Ohne Titel Teil3

"Nehmen eure Lehrer denn diese Bedrohung überhaupt nicht ernst?", fragte ich Brandon. Ich saß inmitten des Zimmers auf den Boden, Yemaya und Waris neben mir. Die beiden hielten Händen und sahen mich besorgt an. Der Anruf war auf laut geschaltet und mein Handy lag zwischen uns, sodass wir alle hören konnten, was der Bison-Wandler zu sagen hatte.
"Die wissen doch, was das letzte mal passiert ist, als eine Bedrohung nicht früh genug wahrgenommen wurde", fügte Waris hinzu. Er spielte nervös mit einem perlenbesetzten Zopf, während Yemaya unruhig ihr Bein auf und ab hüpfen ließ.
"Ja, schon klar", seufzte Brandon. "Aber es gibt ja keine Beweise, dass wirklich was passieren wird. Es gibt schon Sicherheitsvorkehrungen, aber größtenteils verlässt sich Miss Clearwater darauf, dass nichts passiert."
Ich tauschte einen Blick mit meinen beiden Freunden. Ich verstand, dass Miss Clearwater keine unnötige Aufruhr und Panik erzeugen wollte, aber nach allem, was im letzten Jahr geschehen war?

"Oh - wartet mal kurz. Miss Clearwater kommt gerade zu uns, um uns was zu sagen." Es raschelte, Brandon näherte sich wohl der Lehrerin und den anderen Schülern.
Schon einige Sekunden später konnten wir hören, wie Miss Clearwater zu einer Gruppe Schüler sprach: "So, Leute, jetzt beruhigt euch mal alle. Wir müssen euch was mitteilen. Gerade haben wir uns bezüglich der Bedrohung, die von Andrew Milling und seinen Anhängern ausgeht, dazu entschieden, den Ausflug, der ansteht, auf einen anderen Ort zu verlegen. Da der Ausflug für eure Bildung wichtig ist, wollen wir ihn nicht ausfallen lassen. Wir wissen noch nicht genau, wohin wir stattdessen gehen wollen. Außerdem wird eure Gruppe zusätzlich von Miss White und Mr. Brighteye begleitet, natürlich kommt Mr. Bridger trotzdem mit." Ich schloss daraus, dass Mr. Bridger den Ausflug ursprünglich leiten sollte.

Ein Schüler fragte verwirrt: "Hä? Warum soll uns irgendwer begleiten? Ist doch nur ein Ausflug und woher soll Milling wissen, wohin wir gehen?"
"Nun ja, wir haben den starken Verdacht, dass Mr. Milling einen erneuten Angriff auf unsere Schule plant, wenn auch schätzungsweise mit weniger Anhängern, da viele ins Gefängnis gekommen sind, einige gestorben sind und wiederum andere einfach abgesprungen sind. Dennoch geht eine Gefahr von ihm aus."
Irgendjemand protestierte, dass der Ausflug so wie geplant stattfinden sollte, aber richtig verstehen konnte man ihn nicht, weil Brandon sich wohl wieder von der Gruppe abwandte.
"Habt ihr das gehört?", fragte er.
"Ja", antwortete ich, mein Gehirn ratterte. "Aber du, Brandon? wir müssen jetzt auflegen. Wir müssen noch etwas erledigen." Yemaya runzelte die Stirn und Waris schaute mich fragend an, doch da hatte ich schon aufgelegt und war aufgestanden.
"Was war das denn jetzt?", wollte Yemaya wissen.
Auch Waris guckte verdutzt drein. "Du kannst doch nicht einfach auflegen. Vielleicht wollte er noch was wichtiges sagen. Wir haben doch gar nichts vor. Also, außer Unterricht."
Ich winkte ab und verdrehte die Augen. "Wir gehen doch jetzt nicht in den Unterricht. Wir haben wirklich was besseres zu tun."
Ich holte meinen Laptop hervor, schaltete ihn ein und öffnete Google. "Ich schau mir die Flugstrecke an. Dann rufen wir meinen Vater an." Ich mochte es eigentlich nicht, diese Karte auszuspielen. Ich gab nicht damit an, dass mein Vater recht viel Geld hatte - und einen Privatjet. Natürlich konnte man auch so einen Flug nicht einfach organisieren, denn der Jet war nicht immer verfügbar und vielleicht ging mein Vater auch gar nicht ran. Und es könnte technische Schwierigkeiten geben.
Mir war klar, dass wir nicht viel ausrichten konnten. Aber jede Hand war eine, die helfen konnte, nicht wahr? Und dort konnten wir immerhin mehr tun als hier. Außerdem wollte ich Brandon wiedersehen, aber das war nur ein kleiner Bonuspunkt.
"Meinst du das jetzt ernst?", fragte Waris, der die Augen weit aufgerissen hatte.
"Ja, klar. Gib mir mal mein Handy." Er gab es mir zögernd. Ich wählte die Nummer meines Vaters. Er arbeitete im Büro, aber er hatte sein Privathandy immer in der Nähe.
"Akossiwa?"
Ein Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus. Ich hatte nie die beste Beziehung zu meinem Vater, aber als meine Mutter uns im Stich gelassen hatte, war er derjenige, der für mich dagewesen war und so waren wir uns näher gekommen. Er hatte es organisiert, dass ich an die Black Rock High gehen konnte und erfüllte mir fast jeden Wunsch.
"Hey, Dad. Sag mal, wäre es möglich, dass Waris, Yemaya und ich mit dem Privatjet nach Wyoming fliegen könnten?"
Einen Moment lang herrschte verblüffte Stille und neben mir hielt Yemaya den Atem an.
"Äh... Was willst du denn jetzt in Wyoming?"
"Wir müssen unbedingt etwas erledigen. Es ist verdammt dringend", erklärte ich, während ich an den Fransen meiner zerrissenen Jeans herumknibbelte. "Bitte, Dad."
Mein Vater atmete geräuschvoll aus. "Also schön. Wann müsst ihr dahin? Du weißt schon, dass das eine verdammt lange Strecke ist."
Ich warf einen Blick auf den Bildschirm. "Ja, weiß ich. Ich hab hier ein paar gute Flugstrecken, die könnten passen. Können wir noch heute fliegen?"
"Also wir müssten den Jet erstmal prüfen und tanken, das dauert aber nicht lange. Ihr müsstet mit dem Auto zu uns fahren. Ihr wärt dann in circa vierzig Stunden in Wyoming."
Yemaya riss entsetzt die Augen auf. "Das ist verdammt lange", zischte sie.
"Ich weiß", gab ich leise zurück, meinem Vater gab ich jedoch meine Zustimmung. Ich wollte dorthin, koste es was es wolle. Auch, wenn ich danach vielleicht von der Schule fliegen würde. Mit Yemaya und Waris.



Ich übernehme keine Verantwortung für die fehlende Logik in diesem Kapitel 🙃
Es wird besser, I promise.

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