Kapitel Eins
Bitte lest Teil 1 zuerst, dann versteht ihr auch, um was es geht :)
Die Handlung knüpft direkt an den ersten Teil an und fängt da an, wo dieser aufhört.
"Sollten wir das nicht da rausmachen?", fragte Yemaya und deutete auf die leicht gerötete Stelle an Waris' Hals.
Ich zuckte die Schultern. Um ehrlich zu sein fiel es mir gerade schwer, die Kontrolle über meine Emotionen zu behalten. Wie konnten wir nicht merken, dass Waris wortwörtlich gechippt worden war?
"Leute, Leute!", rief Brandon. Ach, stimmt ja. Ich hatte völlig vergessen, dass Brandon noch am Telefon war. Jedoch erhielt er nicht wirklich Aufmerksamkeit von uns, weil wir nun mal alle damit beschäftigt waren, in Panik auszubrechen.
"Macht das weg!", wimmerte Waris, der die Finger nicht von seinem Hals lassen konnte, obwohl Yemaya immer wieder seine Hand wegschlug.
"Fass das nicht an", sagte sie streng. "Und hör' auf, so rumzuzappeln!"
"Was macht ihr da?", wollte Brandon wissen. Als er keine Antwort erhielt, wandte er sich an mich. "Akossiwa, was machen die da? Versuchen sie, das Abhörgerät rauszumachen?" Er klang nervös.
"Äh, ich hab keine Ahnung, um ehrlich zu sein", gab ich zurück. "Leute, seid mal still!", fuhr ich meine beiden Freunde an, die daraufhin tatsächlich verstummten. "Brandon? Wie machen wir dieses Ding raus?"
Einen Augenblick lang herrschte Stille, dann sagte Brandon: "Ihr müsst es irgendwie rausschneiden und dann mit einer Pinzette rausholen."
"Was?", stieß Waris hervor. Auch Yemaya sah geschockt aus. "Willst du mich auf den Arm nehmen? Ich lass mir doch nicht den Hals aufschneiden!"
"Ihr sollt ja nicht gleich den ganzen Hals aufschneiden", erwiderte Brandon, der irgendwie viel zu ruhig klang. "Aber ich muss jetzt wieder weg, die Verstärkung von der Blue Reef High kommt." Und ehe einer von uns protestieren konnte, hatte er auch schon aufgelegt.
Frustriert legte ich mein Handy zur Seite. "Okay, Waris, jetzt beruhig' dich mal. Das wird sicher nicht so wehtun. Wir brauchen nur ein kleines Messer und eine Pinzette."
Mein bester Freund riss die Augen auf. "Warte, du willst das wirklich durchziehen?"
Ich zuckte die Schultern und sah ihn verständnislos an. "Äh, ja? Du hast ein Mikrofon in deinem Hals, man. Ich verspreche dir, so schlimm wird es nicht."
Yemaya sah mich fragend an. "Hast du das etwa schon öfter gemacht?"
"Nein", gab ich entsetzt zurück. "Natürlich nicht. Aber es wird ja nur ein ganz kleiner Schnitt sein. Und das Mikrofon ist nicht an einer Stelle, wo man extrem aufpassen muss ..."
"Äh, hallo, es ist trotzdem noch mein Hals?", warf Waris ein, aber ich ignorierte ihn einfach. Stattdessen stand ich auf und zog beide hoch. "Los geht's, wir gehen in die Krankenstation."
"Und was sagen wir denen da?", wollte Yemaya mit gerunzelter Stirn wissen. "Die Wahrheit?"
"Ja. Und dann erzählen wir Mr. Steenkamp davon." Ob unser Schulleiter uns dann erlauben würde, zur Clearwater High zu fliegen, um diese zu unterstützen? Ich bezweifelte es zwar, hoffte aber dennoch darauf. Denn obwohl ich Angst vor Miss Youngblood und Andrew Milling hatte, wollte ich unsere Freunde von der Clearwater High wiedersehen und ihnen helfen.
"Na super", murmelte Waris.
Es stellte sich heraus, dass es vielleicht nicht die beste Idee gewesen war, Mr. Steenkamp so detailliert von unseren Erlebnissen in den USA und Brandons Anruf zu erzählen.
Jetzt wollte er uns nämlich definitiv nicht mehr zurückfliegen lassen.
"Das kann ich nicht machen, das ist unverantwortlich. Das ist ihr Kampf, den müssen sie alleine bestreiten." Er sah mich zwar entschuldigend an und ich konnte ihn verstehen, aber ich war trotzdem wütend.
"Sie würden uns auch helfen, wenn wir ein so großes Problem hätten", warf ich ein, worraufhin unser Schulleiter ungläubig die Augenbrauen hob.
"Bist du dir da so sicher?"
"Ja", erwiderte ich, auch wenn ich selbst daran zweifelte. "Letztes Jahr sind schlimme Dinge passiert, weil Milling stärker war als die Clearwater High. Das darf nicht nochmal passieren. Sie brauchen unsere Unterstützung, selbst wenn nur ein paar von uns mitkämen."
"Wir schulden ihnen unsere Hilfe nicht", wandt Mr Steenkamp ein. Es war zum Verrücktwerden.
Ich sah zu meinen Freunden hinüber, aber Yemayas Gesichtsausdruck wirkte wie aus Stein gemeiselt und Waris sah aus, als würde er gleich anfangen zu heulen, weil die Schulkrankenschwester gerade damit beschäftigt war, ihm den Hals aufzuschneiden.
"Ich weiß", sagte ich schnell. "Aber wir müssen doch irgendetwas tun!"
"Tut mir leid, Akossiwa, aber es gibt nichts, das wir tun könnten. Und die Diskussion ist hiermit beendet." Er warf mir einen warnenden Blick zu, doch ich hatte ohnehin aufgegeben, zu protestieren. Es half eh nicht. Stattdessen gesellte ich mich zu meinen beiden Freunden. Waris hatte schmerzerfüllt das Gesicht verzogen und Yemaya hielt seine Hand.
"War es so schlimm?", fragte ich und deutete auf die mit einem Pflaster zugeklebte frische Wunde. "Ging ja ziemlich schnell."
"Ja, zum Glück ging es schnell", erwiderte Waris. Er sah frustriert aus. "Wieso passiert sowas ausgerechnet mir? Erst werde ich unnötigerweise gekidnapped und dann wird mir ebenso unnötigerweise ein Mikrofon injiziert."
Ich verzog das Gesicht, während Yemaya sich das Mikrofon besah, das in ein Tusch gehüllt war. Es war ziemlich klein und schwarz.
"Was hat Mr. Steenkamp gesagt? Wir haben nicht richtig zugehört", sagte sie.
Ich seufzte und fuhr mir durch die Haare. "Wir dürfen nicht zurückfliegen. Er meint, dass das alles ihr Problem ist und wir damit nichts zu tun haben."
Yemaya warf mir einen entschuldigenden Blick zu. Ihr machte es wahrscheinlich nicht viel aus, dass wir nicht von hier wegdurften, und Waris erst recht nicht, aber mir bedeutete es wirklich etwas.
"Brandon und seine Freunde kommen bestimmt damit klar. Und er hat ja gesagt, dass irgendwelche Leute von der Blue Reef High dazukommen", tröstete mich Waris. "Und vielleicht haben Milling und Youngblood ja gar nicht vor, wieder irgendwen anzugreifen."
"Und wenn es doch zu schlimm wird, fliegen wir einfach trotzdem", fügte Yemaya hinzu und zwinkerte mir zu.
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