Kapitel 4 - Ein Geheimnis wird gelüftet
Chase wachte am anderen Morgen auf. Er hatte sehr schlecht geschlafen. Immer wieder war ihm Eve in seinen Träumen erschienen. Ihr Gesicht, aufgequollen vom Weinen und ihr flehender Blick auf ihn gerichtet.
Verdammt, er hätte nicht so grob zu ihr sein sollen, als sie ihn um Hilfe gebeten hatte. Er hätte ihr zuhören sollen.
Aber er hatte sich über Eve geärgert.
Er wusste selbst, dass er sich direkt nach dem Sex wirklich wie ein Arschloch verhalten hatte. Aber er hatte einfach keinen Sinn darin gesehen, ihr irgendwelche Hoffnung zu machen. Es war einfach so, dass sie niemals zusammen kommen konnten. Sie waren in verschiedenen Gruppen und das würde nie gut gehen. Ganz davon abgesehen, dass Viola das nie erlaubt hätte.
Wenn er jemand anderes gewesen wäre, dann vielleicht, aber Viola hasste ihn einfach zu sehr, als das sie ihm diesen Wunsch erfüllt hätte.
Er stand stöhnend auf und ging unter die Dusche.
Himmel, nicht einmal hier konnte er Eves Gesicht vergessen.
Er seufzte, als er seinen Körper einseifte.
Einen kleinen Moment hätte er alles in den Wind geschlagen. Seine Laufbahn. Seine zugeteilte Frau...einfach alles. Er hatte nur noch Eve gewollt. Doch als er mit ihr darüber reden wollte, hatte sie ihn abgewiesen. Erst war er einfach nur sauer gewesen. Und wütend. Wie konnte sie es wagen, ihn abzuweisen? Doch dann kam ihn ein viel schlimmerer Gedanke. Er hatte nie gelernt zu lieben. Vielleicht war Eve der Ansicht, dass er es nicht wert war, ihn zu lieben. Deswegen hatte er sie immer wieder drangsaliert und gedemütigt. Er wollte einfach eine Reaktion von ihr, ein Schluchzen, eine Träne, damit er sie abends hinter der Mauer hätte trösten können. Er wäre ihr überall gefolgt, nur um sie erneut in seine Arme schließen zu können. Er wollte ihr beweisen, dass er auch anders sein konnte.
Verflucht, sie musste es doch gemerkt haben. Jeden Abend hatte er persönlich auf sie aufgepasst. Jeden einzelnen verdammten Abend. Bis auf die gestrige Nacht. Da war er in seinem Büro gewesen und hatte sich betrunken. Er wollte ihr Gesicht aus seinem Kopf bekommen! Doch die vorherigen Nächte...sie musste es doch bemerkt haben!
Es kam nie eine Reaktion von ihr. Er hatte sie noch so beschimpfen können, sie sah ihn nur traurig und mitleidig an. Er wollte kein Mitleid von ihr! Das hatte er nie gewollt! Von Niemanden. Er brauchte kein Mitleid! Vor allem nicht von Eve! Mitleid von Eve...das wäre das Schlimmste, was sie ihm antun könnte.
Er stieg aus der Dusche und zog sich an.
Wieder ein Tag wie der andere! Manchmal wünschte er sich, er könnte alles ändern! Einfach abhauen! Aber das konnte er nicht! Er war in dem System gefangen und konnte nicht ausbrechen.
Er verließ sein Apartment und ging den Gang hinunter. Jeder, der ihm begegnete, machte sich automatisch klein. Eigentlich war das ein normaler Zustand, aber als sogar die Älteren eher an ihm vorbei schlichen, kam es ihm seltsam vor. Jeder versuchte ihm möglichst nicht ins Gesicht zu schauen und ihm auszuweichen.
Was war hier los?
Vor dem Essenssaal hörte er dann den Tumult.
„Was ist denn hier los?", brüllte er über die Menge hinweg, die sich im Essenssaal versammelt hatte.
Alle zuckten zusammen und senkten ihre Köpfe. Nur Cord schaute ihn an. Sein Blick war seltsam. Eine Mischung aus Angst, Mitleid und Bedauern.
„Sie ist weg!" Seine Stimme war leise.
Chase hob eine Augenbraue.
„Wer ist weg?"
