21. Kapitel - "Ich hasse Schwäche!"

Cord rannte zum Waffenlager und verteilte die Waffen an die Rebellen, die noch keine hatten. Trotz ihrer Unerfahrenheit lief alles eher ruhig ab. Sie nahmen die Waffen und rannten weiter. 

Es hinderte ihn keiner daran. Ganz im Gegenteil. Seine ehemaligen Kameraden sahen ihn erst erstaunt an, dann grinsten sie und halfen ihm beim Verteilen. Also hatte Chase es tatsächlich wieder geschafft. Er hatte die Krieger auf seine Seite gebracht, ohne sich groß anstrengen zu müssen.

Cord hatte keine Ahnung, wie er das immer wieder schaffte.

Richard, sein ehemaliger Zimmergenosse schlug ihm auf die Schulter.

„Tut gut, dich wieder zu sehen, Mann! Ich hätte mir denken können, dass dich und Chase so schnell nichts umbringt!"

Cord nickte ihm nur zu. Er hatte später genug Zeit, um sich mit Richard darüber zu unterhalten, warum sie doch nicht so tot waren, wie man es angenommen hatte.

Er hörte Schreie von draußen und stürmte aus der Hütte.

Diese Elitegarde von Travis war aufgetaucht!

Sie waren wirklich stark und Cord hatte einen Heidenrespekt vor ihnen. Schließlich hatte er mit Connor trainiert und wusste, was sie drauf hatten. Aber dann fiel ihm auf, dass sie die Schwächeren zuerst angriffen. Sie hatten einige der Strategen in eine Ecke gedrängt und schossen wahllos auf sie ein. Einige starben, andere lagen verletzt auf dem Boden. Cord schnappte sich ein Messer und griff den ersten von hinten an. Er setzte einen sauberen Schnitt an die Kehle und die Bestie brach zusammen.

Cord spürte, wie seine alte Kälte wieder zurückkam. Er hatte sie nicht vermisst, aber nun konnte er sie gebrauchen. Richard war neben ihm und tötete genauso schnell wie er selbst.

Dann zeigte er auf die Mauer und Cord sah ebenfalls hin. Als er die Szene sah, wusste er nicht genau, ob er wütend sein oder lachen sollte.

Ein paar Leute der Küchencrew hatten sich dort verschanzt. Eigentlich keine schlechte Idee, aber nun waren sie von den Bestien eingekreist. Die Meisten weinten und klammerten sich aneinander. Nur eine Frau trat vor sie alle und bedrohte die Bestien mit einer...Suppenkelle?

Wenn die Situation nicht so ernst gewesen wäre, hätte Cord wirklich schallend gelacht.

Die Suppenkelle war im Moment zwar effektiv, aber sie würde die Bestien nicht lange zurückhalten. Doch die kleine Frau schwang sie, als ob sie ein Schwert in der Hand hätte. Cord bewunderte ihren Mut.

Er machte Richard ein Zeichen und sie rannten auf die Mauer.

Cord sah, wie die Frau die Suppenkelle in das Gesicht eines der Bestien schlug. Der starrte sie verblüfft an, dann hob er ein Messer. Bevor er es ihr in den Körper rammen konnte, zog Cord eine Pistole und schoss ihm in den Kopf.

Die Bestie taumelte, ließ das Messer fallen, aber zog die Frau mit sich in die Tiefe.

Sie schrie auf und versuchte sich verzweifelt an der Mauer festzuhalten.

Mit einem Satz sprang Cord auf sie zu und packte ihren Arm.

„Ich hab dich!"

Sie starrte ihn erschrocken an, doch dann weiteten sich ihre Augen und sie schlug wieder mit der Suppenkelle. Allerdings nicht auf ihn, sondern auf jemanden, der hinter Cord stand.

„Du elendes Mistvieh! Verschwinde endlich!", schrie sie dabei schrill.

Cord lachte leise und zog sie in einem Schwung nach oben. Sie landete auf seiner Brust, während er durch den Schwung auf den Rücken fiel. Dabei zielte er auf den Angreifer und schoss ihn nieder.

