Kapitel 11

Yoongi

Es war ein merkwürdiges Gefühl, auf dem Rücken eines Wolfes über den arktischen Ozean zu laufen, doch es war allemal besser, als sich in das eisigkalte Nass zu wagen. Ich konnte nicht schwimmen, hatte es nie gelernt, auch als Leopard schaffte ich es gerade so, mich über Wasser zu halten. Und das, obwohl das Tier darin eigentlich gut war.

Trotz des Tragens und der trockenen Pfoten war ich erleichtert, als wir endlich wieder das Festland erreichten und über die Felder, Berge und Wälder jagten. Wir machten gelegentliche Pausen, hielten sie aber gering, um zügig voranzukommen. So passierten wir Kanada, die USA, Mexiko und rannten immer weiter in den Süden, Richtung Kolumbien und Brasilien.

Ich konnte nicht genau sagen, wo wir uns befanden, aber es fühlte sich an, als wären wir im tiefsten tropischen Dschungel gelandet. Es war heiß und schwül. Richtig drückend und ich hatte das Gefühl, kaum Luft zu bekommen und bei einem Blick zu meinem Begleiter, schien es ihm ähnlich zu ergehen. Wenn nicht sogar schlimmer, da er diese Hitze nicht gewöhnt war. Trotzdem waren wir stehengeblieben und hatten eine Pause eingelegt, ehe wir langsam weiter trabten. Ich hatte eine Witterung aufgenommen und Rune schien sie ebenfalls zu spüren, denn es trieb uns in dieselbe Richtung. Sonst verließ ich mich ganz auf den Orientierungssinn des Wolfes, der sich scheinbar deutlich besser auf der Welt auskannte als ich. Weit rumgekommen war ich jedenfalls nicht.

Wir folgten der Spur, die intensiver wurde. Es war ein Gefühl der Verlockung und der Glückseligkeit. Die Magie zog uns an und wir gehorchten. Immer tiefer stapften wir in den Dschungel, bis sich vereinzelte Tempelelemente vor uns auftaten. Ich blieb stehen und betrachtete das alte Gestein, ehe ich mich zu Rune umwandte und leicht den Kopf schief legte. Wir stoben weiter voran, durchschlugen die engen Pfade, die kaum noch existent waren und fanden immer mehr Teile von Mauern oder Häusern. Vielleicht war es einst ein Dorf gewesen, jetzt war hier alles zugewuchert. Ich erkannte Zeichnungen von Tieren und Menschen an den Steinen eingemeißelt, doch wirklich schlau wurde ich daraus nicht. Es wurde für uns einfacher, der Magie zu folgen, die wir immer deutlicher wahrnahmen. Die uns stetig in ihren Bann zog. Zumindest fühlte es sich so an und die Gedanken wurden drängender, so als wären wir schon kurz davor, das Artefakt zu finden, doch irgendetwas stimmte nicht.

In diesem Moment stupste mich Rune an und deutete mit seiner Schnauze nach unten. Ich legte den Kopf schief und versuchte, mir darauf einen Reim zu machen. Bis ich begriff, was er meinte, hatte er seine Geste mehrmals wiederholt, sodass es jeder Depp verstand. Doch wo war der Eingang? Hatten wir ihn bereits verpasst? Oder war er ebenso versteckt wie alles andere, denn eigentlich standen wir mitten im Dschungel, umgeben von nichts als Pflanzen, Tieren und ein paar bearbeiteten Steinen.


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