Kapitel 22: Rose
Ich stand oben auf dem Deck und schaute in denn hell werdenden Himmel. Die Sterne waren schon fort aber man spürte noch die Nacht ausklingen.
Arthur war es zu kalt hier oben und war lieber mit Will, Timothy, George und Mister Hadley, unserem ehemaligen Privatlehrer, im Rauscherzimme, um eine Zigarre zu paffen.
Mir wurde von dem süßen Geruch der Zigarren schlecht, weshalb ich lieber nach hier oben gegangen war.
Ich zog meine Strickjacke etwas enger um mich, als der kalte Wind an mir streichelte.
Mein braunes Haar hatte sich aus den kleinen Klämmerchen gelöst und wehte nun im Wind.
Die rauschenden Wellen gaben mir ein Gefühl von Geborgenheit und ich schlang die Arme um meine zittrigen Körper.
„Was machst du denn hier?", fragte eine zarte Stimme hinter mir. Bevor ich mich umdrehte wusste ich, dass Catherine zu mir an Deck gekommen war.
Sie stellte sich zu mir ans Geländer und schaute auf die weiten Wellen des Meeres.
„Wie geht es dir?", fragte ich sie und betrachtete sie von der Seite.
„Wie soll es mir denn gehen? George hat noch nicht danach ausgesehen, als würde er wieder mit mir zusammen sein, ich kam unter anderem dank dir aus der Irrenanstalt, bin schwanger, werde eine alleineerziehende Mutter und ich bin die skandalöseste Frau von ganz England."
Sie sah mich traurig an.
„Ach, Catherine, es tut mir so Leid!", fing cih an zu schluchzen und fiel ihr um den Hals.
„Aber was sollte dir denn leid tun, Rose? Du bist der Grund, warum ich wieder frische Luft atmen kann."
Sie tätschelte meinen Rücken.
„bin ich eine schlechte Freundin?", fragte ich sie aufrichtig und schaute ihr in die Augen.
„Nein, wieso solltest du, Liebes?", sagte sie sichtlich schockiert.
„Naja, du warst als Letztes vor deinem... Versuch... naja..."
„mich selbst umzubringen?", half sie mir.
Ich nickte. „Da warst du als Letztes bei mir und ich mache mir solche Vorwürfe. Ich meine ich hätte es merken müssen und dich abhalten können. Aber nein, ich war zu blind dazu." Wieder schluchzte ich.
„Rose, das alles hatte nichts mit dir zu tun! Hör auf dir so etwas einzureden! Du bist meine beste Freundin und du konntest nichts dafür. Außerdem wird so etwas nie wieder vorkommen. Es war eine Kurzschlussreaktion meinerseits. Und jetzt...", sie nahm meine Hand, „Jetzt freue dich auf Paris. Ich bin so glücklich, dass meine Mutter mir erlaubt hatte, dass ich mitkommen darf!"
Sie lachte und ich lachte mit.
„Es wird seine erste Reise.", bemerkte ich und zeigte auf ihren Bauch.
„Stimmt! Das ist mir noch gar nicht aufgefallen!" Sie lachte so herzlich, dass ich einfach nicht anders konnte, als glücklich zu sein.
„Und das mit George...das wird schon wieder.", meinte ich und drückte aufmunternd ihre Hand.
Charlotte
Er kam gerade aus dem Raucherzimmer und stieß ganz heftig mit mir zusammen. Mein Kopf pochte.
„Oh mein Gott! Alles okay bei dir?", fragte er. „Ich nickte und hielt mir meinen schmerzenden Schädel.
„Komm, setze dich. Ich gehe Eis holen! Warte, ja?"
Und schon war er weg.
Ich ließ mich nicht gerade damenhaft auf einen Stuhl plumpsen und wartete auf Will.
Im nächsten Moment sah ich ihn und seine verwuschelten Haare auf mich zu eilen. Er legte mir ein Küchentuch, das voller Eiswürfel war, genau auf die schmerzende Stelle.
