10. Kapitel - Angriff und Unerwartetes

Travis schritt die Truppen ab, die sich vor ihm in eine Reihe aufgestellt hatten. Hinter sich hörte er Viola und Bill keuchen. Travis' Stolz wuchs. Ja, er hatte hier etwas geschaffen, was keiner von seinen Geschwistern für möglich hielt.

Bill hatte gewusst, dass Travis diese Bestien nicht getötet hatte. Er und ein weiterer Wissenschaftler haben Travis geholfen, diese Soldaten auszubilden. Natürlich hatten sie Viola nicht informiert Sie war schon beinahe ausgeflippt, als der erste Junge damals auf sie los gegangen war. Doch Travis hatte das Potential dieser Jungs gesehen und hatte sie persönlich ausgebildet.

Nun stand seine persönliche Armee vor ihm. Eine Elitearmee. Besser als jeder Krieger, den er sonst hatte. Nicht einmal Chase hätte es mit ihnen aufnehmen können.

Es waren nun etwa achtzig Männer. Jeder groß gewachsen und muskelbepackt.

Aber das war nicht einmal das Erschreckendste an ihnen.

Ihr Aussehen war es, was jeden schauern ließ.

Sie glichen zwar den Menschen, aber nicht ganz. Die Augen waren klein und lagen tief in den Höhlen. Das Kinn und die Wangen traten deutlich hervor. Das Haar war bei den meisten lang und zu einem Zopf geflochten. Einige wenige hatten den Kopf beinahe kahl geschoren. Die Oberkörper waren mächtig und jeder Atemzug ließ sie noch größer erscheinen, als ob sie sich jedes Mal Energie einsaugen würden. Ihre Haut war braun, aber hatte einen leichten grünlichen Schimmer, was von den ganzen Vitamincocktails und den Hormonpräparaten kam, die sie jeden Tag eingeflößt bekamen. Die Vitamine stärkten sie und die Hormone machten sie aggressiv und primitiv.

Sie hatten alle einheitliche Kleidung an, meist nur Hosen. Um den Oberkörper hatten sie Patronengürtel geschlungen.

Ansonsten hatten sie beinahe überall Waffen versteckt.

An der Hüfte hatten sie die üblichen Revolver, außerdem noch Kabelbinder, um Gefangene nehmen zu können. Jeder von ihnen hatte ein Gewehr geschultert und Travis wusste, dass jeder von ihnen ein Meisterschütze war. Außerdem hatte jeder von ihnen noch ein Kurzschwert, um auch im Nahkampf vorbereitet zu sein.

„Und sie gehorchen dir?", fragte Viola vorsichtig.

Er sah, wie sie einen der Männer über die Brust strich. Dieser zuckte nicht einmal, was sie irritiert zurücktaumeln ließ.

Travis lächelte arrogant.

„Sie gehorchen mir aufs Wort! Sie denken nicht, fühlen so gut wie keinen Schmerz! Sie nehmen nur von mir Befehle an und befolgen sie, ohne einen Kompromiss einzugehen!"

Viola wirkte immer noch sehr skeptisch. Das war kein Wunder. Sie hatte die Männer als Jugendliche erlebt, als sie gerade erwacht waren. Travis wusste selbst nicht, warum alle Kinder in diesem Jahrgang so geworden waren. Es hatte ihn erst gefreut, dass es nur Jungs und alle gleich stark waren. Doch ihre Aggressivität hatte ihn zuerst auch erschreckt. Bill konnte es sich auch nicht erklären. sie nahmen an, dass das Wasser in den Lebensblasen verunreinigt gewesen war und es so zu diesen Veränderungen gekommen war.

Doch dann konnte Travis sie für sich nutzen. Er hatte erkannt, dass sie einfach nur strenge Führung brauchten. So wie die Menschen früher mit Kampfhunden umgegangen waren. Denn damit konnte man die Männer nun vergleichen. Er hatte sie separat untergebracht und verschlossen gehalten. Mit den Wissenschaftlern hatte er einen Plan entwickelt und er hatte funktioniert.

