Kapitel Fünf
Als unser Schultag endlich endete, hatte Waris sich immer noch nicht bei Youma entschuldigt. Das war auch gar nicht so einfach, denn unsere Löwen-Wandlerin tat ihr Bestes, ihn zu ignorieren. Dass Anayo Waris ebenfalls die kalte Schulter zeigte und ständig bei seiner Freundin rumhing, machte es auch nicht besser.
Nachdem es zum Ende der letzten Stunde läutete, verzog sich Waris sofort auf sein Zimmer. Yemaya und ich schauten uns mit vielsagenden Blicken an und zogen ebenfalls ab. Als wir gerade zu unserem Zimmer gehen wollten, trafen wir am Fuße der Treppe auf Youma, die sich gerade von Anayo verabschiedete.
Die Löwen-Wandlerin gab ihrem Freund einen Kuss auf die Wange, lächelte ihn an und kam uns dann entgegen. Sie schaute uns mit hochgezogenen Augenbrauen an. "Was ist, warum guckt ihr mich so an?"
"Nichts, sorry", sagte ich schnell. "Wir wollten nur, dass du weißt, dass Waris es nicht so gemeint hat. Er sagt doch öfters mal unüberlegt irgendwelche dummen Sachen."
Einen Moment lang sah Youma uns prüfend an, dann seufzte und nickte sie. "Ja, ich weiß. Ich bin auch gar nicht mehr so sauer ... Aber es hat mich eben schon etwas verletzt." Wir nickten verständnisvoll. "Ich werde morgen mit ihm reden", sagte Youma schließlich. Sie lächelte. "Ich werd ihm nicht auf ewig böse sein, keine Sorge." Damit drehte sie sich um und verschwand in ihrem Zimmer, welches gegenüber von unserem lag.
Yemaya und ich beschlossen, nicht weiter darüber nachzudenken und den beiden einfach die Zeit zu geben, die sie benötigten. Wir gingen in unser Zimmer und natürlich musste Yemaya sich erstmal in einen Leoparden verwandeln, bevor sie in ihr Bett sprang und sich dort zusammenrollte. Sie würde jetzt wahrscheinlich Mittagsschlaf machen oder so. ich verzichtete darauf, ihr zu sagen, dass jetzt überall ihre Haare rumflogen. Interessierte sie wahrscheinlich sowieso nicht.
Ich zog meinen Hoodie und meine Hose sowie meine Schuhe aus und legte die Ringe, die ich an den Fingern trug, beiseite. Dann konzentrierte ich mich auf meine Tiergestalt und stellte mir vor, wieder in dieser zu sein. Ich stellte mir vor, wie der Wind über meine Flügel glitt, mir die kalte Luft in die Augen stach und unter mir die Steppe vorbeirauschte.
Ich spürte, wie meine Knochen sich verformten, Federn sprießten aus meiner Haut. Ich schrumpfte rasant und schon saß ein kleiner, bunter Vogel auf dem Boden unseres Zimmers.
Als Maskenweber erhob ich mich in die Luft und flog durch das Fenster, das Yemaya heute morgen vergessen hatte, zu schließen. Ich breitete die Flügel aus und flog über den Schulhof. Unter mir verschwommen gelbe Felder und bräunliche Savannen mit grünen Flecken, die Bäume waren.
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