Kapitel 3
Leopard
Was zum Teufel geschah hier? Wieso fühlte sich das alles so vertraut an? Und warum sahen mich die smaragdgrünen Augen so misstrauisch an? Was wollte dieses Wesen überhaupt von mir? Scheinbar nichts, denn gerade in dem Augenblick, wo ich einen Schritt auf ihn zu machen wollte, wich es zurück und lief davon. Verdutzt starrte ich der Wolke hinterher, zögerte, doch letztendlich entschloss ich mich, ihr zu folgen. Sie war unnatürlich schnell, trotzdem jagte ich ihr nach. Die magische Witterung verlor ich nicht, da ich mich regelrecht an sie klammerte. Ich wollte wissen, was es damit auf sich hatte und was dieses Wesen war. Vielleicht verbarg sich dahinter ein verfluchter Mensch, der genauso auf der Suche nach Erlösung war wie ich.
Angetrieben von diesem Gedanken, stürmte ich in die immer kälteren Regionen Russlands, obwohl ich den Nebel nicht einmal mehr sehen konnte. Was sowieso nicht so leicht war durch den Schneesturm, der über das Land hinwegzog. Ich fror, ignorierte es tapfer und kämpfte mich durch den Schnee. Schon bald hatte ich das Gefühl, dass mir die Kraft ausging. Die Kälte nagte an mir und meine Pfoten wurden taub, aber ich gab nicht auf meiner Hoffnung, weiter durch die Schneewüste zu folgen.
Meine Mühen hatten sich bezahlt gemacht, denn endlich sah ich die magische, dunkle Wolke wieder. Sie lag still im knöchelhohen Schnee und schien sich auszuruhen. Also brauchte das Wesen Pausen. Neugierig näherte ich mich, schlich mich an und grub dabei meine Schnauze tief in das weiße Kaltnass. Hätte ich vielleicht nicht tun sollen, denn keine Sekunde später nieste ich mehrmals und scheuchte den Nebel dadurch auf. Wieder starrten mich die jadegrünen Augen an. Sie funkelten gefährlich und ein Knurren folgte. Scharfe Reißzähne zeigten sich, sowie eine dunkle, lange Schnauze. Wollte er mich angreifen? Ich erwiderte die Drohung, ging in Angriffsstellung, doch zu spät. Das Wesen sprang, riss mich zu Boden und biss zu. Ich jaulte auf, holte mit der Pfote aus und verpasste meinem Gegner einen kräftigen Schlag gegen dessen Maul.
Wieder standen wir uns knurrend gegenüber, während sich unter mir der Schnee rot färbte. Es hatte mich schwer am Hals erwischt. Ich taumelte. Die Welt schwankte bedrohlich und das nutzte das Tier – ich war mir sicher, dass es eines war – und ergriff erneut die Flucht. Es überließ mich meinem sicheren Tod. Würde mich die Verletzung nicht dahinraffen, so würde ich der eisigen Kälte erliegen. Es war kein angenehmer Tod und trotzdem sammelte ich meine letzten Kräfte, um dem Wesen zu folgen, bis ich kraftlos in den Schnee sank und liegen blieb. Meine Augenlider flackerten und ich verlor den Bezug zur Realität. Ein weiteres meiner unendlichen Katzenleben war verbraucht.
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