Cord atmete tief ein.
„Eve! Sie ist heute Morgen nicht erschienen und als wir in ihrem Zimmer nachgeschaut hatten, war sie nicht da!"
Chase lief es eiskalt den Rücken hinunter.
Eve war weg?
Das konnte nicht sein!
„Habt ihr hinter der Mauer geschaut? Manchmal vergräbt sie am Morgen noch Essensreste!"
Cord schüttelte den Kopf.
Die anderen flohen langsam in eine andere Richtung.
„Chase! Wir haben dort nachgeschaut, wir haben sie in jedem verdammten Raum gesucht. Sie ist nicht mehr hier! Ihre Kleidung fehlt auch. Nicht die Arbeitskleidung. Das, was sie privat immer angezogen hat."
Er wischte sich mit der Hand über das Gesicht.
„Sie ist geflohen, Chase! Es tut mir leid!", flüsterte er.
Cord war der einzige, der halbwegs ahnte, was Eve Chase bedeutete.
Chase sagte nichts, er starrte Cord nur an. Dann drehte er sich um und ging aus dem Saal.
„Chase! Was sollen wir machen?"
Er antwortete Cord nicht. Er lief einfach weiter, schubste die anderen aus dem Weg und ging in Eves Zimmer!
Er war noch nie hier gewesen. Es war karg eingerichtet. Ganz anders als sein Apartment. Das Bett war unberührt.
Er öffnete den kleinen Schrank und fuhr über ihre Kleidung.
Cord hatte Recht.
Es war nur noch ihre Arbeitskleidung da. Der Rock, den sie bei dem letzten Fest angehabt hatte, fehlte. Er öffnete die andere Schranktür. Nur ein Kleidungsstück war da drinnen. Es war ein Shirt, das sie oft getragen hatte. Es war enganliegend und als einziges Kleidungsstück von Eve bunt. Er hatte es geliebt, wenn sie das angehabt hatte. So selten es auch war. aber sie hatte immer fröhlicher ausgesehen, wenn sie es anhatte.
Er schnappte sich das Shirt und steckte es sich in die Tasche.
Dann suchte er weiter.
Es gab keinen Anhaltspunkt, wohin sie gegangen sein könnte.
Verdammter Mist!
Es war seine Schuld!
Er hätte sie gestern nicht anbrüllen dürfen! Er hätte ihr zuhören müssen! Er hätte fragen sollen, was sie für ein Problem hatte.
Wenn es so groß war, dass sie geflohen war, dann musste es heftig gewesen sein! Das war ihm jetzt klar. Und was hat er Arsch gemacht? Er hat sich betrunken.
Er schlug seine Faust gegen die Wand. Eine Delle blieb zurück.
Verdammt! Er war so ein Idiot gewesen!
Denk nach, Chase! Denk nach!
Was war gewesen, als er in seinem Büro gewesen war?
Er hatte den Funk eingeschaltet. Wie er es immer gemacht hatte. Er hatte zugehört, als einer der Wachen jemand angehalten hatte.
Eve war es nicht gewesen.
Was hatte die Person gesagt?
Er schloss die Augen und überlegte.
Eve geht es nicht gut. Ich übernehme das Vergraben!
Er schnaubte!
Verdammte Scheiße!
Sie hatte ihn herein gelegt.
Wut kroch in ihm hinauf.
Er wirkte wie ein Stier, als er aus Eves Zimmer stürmte.
„Ich will jeden Einzelnen vom Versorgungstrupp sehen! Jeden Einzelnen!", brüllte er durch die Gänge.
Cord kam ihm schon entgegen.
„Ich habe sie schon zusammen getrommelt. Sie warten im Speisesaal auf dich!"
Chase stürmte los.
Es waren nicht viele, die dort ängstlich standen und ihn ansahen. Er ging die Reihe ab, die Hände hinter dem Rücken gekreuzt. Sie standen zitternd vor ihm, ein Mädchen weinte sogar! Aber das interessierte ihn nicht.
„Wer hat gestern die Essensreste vergraben?", fragte er leise.
Sie starrten ihn alle an, aber keiner antwortete ihm.
„Ich...will...wissen, wer die verdammten Reste vergraben hat!", brüllte er nun.