Erst wurden sie ruhig gestellt. Dann folgte für jedes Vergehen eine Bestrafung, bis sie verstanden, wer ihr Herr war und wem sie gehorchen mussten. Das war ein Teil gewesen, der sehr lange gedauert hatte. Aber sie hatten es gelernt. Danach wurden sie trainiert. Und wieder wurde jeder Fehler bestraft. Sie waren mittlerweile willenlos. Denn Denken war bei ihnen nicht vorgesehen! Travis sah doch, was das Denken brachte. Nur Ungehorsam und das war hier nicht gegeben. Alle hier gehorchten nur ihm.

„Wie kannst du es wissen?", hakte Viola nach.

Travis zuckte mit den Schultern. Dann zeigte er auf einen der Bestien.

„Du! Ziehe dein Schwert!"

Ohne zu zögern nahm der Kerl das Schwert und hielt es auf Kopfhöhe. Ansonsten bewegte er sich nicht einen Millimeter. Travis nickte zufrieden. Dann lächelte er böse.

„Ramme es dir in das rechte Bein. Ich will keinen Laut von dir hören! Du weißt, was sonst geschieht!"

Der Kerl zögerte keine Sekunde und rammte sich das Schwert voller Wucht ins rechte Bein. Er gab keinen Ton von sich, starrte ins Leere und schluckte hart. Dann knickte sein rechtes Bein weg und dennoch versuchte er einige Minuten stehen zu bleiben. Nach einer Weile hielt das Bein aber nicht mehr und er knickte ein. Aber in der ganzen Zeit gab er keinen Laut von sich, so wie es ihm befohlen worden war. Er blieb stumm auf dem Boden liegen und starrte gegen die Decke. Man konnte sehen, wie er hart schluckte und versuchte, den Schmerz zu ignorieren. Und vor allem schrie er nicht.

Travis winkte einen Sanitäter zu ihm. Das sollte genügen, um seine dämliche Schwester zu überzeugen!

„Nimmt 12 mit. Flickt ihn wieder zusammen. Er wird gebraucht!"

Es brauchte noch einen Sanitäter, um die Bestie hinaus zu schleifen. Erst als die Tür geschlossen war, hörte man ihn einen undeutlichen Fluch und ein Stöhnen ausstoßen.

Travis drehte sich zu seinen Geschwistern.

„Wollt ihr noch mehr Beweise? So loyal wie 12 sind alle Männer hier. Ihr nennt sie Monster oder Bestien. Doch sie sind Krieger. Besser noch als die, die wir jahrelang ausgebildet haben. Sie denken nicht. Sie befolgen nur. Ist das nicht großartig?"

Er bemerkte, dass sie nicht überzeugt waren.

„Was wollt ihr noch für Beweise? Soll ich sie alle verletzen lassen, damit ihr mir endlich glaubt?"

Viola schüttelte den Kopf. Sie leckte sich die Lippen. Travis hätte sich denken können, dass diese Schlange wieder lüsterne Gedanken bekommt beim Anblick seiner Elite.

Bill schüttelte den Kopf, aber man sah ihm an, dass er Zweifel hatte.

„Bill! Raus mit der Sprache!"

Sein jüngerer Bruder schüttelte den Kopf.

„Ich glaube es dir. Ich will es dir glauben. Aber ich habe gewisse Zweifel. Was ist, wenn sie irgendwann doch wieder aggressiv werden und sich gegen dich wenden?"

Travis hob arrogant sein Kinn. Die Bedenken hatte Bill schon oft geäußert, doch Travis glaubte nicht, dass sich seine Elitesoldaten einmal gegen ihn wenden würden.

„Das wird nicht passieren! Du hast gesehen, was 12 gemacht hat. Er hat sich ohne zu zögern selbst verletzt. Wer hätte das sonst gemacht? Sie wissen, wer der Meister ist. Und das bin ich. Sie werden sich nie gegen mich wenden!"

Er drehte sich um, sah nochmal zu den Bestien und lächelte.

Das war die beste Idee, die er jemals gehabt hatte.

Sie würden die Rebellen finden und sie ihm bringen. Und dann würde er endlich das Serum herstellen können, dass ihm weitere Macht verlieh. Und er könnte noch mehr Männer züchten wie diese hier!

Er würde die Macht nicht verlieren, auch wenn es zeitweise so aussah.

Nein!

