Kapitel 12
Rune
Da ich mit Verlassen des Polarkreises die Fähigkeit zur Gedankensprache verloren hatte, versuchte ich Yoongi irgendwie mitzuteilen, dass wir unter die Erde mussten. Zumindest zog mich diese magische Aura dorthin. Doch ich erkannte in dem Gewucher keinen Eingang, das konnte er mit seinen Katzenaugen besser. Zumal ich Mühe hatte, mich überhaupt zu konzentrieren. Dieses Klima war nichts für einen Eiswolf und ich fühlte mich elend. Ich stupste ihn mit der Schnauze in die Seite, um seine Aufmerksamkeit zu erlangen. In diesem Zustand war ich keine Hilfe. Es dauerte etwas, bis er verstand, was ich von ihm wollte, doch letzten Endes begann er zu suchen und ich ruhte mich aus.
Nach einer Weile rannte er aufgeregt zu mir zurück und trippelte unruhig auf der Stelle. Scheinbar hatte er was gefunden. Ich mühte meinen angeschlagenen Körper auf die Beine und schon zischte er wieder los. Es gelang mir, kaum hinterherzukommen, doch dann standen wir vor einem fast verschütteten Tor. Dort führten Treppen nach unten und es war stockdunkel. Mir machte Dunkelheit nichts aus, aber ich hatte keine verdammten Katzenaugen. Ich stupste ihn also mit der Pfote an und bedeutete ihm voranzugehen. Hintereinander stiegen wir hinab in die Schwärze.
Die Treppen endeten in einem Gang. Ich grummelte und hörte, wie Yoongi stehen blieb. Ich nahm seinen pelzigen Schwanz vorsichtig ins Maul und brummte erneut. Er gab ein schnaubendes Geräusch von sich. Machte er sich etwa lustig über mich? Doch dann ging er langsam weiter und leitete uns durch die Finsternis, bis sich vor uns der Tunnel erhellte. Wir gelangten in eine kleine Höhle, die durch einen seltsamen Schein erleuchtet war. Mehrere Gänge führten wieder hinaus, wohin war ein Rätsel. Ratlos sahen wir uns an, bevor ich mit meinen Krallen den Eingang auf dem Boden markierte. Ich malte Striche neben die anderen Durchgänge, angefangen bei einem für den ersten Tunnel, einen mehr für jedes weitere Steintor. Wir erkundeten die Gänge gemeinsam, sie waren gespickt mit Fallen und Irrwegen. Wir schafften es, immer mit heiler Haut davonzukommen, bis auf ein Mal. Yoongi wurde von einem kleinen Pfeil in der Schulter getroffen. Ich hatte den winzigen Angreifer schnell herausgezogen, doch es war zu spät. Die Katze starb einen langsamen, qualvollen Tod. Das Mistding war vergiftet! Ich konnte nur über seinen Körper wachen und geduldig warten, bis er wieder zurück ins Leben kam. Anschließend gönnte ich ihm eine kleine Pause, bevor wir gemeinsam weiter erkundeten.
Und unsere Mühen sollten sich auszahlen: Nach vielen Stunden erreichten wir eine gigantische Höhle mit Runddecke. In ihrer Mitte auf einem Podest thronte eine Figur aus Gold. Sie war nicht größer als mein Kopf und glitzerte in diesem unheimlichen Licht wie Eis. Sie musste über und über mit Edelsteinen besetzt sein, mehr konnte ich aus der Entfernung nicht ausmachen. Und sie rief uns, ich konnte es bis in die Knochen spüren und mein Fell stellte sich auf. Doch wie sollten wir dorthin gelangen? Das Podest wurde von einer großen Schlucht umgeben und ich verwettete meinen Schweif darauf, dass dort Überraschungen auf uns warteten.
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