10 | Einfach traumhaft

○ 》 Melody《 ○

Wir hatten uns die Bäuche vollgeschlagen, weshalb mich jetzt nichts mehr halten konnte, und ich erneut wissen wollte, was für ein Spiel Rhys geplant hatte.

"Ich dachte an ... Schauspielerei", begann mein Mate, woraufhin ich ihn belustigt musterte.

"Okay?", fragte ich daher etwas verwirrt, nachdem er nichts mehr erwiderte.

"Ich will, dass du übertreibst. Aber nicht nur du, sondern auch ich. In allem, was wir die nächsten Stunden machen werden, werden wir übertreiben."

Mein Herz hämmerte wilder gegen meinen Brustkorb. "Redest du von ... Sex?" Das letzte Wort entkam mir etwas kleinlaut. Ich war erwachsen, hatte gestern mehrfach Orgasmen gehabt, und genierte mich noch immer, dieses Wort in den Mund zu legen?

"Unter anderem."

Fragend hob ich eine Augenbraue, doch Rhys sagte nichts mehr dazu. Er kroch auf mich zu, sodass unsere Münder nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt waren.

"Spielst du mit?"

Ich schluckte schwer, blickte auf Rhys Lippen hinab, dann wieder zurück in seine dunklen Schokoaugen. "Okay", wisperte ich. "Aber was, wenn uns jemand hört?"

Mein Mate lachte leise in sich hinein. "Dann sucht derjenige hoffentlich schnell das Weite."

Eine leichte Röte breitete sich auf meinen Wangen aus. "Was soll ich denn tun? Was hast du dir darunter vorgestellt, wenn du sagst, wir sollen übertreiben?"

"Lass' dich richtig gehen. Stöhne, schreie, was auch immer du willst. Übertreibe einfach maßlos, und ich werde gleiches tun."

"Okay", hauchte ich erneut. "Ich werde es versuchen."

Rhys überbrückte unseren kleinen Abstand, presste seine Lippen wild auf meine. Seine Hände fuhren meinen Körper entlang abwärts, bis sie beim Ende meines Pullovers verweilten.

Innerhalb kürzester Zeit waren wir beide vollkommen nackt. Rhys berührte mich immer wieder an den intimsten Stellen, und ich versuchte gleiches bei ihm zu tun.

Außerdem kam ich seiner Bitte nach, und probierte tatsächlich ungehemmter zu werden. Mit jedem lauten Aufstöhnen, das mir entkam, wurde ich mutiger. Vor allem, da ich merkte, wie sehr es meinem Mate gefiel. Aber auch er ließ mich nicht hängen, und übertrieb mit seinen Gefühlen, was mich allerdings auch sehr anmachte. Das konnte ich beim besten Willen nicht leugnen. Verdammt, das Ganze fühlte sich nicht nach einem Spiel an, sondern viel realer.

Meiner inneren Wölfin gefiel das alles auch sehr gut, denn ich spürte sie immer deutlicher. Weil ich sie nicht zurückzudrängen versuchte, und mich hier mit Rhys sehr wohl fühlte, wurde auch meine Wölfin entschlossener. Ich konnte fühlen wie sie an allen Hautschichten kratzte, um endlich befreit zu werden. So stark hatte ich sie noch nie gespürt.

"Rhys", stöhnte ich auf. "Meine Wölfin", keuchte ich, als er mit zwei Fingern tief in mich glitt.

"Lass' dich einfach von deinen Gefühlen leiten", hauchte er, biss mir zart ins Ohrläppchen, und leckte danach einige Male über meine Bissstelle. Heilige Mondgöttin! Ich stöhnte erneut.

Es dauerte nicht lange, da überschlugen sich meine Gefühle, alles in mir zog sich zusammen. Ich explodierte unter Rhys begabten Fingern. Mit einem lauten Stöhnen erreichte ich den Höhepunkt, während Rhys mir immer wieder hauchzarte Küsse auf meine Einbissstelle setzte.

"Mir ist so heiß. Rhys, mir ist wirklich heiß", keuchte ich zwischen diesen erregenden Küssen.

"Dann werfen wir uns eben mal in den Schnee." Mein Mate umfasste zärtlich mein Handgelenk. Er schickte mich zuerst die Sprossen hinab, dann kletterte auch er zu mir nach unten, wobei er die letzten Sprossen einfach aus ließ, und verspielt in den Schnee sprang.