Er nicht! Er war der geborene Anführer und Herrscher. Seine Geschwister galten nicht. Er würde die Macht innehalten und wenn es noch mehr Leben kosten sollte. Er wollte die Macht! Er brauchte sie! Und jeder würde erkennen, das Travis zum herrschen geboren war. Irgendwann würden sich ihm alle unterwerfen! Den Grundstein dazu hatte er gelegt!



Logan kam nach Hause.

Ja, er hatte endlich das Gefühl im Vulkan zu Hause zu sein. Er fühlte sich hier endlich wohl. Auch wenn der Tagesablauf anstrengender war, als bei den Drei, so hatte er wenigstens das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun. 

Er hatte viel von den anderen lernen müssen, aber er wollte es auch lernen. Bisher hatte er immer nur Berechnungen und Möglichkeiten erstellt. Nun konnte er damit nicht viel anfangen. Es waren andere Fähigkeiten gefordert, aber er würde weiter lernen.

Nie im Leben hätte er gedacht, dass ihm das Züchten von Vieh und auch die Feldarbeit Spaß machen könnte. Dennoch war es so. Er war jeden Abend erschöpft, aber er fühlte sich gut.

Er hatte das kleine Häuschen von Eve behalten und war mit Erin eingezogen. Erin hatte sich aber geweigert etwas zu ändern. Sie wollte es so belassen, wie es Eve eingerichtet hatte. Warum das so war, verstand Logan nicht ganz.

Ihm war klar, dass Eve nicht mehr kommen würde, aber Erin schien sich da nicht so sicher zu sein. Eigentlich war Erin immer die Positive, doch dieses Mal hatte Logan mehr Hoffnung, dass Eve mit Chase irgendwo glücklich sein könnte.

Am Abend ihrer Flucht hatte er die Wachen abgelenkt und hatte einen alten Pick-Up flott gemacht. Er hatte Chase beobachtet. Er wollte eingreifen, falls er Eve angreifen oder beleidigen würde. Doch nichts dergleichen war geschehen. Ganz im Gegenteil.

Er hatte einen Chase erlebt, der liebevoll mit Eve umgegangen war. Der sie immer wieder wie zufällig berührt hatte, als ob er unsicher war, ob er das überhaupt durfte. Sie war keinen Schritt ohne ihn gegangen. Einmal hatte er sogar gelächelt. Gut, das war ein Bild das Logan verstört hatte. Dennoch war er sich sicher, dass Chase und Eve auf ihrer Weise glücklich waren und Chase durch Eve die nötige Ruhe bekommen würde. Man hatte doch gesehen, was Eve schon in der kurze Zeit bei dem arroganten Idioten bewirkt hatte. Und das war erstaunlich.

Chase würde von Eve schon lernen wie es war zu lieben. Und Eve würde mehr Selbstbewusstsein aufbauen. Warum Erin sich Sorgen machte, wusste er nicht.

Er öffnete die Tür und trat ein.

Ihn empfing schon der Duft des Abendessens.

Erin hatte von den anderen Frauen das Kochen gelernt und er war immer noch erstaunt, wie selbst gezogenes Obst und Gemüse so lecker schmecken konnte. Er hatte zwar auch frische Lebensmittel bei den Drei bekommen, aber es war etwas anderes, wenn man das Zeug vorher selbst gesät, gepflegt und schließlich geerntet hatte.

Er zog seine Schuhe aus und lief in Socken Richtung Küche.

„Ich bin zu Hause, Erin!"

Das hörte sich für ihn immer noch seltsam an, aber auch irgendwie gut.

Es hatte sich langsam etwas zwischen Erin und Logan entwickelt. Er konnte nicht sagen, ob sie ein Paar waren, aber er mochte sie sehr und vermisste sie, wenn sie nicht in seiner Nähe war.

Einmal hatte er mit Derek darüber gesprochen.

Der hatte ihm erklärt, dass er sich wohl in Erin verliebt hatte. Aber durch Violas Erziehung konnten es die meisten von ihnen nicht einordnen. Dabei hatte Logan nicht einmal so etwas wie andere durchmachen müssen. Ihm hatte Viola die Liebe seiner Eltern ja suggeriert. Er sollte es eigentlich kennen, doch er hatte keine Ahnung davon.

