Prolog

Die kalte Seeluft streifte sein Haar, während sich zwei Arme um seinen Oberkörper schlangen. "Ich kann es immer noch nicht glauben, dass wir mit einem Schiff segeln. Das ist so aufregend."

Jack nickte und lächelte dabei. "Fliegen ist dann doch etwas anders, aber so ist es gemütlicher." Bastian löste sich darauf hin, schnappte sich Jacks Hand und zog ihn lachend mit sich. "Ich hab eine mega coole Idee." Überlegend, was sein Freund jetzt wieder vorhatte, ließ er sich mitreißen und das bis vor zum Bug, wo Basti ihn schließlich losließ. "Kennst du den Film Titanic?"

"Sicher, es war ein Schiff, was unterging", erwiderte Jack ernst, dem daraufhin einfiel, dass die Filmfigur den gleichen Namen trug und am Ende erfroren war. "Ja, am 14. April ging sie unter, aber das meine ich nicht", antwortete Basti mit leuchtenden Augen, während er auf die Brüstung kletterte und die Arme ausbreitete.

Jack musste bei dem Anblick schmunzeln, sein Freund war manchmal ein ziemlicher Kindskopf und doch liebte er diese Art besonders an ihm. Zielstrebig stellte er sich hinter Bastian und hielt ihn an der Hüfte fest. "Du hast da was vergessen", hauchte er leise in sein Ohr und löste damit eine Gänsehaut bei dem Anderen aus.

"Ich bin nicht Rose und du kein erfrorener Jack", murmelte Bastian leise, drehte sich um und blickte ihn eingehend an. Einzig der Name war gleich, der Charakter aber ein ganz anderer. Wilder, chaotischer und obendrauf stur wie ein Esel, wenn es nicht nach seiner Nase ging.

"Ich bin nicht mal Jack, das weißt du." Bastian lächelte, überbrückte die letzten Zentimeter und küsste sanft seine Lippen. Ihm war es egal, wer oder was er war, für ihn zählte nur der Moment und dass sie ihn gemeinsam fernab einer Kamera teilten.

"Lass uns hereingehen", murmelte Jack, nachdem er den Kuss gelöst und Bastians Hand genommen hatte.

"Und dann?", wollte sein Freund wissen, doch darauf erwiderte er nichts, zog ihn eher sanft aber bestimmend hinter sich her und runter zu ihrer Kabine, die sich in der ersten Klasse befand. Lachend und scherzend hielten sie sich an der Hand, rannten durch die vielen Gänge und Bastian erinnerte das stark an Rose und ihren Jack.

Daher grinste er vor sich hin, wurde jedoch kaum später hart gegen die Wand gedrückt und verlangend geküsst. Vertraute Hände schoben sein Shirt hoch, streichelten die erhitzte Haut und doch war es Bastian, der Jack sanft aber bestimmend von sich schob. "Nicht hier draußen."

Jack grinste verwegen, dann aber öffnete er die Tür zu ihrer Kabine und stieß Bastian grob rein. Laut krachend fiel hinter ihnen die Tür zu und lauernd bewegte er sich auf seinen braunhaarigen Freund zu, der leise kichernd auswich. "Du kriegst mich nicht."

"Wetten doch." Jack schritt näher und doch sprang Bastian auf das Bett, auf der anderen Seite wieder runter und wich somit dem Blondschopf aus, welcher zu knurren begann. "Spielen, du willst ernsthaft Katz und Maus mit mir spielen?"

Bastians grüne Augen begannen zu strahlen, sein Lächeln wurde noch breiter und eifrig begann er zu nicken. "Fang mich, Jack."

"Basti!" Jack stöhnte genervt, warf sich auf das großzügige Bett und sah ihn auffordernd an. "Schwing deinen Knackarsch her und hör auf mit diesen Kindereien."

Bastian schmollte kurz, dann aber, krabbelte er doch zu seinem Freund aufs Bett und wurde sofort in einen heißen Kuss verwickelt. "Spielverderber", nuschelte er dennoch, zuckte im selben Moment zusammen und sah seinen Freund empört an. "Hey, kneifen ist unfair", beschwerte er sich.

"Ist es nicht" schnurrte Jack, rollte sich schließlich über Bastian und schob sein Shirt hoch. Bastian sagte nichts darauf, zog Jack jedoch zu sich herunter und zuckte erneut zusammen.

Nicht aber, weil Jack ihn erneut kniff. Das ganze Schiff begann zu beben, zu wackeln und ein ohrenbetäubender Knall war zu hören. "Was war das?" Jack schluckte, er hatte keine Ahnung, aber irgendwas sagte ihm, dass etwas nicht stimmen konnte. Wieder bebte das Schiff, die Wände erzitterten und Bastian drückte sich enger an ihn.

"Jack, hier stimmt was nicht." Aschfahl wurde Jack angesehen, er sah deutlich, dass sein Freund sich unwohl fühlte und rollte sich ab.

Kurz darauf stand er auf, sah nach unten und traute seinen Augen kaum. "Basti steh auf. Wir müssen hier weg." Beinahe panisch sprang dieser aus dem Bett, zu den Rettungswesten und warf eine seinem Freund zu.

"Komm, wir müssen raus und an Deck." Jack griff bestimmt nach Bastians Hand, ließ sie nicht los und zog ihn panisch hinter sich her auf den Gang.