Eine Weile blieb er liegen, die Frau auf seinem Körper und schloss die Augen.

„Ey! Nicht schlafen. Es sind noch genug von den Kerlen da!" Sie schlug ihm die Faust auf den Brustkorb.

Cord lachte leise, öffnete aber seine Augen nicht.

„Mädchen, wenn du mich kennen würdest, dann wüsstest du, dass ich in einer Schlacht niemals schlafe!"

Sie rappelte sich auf und Cord öffnete die Augen endlich. Verflixt, sie war klein, war bestimmt noch sehr jung, doch es hatte sich gut angefühlt, als sie so auf ihn gelegen hatte. Im Moment sah sie nicht beeindruckt von ihm aus, sondern so arrogant, wie er es eigentlich zu tun pflegte.

„Ich kenne dich aber! Und nenne mich nicht Mädchen. Ich bin nur ein Jahr jünger als du!"

Er runzelte die Stirn und hob den Kopf.

Sie kannte ihn? Und war nur ein Jahr jünger? Wieso konnte er sich nicht an sie erinnern?

Er gönnte sich noch einen Moment und betrachtete sie.

Sie war wirklich klein, hatte schwarzes Haar, aber hellblaue Augen. Er kniff die Augen zusammen. Er kannte nur eine Frau, die damals so eine Kombination ihr Eigen hatte nennen können.

„Bernadette? Himmel, Mädchen, was ist mir dir passiert?"

Es fiel ihm wieder ein!

Aber sie hatte sich verändert. Früher war sie ein kleines Pummelchen gewesen, das sich, genau wie Eve, eher zurück gehalten hatte und seine Scherze ertragen hatte. Nie hätte er geglaubt, dass sie so ein Temperament entwickeln konnte.

„Nenn mich Bernie! Alle tun das! Und was meinst du damit, was mir passiert sei? Ich bin wie immer!"

Er schüttelte den Kopf, zog wieder eine Pistole und erschoss einen Kerl, der sich ihr von hinten genähert hatte. Sie zuckte kaum zusammen, blickte nur kurz zurück und zuckte mit den Schultern.

„Danke! Und jetzt bewege deinen Arsch! Es sind noch genug von meinen Leuten, denen ich helfen muss."

Er riss die Augen auf.

„Wie kommst du darauf, dass ich dir helfe?"

Sie kreuzte ihre Arme vor der Brust, immer noch diese dämliche Suppenkelle in der Hand und tippte mit ihrem zierlichen Fuß auf dem Boden.

„Weil du mir etwas schuldest, Cord! Du hast mich jahrelang genervt. Denkst du, nur weil du mir einmal das Leben gerettet hast..."

Er hob zwei Finger.

„Zweimal!"

Sie schnaubte.

„Scheiß drauf...dann halt zweimal! Glaubst du wirklich, das gleicht es aus, dass du mich JAHRELANG drangsaliert hast?

Cord lachte und stand endlich auf.

„Du bist wohl die Einzige, die nicht unbedingt an meinen Tod geglaubt hat!"

Sie schüttelte den Kopf.

„Solche Deppen wie du und Chase...ihr seid wie Unkraut! Ihr vergeht nicht! Was ist nun?"

Er lachte leise, reichte ihr aber dann sein Messer.

„Ich denke, du wirst damit umgehen können, Bernadette. Ist doch schließlich dein Arbeitsgerät und um einiges effektiver als die Suppenkelle!"

Sie lachte spöttisch.

„Immerhin habe ich sie mir damit vom Hals gehalten. Und rede noch einmal so abfällig über mich, dann zeige ich es dir gerne, wie gut ich damit umgehen kann!"

Cord runzelte die Stirn.

„Ich habe nicht abfällig mit dir geredet!"

Sie schnaubte.

„Und ob du das hast. Du gibst mir dein Messer und sagst, ich würde mich damit auskennen. Das ist sehr wohl abfällig!"

Er verdrehte die Augen und schoss wieder einen Gegner nieder.

„Himmel, das war doch nicht so gemeint!"

