Kapitel 29: Sofie
Das Rendezvous am Sonntag mit Henry war einfach perfekt gewesen.
Bettina, die Gute, hatte den Tag über Robert, Henrys Sohn, zu sich genommen und war mit ihm im Streichelzoo. Timothy war, glaube ich, auch dabei gewesen. Aber auf jeden Fall wusste ich, dass Robert nachmittags, als Henry ihn abgeholt hatte, sehr glücklich war.
Henry und ich hatten uns seit dem fast jeden Tag getroffen.
Und heute Mittag, es war Donnerstag, war mir aufgefallen, dass ich nächste Woche Dienstag Geburtstag habe.
Durch die ganze Aufregung mit Henry und der Reise war mir das gar nicht aufgefallen. Das hieße ich würde meinen Geburtstag nicht zuhause feiern!
Oder wollte ich überhaupt feiern?
Es war kein runder oder besonderer Geburtstag, ich wurde nur 23 Jahre alt.
Aber ich glaube, es wäre schön, wenn wir mal wieder alle zusammen kommen und Spaß zusammen hätten. Vielleicht könnte ich bis dahin Henry schon als meinen Partner vorstellen...
Ich beschloss also, dass ich meinen Geburtstag feiern würde.
Ich ging direkt zur Rezeption, um zu fragen, ob man den Festsaal für Dienstagabend reservieren könnte und ob man ein Buffet bestellen könnte.
Die Reservierung wurde gemacht und ein Buffet wurde organisiert. Ich sollte nur noch auf einem Zettel die Speisen, die ich haben wollte, ankreuzen.
Ich setzte mich direkt in den Salon und versuchte schon einmal so viel wie möglich zu organisieren.
Plötzlich hatte mich der Eifer gepackt und ich kritzelte schnell auf ein Stück Papier was ich noch alles besorgen und organisieren müsste.
Irgendwann bestellte ich eine Tasse Tee und ließ nach Catherine, eine meiner besten Freundinnen, rufen.
Sie kam und half mir bei allem.
„Hast du schon eine Gästeliste geschrieben?", wollte sie dann von mir wissen.
Die Gästeliste! Die hatte ich total vergessen!
„Nein, aber die muss ich auch noch machen."
Schnell schrieb ich „Gästeliste" und „Einladungen" auf meine Liste.
Ich schrieb gerade in Form eines Briefes die Bestellung für die Blumen. Ich würde einen Boten schicken, der dem Floristen den Brief übergeben solle.
Catherine war gerade noch dabei die restliche Dekoration zu organisieren.
Ab und zu nippten wir beide an unseren Tassen.
Wir waren so ein gutes Team, dass wir uns sogar noch ein Motto überlegt hatten, damit es nicht nur so ein langweiliger Ball würde, wie es alle waren.
Das Motto war: „Maskenball"
Das gab es bei uns noch nicht so oft, weshalb es auch nicht zu langweilig war.
Und was noch passender war, dass wir in Paris waren. Hier gab es bestimmt hunderte von begabten Schneidern, die auch Masken herstellen konnten.
Also fing ich an einen Entwurf für eine Einladung zu kreieren:
„Maskenball"
Ist das Motto für den Ball am Dienstagabend ab 19:00 Uhr im Festsaal des Hotels „L'etoile de rose" (= „der Rosenstern").
Mein 23.Geburtstag ist der Grund des Balles.
Ich freue mich auf Ihr Kommen.
Freundlich Grüße, Sofie Thorndike
Und vorne auf das Kuvert würde ich mit Schönschrift den Namen des Empfängers schreiben und ein Bild einer Maske würde auf die Rückseite der Einladung gemalt werden.
Catherine war mit Entwurf einverstanden und schlug vor, Charlotte die Maske malen zu lassen.
Jeder wusste, dass Charlotte in ihrem Atelier Bilder herstellte, die sonst kein anderer zu malen wagte. Sie hatte so großes Talent, weigerte sich, warum auch immer, strickt gegen eine Ausstellung.
Und so ließen wir noch nach Charlotte rufen, die glücklicherweise auch Zeit hatte und sich direkt an die Arbeit machte und in ihrem Zimmer verschwand.
So saßen Catherine und ich dann den ganzen Tag an unseren Unterlagen und bereiteten den Ball vor.
Als wir soweit fertig waren, verabredeten wir uns für Dienstag um 12:00 Uhr, damit wir noch einmal durchgehen könnten.
Einen Tag später.
Charlotte kam ganz aufgeregt zu mir und hielt mir stolz ein kleines Tütchen vor die Nase.
„Da habe ich die ganze Nacht drangesessen!"
Sie grinste mich an und ich warf einen Blick in das Tütchen. Die Einladungen!
Alle lagen sie schön auf einem Haufen und sahen noch besser aus, als ich mir vorgestellt hatte.
