen, was uns dort erwartet."

„Du sagst es", stimmte mir meine beste Freundin zu, deren Gesicht etwas blasser geworden war. Wir wollten beide so schnell wie möglich wieder raus.

„Lass uns anfangen." Angetrieben von meinem Unbehagen, schnappte ich mir den Zettel mit den Koordinaten und hielt mir den Kompass vor das Gesicht, um die Richtung zu bestimmen. „Okay, wir müssen da lang."

Ich schlug den Weg ein und führte uns weiter in den unnatürlichen, dunkeln Wald, sowie in das Ungewisse hinein.

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