Andere Passagiere taten es ihnen gleich, darunter auch Andre und Kevin und bei genauerem Hinsehen, erkannte Jack auch Tony und Adam. Gott sei Dank, dachte sich Jack, wurde jedoch von Basti hektisch gezogen und Richtung Treppe, an der sich weitere Menschen zusammenfanden, drängelten und diese teils blockierten.

"Geht das nicht schneller?" Tony, der ungeduldig auf der Stelle tippelte, ebenso Adam, der sich bereits nach einem weiteren Fluchtweg umsah und feststellen musste, dass es keinen weiteren in der Nähe gab.

Wieder bebte das Schiff, die Wände erzitterten und eine gab durch den Druck von Wasser nach, flutete den Gang und riss Kevin und Andre vor Jacks Augen einfach weg.

Basti schrie auf, zerrte an Jacks Arm, der wie erstarrt war und sich nicht rührte. "Jack." Flehend sprach er zu seinem Freund, riss erneut an seinem Arm und da löste sich die Starre und Jack hastete eilig auf das erste Deck.

Hinter ihnen stieg das Wasser immer weiter, Wände knickten ein, Möbel schwammen ihnen entgegen und erinnerten an ein Szenario aus Titanic.

Basti rannte weiter, Jack ebenso und keiner von beiden sah noch zurück oder kümmerte sich um andere. Sie rannten um ihr Leben, zu den Rettungsbooten, die mittlerweile fast schon überfüllt waren.

"Jack hierher." Eine verzweifelte Stimme, die nach ihm rief, sich als Pip herausstellte, der ihm die Hand reichte und schließlich in das Boot zog.

"Bastian, wo ist er?" Panisch sah er sich um, dann aber sah er ihn zwischen Adam und Tony sitzen und atmete erleichtert auf. "Gott sei Dank geht es dir gut", murmelte er.

"Andre und Kevin fehlen noch."

"Pip, setz dich, sie werden nicht kommen", erwiderte Tony leise, ehe er sich an Adam lehnte, der schweigend über seinen Rücken streichelte.

Pip schluckte, dann aber setzte er sich, spürte das Ruckeln unter sich und merkte nur am Rande, dass das Boot langsam zu Wasser gelassen wurde. Dennoch hörte er Jack leise weinen, Bastis Worte und doch war auch er in Gedanken und konnte es nicht fassen, dass Kevin und Andre nicht überlebt hatten. Pip schluckte, Tränen liefen auch ihm über die Wangen und er war dankbar, als Adam auch ihm seine Schulter zum Anlehnen bot.

Fassungslos saß Jack in dem kleinen Rettungsboot, sah rüber zu Pip, der sich immer wieder seine kleine, aber breite Nase rieb und nicht aufhören konnte, diese hochzuziehen. Wären sie nicht in einer mehr als beschissenen Lage, er würde dem Braunhaarigen den Kopf abreißen oder ihn ins Wasser schubsen. So aber ignorierte Jack es, sah zu Tony, der seine Augen geschlossen hatte und sich an die breite Schulter seines Freundes angelehnt hatte. Wie konnte das Schiff eigentlich so schnell sinken, beziehungsweise mit Wasser volllaufen und das so rasch, dass kein Alarm ausgelöst wurde?

Jack verstand es nicht, es wollte nicht in seinen Kopf, dass in der heutigen Zeit eine solche Katastrophe überhaupt noch passieren konnte. Das Schiff war nicht aus Holz, es war modern und die Technik dahinter war so weit, dass man eine Gefahr zuvor erkennen konnte. Selbst einen Tsunami konnte man heute Stunden vorher schon melden und ebenso einen Vulkanausbruch und rechtzeitig evakuieren. Nichts davon geschah, das Schiff lief einfach voll und das aus unerklärbaren Gründen.

Wie durch Zauberhand und doch war da diese Erschütterung und das so heftig, dass es ganze Wände einriss und das Schiff zum Beben brachte. Ein Eisberg war auszuschließen, dafür waren sie zu dicht an tropischen Inseln und ein anderes Schiff sah man auf dem Radar. Jack runzelte die Stirn, fuhr sich durch seine dunkelblonden noch oben gerichteten Haare und drehte sich langsam um. Hinter ihm sank das Schiff, Rettungsboote ruderten in alle erdenkliche Richtungen und plötzlich hallte ein lauter Schrei, der Jack heftig zusammenzucken ließ.

Selbst Tony riss die Augen auf und sah sich verwirrt um. „Was war das?"

„Ein ..." Jack hielt abrupt inne, er starrte regelrecht auf das Wasser, wo deutlich ein Schatten zu sehen war.

„Ach du Scheiße", entfuhr es Adam, der die beachtliche Größe erkannte. „Das müssen mindestens sechs Meter sein, wenn nicht sogar noch mehr."

Sechs Meter? Unmöglich. Der Schatten war sehr viel größer und dieser schwamm genau unter ihnen hindurch. Jack schluckte, er sah vorsichtig zu Adam, der genau verstanden hatte, sich vorsichtig umsetzte und das Ruder schnappte. „Nichts wie weg hier", murmelte Jack leise, der den riesigen Schatten nicht aus den Augen lassen konnte. Was auch immer das war, es war groß genug, um ein Schiff zu rammen und zum Sinken brachte.

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