Magnus und die Definition von Glück
Warum? Warum muss ich mit Anlauf in jedes Fettnäpfchen treten welches ausgebreitet vor mir liegt? Warum kann ich nicht einfach einen großen Schritt machen und darüber hinweg steigen? Keine Ahnung. Das ist eine Frage, welche ich mir wohl noch desöfteren stellen werde. Denn mich beschleicht das seltsam unangenehme Gefühl, dass dieser Augenblick nicht der Letzte war.
"Es tut mir leid Alexander. Schon wieder", sage ich beschämt, senke meinen Blick und klaube imaginäre Fussel von meiner Hose. Die Hände beschäftigen und schnell ein anderes Thema überlegen. Fuck. Das ist so peinlich. Der Morgen begann so schön. Doch ein unüberlegter Satz kann die Stimmung gefährlich ins Wanken bringen.
"Warum?", fragt er und greift wie selbstverständlich nach meiner Hand.
"Naja, ich habe nicht gerade gut über deinen Vater gesprochen. Und das war ganz bestimmt keine Absicht. Wenn ich gewusst hät..."
"Beruhig dich Magnus. Woher sollst du das wissen? Ich bin dir nicht böse." Beruhigend streicht Alexander über meinen Handrücken. Er ist nicht sauer und das erleichtert mich doch sehr.
"Möchtest du die Geschichte zur Schürze hören", fragt er kichernd. Anscheinend ist es eine ganz positive Erinnerung.
"Gerne", antworte ich und bin gespannt was er mir erzählt.
"Mein Dad war sehr stolz auf mich. Immer. Wie tapfer ich war als ich krank wurde. Oder die Schmerzen ertrug und den längeren Aufenthalt im Krankenhaus. Ich war noch ein Kind und es gab Tage an denen ich allein war. Meine Isolation von der Welt die ich so nie wollte und doch akzeptierte. Nicht immer kommentarlos, aber ich akzeptierte es bis zu besagtem Geburtstag. Das Bestätigungsschreiben für meinen Platz an der Uni trug er mit Stolz durch die Straßen unserer Stadt und erzählte jedem, dass ich Arzt und in Zukunft anderen das Leben retten werde. Mum war auch stolz auf mich. Und auch meine Schwester hat die gleiche Portion Stolz, Liebe und Zuneigung wie ich abbekommen. Izzy hat sich nicht nichtgeliebt gefühlt. Denn meine Eltern haben zwischen uns keinen Unterschied gemacht. Ich habe dir von meinem Outing erzählt. Und wie locker es meine Eltern aufgenommen haben. Das ist nicht selbstverständlich. Das weiß ich durchaus. Und dennoch gab es nicht nur Freude und glitzernde Regenbögen. Auch ich habe unter Homophobie gelitten. Nicht so sehr wie du. Aber schön war es auch nicht."
"Was ist passiert?", frage ich überrascht. Damit habe ich nicht gerechnet. Alexander und Homophobie?
"Unsere Kirchengemeinde war doch überwiegend einer Meinung. Gott hat Adam und Eva erschaffen. Und nicht Adam und Josef. Es gab Blicke und Getuschel. Nicht jeder war so weltoffen wie er immer behauptet hatte. Es war seltsam. Menschen die ich ein Leben lang kannte, sprachen plötzlich nicht mehr mit mir. Oder unsere Unterhaltung war so kurz, dass es noch nicht mal unter Small Talk lief. Es gab aber auch Zustimmung zu Adam und Josef. Mein größter Gönner war eine liebevolle ältere Dame. Mrs. Lavinia Jones. Ich habe sie geliebt. Sie trug immer ein farbenfrohes Kostüm und einen Hut mit kleinem Spitzenschleier vor den Augen. Farblich passende Handschuhe, alte Schule eben. Mrs. Jones hatte ein Hüftleiden. Aber im Kopf war sie fit wie manch Zwanzigjähriger. Sie ging auf die neunzig zu und trotz ihres hohen Alters lächelte sie viel. Niemand widersprach ihr. Alle in der Gemeinde schätzten sie und ihre Meinung. Eines Tages kam sie nach dem Gottesdienst zu mir. Ich erinnere mich noch, dass ich mich am Tag davor mit Simon gestritten hatte. Die Rede vom Pfarrer hätte nicht passender sein können. Das Fegefeuer. Jeder wusste das er von mir redet. Und niemand hat etwas gesagt. Mrs. Jones kam also zu mir und lächelte wie immer. Wir redeten eine Weile über die Schule und meine Gesundheit. Ich erzählte ihr von meinem Wunsch Arzt zu werden. Und plötzlich nahm sie meine