Kapitel 25: Elisabeth


Ich kam in Paris an und war als erstes von den wunderschönen Häusern begeistert. Ich bat den Kutscher mir den Weg zum Hotel zu erklären. Danach stieg ich aus und lief das letzte Stück. Ich beobachtete die Häuser, die Menschen, die sich angeregt in einem wilden französischen unterhielten und begutachtete die Vorgärten.
Der Kutscher fuhr mein Gepäck zum Hotel und war ungefähr zwanzig Minuten vor mir am Ziel.
Ich schlenderte auf das große, weiße Haus zu und schaute es mir genau an. Die großen Fenster machten einen guten Eindruck und ich überlegte mir, in welchem Zimmer ich wohl nächtigen würde.
Der Kutscher meinte, er hätte das Gepäck bereits auf mein Zimmer bringen lassen und stellte mich einem Dienstmädchen vor, dass sich mit einem auswendig gelernten Satz auf Englisch mir vorstellte: „Guten Tag, Miss. Ich bin Jaqueline, ihr Dienstmädchen." Man hörte den französischen Akzent und ich sah, dass sie rot wurde und hoffte, dass sie alles richtig gesagt hatte.
„Guten Tag, Jaqueline. Mein name ist Elisabeth."
Begrüßte ich sie auf französisch und trat in die lichtüberströmte Eingangshalle.
„Hier rechts ist der Salon und direkt daneben das Raucherzimmer.", sie zeigte auf eine große Glastür zu unserer Rechten, „Auf dieser linken Seite sehen sie das Büro des Hotelleiters.", sie zeigte auf eine kahle Holztür links neben uns, „Wenn sie nicht die Treppe hochgehen, sondern um diese herumgehen finden sie hinter der Treppe einen Gang, in dem sich ein paar Zimmer für die Arbeiter befinden. Aber nicht für alle", diesmal zeigte sie hinter die breite Treppe, die den Blick des Betrachters als erstes auf sich zieht. Sie war weiß und anscheinend aus Marmor gebaut.
„ Nun gehen wir hoch. In den weiteren Stockwerken befinden sich die Zimmer unserer Gäste. Ihr Zimmer liegt im Dachgeschoss, wenn es recht ist."
Ich nickte und wiederholte noch einmal im Kopf, was sie gesagt hatte. So gut konnte ich nun doch nicht französisch sprechen.
Irgendwann kamen wir schließlich in meinem Zimmer an.
Ein Wort beschrieb dieses Zimmer genau. Perfekt.
Es war genau in meinem Geschmack eingerichtet. Das Fenster war direkt gegenüber der Tür. Das Bett stand rechts neben der Tür in der Ecke und daneben war ein großer Kleiderschrank. Auf der linken Seite des Zimmers befand sich eine kleine Kommode und ein schönes Bücherregal.
Jaqueline half mir beim Einräumen.
Zum Tee ging ich dann in den Salon und traf dort auf Emily, Bettina und Charlotte.
Wir begrüßten uns und die drei erzählten mir,  was gestern, als ich noch nicht in Paris war, passiert war.
Eigentlich nichts besonderes, aber Rose verhielt sich anscheinend komisch. George und Catherine waren wieder glücklich zusammen und freuten sich auf ihr Kind.
Wir diskutierten darüber, ob es gut war nichtverheiratet ein Kind zu bekommen.
Ich war dafür. Man sollte so etwas wunderbares wie ein Kind nicht bis ins Detail planen und den Moment kommen lassen, wie er eben kommt. Und wenn es sich gut und richtig anfühlt, sollte man sich von nichts aufhalten lassen.
Ich beneidete Catherine aber auch irgendwie. Es war zwar nicht geplant, aber einfach so  ein Kind zu bekommen, brauchte schon Mut.
Und einen Mann. Schmerzhaft dachte ich an Will. Ich würde ihm hier begegnen und meine Reise durch Deutschland hatte den Schmerz nicht ganz  verschwinden lassen. Sie hatte ihn verkleinert, aber da war er immer noch. Und das merkte ich genau in diesem Moment, als ich an ihn dachte.