„Ich habe mir erlaubt, auch noch den Text darauf zu schreiben. Ich dachte, dann hast du nicht mehr so viel zu tun."
Ich strahlte sie an und fiel ihr um den Hals.
„Oh Dankeschön!"
„Keine Ursache!"
Und dann hatten wir die Einladungen noch selbstständig vor die Zimmertüren verteilt.
Wir hatten an der Rezeption eine Liste bekommen, auf der alle Namen und Zimmernummern standen, weshalb alles ziemlich schnell ging.
Danach lud ich Charlotte und Catherine noch auf ein Stück Kuchen ein. Sozusagen als Dankeschön.
Emily
Ich hatte eine Einladung bekommen. Zu Sofies Geburtstagsball.
Ich hatte mich sehr gefreut, aber im nächsten Moment fiel mir ein, dass ich noch jemanden finden, der mit mir zu diesem Ball gehen würde. Es wäre sehr peinlich, würde ich ohne Begleitung eintreffen.
Alle Männer, die von unseren Freunden dabei sind, waren bereits vergeben, was bedeutete, dass ich jemanden Fremden kennenlernen und ihn bitten müsste, mit mir zu diesem Ball zu gehen.
Aber wo könnte ich so jemanden kennenlernen?
Ich wusste es schlichtweg einfach nicht.
Ich sollte vielleicht einfach mal durch die Straßen laufen und warten, bis mich jemand ansprechen würde.
Dann könnte ich auch direkt selbst einen Schneider auffinden, der mir ein Ballkleid und eine Maske machen würde.
Arthur
Wir trafen wie geplant zum Tee in Monaco ein.
Am Hafen wartete bereits die königliche Kutsche, die uns zum Schloss bringen würde.
Die ganze Zeit hielt ich Roses Hand und war sehr erleichtert, dass sie solche Zärtlichkeit zuließ. Auch, dass ich sie vor unserer Abfahrt hatte küssen dürfen.
Wir fuhren durch das bereits geöffnete Metalltor und durchquerten den riesigen Hof.
So vieles hatte sich in den letzten zwei Jahren geändert.
Inder Mitte des Hofes war nun ein kleiner Kreis mit Rosen und Büschen bepflanzt worden.
Das große weiß-beige Gebäude war wie ein U gebaut, aber das kannte ich bereits.
Ich schaute zu Rose zu meiner Linken und sah, dass sie die Augen staunend aufgerissen hatte.
Ich drückte leicht ihre Hand und sie schaute mich an.
Ich lächelte sie an und sie lächelte zurück.
Sie würde gleich meine Familie kennenlernen.
Und meine Eltern wollten mir etwas Wichtiges mitteilen. Was das wohl war?
War etwa jemand gestorben? Etwa Carolyn?
Die Kutsche hielt direkt vor dem Eingangstor und der Fahrer öffnete die Tür der schwarzen Kutsche.
Ganz vornehm hatte er eine schwarze Hose, Jackett und Fliege an. Ein weißes Hemd und weiße Handschuhe rundeten das Gesamtbild ab.
Ich stieg aus und reichte Rose meine Hand. Sie ergriff sie dankbar und stieg ebenfalls aus.
Die schweren Türen waren weit geöffnet und auf jeder Seite der Tür standen ungefähr jeweils zehn Angestellte.
Alle waren in schwarz-weiß gekleidet. Männer und Frauen.
Und aus dem Gebäude heraus kam eine Frau, die sehr wichtig aussah, aber ganz sicher niemand meiner Familie war.
Sie trat auf uns zu und verbeugte sich tief. Die Nagestellten machten es ihr nach.
„Willkommen, Prinz Arthur von Monaco."
Rose fing bei meinem Titel an zu kichern und die Frau warf ihr einen merkwürdigen Blick zu.
„Ich begrüße sie hiermit im Schloss der Königsfamilie. Auch sie, Miss Rosemarie Brandon, begrüße ich herzlich."
Wieder eine Verbeugung für Rose.
„Das Königspaar und Familie erwarten sie im Festsaal. Der König hat sich erlaubt, einen Empfang für sie zu organisieren.
Da sie sich bestimmt vorher etwas frisch machen möchten, bevor sie dem König und der Königin gegenübertreten, erwarten wir sie in einer Stunde im Festsaal."
Ihr Blick huschte von mir zu Rose.
„Außerdem habe ich mir erlaubt, für sie ein Doppelzimmer herzurichten. Ist das ein Problem?"
„Nein, das ist in Ordnung.", sagte ich und blickte zu Rose die nur lächelte.
„Ich werde sie nun in ihr Zimmer führen."
Ich nickte und wir folgten der Frau, die sich immer noch nicht vorgestellt hatte.
Wir gingen Treppen hoch und lange Gänge entlang und alles erinnerte mich an meine Kindheit, in der ich hier gefangen war.
Aber jetzt fühlte ich mich nicht mehr eingesperrt. Sondern frei. Weil Rose bei mri war.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top