Aber so lange Erin ihn nicht aus dem Häuschen jagte, war wohl alles gut. Sie mochte ihn wohl auch. Zumindest hielt sie es bei ihm aus.

Erin streckte den Kopf aus der Küche und lächelte ihn an.

„Sehr gut. Das Essen ist bald fertig. Du kannst dich noch duschen und dann ist es soweit."

Logan nickte und zog sein Hemd aus.

„Ich gehe heute Abend noch zu Phil. Ich möchte mir ein neues Buch ausborgen. Soll ich dir auch etwas mitbringen?"

Sie lächelte leicht.

„Ich würde gerne mitkommen. Ich will sehen, wie es Ginny geht. Sie wirkte das letzte Mal zwar nicht mehr so traurig, aber wir sollten trotzdem auf sie aufpassen. Es ist bestimmt nicht einfach, den Sohn zu sehen und ihn dann wieder ziehen zu lassen, ohne etwas zu sagen. Ich muss sagen, dass sie eine sehr starke Frau ist."

Logan nickte und ging ins Bad.

Er stellte sich vor dem Spiegel und fuhr sich mit der Hand über die Bartstoppeln.

Er hatte sich verändert. Nicht nur, dass er sich innerlich wohl fühlte. Auch körperlich hatte er sich verändert. Seine Schultern waren breiter geworden und er sah auch mehr denn je nach Mann aus. Vorher glich er eher einem Jungen, der ein Mann werden wollte, doch nun...zufrieden holte er seine Rasierklinge.

„Ich habe mir überlegt, ob ich mir nicht ein Bart stehen lasse!", rief er.

Nach einer Weile kam Erin ins Bad.

„Bitte?"

Er fuhr sich wieder über die Stoppeln. Er hatte sich am Morgen schon rasiert, aber das sah man nicht mehr.

„Schau doch mal. Heute Morgen war ich glatt und nur ein paar Stunden später sehe ich aus, als ob ich mich seit zwei Tagen nicht rasiert hätte. Da kann ich es auch gleich lassen!"

Sie drohte ihm mit dem Kochlöffel.

„Das wirst du nicht tun. Du rasierst dich, sonst werde ich dich nicht mehr küssen!"

Er hob lachend eine Augenbraue.

„Ach ja?"

Sie nickte ernst.

„Du kannst es gerne ausprobieren, aber ich will nicht, dass dein Bart meine Haut zerkratzt. Das ist mein letztes Wort! Ich mag keine Bärte!"

Sie verschwand wieder in die Küche und Logan begann grinsend sein Gesicht ein zu schäumen. Na gut. Er würde ihr den Gefallen tun. Irgendwann würde sie es vielleicht auch mal in Erwägung ziehen. Wenn er sie nur lang genug damit bearbeitete, dann würde sie es vielleicht auch einsehen. 



„Phil? Ginny? Seid ihr zu hier?"

Logan hob den Stoffvorhang zur Seite, der den Lehrraum von Phils Wohnung trennte. Seit der Ratsversammlung, bei der alle auf Chase herumgehackt hatten, war Ginny oft bei Phil zu finden. Sie war von einigen Leuten regelrecht angegriffen worden, weil sie Chase verteidigt hatte. Seit sie oft bei Phil war, hatte sich das etwas gelegt, aber sie war nicht glücklich hier im Vulkan.

„Wir sind in der Bibliothek!"

Logan und Erin folgten Phils Stimme.

Er saß inmitten der Bücher. Logan hatte keine Ahnung, woher er sie alle hatte, aber man hatte ihm erzählt, dass Phil früher in jungen Jahren oft wochenlang weg gewesen war. Wenn er dann wieder zurückkam, hatte er meistens mehrere Bücher und andere Schriftstücke dabei, die er aus den menschenleeren Städten mitgenommen hatte. Manchmal hatte er Gemälde mitgebracht, die früher wohl sehr berühmt gewesen waren. Picasso, Van Gogh...mit den ganzen Namen konnte Logan nichts anfangen. Nun lernte er. Mit jedem Buch, das er las, wuchs sein Wissen.

Die Welt beschränkte sich nicht mehr nur auf die beste Strategie, die man den Kriegern geben konnte.