Hände, sah mir so tief in die Augen das ich leicht panisch wurde. Für ihr hohes Alter war ihr Griff echt stark. Dieses Gespräch werde ich nie vergessen. Ihre giftgrünen Augen durchbohrten mich und ich glaubte beinahe, dass sie jeden Moment meine Hände zerdrücken würde. Da sagte sie: "Du darfst dich niemals selbst verleugnen. Steh zu dir, sei du selbst. Scheiß auf das was andere sagen." Ich nickte und hatte Tränen in den Augen. Es war ein bisschen viel für meine eh schon labilen Teenagergefühle. Mein Dad kam und plötzlich hatte sie seine Hände im Schraubstockgriff. Dad wusste gar nicht wie ihm geschieht. "Dein Sohn ist schwul. Hast du ein Problem damit?" Du hättest sein Gesicht sehen sollen. Verwirrt. Ungläubig. Er brauchte einen Moment um zu verstehen. Das war alles was sie sagte. Dad schüttelte den Kopf und sagte ihr, dass es egal ist wen ich liebe. Er möchte nur das ich glücklich bin. Und wenn es dafür einen Mann braucht, dann ist es eben so. Hauptsache er geht gerne angeln. Wir drei lachten herzhaft. Es war ein unglaublich emotionaler Moment für mich. Die Worte von meinem Vater zu hören war schön. Ich war so glücklich und mein Streit mit Simon war nicht mehr ganz so schlimm. Tja Magnus, das war der Beginn von einem Ritual, welches Dad bis zu seinem Tod vollführte. Und wie er es vollführte. Am Jahrestag meines Coming out schenkte er mir einen Schlüsselanhänger. Er war rund und es war eine Regenbogenfahne drauf. Ebenso wie der Spruch 'Ich bin schwul. Keine Sorge, dass ist nicht ansteckend.' Lachen oder schreien. Vor Lachen schreien? Das war die Frage. Ich wusste es nicht. Aber ich liebte das Geschenk und wie locker sie damit umgingen. Ab da, bekam ich jedes Jahr ein besonderes Geschenk. Mum half bei der Auswahl. Aber die letzte Entscheidung lag bei Dad. Einmal schenkte er mir ein Armband mit schwarzen Kugeln. Eine von den Kugeln war eine Pride. Das Armband ist toll. Ich habe es noch und zu besonderen Anlässen trage ich es auch. Und wenn du glaubst die Schürze ist ein krasses Geschenk, dann muss ich dich enttäuschen", beendet Alexander seine Geschichte und lässt mich mit der Frage nach dem Geschenk zurück.
Gelassen widmet er sich dem Frühstück auf seinem Teller, spießt die nun wirklich kalten Eier auf und trinkt einen großen Schluck Kaffee, welcher sicherlich auch eiskalt ist. Genauso wie seine Missachtung meiner Neugier.
"Alexander", sage ich aufgeregt.
"Ja Magnus?", fragt er vollkommen unschuldig. Doch das Lächeln welches er versucht zu verstecken, verrät ihn.
"Das kannst du jetzt nicht so einfach stehen lassen", antworte ich.
"Interessiert es dich?", fragt er mit sanfter Stimme. Ich höre leichte Unsicherheit heraus. Ist es so schlimm?
"Natürlich interessiert es mich."
"Bettwäsche", sagt er trocken und klaut sich einen Pancake von meinem Teller. Mit ziemlich verwirrten Ausdruck schaue ich ihn an. Bettwäsche? Ich habe keine Ahnung was er me... Oh, ich habe vielleicht doch eine Ahnung.
"Was ist drauf? Etwas Schmutziges?"
"Nein", sagt er.
"Streifen. Das Muster der Pridefahne. Wenn die Bettwäsche aufgezogen ist, dann fühlst du dich, als würdest du unter einer riesengroßen Fahne schlafen. Und das ist alles andere als sexy", sagt er und schüttelt schnaubend den Kopf.
"Ich liebe Dad. Aber das ist wirklich das kurioseste was er mir je geschenkt hat."
"Oder", sage ich theatralisch, nehme eine der Erdbeeren und halte sie vor Alexanders Lippen. Lüsternen Blickes fixiert er meine Lippen mit seinen blauen Augen, öffnet langsam den Mund. Nur einen Spalt und ich schiebe die Spitze der fruchtig-süßen roten Beere zwischen seine sündigen Lippen.
"Man fühlt sich geborgen in den Armen seines Partner. Umhüllt von Liebe und einem Regenbogen, weißen Einhörnern und Glitzerstaub."
"Okay, jetzt bist du kitschig", sagt er kichernd und auch ich falle in das Orchester seines tiefen Basses ein.
