3. Thema: Gegenwart oder Vergangenheit

Eine Frage, über die ich persönlich kaum nachdenken musste, war, in welcher Zeitform ich schreibe. In der Gegenwart, oder doch lieber in der Vergangeheit?

Grundsätzlich ist es so, dass die meisten Geschichten in der Vergangenheit erzählt werden. Der Erzähler beschreibt also, was bereits passiert ist.

Ein Beispiel:
Ich blickte ihn zweifelnd an. Ich wollte ihm glauben, wollte es wirklich, aber etwas in mir sträubte sich dagegen. Die Art, wie der Muskel unter seinem Auge zuckte, seine Hände, die miteinander rangen. Er log.

Auf der anderen Seite steht die Gegenwart. Der Leser ist mitten im Geschehen und sozusagen Live dabei. Diese Zeitform wird aber seltener verwendet.

Ein Beispiel:
Ich blicke ihm zweifelnd entgegen. Ich will ihm glauben, will es wirklich, aber etwas in mir sträubt sich dagegen. Die Art, wie der Muskel unter seinem Auge zuckt, seine Hände, die miteinander ringen. Er lügt.

Vielleicht sollte man sich hier erstmal wieder die Frage nach dem Genre stellen. Passt möglicherweise eine Zeitform besser zu einem Genre als die andere? Wie seht ihr das? Gibt es für euch Genre, bei denen ihr eine Zeitform angemessener findet?

Oder hat der Schreibstil etwas damit zu tun? Gibt es Schreibstile, bei denen eine Zeitform absolut unangemessen ist? Was meint ihr?

Wie alles andere haben auch die unterschiedlichen Zeitformen Vor- und Nachteile.

Wer seine Geschichte in der Vergangeheit schreibt, ist Herr über die Geschwindigkeit, mit der die Story erzählt wird. Man kann Längen und Zeitraffer einbauen, wie es einem beliebt. Außerdem lassen sich Details, die den Charakter der Protagonisten betreffen, easy einbauen. Man kann Hinweise streuen, die die Protagonisten zu diesem Zeitpunkt noch nicht begriffen haben, und damit Spannung aufbauen. Allerdings ist hier vor allem bei persönlichem Erzählen (siehe hierfür vorheriges Kapitel) gegeben, dass der Hauptcharakter überlebt. Wer würde sonst die Geschichte erzählen? Außerdem kann es schnell passieren, dass man als Autor in reines Erzählen verfällt, ohne der Geschichte Leben einzuhauchen.

Wer seine Geschichte stattdessen in der Gegenwart schreibt, schreibt garantiert lebhaft, da die Handlung realer und näher am Leser dran wirkt. Es ist zudem einfach, in der Gegenwart zu schreiben, da man sich nicht mit den Verben und ihrer Vergangeheitsform auseinandersetzen muss. Der Leser kann aber auch niemals mehr wissen, als der Protagonist, da ja beide die Geschichte im Prinzip gemeinsam erleben. Es ist schwieriger, den Charakteren Tiefe zu verliehen oder Spannung aufzubauen, da Spannung ja nur durch eine ungewisse Zukunft kommen kann.

Ich persönlich lese und schreibe lieber in der Vergangeheit. Nicht nur, weil es vertrauter ist, sondern auch, weil ich es angenehmer finde. Ich denke, man kann jede Zeiform für jedes Genre verwenden, aber vor allem bei Fantasy lese ich lieber in der Vergangenheitsform. Andernfalls fühlt sich die Geschichte für mich irgendwie nicht ganz richtig an. So habe ich mich auch nicht wirklich schwer mit der Entscheidung nach der Zeitform getan. Für mich stand schnell fest, dass ich meine Story in der Vergangenheit schreiben werde.

Wie war die Entscheidung für euch? Ist sie euch leicht gefallen, oder habt ihr lange damit gehadert? Überlegt ihr vielleicht immernoch? Wenn ja, dann können wir gemeinsam überlegen, was für euch und eure Geschichte besser passt. Also scheut nicht davor, um Hilfe zu fragen.

Denkt dran, immer nett und lieb zu einander zu sein und Kritik sachlich zu formulieren. Wir wollen hier keine Stänker haben.

Anregungen oder Wünsche könnt ihr mir gerne entweder in die Kommentare schreiben oder mir per Privatchat schicken.

Möge das Schreiben stets mit euch sein!

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top