Sie warf sich in seine Arme, duckte sich aber unter den rechten Arm und stach dem Grünling, der ihn angreifen wollte, ins Bein!

Sie wollte sich lösen, doch er hielt sie fest und schaute ihr in die Augen.

„Wenn das hier fertig ist und wir beide überleben, dann unterhalten wir uns einmal in aller Ruhe! Hast du mich verstanden, Bernadette?"

Sie verzog ihr Gesicht.

„Bernie! Und ja...ich werde auf dich warten, du Hohlkopf. Auf deine Erklärungen und Entschuldigung bin ich schon gespannt! Und glaube mir: du wirst mich bestimmt nicht so leicht verführen, wie es damals Chase bei Eve gemacht hat!"

Er grinste.

„Das würde mir nie im Leben einfallen, dich in einer Vorratskammer zu nehmen! Ich habe da schon etwas Bequemeres im Sinn!"

Er küsste sie hart auf den Mund und hatte sich im nächsten Augenblick eine Ohrfeige eingefangen.

„Immer noch arrogant wie eh und je! Und ich hatte gehofft, dass du wenigstens etwas vernünftig geworden wärst. Ich mag dich nicht, Cord! Du wirst mich nicht ins Bett bekommen! Merke dir das!"

Sie wandte sich aus seinen Armen und stolzierte von der Mauer herunter.

Er blickte ihr lächelnd hinterher.

Nein, sie war wirklich nicht wie Eve. Mit ihr würde er kein leichtes Spiel haben. Aber er hatte sehr wohl bemerkt, dass ihr der Kuss erst gar nicht so unangenehm war, wie sie einige Augenblicke später getan hatte.

„Mal schauen, Bernie, ob du deine Meinung nicht noch änderst!", murmelte er leise vor sich hin.



Chase lief mit Derek den Flur entlang.

Laut Logan war es nicht weit zu dem Raum, in dem die Lebensblasen und somit auch Viola waren. Logan war mit Connor in die andere Richtung gelaufen. Chase hoffte nur, dass sie Travis erwischten und ihn endlich für das bestraften, was er alles angerichtet hatte.

Er hatte andere Ziele vor Augen. Er wollte Viola.

Bei ihr hatte es nichts mehr mit Bestrafung zu tun. Je mehr Chase über die Vergangenheit erfahren hatte, desto mehr hatte sich der Hass in ihm gegen sie aufgebaut.

Als er noch hier bei den Kriegern war, hatte er sich schon gewundert, warum Viola ihn nicht mochte. Am Anfang hatte er noch gedacht, wenn er Leistung brachte, würde sie ihn wenigsten respektieren. Aber dem war nicht so. Eher hatte er das Gefühl, je mehr er sich anstrengte und alles genau nach Vorschrift machte, desto mehr wuchs der Hass auf ihn. Irgendwann hatte er angefangen, nur für sich selbst zu kämpfen.

Nun verstand er, warum sie ihn hasste, was sie aber in seinen Augen nicht entschuldigte. Viola war ein selbstverliebtes Miststück und er würde dem alles ein Ende bereiten.

Vor dem Raum nickte er Derek zu.

Dieser schoss auf die Sicherung und trat die Tür ein.

Ein Schwall Wasser kam heraus und umspülte ihre Stiefel. Derek sah Chase erschrocken an, als er auch Blut bemerkte.

Bill hatte also Recht behalten. Viola wollte die Kinder töten, damit sie auf keinen Fall in die Hände der Rebellen kamen.

Beide traten in den Raum und trauten ihren Augen nicht.

Auf dem Boden verteilt lagen die Kinder, die sie ängstlich anstarrten. Die Blasen, von denen Logan gesprochen hatten, waren alle aufgeschnitten und die Kinder waren einfach auf den Boden geknallt. Da sie das Endprogramm noch nicht hinter sich hatten, waren sie geschwächt und konnten sich nicht bewegen. Derek schnappte sich Handtücher, die auf einem Wagen standen und deckte einige damit zu.