Meine Anspannung löst sich und schweigend beenden wir das Frühstück. Es ist wirklich köstlich und Alexander hat sich so viel Mühe gegeben. Der kalte Kaffee wurde durch frischgebrühten heißen ersetzt, neue Pancakes landeten auf meinem Teller und auch eine weitere wohlduftende Tasse Ingwertee gesellte sich wie von Geisterhand zu unserem Frühstück. Das macht mich glücklich, auch wenn nicht alles so verlaufen ist wie ich es mir in meinen Träumen immer vorgestellt hatte. Aber was sind schon meine Träume gegen die Realität. Es ist selten wie im Märchen oder Kitschromanen. Die arme Bauerstochter trifft auf den Prinzen, etwas Drama, singende Tiere und eine Hexe später kommt dann endlich der Retter und eine strahlende Zukunft beginnt. Nur ist es in meinem Fall ein armer indonesischer Student, etwas Drama, keine singenden Tiere. Stattdessen ein eifersüchtiger aufdringlicher Kellner, eine ereignisreiche Nacht und ein aufschlussreicher Morgen. Ob wir eine strahlende Zukunft haben werden wird sich zeigen. Nicht Morgen, oder nächste Woche. Vielleicht auch nicht in einem Jahr. Aber fest steht, dass ich alles dafür tun werde, um Alexander dauerhaft in meinem Leben zu haben.
Gemeinsam beseitigen wir die Spuren unseres Mahls, verräumen Geschirr, vernichten kichernd die letzten Beeren und zur Belohnung schenkt Alexander mir einen Kuss, welcher mich schwindelig macht und diesen wunderbar berauschenden Schleier über mich legt. Fuck wie macht er das nur?
"Hast du heute schon was vor?", frage ich und kuschele mich noch enger an seine Brust. Alexanders Sofa ist scheiß gemütlich. Gleich nachdem er uns küssend hierhin dirigiert hat, zog Alexander mich in seine Arme und beim ersten Kontakt meines Körpers mit diesem Traum aus Polstern war ich mir sicher. Hier würde ich bleiben. In den Armen von Alexander und einem gemütlichen Sofa.
"Um ehrlich zu sein, ja. Ich bin noch mit Raphael verabredet um einen Baum zu kaufen. Und ich muss die Rechnung bezahlen. Clary hat ein neues Lebkuchenrezept gefunden. Jedes Weihnachtsfest backe ich Plätzchen und Lebkuchen nach einem alten Familienrezept meiner Mutter. Ihre Großmutter stammte aus dem Schwarzwald. Sie hat uns das eine oder andere Geheimnis verraten.' Gespannt lausche ich seinen Worten während Alexander unablässig mit den Fingern durch meine Haare fährt. Nur noch ein bisschen länger und ich fange an zu schnurren wie eine Katze.
"Ich verstehe leider nicht alles. Baum? Für das Weihnachtsfest oder?" Alexander nickt und ich bin froh, wenigstens etwas von den Gebräuchen zu kennen.
"Okay und du backst?"
"Ja. Ich kann das echt gut. Charlie und ich haben ein Ritual. Plätzchen backen. Also ich backe. Sie nascht die Verziehrung." Ich sehe es bildlich vor mir.
"Trägst du dann auch die Schürze?"
"Ja", bestätigt er, haucht einen Kuss auf meine Nasenspitze und wieder machen sich die Schmetterlinge in meinem Inneren bereit für einen Höhenflug.
"Charlie weiß das ich immer einen Mann heiraten wollte. Clary erzieht sie sehr offen. Das ist auch gut so. Ich bin schließlich ihr Patenonkel. Und auch wenn ich Charlie über alles liebe, so würde ich nicht auf das Glück mit einem Mann verzichten wollen."
"Das kann ich gut verstehen. Du lebst seit Jahren geoutet und hast den Rückhalt von Familie und Freunden. Das ist echt schön", sage ich.
"Was machst du Weihnachten?" Die Frage kommt so schnell und unerwartet, ich habe keine Ahnung. Für mich ist das ein Tag wie jeder andere auch.
"Nichts", antworte ich ehrlich.
"Hm, was hältst du davon, wenn ich dir den Zauber der amerikanischen Weihnachtszeit näher bringe? Nur wenn du das willst. Ich will dich auf keinen Fall zu etwas drängen." Alexander ist unglaublich. Er weiß genau das Indonesier kein klassisches Weihnachtsfest wie in anderen Ländern feiern. Das liegt daran, dass nur ein geringer Teil der Bevölkerung christlicher Natur ist. Mit 5 bis 10 Prozent gehören sie eindeutig zur Minderheit.