Die betretenen Gesichter zeigten ihm, dass es niemand von ihnen gewesen war.
„Wenn ich erfahren sollte, dass einer von euch dahinter steckt, dann wird es euch schlecht ergehen!" Seine Stimme war wieder leise, aber gefährlich.
Er drehte sich um und ging wieder aus dem Saal.
Cord folgte ihm.
„Ich werde Travis Bericht erstatten müssen! Wenn ich wieder da bin, will ich Tom bei mir im Büro sehen. Er hat gesehen, wer die Reste fortgeschafft hat!"
Cord nickte und entfernte sich.
Chase ging zum Fahrstuhl, der ihn zu Travis brachte. Er gab den Code für Flucht ein und sofort öffnete sich die Tür.
Verdammt! Eve! Ich werde dich finden! Und wenn es das letzte ist, was ich in meinem verdammten Leben tue!
Erin hielt Logan am Ärmel fest!
„Willst du nun wissen, was außerhalb von den Stätten hier vorgeht?"
Logan starrte sie an.
„Meine Güte, Erin! Eve ist verschwunden. Ich mache mir Sorgen und du hast immer noch deine Verschwörungstheorien im Kopf!"
Erin schnaubte.
„Ich habe dich für klüger gehalten. Gerade weil Eve verschwunden ist, solltest du erfahren, was da vor sich geht! Ich glaube, Chase hat da mehr Verständnis als du! Ich glaube, ich habe doch den Falschen angesprochen!"
Sie drehte sich um und wollte davon laufen. Doch Logan hob die Hand.
„Warte! Wie meinst du das? Du weißt irgendetwas, habe ich Recht?"
Sie nickte.
„Ja, aber ich erzähle es dir bestimmt nicht hier. Kommst du nun mit, oder was?"
Er seufzte leise.
„Du wirst keine Ruhe geben! Also gut. Wo gehen wir hin?"
Sie grinste ihn frech an.
„Erst einmal in das Büro von Chase!" Logan riss die Augen auf.
„Bist du irre? Im Moment ist er bei Travis. Aber er kann jederzeit zurückkommen. Und wenn er uns dann bei sich im Büro erwischt...er hat sehr schlechte Laune!"
Erin schnaubte.
„Ich hätte dich nicht für so einen Feigling gehalten, Logan."
Er richtete sich auf.
„Ich bin kein Feigling!"
Sie lächelte ihn an.
„Dann komm endlich!"
Er zögerte noch einen kurzen Moment, doch er folgte ihr, als sie losging.
Sie kamen zum Büro, doch bevor sie hinein gingen, vergewisserten sie sich, dass sie niemand sah.
Im Büro war niemand.
„So! Jetzt sind wir hier! Was willst du mir also zeigen?"
Sie ging zu einem Aktenschrank und schob ihn etwas zur Seite. Ein Tunnel tat sich vor ihnen auf. Logan starrte in das Loch.
„Verdammt, Erin! Woher wusstest du das?"
Sie zuckte mit den Schultern.
„Sagen wir es mal so. Ich habe neue Bekannte gefunden, die mir dieses Geheimnis zugeflüstert haben."
Sie schlüpfte in das Loch und kroch in den Tunnel. Logan folgte ihr, zog aber den Aktenschrank wieder hinter sich zu.
Es war dunkel, aber sie krochen weiter.
„Da vorne ist Licht!", flüsterte Erin.
Logan nickte.
Sie krochen auf das schwache Licht zu. Es war ein Spalt. Wieder ein Schrank. Gemeinsam schoben sie ihn zur Seite und kamen in einen sterilen Raum.
Erin holte tief Atem.
„Hier war ich schon einmal. Hier werden die Akten über jeden Einzelnen aufbewahrt, der hier lebt. Ich denke, dass du mir schon glauben würdest, wenn du sie liest."
Sie ging an einen Schrank und holte mehrere Akten heraus, die sie in den Tunnel schmiss.
„Wir werden sie später lesen. Erst einmal will ich dir diese Blasen zeigen."
Logan nickte.
Erin öffnete leise die Tür und schaute hinaus. Der Flur war menschenleer.
„Sie sind wohl alle bei Travis im Büro. Eves Flucht kommt gerade zum richtigen Zeitpunkt. Sie sind alle in heller Aufregung!"