Auch Chase holte sich Handtücher und legte es über ein Kleinkind, dass Tränen in den Augen hatte.

„Keine Angst. Wir helfen dir bald!", versprach er dem kleinen Mädchen und deckte es sorgsam zu.

Dann hob er den Kopf.

Viola hatte sich in eine Ecke gedrängt und sah ihn mit Schreck geweiteten Augen an.

„Du! Du bist tot!", schrie sie schrill.

Chase lachte spöttisch.

„Das hättest du gerne, du Schlampe!"

Mit wenigen Schritten war er bei ihr und hielt ihr die Pistole vor die Nase.

Ein kurzer Blick auf den Boden zeigte ihm, dass sie schon die ersten umgebracht hatte. Die meisten hatten eine Stichwunde am Hals und das Blut floss auf den Boden.

Er hob den Kopf und warf ihr einen mörderischen Blick zu.

„Was?", fragte sie arrogant. „Glaubst du wirklich, ich hätte sie dir überlassen? Außerdem waren die meisten zu nichts zu gebrauchen."

Chase schnaubte.

„Das hast du nicht zu entscheiden! Wer bist du? Gott?"

Wieder stieß sie ein Lachen heraus.

Man konnte in dem Moment erkennen, dass sie nicht mehr klar denken konnte. Sie war wirklich in ihrer Meinung gefangen, dass sie das alles tun konnte, weil es ihr Recht war. Ihr nächster Satz bestätigte Chases Vermutung.

„Sie haben nicht dein Blut. Verdammt! Ich hätte wissen müssen, dass die Geisel meines Lebens der Schlüssel zu meiner Jugend ist."

Sie trat gegen eine der Leichen. Dann änderte sich ihr Gesichtsausdruck. Er wurde beinahe weich und sie sah ihn ganz anders an, als noch vor ein paar Sekunden.

„Die hier sind alle nutzlos! Sie können mir nicht helfen."

Sie kam immer näher zu ihm.

„Aber nun bist du ja hier, mein Geliebter!"

Chase hob eine Augenbraue.

Geliebter?

Hatte Viola nun vollends den Verstand verloren?

„Ich habe gewusst, dass du Desiree fallen lässt. Immerhin habe ich dir mich angeboten, Cage!"

Jetzt war Chase alles klar. Sie verwechselte ihn mit seinem Vater. Oder spielte sie ihm nur etwas vor?

Sie hob die Hand und legte sie auf seine Brust. Voller Ekel schüttelte der sie ab.

„Ich bin nicht Cage! Ich bin Chase! Sein Sohn!"

Sie schüttelte den Kopf, als ob sie nicht verstehen würde, was er ihr sagte.

„Nein, Chase ist tot! Die Rebellen haben ihn umgebracht. Aber du kannst nun wieder Kinder zeugen. Ich werde dich dafür belohnen, dass du mir meine Jugend gibst!"

Chase schüttelte den Kopf.

„Falsch, Miststück! Du hast meinen Vater umgebracht, weil er sich für meine Mutter entschieden hat!"

Wieder klarte sich ihr Blick einen Moment auf.

Hektisch sah sie zu Derek, der mittlerweile zu ihnen getreten war.

„Ihr könnt nicht beweisen, dass ich an dem Tod von Cage schuld bin."

Derek lachte spöttisch.

„Oh doch! Chases Mutter lebt noch. Sie hat uns erzählt, was du getan hast!"

Viola kreischte auf.

„Sie lügt! Ich hätte Cage nie umgebracht!" Sie runzelte die Stirn. „Oder doch? Ich weiß es nicht!"

Chase reichte es. Er holte aus und schlug ihr mit dem Handrücken ins Gesicht. Sie fiel zu Boden und hielt sich die Wange. Ihre Augen blitzten ihn wütend an.

„Hör auf, die Verrückte zu spielen! Ich weiß, dass du noch bei klarem Verstand bist!"

Sie grinste böse zu ihm.