"Hari Natal heißt das Weihnachtsfest in meiner Sprache. Wusstest du das?", frage ich und bekomme ein erwartetes verneinendes Kopfschütteln.
"Meine Eltern sind keine Christen. Daher feiern wir kein Weihnachten. Wir treffen uns mit der Familie, schauen Filme, verdrücken jede Menge an köstlichem Essen und es gibt keine Geschenke. Die Einkaufszentren sind durchaus geschmückt und es wird auch Weihnachtsmusik gespielt. Aber der richtige Funke sprang bei mir nie über. Keine Ahnung. Ich fand es immer seltsam, dass eine brütende Hitze herrschte und Schneemänner überall zur Dekoration herumstanden. Die Lichter dagegen fand ich immer wunderschön. Da konnte ich ein paar wirklich tolle Aufnahmen machen. Also, was ist dein Plan? Weihnachten nur wir zwei auf diesem ultragemütlichen und riesengroßen Sofa?"
Verlegen kaut Alexander auf seiner Unterlippe, er überlegt, analysiert, wiegt verschiedene Optionen ab. Die kleinen Rädchen im seinem Kopf drehen sich, Zähne greifen ineinander und bringen den Apparat des Denkens zum Laufen. Entschuldigend lächelt er mich an und warum auch immer, aber mir wird gerade leicht übel.
"So sehr ich mir das auch wünschen würde, aber es geht leider nicht. Der Gedanke an nur wir zwei ist fantastisch. Aber seit Jace Tod, hat sich unser Familienritual verändert."
"Oh. Das wusste ich nicht. Schon okay. Das ist wichtig für euch. Also macht alles genau so wie immer", erwidere ich und unterdrücke die aufkommende Enttäuschung. Die Vorstellung war einfach zu schön.
"Aber das heißt nicht, dass du nicht ein Teil dessen sein kannst. Raphael kocht jedes Jahr. Und damit Charlie von allen Mitgliedern ihrer Familie etwas hat, gibt es folgenden Ablauf. Heiligabend findet hier statt. Wir essen zusammen, hören die alten Platten meiner Mum und essen die von Charlie und mir liebevoll gebackenen Plätzchen. Wir sitzen um den Baum herum und packen nacheinander unsere Geschenke aus. Danach fährt Clary zu Jace Eltern und übernachtet dort mit Charlie. Am Morgen des ersten Weihnachtstages findet sie dann bei ihren Großeltern unter dem Weihnachtsbaum die restlichen Geschenke und verbringt den Tag mit ihnen. Abends ruft sie mich an und erzählt von den Geschenken und wie schief Grandpa Stephen Jingle Bells gesungen hat. Dann lachen wir gemeinsam und ich lese ihr eine Gute-Nacht-Geschichte vor. Wir denken an Jace und wünschen ihm frohe Weihnachten mit den Engel dort ob... Magnus alles okay?"
"Ja", sage ich schniefend und wische mir schnell über die Augen. Bitte keine Tränen. Ich möchte nicht das er mich weinen sieht.
"Weinst du?", fragt er besorgt.
"Vielleicht", antworte ich leise. Einen Moment sagt niemand ein Wort und ich bin Alexander unendlich dankbar, dass er mir Zeit gibt und keine Fragen stellt. Beruhigend gleiten seine Finger durch meine Haare, leise summt er die gleiche Melodie wie bei der Zubereitung des Frühstück. Die Vibration seines Basses pulsiert an meiner Wange, sein kräftiger Herzschlag und die Wärme seines Körpers lassen mich zufrieden seufzen. Ich habe meine Familie seit zwei Jahren nicht gesehen und gerade vermisse ich sie alle sehr. Ich kann erahnen wie Alexander sich fühlen muss. Meine Eltern sind zwar noch am Leben, aber die Distanz und fehlende ausreichende Kommunikation fühlt sich manchmal so an, als seien sie nicht mehr da. Sie fehlen mir. Meine Heimat fehlt mir. Die vollen Straßen, die vielen Menschen. Sogar die stickige Luft und brütende Hitze. Der Geruch bekannter Gewürze, dass Essen und die Freundlichkeit der Menschen. Amerika ist so ganz anders als meine Heimat und noch immer habe ich Schwierigkeiten mich zurecht zu finden. Das ich den Großteil meiner Zeit damit verbringe zu studieren oder Geld zu verdienen, trägt selbstverständlich auch seinen Teil dazu bei. So ist es unmöglich Menschen kennenzulernen und einen unverfälschten Einblick in das Leben eines geouteten Mannes zu erhalten. Die wenigen Male an denen ich mit meinen Kommilitonen in einer Bar oder eben beim Schlittschuhenlaufen im Central Park war, kann ich an einer Hand abzählen.