Während dieser Geste berührte seine andere Hand meinen Oberarm. Nur ganz sacht und doch löste es in mir eine Gänsehaut aus.
Er setzte sich auf einen Stuhl neben mir und hielt das Tuch die ganze Zeit an meinen Kopf gedrückt. „Wir wollen doch nicht, dass dein schöner Kopf von einer Beule verunstaltet wir, oder?", meinte er zu mir wie zu einem kleinen Kind. Ich schüttelte den Kopf und er musste grinsen.
Eigentlich hätte ich das Tuch mit den Eiswürfeln auch selbst heben können, aber anscheinend wollte Will das machen und mich störte es nicht seine Hand auf meinem Kopf zu wissen. Im Gegenteil: Ich fand das ganz schön.
Ich schaute ihn an und ertappte ihn dabei, wie er mich beobachtet hatte. Sofort drehte ich mich errötet weg und auch er schien weg zu schauen, da seine Hand verrutschte.
„Geht es wieder?"; fragte Will sehr neutral.
„Ja, es ist wieder gut, danke.", erwiderte ich genauso kühl.
„Dann kann ich ja wieder gehen, oder?", fragte er plötzlich und stand auf. Das Küchentuch mit den Eiswürfeln drückte er mir in die Hand und ging weg. Einfach so. Ohne noch etwas zu sagen.
Hatte ich etwas falsch gemacht?
Was war sein Problem?
Ich drückte mir etwas zu fest das Tuch auf meine schmerzende Stell, so dass ich kurz und lese wimmerte.
Wieso hatte ich mich so wohl und beschützt bei Will gefühlt? Und wieso war er so abrupt gegangen? War es deswegen, weil ich bemerkt hatte, wie er mich angeschaut hatte? Aber das war doch nichts Schlimmes!
Ich merkte wie mir die Tränen kamen und ich wusste nicht einmal wieso.
Frustriert ging ich zu meinem Platz, an dem meine zwei Zofen saßen, strickten und lasen. Dieser Anblick beruhigte mich etwas, weshalb ich beschloss noch etwas zu schlafen.
Elisabeth
Morgen würde ich in Paris ankommen, was bedeutete ich hatte heute noch den ganzen Tag Zeit und musste morgen früh mit der Eisenbahn nach Frankreich reisen. Wie ich Eisenbahnen verabscheute! Sie dampften, machten einen riesen Lärm, waren hässlich und stanken. Aber was sollte man machen?
Ich betrat die Kirche und stand in einem riesigen Raum, der Decken hatte, die so hoch wie ein Haus und wunderschön bemalt waren. Ich schlenderte staunend an den hohen Wänden und Malereien vorbei und blieb vorne bei der Mutter Gottes stehen, um sie genauer zu betrachten. Sie war wunderschön dargestellt.
Ihr Haar verschwand unter einem roten Tuch und in den Armen hielt sie den lachenden Jesus. Der Sohn Gottes. Mein Herzensretter.
Er hatte meine Seele gerettet und bekehrt. Nachdem ich so in Trauer versunken war, weil Will mich nicht gewollt hatte, hatte Jesus oder Gott mich gerettet. Hatte mir Licht gezeigt und zum Glauben gebracht.
Seit dem Tage an hatte ich den Beschluss gefasst, die Kirchen in anderen Länder zu besichtigen. Deswegen war ich nun in Deutschland. Ich wollte von Kirche zu Kirche reisen, an Gottesdiensten teilhaben und den Glauben leben.
Der Glaube war das Einzige auf das ich mich zurzeit verlassen konnte.
************************************Hey, ich habs doch noch geschafft heute ein Kapitel zu schreiben. Vielleicht, wenn mir noch langweilig ist, schreibe ich heute noch eines, aber ich kann nichts versprechen.
S.~
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