Er lernte nun auch über die Vergangenheit, was ihm früher verwehrt worden war.

Erin küsste den alten Mann auf die Wange.

„Wie geht es dir heute, Phil? Wo ist Ginny?"

Er lächelte die junge Frau an.

„Sehr gut! Ich bin nur etwas traurig. Ich habe alle Bücher nun schon zum zweiten Mal gelesen. Es wird langweilig. Und Ginny ist in der Küche. Sie kocht schon wieder."

Logan stellte seine Bücher ins Regal und strich liebevoll über die Buchrücken.

„Wenn alles mal friedlich ist und wir keine Angst mehr haben müssen, dann werde ich los ziehen und dir neue Bücher besorgen!"

Phils Gesicht erhellte sich.

„Das würdest du tun?"

Logan nickte und holte sich ein neues Buch heraus.

„Natürlich! Ich will die alten Städte sehen und herausfinden, wie die Menschen früher gelebt haben."

Phil zuckte mit den Schultern.

„Ich denke, die Städte werden so langsam anfangen zu verfallen. Schade. Aber die Angst vor dem Virus hat die Menschen aus den Städten getrieben, was man ja verstehen kann!"

Er strich liebevoll über ein Buch.

„Aber ich fände es gut, wenn du meine Tradition weiterführen würdest."

Erin lachte leise.

„Darf ich auch ein Wort mitreden?"

Logan sah sie mit großen Augen an.

„Willst du nicht mitkommen?"

Sie nickte, kam auf ihn zu und küsste ihn leicht auf die Wange.

„Aber sicher! Jemand muss auf dich aufpassen!"

Sie lachten alle zusammen. Doch dann hörten sie Dereks Stimme. Sie klang ernst!

„Logan! Bist du hier?"

Logan bejahte und Derek kam in die Bibliothek.

„Hol deine Waffe! Es hat einen Überfall gegeben."

Logan fackelte nicht lange, ließ Erin los und holte Phils Waffe aus dem Schrank.

„Wo?"

Derek wischte sich über das Gesicht.

„Das neue Lager. Stephen hat Catrin in der Wüste gefunden. Sie ist schwer verletzt, aber sie wird überleben."

Logan nickte, küsste Erin hart auf den Mund und folgte dann Derek.

„Waren es Krieger?"

Derek zuckte mit den Schultern.

„Ich weiß es nicht. Wir müssen nachschauen! Catrin hat irgendetwas erzählt, was ich aber nicht glauben kann. Sie erzählte etwas von Monstern, die wohl alle mitgenommen haben. Und wer sich wehrte, wurde getötet! Wir sollten uns auf das Schlimmste gefasst machen!"

Gegen seine sonstige Gewohnheit ging Derek zu einem Schuppen. Derek wusste, was da drin war. Er hatte dort auch den klapprigen Pick-Up für Eve und Chase gestohlen.

Derek schnappte sich ein Motorrad.

„Eigentlich benutze ich sie ungern, weil ich Benzin sparen will. Aber heute muss es sein. Wir müssen so schnell wie möglich ins Lager und schauen, was noch zu retten ist!"

Logan nickte und nahm das zweite Motorrad.

Sie starteten die Motoren und fuhren in die Nacht. 


Victor robbte sich vorsichtig unter der Leiche hervor.

Seine Schulter war ausgekugelt und schmerzte höllisch. Verdammt, er hatte diesen Angriff nicht kommen sehen! Er hatte nicht einmal geahnt, dass man sie so schnell finden würde.

Aber das waren auch keine normalen Krieger, die sie angegriffen hatten. Das waren...Bestien. Anders konnte er sie nicht beschreiben.

Sie hatten schnell und zielorientiert angegriffen.

Die meisten von ihnen hatten sie nur ohnmächtig geschlagen und auf einen Lastwagen verfrachtet. Er war einer der wenigen gewesen, die sich gewehrt hatten. Er hatte dabei noch Glück gehabt. Der Kerl, der ihn angegriffen hatte, schlug ihm hart auf die Schulter und starrte ihn dann an. Victor hatte am Knacken gehört, dass er sich nicht mehr wehren konnte und erwartete den Todesschlag.

Doch der Kerl hatte ihn lange angestarrt.