"Ich hätte dich unheimlich gerne dabei. Bei mir. Meiner Familie", sagt Alexander irgendwann und mein Herz schlägt Purzelbäume, vollführt einen Freudentanz und mein Lächeln reicht von hier bis Jakarta.
"Nur wenn ich euch keine Umstände mache. Wir kennen uns noch nicht so lange und ich möchte nicht stören."
"Du störst nicht. Ich habe das Gefühl, mehr von dir zu wissen als von manch anderen. Und ich möchte noch so viel mehr... warte kurz." Das aufgeregte vibrieren seines Telefon unterbricht unser Gespräch, ich seufze, setze mich auf und sehe die angespannte Mimik in seinem Gesicht. Der Anruf hat anscheinend nichts gutes zu bedeuten.
"Andrew, bitte sag mir das die Welt gerade untergeht. Ansonsten lege ich wieder auf... hmhm... Das ist nicht das was ich hören wollte... Fuck Andrew warum? Das geht dich überhaupt nichts an. Du bist nur mein Kollege." Alexander ist aufgebracht. Er fährt sich nervös durch die Haare, sieht mich entschuldigend an und ich weiß, dass unser Tag hier endet. Er muss es nicht sagen, ich verstehe es.
"Du schuldest mir was. Sag Catarina ich bin in zwanzig Minuten da. Gebt mir wenigstens die Zeit meinem Freund ein Taxi zu besorgen und ihn zu verabschieden." Freund? Hat er gerade Freund gesagt?
"Entschuldige. Das war das Krankenhaus. Ich muss die Schicht eines Kollegen übernehmen", sagt er, doch das ist mir gerade egal.
"Was hast du gesagt?", frage ich leise.
"Ich muss ins Krankenhaus. Sofort. Es tut mir leid."
"Nein das meine ich nicht. Davor."
"Das ich dir erst noch ein Taxi bestelle. Ich kenne da jemanden. Sam. Sein Sohn ist Stammgast in meiner Notaufnahme. Er fährt für sein Leben gerne Skateboard. Nur leider nicht gut und die Halfpipe hat ihm schon den einen oder anderen gebrochenen Knochen beschert."
"Alexander", sage ich, nehme seine Hände in meine und habe augenblicklich seine ungeteilte Aufmerksamkeit.
"Du hast mich deinen Freund genannt", sage ich mit fester Stimme. Ich habe es zumindest versucht. Ganz gelungen ist es mir allerdings nicht. Mein Herz schlägt schnell, ich bin aufgeregt.
"Ja das habe ich. Geht es dir zu schnell? Wir haben noch gar nicht darüber geredet wie es mit uns weiter geht." Nein das haben wir nicht. Über viele Dinge haben wir gesprochen. Oder eben auch nicht. Ich habe keine Erfahrung in solchen Dingen, weiß nicht wann der passende Moment ist um seinen Status zu definieren. Alexander sieht mich abwartend an, sanft streichelt er meine Haut. Wieder ist da dieses prickelnde Verlangen nach mehr. Mehr von ihm und seinen Berührungen, doch es wäre längst nicht genug. Ich fühle mich unersättlich, könnte den Rest meines Lebens damit verbringen hier auf diesem Sofa zu sitzen, seine Liebkosungen zu genießen und den sanften Worten lauschen.
"Das klingt wundervoll", sage ich. Alexander nickt, presst seine Lippen auf meine und in mir löst sich der Knoten meiner Vergangenheit, alle Unsicherheiten und Zweifel. Ist es richtig was wir tun? Geht es zu schnell und stürzen wir kopfüber in die Hölle? Ja, vermutlich. Doch das ist im Moment nicht wichtig.
"Ich muss dich warnen", sage ich keuchend. Seine Küsse sind der reinste Wahnsinn.
"Wovor?", fragt er.
"Ich hatte noch nie eine Beziehung. Ich habe keine Ahnung was auf mich zukommt. Wahrscheinlich werde ich öfter Dinge sagen die dich verletzen. Oder etwas tun was dich an den Rand des Wahnsinns treibt."
"Ist egal. Solange es von dir kommt und du danach noch bei mir bist, ist es egal. Ich gehe gerne diesen Weg. Mit dir. Als meinen Freund."
"Fuck sind wir kitschig", lache ich und Alexander schüttelt so energisch den Kopf das ich befürchte, er erleidet ein Schleudertrauma.
"Nein Magnus. Wir sind einfach nur zwei Kerle die sich lieben."
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