"Besser?", fragte er nun. Ich stand knöchelhoch im Schnee, doch es fühlte sich fantastisch an.

"Ja."

"Dann hast du sicher nichts dagegen, wenn ich dich erbarmungslos kitzeln werde, bis du mich regelrecht anflehst, dass ich aufhören soll."

Meine Augen weiteten sich. "Das lässt du bleiben." Mahnend hielt ich ihm meinen Zeigefinger entgehen, doch er kam mir Schritt für Schritt näher. Also drehte ich mich hastig um, und lief so schnell ich konnte. Dass ich dabei immer wieder von Lachanfällen gepackt wurde, hinderte mich nicht daran, schneller zu laufen. Immer wieder schaute ich zu meinem Mate zurück, der mir dicht auf den Fersen war. Ich ahnte, dass er mich eigentlich schon längst einholen hätte müssen, doch ihm schien diese Verfolgungsjagd genauso gut zu gefallen, wie mir.

Ich lief zwischen den Bäumen hindurch, sprang über ein paar Wurzeln, und war einfach nur glücklich. Wann war ich überhaupt jemals mit so einer rasanten Geschwindigkeit durch den Wald gelaufen, und hatte mich dabei so schwerelos und ausgeglichen gefühlt? Ich konnte mich ehrlich nicht daran erinnern.

Irgendwo hörte ich den Ruf einer Krähe, sah, wie ein Eichhörnchen von einem Ast zum nächsten hüpfte, und konnte sogar ihren minimalen Aufprall vernehmen. Meine Beine wurden langsamer, bis ich stehen blieb, und mit den Augen dem Eichhörnchen folgte. Viel weiter, als normalerweise, konnte ich sie beobachten, als sie schließlich zwischen den Bäumen verschwand.

Rhys war neben mir angekommen, streifte mir sanft meine Haare aus dem Gesicht. Anstatt mich zu kitzeln, berührten seine Finger meine Wange, ehe er mir einen liebevollen Kuss auf die Lippen hauchte.

"Wer als erstes über den liegenden Baumstamm springt, darf sich etwas wünschen."

Meine Augen huschten umher, sahen in weiter Entfernung einen dicken Baumstamm. Er schien dort schon länger zu liegen. Ehe ich auf Rhys Aussage irgendetwas erwidern konnte, lief er schon los, und ich eilte ihm sofort hinterher.

Meine Beine trugen mich immer schneller, wollten diesen Wettlauf gewinnen, aber Rhys war so unglaublich flink. Er erreichte den Baumstamm vor mir, bremste sich allerdings aus, bevor er über ihn springen konnte.

In menschlicher Gestalt könnte ich diesen Baumstamm niemals mittels eines einzigen Sprunges bewältigen, doch ich wurde nicht langsamer. Ich lief einfach weiter, stellte mir vor, wie ich es auf die andere Seite schaffte.

Mit beiden Füßen sprang ich ab, war noch immer zuversichtlich, dass ich über dem Baumstamm kam, bis es geschah ...

Irgendetwas passierte mit mir. Es war schwer in Worte zu fassen, aber mit einem Mal fühlte ich mich so frei. Da waren keine Sorgen mehr, die durch mein Gehirn jagten, keine Angst mehr, unterdrückt zu werden. Ich fühlte mich einfach ganz und gar hier. Frei.

Dann war dieser Moment vorbei, ich schaffte es zwar über den Baumstamm, doch plumpste mit dem Gesicht voran auf den kalten Waldboden.

"Melody", hauchte Rhys - etwas besorgt, doch gleichzeitig irgendwie ... überwältigt? Plötzlich stand er neben mir, ich auf allen Vieren. "Du bist so hübsch." Fassungslos starrte er mich an. Ich wollte etwas sagen, doch keine Worte verließen meinen Mund. Dann wanderte mein Blick hinab zu meinen Händen, doch da waren keine Hände. Anstelle dieser erkannte ich zwei weiße Pfoten.