Dann hatte er seinen Mund geöffnet.

Erst hatte Victor ihn nicht verstanden, doch nachdem der Kerl den Satz immer wiederholt hatte, war er dahinter gekommen, was er sagen wollte.

„Befehl! Meister! Wir müssen!"

Dann hatte er Victor geschnappt und unter eine Leiche versteckt. Er legte einen Finger auf seinen Mund.

„Ruhig. Nicht bewegen! Ich 12!"

Victor hatte erst nicht verstanden, was er mit 12 meinte. Doch dann fiel ihm auf, dass sich alle irgendwelche Zahlen zuriefen.

Diese Bestien hatten keine Namen. Sie hatten alle nur Nummern bekommen!

Er ächzte als er aufstand.

Das große Zelt glich nur noch einem Lumpen.

Die ganzen Gerätschaften waren zerstört worden. Es gab nicht viele Leichen, aber Victor betrauerte jeden Einzelnen von ihnen. Sie hatten nicht das Glück gehabt, lange in Freiheit zu leben. Aber er war sich sicher, dass sie es dennoch genossen hatten. Immerhin hatten sie sich gewehrt, weil sie klar denken konnten. Keiner von ihnen wollte wieder zurück.

Victor hatte verdammtes Glück gehabt.

Er hörte Motoren in der Ferne und versteckte sich wieder.

Verdammt!

Kamen sie etwa wieder zurück? Hatte dieser 12 ihn doch verraten?

Er beobachtete, wie sich Motorräder und zwei Lastwagen näherten. Erst als sie im Lager waren erkannte Victor, dass es Logan, Derek und die anderen waren.

„Hier!", rief er.

Derek kam auf ihn zugelaufen.

„Was ist passiert? Bist du verletzt?"

Victor nickte.

„Ja, meine Schulter ist ausgekugelt. Du musst sie mir wieder einrenken!"

Derek nickte und machte sich gleich ans Werk. Er stemmte einen Fuß an Victors Seite und den anderen an den Felsen, der hinter Victor war.

Die Schulter gab ein hässliches Geräusch von sich und der Schmerz übermannte Victor beinahe. Doch Logan fixierte seine Schulter und der Schmerz ließ langsam nach.

Victor holte tief Atem.

Logan hielt ihm eine Trinkflasche hin und er trank dankbar einige Schlucke.

Dann erzählte er, was er beobachtet hatte. Er ließ keine Kleinigkeit aus.

Alle hörten ihm zu, nur ab und zu hörte man ein Zischen.

„Sie scheinen alle nicht besonders mit Verstand gesegnet zu sein. Dieser Kerl...12...er sprach wie ein Kleinkind! Dennoch ließ er mich am Leben. Aber seine Worte. Als ob er mir irgendetwas erklären wollte. Dieser Meister...könnte das Travis sein?"

Logan lachte sarkastisch.

„Wer denn sonst? Wem würde es einfallen solche Männer zu züchten?"

Victor nickte.

Das stimmte. Aber nun mussten sie handeln.

„Sie haben die meisten mitgenommen. Wir müssen sie wieder holen. Ich ahne Schlimmes. Travis schmeißt uns nicht einfach so hinaus und lässt uns wieder holen. Ich denke, sie haben etwas anderes gesucht und die Falschen mitgenommen!"

Derek hob eine Augenbraue.

„Wie meinst du das?"

Victor zeigte auf das zerstörte Zelt.

„Sie haben schnell gehandelt. Und die, die sie mitgenommen hatten, leben. Noch. Ich denke, sie wollten eigentlich Rebellen. Travis hat uns untersucht und herausgefunden, dass wir nicht mehr in sein perfides Zuchtprogramm passen. Also sucht er neue Kandidaten. Ich habe keine Ahnung, was Travis macht, wenn er feststellt, dass er die Falschen hat."

Derek schnaubte.

„Stephen! Nimm das Motorrad und fahr Victor nach Hause. Wir suchen die anderen."

Victor schüttelte den Kopf.

„Oh nein! Ich werde mich nicht noch einmal feige verstecken. Ich will dabei sein!"

Er packte ein Gewehr und stand entschlossen auf.

„Auf geht's! Wir dürfen keine Zeit verlieren!"

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