Kapitel 31: Rose
Es war ein komisches Gefühl als wir gestern mit der Kutsche in den Schlosshof gefahren sind.
Ich schaute aufgeregt aus dem Fenster und hätte fast wie ein kleines Kind meine Nase an dem Glas platt gedrückt, konnte mich aber beherrschen.
Nachdem wir von einer Frau und sehr viel Personal empfangen wurden, brachte man uns in unser Schlafgemach.
Ach, was sage ich da?! Es ist fast eine Wohnung für sich.
Das Schlafzimmer ist so groß wie ein Wohnzimmer und ein großes Schlafzimmer aus London zusammen.
Direkt anschließend ist ein halb so großes Badezimmer. Alles ist mit wunderschönem Stuck besetzt und bis ins Detail verziert.
In unserem Zimmer steht ein riesiges, sehr hohes Himmelbett, ein Schreibtisch an der großen Fensterfront und einen großen Kleiderschrank.
Unser Gepäck war auf mysteriöse Weise schon auf unserem Zimmer und wartete darauf ausgepackt zu werden.
Als erstes aber wollte ich nach der anstrengenden Reise mich waschen und baden.
Die vier Zofen, die mir vom Palast zugewiesen wurden, wuschen mich und ölten mein Körper mit gut riechendem Rosenöl vorsichtig ein. Sie behandelten mich, als wäre ich das Kostbarste auf der Welt und als könne ich ganz leicht zerbrechen.
Danach brachten sie mir ein wunderschönes dunkelblaues Abendkleid, dass die Königin anscheinend mit noch ganz anderen Kleidern für mich hat machen lassen.
Es passte wie angegossen und auch das teure Korsett passte wie zugeschnitten.
Mein dunkelbraunes Haar wurde mir halb offen frisiert und fiel in leichten Locken um meine Schultern.
Ich betrachtete mich in dem großen Spiegel im Badezimmer und staunte, wie weich sich der teure Stoff anfühlte.
Ich hatte immer gedacht die reichen Leute müssten den teuersten aber unbequemsten Stoff tragen.
Ich trat aus dem Badezimmer und atmete sofort den wohlbekannten Duft von Arthurs Parfum ein.
Er stand an der Fensterfront und musterte mich mit einem leichten Lächeln auf den Lippen.
„Du bist wunderschön.", meinte er, stieß seinen Körper von der Scheibe ab und schritt auf mich zu.
Er hatte eine Uniform an, die anscheinend zu seinem Prinzenleben gehörte.
Auf seiner Brust prangten ein paar Abzeichen, aber nicht viele.
„Bist du soweit?", fragte er mich und erinnerte mich somit daran, dass ich gleich seine Familie kennenlernen würde. Die Königsfamilie von Monaco.
Mein Atme wurde schneller und flacher und ich fing an nervös auf meiner Unterlippe zu rumzukauen.
Arthur grinste mich an, nahm mein Gesicht in seine Hände und küsste mich.
„Sei nicht aufgeregt. Sie werden dich bezaubernd finden. So wie jeder, den du begegnest.", flüsterte er mir zu.
Ich musste kichern.
„Ich liebe dich.", sagte ich und merkte wie ernst ich auf einmal war.
„Ich liebe dich auch."
Und dann nahm er meinen Arm und wir gingen in den Festsaal.
Die Tore waren weit geöffnet und rechts und links des Eingangs stand jeweils eine Wache, die stur geradeaus starrte.
Anscheinend hatte Arthur gemerkt wie nervös ich war, denn er versuchte mich mit einem kurzen Händedruck aufzumuntern. Aber ich merkte auch, dass er ebenfalls angespannt war.
Er warf mir noch ein schnelles Lächeln zu und trat dann mit mir an der Hand selbstbewusst ein.
Der Festsaal war wunderschön geschmückt. An der einen Seite des Raumes sah man ein aufgebautes Buffet und in der Mitte des Saales stand eine lange Tafel mit insgesamt neun Plätzen.
Weiter hinten sah man eine Couch und ein paar Sessel mit kleinen Tischchen, die mit Teegeschirr gedeckt waren.
Und von genau dort hinten starrten uns eine Gruppe von Menschen an.
Ein Mann und eine Frau konnte ich direkt als das Königspaar definieren. Man erkannte sie unschwer an den Kronen.
Beide sahen sehr nett aus, auch wenn ich im Blick der Königin mehr Liebe erkennen konnte.
Neben der Königin saß ein junger Mann, der ungefähr so alt war wie Arthur oder vielleicht etwas jünger.
Sein jüngerer Bruder James wahrscheinlich. Während der Reise hatte ich Arthur mit Fragen nach seiner Familie bombardiert und war nun Spezialisten.
Neben diesem saß eine junge Frau. Sie war wunderschön.