Sie schlich sich die Wand entlang und Logan folgte ihr.
Vor einer Tür hielt sie und gab den Code ein. Die Tür öffnete sich leise.
„Woher kennst du den Code?"
Erin grinste.
„Einer von den Helfern konnte ihn sich nie merken und sagte ihn andauernd auf. Außerdem hat er überall Zettel verteilt."
Sie zog Logan in den nächsten Raum und er erstarrte.
Erin hatte Recht gehabt. Er konnte nicht glauben, was er sah.
Es gab sie wirklich, diese Blasen. Sie wurden von Kabeln und Schläuchen gehalten. In jeder Blase befand sich ein Kind, das schlief. Sie wirkten wie Neugeborene, obwohl manche bestimmt schon beinahe ausgewachsen waren. Sie lagen dort in einer Flüssigkeit, doch auf ihrem Gesicht war eine Art Maske.
„Von der Maske werden sie versorgt. Ohne sie würden alle ertrinken. Das Wasser ist dem Fruchtwasser der Mutter nachempfunden. Aus der Maske kommt auch ein Schlauch, der sie alle mit Nahrung und ein Narkotikum versorgt. Das Narkotikum wird erst verringert, wenn sie erweckt werden."
Logan starrte auf eine Blase. Der Bildschirm darüber zeigte die Vitalfunktionen des Kindes in der Blase. Das Kind war höchstens drei Jahre alt. Außerdem konnte er auf dem Bildschirm etwas sehen, das wie ein Film aussah. Er sah das Kind, wie es mit zwei Erwachsenen um die Wette lief.
„Das sind die Erinnerungen, die Viola jedem Kind gibt. Bei dir waren es schöne Erinnerungen, nehme ich mal an."
Logan nickte. Er konnte nicht antworten.
Es war grausam, was er hier sah! Nie im Leben hätte er das geglaubt, doch nun sah er es!
Er schüttelte den Kopf, als er die Blasen ablief.
Im vorderen Bereich sah er die Kinder. Je weiter er nach hinten ging, desto älter wurden sie. In der letzten Reihe bemerkte er, dass an den Körpern merkwürdige Elektroden angebracht waren. Die Muskeln zuckten rhythmisch, doch die Jugendlichen schliefen trotzdem weiter.
Erin stellte sich neben ihn.
„Die Muskeln werden hier künstlich aufgebaut. Ich habe noch nicht herausgefunden, warum wir von Anfang an sicher laufen können, aber ich vermute, dass Bill wieder irgendetwas erfunden hat, dass es uns ermöglicht! Ich hatte am Anfang wirklich Schwierigkeiten, obwohl meine Muskeln schon aufgebaut waren."
Sie strich sanft über eine der Blasen.
„Im Prinzip stehlen sie uns mehrere Jahre und haben nicht einmal ein schlechtes Gewissen dabei. Es geht ihnen nur um ihr Vorteil und das sie uns nach ihren Willen formen können! Selbst unsere Eltern werden festgelegt. Die Krieger werden von aggressiven Elternteilen gezeugt. Die vom Versorgungstrupp bekommen sanftmütige Eltern, damit sie nie aufmüpfig werden! Alles verläuft nach einem perfiden Plan. Aber was geschieht, wenn sich Menschen mit verschiedenen Charakteren ineinander verlieben? Was geschieht, wenn sie Kinder bekommen, die nicht geplant waren?"
Den letzten Satz flüsterte sie eher zu sich. Logan war so erschüttert über alles, dass er gar nicht begriff, was sie gesagt hatte.
Er beobachtete wie sie weiter sehr nachdenklich die Blasen ablief. Doch er hatte für heute genug gesehen!
„Wir sollten wieder zurück!"
Sie nickte gedankenverloren.
„Eigentlich wollte ich heute noch nach den Erwachsenen suchen, aber ich sehe dir an, dass du das hier erst einmal verarbeiten musst. Es ist vielleicht besser, wenn wir gehen!"
Vorsichtig schlichen sie wieder den Flur entlang und kamen unbehelligt in den Aktenraum, wo sie gleich in den Tunnel stiegen. Erin schnappte sich noch die Akten und sie krochen wieder vorwärts.
Von weitem konnten sie schon Chase brüllen hören.