„Kein Wunder, dass du es durchschaust. Du bist genauso schlau wie dein Vater. Ja, ich weiß genau, wer du bist. Du bist ein Ärgernis. Und wenn wir erst einmal die Rebellen vernichtet haben, werden wir dich finden und dich hierher schleifen. Du wirst unser Zuchthengst und ich werde nicht eher ruhen, bis du einen Sohn geboren hast, der auch die Abwehrstoffe produzieren kann wie du. Dann kann ich dich endlich loswerden, du dreckiger Bastard!"

Chase lachte und beugte sich zu ihr hinunter.

„Bill, dein Bruder, er hat alles voraus gesehen. Und weißt du was? Er ist tot. Aber offenbar hat er weder dir noch Travis mehr getraut. Sonst hättet ihr schon längst gewusst, dass ich einen Sohn habe. Und weißt du, mit wem? Mit eurer Wunschkandidatin. Aber das braucht dich nicht mehr zu interessieren! Denn du wirst Bill bald folgen. Und ich hoffe, ihr landet alle in der Hölle!"

Sie riss die Augen auf.

„Bill ist tot? Du hast ihn umgebracht?"

Chase schüttelte den Kopf.

„Nein! Obwohl mich dein Bruder darum gebeten hat. Er hat förmlich nach seinen Tod gebettelt. Und er wusste, dass er heute sterben würde. Er hat sich darauf gefreut!"

Sie schüttelte den Kopf.

„Nein! Bill hätte es uns gesagt! Er hätte uns gewarnt. Also werden wir heute nicht sterben. Und mein Plan wird aufgehen. Das ist sogar noch besser, als ich gehofft habe. Ich brauche dich nicht mehr! Ich habe deinen Sohn!"

Chase legte den Kopf schief.

„Sei dir da nicht so sicher! Im Moment ist Logan bei Travis. Und da ich keinen Alarm höre, nehme ich an, er wird seine Arbeit erledigt haben!"

Viola kreischte und drängte sich weiter gegen die Wand.

„Nein! Logan wird Travis nichts tun! Er weiß, was er mir schuldig ist!"

Chase holte tief Luft.

„Was, verdammt nochmal ist er dir schuldig? Nichts! Rein gar nichts! Wenn hier jemand etwas schuldig ist, dann bist es du mit deinen Brüdern."

Eine unbändige Wut überkam ihn auf einmal. Er dachte auf einmal daran, wie er versagte und wie Viola Recht behalten würde. Wie Travis und sie Eve und Cameron jagen würden und sie wirklich gefangen halten würden. Er könnte gar nichts machen. Er hatte ja von Victor gehört, was sie mit den Männern machten und er war sich nicht sicher, ob er wie Victor anders auf die Drogen reagieren würde.

Er stellte sich vor, wie Viola Cameron in so eine Lebensblase legen würde, wie sie ihm Hass gegen ihn und Eve eingeben würde, so wie sie es bei ihm selbst gemacht hatte.

Er stellte sich vor, wie sie Eve zu den anderen Frauen sperrten und irgendein Mann sie anfassen würde.

Derek merkte wohl, wie er immer tiefer einatmete und er vor Wut zitterte, denn er legte Chase eine Hand auf die Schulter.

„Bring es hinter dich! Mach was du für richtig hältst! Aber bring es endlich hinter dich. Du weißt, was du Eve versprochen hast!"

Chase sah ihn gar nicht an, sondern legte seine Hände um ihren Hals. Langsam drückte er zu.

„Du wirst meinen Sohn oder Eve nichts mehr antun können! Und Travis genauso wenig!"

In dem Moment ging die Tür auf. Connor und Logan kamen herein. Logan nickte Chase kurz zu, als ob er ihm damit zu verstehen geben wollte, dass Travis tot war.

Viola sah Logan und sah bittend zu ihm.

„Logan, mein Kleiner. Hilf mir! Lass nicht zu, dass er mich umbringt! Ich habe dir so viel gegeben!"

Chase lachte, als Logan sich kopfschüttelnd umdrehte und sich mit Connor um die Kinder kümmerte.

„Siehst du? Nicht einmal er will dir helfen!"

Sie versuchte es noch einmal.