Catherine

Ich war wieder glücklich. Mit George. Wir liebten uns und planten unsere Zukunft. Es könnte nichts besser laufen. Wir waren in Paris. Wir liebten uns. Und wir erwarteten ein Kind.
So gut wie mir, ging es Rose aber nicht. Sie hatte Probleme mit Arthur und brauchte mich jetzt dringender denn je. George wollte mich morgens kaum aus dem Bett lassen, da er wusste, dass ich den ganzen Tag bei Rose sein würde. Er war eifersüchtig. Ich lächelte darüber und widmete meine Aufmerksamkeit Rose.
Arthur hatte sie angelogen. Bis in die letzte Ecke über seine Vergangenheit.
Er war Thronfolger Monacos! Und dass hatte er ihr verschwiegen! Nur weil er Probleme mit seiner Familie und der Thronfolge hatte! Wie egoistisch konnte man denn nur sein?!
Und jetzt grübelte Rose jeden Tag darüber, was sie tun sollte. Sie konnte sich nicht von ihm trennen, weil sie ihn liebte. Das hatte sie selbst gesagt.
Aber sie konnte ihm auch nun nicht ohne weiteres weiter so vertrauen.
Es war eine ausweglose Situation. Entweder sie verzeiht Arthur und vertraut ihm immer ein bisschen mehr oder sie trennt sich von ihm und wird lebenslang unglücklich. Entweder oder! Ich wusste jetzt schon, dass Rose sich für die erste Möglichkeit entscheiden würde, aber sie musste es selbst glauben und wollen. Deswegen tat ich nun so, als würde ich grübeln. Ich half ihr ein bisschen auf die Sprünge und zählte die guten Dinge an Arthur auf. Die Dinge, die sie so liebte und weshalb sie sich erst überhaupt in ihn verliebt hatte. Sein Charme, sein Humor, seine Liebenswürdigkeit, seine Zärtlichkeit, seine Feinfühligkeit, seine Liebe zu ihr...
Am Ende waren wir ein Stück weiter und ich schätzte, dass wir noch morgen ein bisschen grübeln würden und dann würde Rose wissen, was sie wollte. Vielleicht würden ihr auch noch ein paar Dinge einfallen. Was wusste denn ich...?

Sofie

Wir hatten einfach nur dagesessen und Kuchen gegessen. Ich hatte noch Earl Grey getrunken und er grünen Tee. Der kleine Junge, saß zwischen uns und mampfte geräuschvoll seine Käse-Sahen-Torte und schlürfte heiße Schokolade.
Immer wieder lächelten Henry und ich uns an. Er erzählte mir, dass er und Robert in New Orleans wohnen, aber umziehen wollen, da Henrys Junggesellenwohnung zu klein für die beiden sei.
Wir redeten über dies und das, aber vor allem über unsere Leben.
Und dann, dann kam der beste Teil des Nachmittags. Er fragte mich, ob wir uns wiedersehen könnten. Ich bejahte und wir verabredeten uns für Sonntag nach dem Gottesdienst. Wir würden spazieren gehen. Mit Robert. Ich mochte den Kleinen, aber bei einem Rendezvous störte er ein bisschen. Vielleicht könnte eine meiner Freundinnen auf ihn aufpassen...
Ich sagte ihm, in welchem Hotel ich wohne und er versprach mir, er würde mich Sonntag um elf Uhr abholen.
Wir gingen jeder seine Wege und ich grinste wie ein Honigkuchenpferd.
Henry war so anders als die Männer mit denen ich mich sonst traf. Er war so witzig, aber dennoch klug. Er wusste was er tat, wahrscheinlich da er schon einen Sohn hatte. Ich fühlte mich bei ihm wie eine wahre Dame. Ich fühlte mich erwachen.
Das mit Henry könnte etwas Schönes werden. Etwas sehr schönes. Etwas, dass schon jetzt so ausgereift war und ich wusste, dass es eine tiefe Verbindung zwischen uns gab. Wenn er diese Verbindung nicht spürte, wüsste ich auch nicht weiter...

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Wieder einmal Ferienzeit für „Wir in der großen weiten Welt"... Vom 20.08 bis zum 27.08. 2016 bin ich in Frankreich und kann deswegen nicht mehr schreiben.
S.

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