„Du hast sie doch gesehen! Du musst dich doch an sie erinnern können? Ihre Haarfarbe, ihre Augenfarbe, ihre Kleidung!"
Logan legte einen Finger auf den Mund und sie kauerten sich gegen die Wand.
„Chase! Es war dunkel. Aber ich kann dir sagen, dass ich sie wirklich noch nie gesehen habe. Und viel erkannt habe ich auch nicht von ihr. Sie starrte immer auf den Boden. Ich dachte, sie hat Respekt vor mir. Außerdem hat sie vor sich hin gemurmelt. Ich konnte sie kaum verstehen! Und ihre Haare hatte sie mit einem Tuch bedeckt!"
Sie hörten einen dumpfen Schlag, als ob jemand gegen die Wand schlug.
„Ich war viel zu nachlässig zu euch! Und was habe ich nun davon? Die Chefin des Versorgungstrupps ist verschwunden. Nur durch deine Nachlässigkeit! Das darf nicht passieren. Geh mir aus den Augen. Du wirst die nächste Zeit nur Nachtwache schieben, bis ich dich zu etwas anderes einteile. Aber glaube mir, das wird nicht so schnell geschehen!"
Irgendjemand verließ das Büro.
Dann herrschte Stille.
Gerade, als sie meinten, das Büro wäre leer und sie könnten wieder aus dem Tunnel, hörten sie Cord.
„Was hast du jetzt vor?"
Chase schnaubte.
„Sie wird zu den Rebellen übergelaufen sein. Etwas anderes kann ich mir nicht vorstellen. Sie schafft es da draußen nicht alleine!"
Sie hörten einen Stuhl quietschten.
„Wir werden jedes verdammte Rebellennest ausräuchern. Ich werde sie finden!"
Cord seufzte.
„Ich weiß, dass da irgendwas zwischen euch war, Chase. Aber ist sie das wirklich wert? Kannst du sie nicht einfach bei den Rebellen lassen und sie vergessen?"
Chase brüllte auf.
„Sie ist abgehauen! Sie ist VOR MIR davon gelaufen. Das kann ich nicht vergessen. Und glaube mir, sie wird es bereuen!"
Wieder quietschte ein Stuhl.
„Ich habe von Travis grünes Licht bekommen. Er kennt meine Gründe nicht, aber er heißt es gut, dass ich mich da so sehr reinhängen will. Er befürwortet die Säuberungsaktion! Wir werden sofort loslegen!"
Sie hörten, wie sie das Büro verließen und die Tür zuknallte.
Logan atmete tief ein.
„Ich würde wirklich gerne wissen, warum sich Chase so auf Eve eingeschossen hat!"
Erin zuckte mit den Schultern.
„Ich weiß es nicht. Es ist aber besser, wenn er nicht den wahren Grund erfährt."
Logan starrte sie an.
„Du weißt etwas, habe ich Recht?"
Sie zuckte mit den Schultern.
„Chase interessiert mich im Moment nicht besonders. Wir haben nun eigene Probleme, meinst du nicht auch?"
Sie steckte ihm die Akten zu.
„Zeige sie niemand und halte sie versteckt. Aber du solltest sie lesen!"
Ohne weiter auf ihn zu achten, schob sie den Schrank zur Seite und verschwand in das Büro. Logan folgte ihr.
Ja, er würde die Akten lesen.
Aber schon das, was er gesehen hatte, überzeugte ihn!
Er fragte sich nur, wie weit es noch ging. Und was sie dagegen tun konnten!
„Ich verstehe nicht, warum du Chase freie Hand gelassen hast! Es ist doch nicht das erste Mal passiert und es werden noch einige fliehen!"
Viola lag auf einer Liege und ließ sich die Sonne auf den Körper scheinen.
Sie war stolz darauf, dass man ihr das wahre Alter noch nicht ansah. Sie tat auch einiges dafür.
Aber für den heutigen Tag wollte sie nur entspannen und hatte sich auf die große Terrasse zurückgezogen. Dummerweise war Travis aufgetaucht.
Er war wütend, weil Eve geflohen war. Im Gegensatz zu Viola nahm er jede Flucht sehr persönlich und war über jeden einzelnen wütend, der es wagte, sich über seinen Willen hinwegzusetzen.