„Logan! Bitte! Ich bitte dich! Lass ihn mich nicht umbringen!"

Doch Logan reagierte nicht auf sie.

Chase drückte sie gegen die Wand, den Ellbogen auf ihre Kehle drückend.

„Weißt du, was du mir einmal gesagt hast, als ich dich um etwas gebeten habe?"

Viola schluckte hart, antwortete aber nicht. Sie schien genau zu wissen, worauf Chase anspielte. Er war noch jung gewesen und hatte um eine bessere Waffe gebeten, weil er immer nur Waffen mit Fehlern bekommen hatte.

„Warte mal, wie war das nochmal? Das hört sich nach Bettelei an, Chase! Und Betteln ist schwach. Ich hasse Schwäche!"

Er spuckte ihr die Worte regelrecht entgegen, dann packte er sie an der Schulter und schmetterte sie gegen die Wand.

Sie hörten, wie Knochen splitterten. Chase lachte ironisch.

„Sieh mal an. Die Verjüngung ist wohl nur außen sichtbar, aber dein Körper ist alt!"

Sie kreischte.

„Ich bin nicht alt! Ich sehe noch genauso jung aus wie du!"

Chase lachte spöttisch.

„Das bist du aber nicht!"

Er kniete sich auf ihren Brustkorb, der bedenklich knirschte und legte ihr wieder die Hände um den Hals.

„Deine Brüder sind beide tot. Da draußen ist nur noch Travis Eliteeinheit, die aber auch aufhören wird zu kämpfen, wenn wir ihnen die Leiche von Travis präsentieren. Logan denkt nicht daran, dir zu helfen."

Sie röchelte und versuchte seine Hände weg zu zerren, aber er drückte noch härter zu.

„Lass mich leben und ich werde dir verzeihen!", keuchte sie.

Chase lachte erneut.

„Du verstehst es nicht! Wenn ich dich am Leben lassen würde, ständen andere bereit, die du ebenso gequält hast wie mich! Und glaube mir...keiner von denen würde dich am Leben lassen! Sieh es ein, Viola. Du hast verloren!"

Er drückte noch mehr zu und nach einer Weile wehrte sie sich nicht mehr. Er schlug ihr leicht auf die Wange und sah, dass sie noch zuckte.

„Bring es hinter dich, Chase! Wir brauchen dich hier!", rief Logan.

Chase schnaubte.

„Dann mach es selbst, du Idiot!"

Er dachte daran, was er Eve versprochen hatte und trotz des ganzen Hasses hatte er Skrupel. Er konnte es sich selbst nicht erklären.

Doch auf einmal ging ein Ruck durch seinen Körper.

Er zog blitzschnell die Pistole und schoss ihr in den Kopf. Sie starrte ihn entsetzt an, dann schloss sie die Augen und starb.

Das Blut spritzte nicht umher, wie man es vielleicht hätte erwarten können, sondern es lief langsam aus dem Schädel. Es war sehr dunkel und beinahe zähflüssig.

Chase winkte Logan zu sich.

„War es bei Travis genauso?"

Logan nickte.

„Ja. Es scheint so, als ob sie die Behandlungen sowieso nicht mehr lange überlebt hätten."

Chase lachte bitter.

„Aber wenn sie ohne Kampf gestorben wären, hätten sie schon Nachfolger bestimmt und wir hätten gegen deutlich jüngere und weniger arrogante Leute kämpfen müssen!"

Er stand auf und tippte Connor auf die Schulter.

„Komm, kleiner Bruder!"

Logan und Derek sahen ihm verblüfft hinterher, als die beiden aus dem Raum gehen wollten.

„Wo willst du hin?", fragte Logan. „Wir brauchen dich noch!"

Chase lachte und zeigte Logan den Mittelfinger.

„Ich habe gesagt, ich erledige meine Arbeit und dann verschwinde ich! Ich werde zu Hause gebraucht. Eve musste schon zu lange auf mich warten!"

Ohne auf die beiden zu warten, nahm er Connors Hand, der noch etwas unsicher von Logan zu Chase blickte und ging.

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