Mit rasendem Puls hob ich den Kopf, blickte Rhys überrascht und voller Freude an. Kaum, dass ich realisierte, dass ich tatsächlich als Wölfin vor ihm stand, verwandelte auch er sich. Sein brauner Wolf überragte mich um Längen, doch dadurch fühlte ich mich nur noch beschützter und sicherer. Mein Herz vollführte tausende Purzelbäume. Noch nie war ich so glücklich gewesen, wie just in diesem Augenblick.

Rhys kam auf mich zu, schmiegte seinen Kopf an meinen. Kurz schloss ich die Augen, genoss alles hier.

Weißt du eigentlich, wie wunderschön deine Wölfin ist?

Ich kann es noch immer nicht glauben, Rhys!

Ich weiß. Aber du stehst vor mir, und du bist mit Abstand die schönste und reinste Wölfin, die mir je begegnet ist. Nicht unweit von hier befindet sich ein Teich. Möchtest du hin? Dann kannst du dein Spiegelbild sehen.

Ja! Bitte! Unbedingt!

Rhys machte irgendwelche Geräusche, die sich für mich ganz nach einem Lachen anhörten. Aber ich konnte meine Vorfreude, meine Wölfin zu Gesicht zu bekommen, nicht verbergen. So lange hatte ich auf diesen Moment gewartet, und nun war er endlich da!

Folge mir!

Und das tat ich. Wir liefen zwischen den Bäumen hindurch, wurden nicht langsamer, sondern immer schneller. Ich liebte den Geruch des Waldes, und des frischen Schnees. Zwar hatte ich es davor auch schon riechen können, aber das war nichts im Vergleich zu jetzt. Selbst Rhys roch so anders, noch viel intensiver! Verdammt, ich liebte es! Ich liebte meine Wölfin so sehr! Am liebsten wollte ich nie wieder in meine menschliche Gestalt zurück. Vielleicht lag es auch einfach an der Euphorie, aber ich war wirklich, wirklich glücklich.

Wir sind da.

Irgendwann hörte ich meinen Mate in meinem Kopf. Tatsächlich, vor uns befand sich ein kleiner Teich. Allerdings war dieser komplett zugefroren. An das hatte ich nicht gedacht. Rhys anscheinend auch nicht, denn er schien kurz zu überlegen.

Schließlich lief er auf die Schilfpflanzen zu, sprang dort mit seinem ganzen Gewicht auf das Eis. Einmal, zweimal, öfter - bis es unter ihm krachte, und in mehrere Teile zersplitterte. Rhys angelte die Eisplatten mit seinen Krallen und seinem Maul aus dem kalten Wasser.

Komm her.

Ich trat neben Rhys, der seinen Wolf im Spiegelbild des nun ruhigen Wassers betrachtete. Mit klopfenem Herzen stellte ich mich neben ihn, schaute aber zuerst ihn an. Nun war der Moment gekommen, an dem ich meine Wölfin sehen konnte. Ich war so aufgeregt, dass ich mich fast nicht traute, auf die Wasseroberfläche zu schauen.

Schau dich an. Du bist wunderschön.

Kurz schloss ich die Augen, drehte meinen Kopf von meinem Mate fort, und öffnete sie wieder. Eine weiße Wölfin mit hellblauen Augen starrte mir entgegen. Ich erinnerte mich selbst an den Mond, den ich vorgestern noch grimmig angeschaut hatte. Mittlerweile lag das alles schon in der Vergangenheit, und es hatte sich unglaublich viel getan.

Irgendwie konnte ich es noch immer nicht fassen, war von meinen Gefühlen zu überwältigt. Rhys schmiegte seinen Kopf an meinen, leckte einmal zärtlich über meine Wange. Hach, all diese Empfindungen ... es war einfach traumhaft.

Du hast es als erstes über den Baumstamm geschafft. Weißt du schon, was du dir wünschen willst?

Ach, Rhys. Ich bin doch schon wunschlos glücklich.

Er stieß mit seinem Kopf erneut zärtlich gegen meinen, und gab mir vollkommen das Gefühl, endlich angekommen zu sein. Akzeptiert zu werden. Geliebt zu werden. Nicht nur in seiner Anwesenheit, sondern auch was das Moonshadowrudel betraf. Ich wusste, ich konnte mich auf eine Zukunft hier freuen. Mit den anderen Wölfen. Mit ihm - Rhys.

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