„Ich weiß, dass du Chase nicht ausstehen kannst! Aber er ist der Einzige, dem ich zutraue, dass er die Rebellen zunichtemachen kann. Und wenn es hilft, dass er Eve finden soll, ist es mir Recht!"
Viola schnaubte und rückte ihre Sonnenbrille wieder in die richtige Position.
„Wir haben genug Soldaten. Chase ist..."
„...der Einzige!", unterbrach Travis sie. „Ich weiß nicht, warum er so wütend ist, dass Eve verschwunden ist! Aber seine Wut werden wir nutzen. Es gibt schon zu viele Rebellen. Ich weiß nicht, wo sie alle herkommen, aber wenn sie die Wahrheit erfahren sollten, dann wird unsere Herrschaft nicht mehr lange gehen!"
Sie richtete sich etwas auf und starrte ihren Bruder an.
„Ahnt jemand etwas?"
Travis zuckte mit den Schultern.
„Das ist nur eine Frage der Zeit. Bill hat beunruhigende Träume. Das gefällt mir nicht, auch wenn ich nciht mehr daran glaube!"
Viola winkte lässig ab.
„Die hatte er schon oft! Ich gebe darauf auch nicht viel!"
Travis schüttelte den Kopf.
„Dieses Mal ist es anders. Es sind regelrecht Albträume. Er sieht unsere Vernichtung voraus!"
Viola schnappte kurz nach Luft, doch sie beruhigte sich auch gleich wieder.
„Er hatte schon oft solche Träume!"
Travis nickte.
„Das ist richtig. Aber dieses Mal ist es reeller! Und irgendwie kommt nun alles zusammen. Deswegen habe ich Chase auch freie Hand gegeben. So wie es aussieht, ist er ein Teil unserer Zukunft! Er muss unsere Feinde vernichten!"
Viola schnaubte laut auf.
„Der Kerl ist dumm und arrogant. Ich glaube nicht, dass..."
„Und trotzdem wirst du ihn etwas mehr Respekt entgegen bringen. Im Moment ist er so aufgebracht, dass er für jeden Rebellen gefährlich wird. Und das sollten wir ausnutzen!"
Viola stand auf und ging auf ihren Bruder zu.
Verführerisch strich sie ihm über die Schulter.
„Wenn du meinst, Travis. Wenn du es verlangst!"
Er sah lüstern auf die Hand, die immer noch auf seiner Schulter lag.
„Nein, Viola, dieses Mal wirst du mich nicht so herum bekommen!"
Sie küsste leicht die Schulter.
„Was meinst du?"
Er lachte leise.
„Du verdammtes Biest. Du weißt genau, dass es verboten war, was wir gemacht haben!"
Sie lachte und biss ihn leicht in die Schulter, was ihm ein leises Zischen entlockte.
„Ja, es war verboten, aber wir sind die Herrscher! Was hindert uns daran?"
Travis stieß sie sanft weg.
„Nein! Du willst mich manipulieren! Und das kann ich nun nicht gebrauchen. Du willst deinen Willen durchsetzen aber es funktioniert dieses Mal nicht!"
Viola setzte sich beleidigt auf ihre Liege.
„Ich kann es mir wirklich nicht erklären, was du an Chase findest! Aber ich werde deinem Willen gehorchen. Dieses Mal!"
Er nickte ihr zu!
„Du wirst sehen, dass er seine Sache gut macht. Ich weiß nicht, warum er sich so auf diese Küchenmagd versteift! Aber wir werden es uns zu Nutze machen!"
Travis drehte sich um und ging. Er ließ eine nachdenkliche Viola zurück.
Chase und Eve?
Nein. Unmöglich.
Das konnte nicht sein!
War Eve deswegen geflohen? Hatte sie sich in Chase verliebt?
Eve war ein sanftmütiges Wesen und Chase...Viola hatte ein Monster erschaffen.
Nie im Leben hätte sie gedacht, dass Chase....
Nein!
Sie lachte laut!
Chase und Liebe?
Niemals!
Dafür hatte sie gesorgt.
Chase würde sich nie in die Falsche verlieben, so wie es sein Vater getan hat!
Sie lachte bei dem Gedanken!
Nein, sie hatte gute Arbeit geleistet und Chase würde sich nie in jemanden verlieben können!
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