Ihr dunkelblondes Haar war in einem geflochtenem Zopf, der ihr den Rücken hinunterfiel, gefangen. Ich wusste nicht wer diese Frau sein sollte, aber aus Arthur Blick bekam ich keine Antworten. Dieser hatte sich mit dem von seiner Mutter verflochten.
Über die anderen Personen konnte ich mir keine weiteren Gedanken machen, da Arthur mich mit sich zog. Als er angefangen hatte auf die Leute zuzugehen hatte ich mich zuerst erschrocken, da er immer noch meine Hand hielt, aber jetzt lief er langsam und beachtlich auf sie zu.
Als wir nur noch ein- zwei Meter von der „Teeecke" entfernt waren, blieb Arthur stehen und starrte weiter geradeaus.
Dann lächelte er plötzlich und schaute sich nacheinander jedes Gesicht an.
„Arthur... Schön, dass du da bist.", sagte sein Vater mit starker Stimme, stand auf und umarmte Arthur.
Arthur war anscheinend überrascht über dieses Verhalten, aber löste sich nicht aus der herzlichen Umarmung.
Mit dieser ersten Begrüßungsgeste, war anscheinend das Eis gebrochen, denn die Königin stand auf und begrüßte ihren Sohn ebenfalls.
Ihr rollten ein paar Tränen über die Wangen und auch Arthur hielt sie anscheinend zurück.
Ich stand bisher nur daneben und schaute zu, aber das machte mir nichts.
Nacheinander kamen alle, nach seinen Eltern noch sein Bruder und seine Großeltern väterlicherseits, um Arthur zu begrüßen.
Schließlich stand James erneut auf und half der hübschen Dame hoch.
„Das ist Chloé, meine Partnerin."
Die hübsche Dame machte einen Knicks und Arthur gab ihr einen Handkuss.
Dann ergriff Arthur das Wort: „Ach... fast hätte ich es vergessen!" Er zeigte lachend auf mich.
Ich errötete und alle anderen lachten mit Arthur über seine Albernheit. „Das ist Rosemarie Brandon, meine Partnerin."
Auch ich knickste und sagte: „Guten Tag. Bitte nennen sie mich Rose."
Kurz darauf kamen die Leute zu mir, begrüßten mich mit Handkuss, Händedruck oder, wie bei der Königin es der Fall war, mit einer Umarmung.
Wir setzten uns alle, redeten über die und das und tranken reichlich Tee.
Irgendwann kam das Gespräch auf mich und Arthurs Vater fragte mich: „Was ist mit Ihnen, Rose. Was machen sie denn in ihrer Freizeit?"
„Meistens lese ich, unternehme etwas mit meinen Freundinnen oder spiele Cricket."
„Cricket?!", rief er erfreut aus und schaute zu Chloé.
„Dann haben wir ja noch eine leidenschaftliche Cricketspielerin in der Familie. Oh...pardon... zukünftig natürlich wahrscheinlich in der Familie..."
Alle lächelten über diesen Fauxpas hinweg.
„Wie wäre es dann mit morgen Mittag? Ein Cricketspiel im Schlossgarten?", schlug James vor und ich schaute zu Arthur, was er dazu meinte.
„Das wäre schön. Dann können wir ja sehen, ob du dich über die Jahre hinweg verbessert hast oder ob ich dich immer noch genauso leicht schlagen kann wie früher.", erwiderte Arthur und machte es offiziell.
Wir würden morgen mit der Königsfamilie Cricket spielen.
Dann redeten wir wieder hin und her und wurden irgendwann zum Essen an die große Tafel gerufen.
Wir setzten uns. Der König an dem einen und dessen Vater am anderen Tischende.
Rechts von beiden saßen die jeweiligen Ehefrauen dazu. Neben Arthurs Mutter saß ich und neben mir Arthur selbst.
Auf der anderen war es genauso mit James und Chloé. Nur, dass neben Chloé noch ein Platz frei war.
Anscheinend wusste jeder, wo er hinmusste, nur ich wusste nicht genau wo mein Platz war, weshalb ich einfach hinter Arthur hergelaufen war.
Wir tranken schon eine Weile den Aperitif, als plötzlich ein Mädchen, im Alter von ungefähr fünfzehn Jahren in den Festsaal kam. Sie hatte ein sehr schönes, hellblaues, trägerloses Kleid an, dass mit viel Sitze verziert ist.
Sie setzte sich auf den freien Platz neben Chloé und schaute mich direkt an.
Ihre großen Augen hatten sehr warm gewirkt, aber als sie mich so direkt anschaute, fühlte ich mich plötzlich unwohl.
Wer war dieses Mädchen? Es musste ja zur Königsfamilie gehören, sonst würde es ja nicht hier sitzen.
Ich schaute verwirrt zu Arthur und er sagte schnell: „Ach... Rose, darf ich vorstellen? Das ist meine kleine Schwester Carolyn."
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top