Juli

Und, was arbeiten sie?

Ich bin selbstständig.

Wow, bewundernswert! Als was?

Künstlerin.

Oh, und welche Art von Kunst?

Lieder ohne Melodie.

Ehm.. okay... künstlerische Freiheit, nehme ich an.


Schweigen.


Und, haben sie Kinder?

Ja, eins.

Wie heisst es?

So wie ich.

Echt? Wusste gar nicht, dass das heute noch üblich ist. Irgendwie nostalgisch, besonders. Und wo wohnen Sie mit ihrer Tochter?

Im Sommer in Schweden und im Winter bei meiner Familie in Deutschland.

Ah, ein Ferienhaus, Zweitwohnsitz? Wie schön. Sie sind sehr inspirierend.


Sagte er, ohne die wahre Inspiration in ihr zu erkennen.


Sie war nicht nur selbstständig, sie war auf sich allein gestellt.

Sie war Lebenskünstlerin, in der Tat. Im Tätigsein.

Sie versuchte ihre Gedanken und Gefühle in Gedichten unterzubringen.

Sie wäre gerne berühmt, eine Musikerin. Straßenmusik und das Tanzen eines Kindes würden ihr als Ruhm reichen. Und genug Geld, gerade so.


Ihr Kind war ihr inneres Kind.

Das, was sie so voller Hoffnung, vielleicht auch Naivität, aber jeder Menge Energie und Ideen dazu brachte, weiterzumachen. Für sich da zu sein. Sich zu kümmern. Auch um andere.


Im Sommer konnte sie mit ihrem Van in Schweden campen. Im Winter musste sie sich eingestehen, wie klein sie war, und dass sie die Wärme ihrer Mutter brauchte. Weihnachten, in der winzigen Wohnung, im bröckeligen Plattenbau.


Sie lieh sich nie Geld.

Sie liebte die Welt.

Sie war irgendwie ein Held.

Ja, sie war sehr inspirierend

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