22. Dezember | All alone on christmas
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24. Dezember, New York City, USA – Mary
Als Carol an meine Zimmertür klopfte, wusste ich augenblicklich, dass irgendetwas schlimmes passieren würde. Ich spürte einen Druck auf der Brust und es fühlte sich an, als ob ich einen Kloß im Hals hätte. „Ja?", fragte ich. „Mary, Liebes, ich muss dich jetzt entführen." Ich warf Carol einen leicht verwirrten Blick zu. „Ist das eine Weihnachtstradition?", fragte ich skeptisch. „Wenn du es so nennen willst, nur zu", lächelte Carol geheimnisvoll. Widerwillig stand ich vom Bett auf und ging zu ihr. Auch Sina war mittlerweile hinter ihr aufgetaucht und lächelte, irgendwie sehr glücklich. Carol deutete mir den Weg in den Flur und ich folgte ihrer Anweisung. Ich warf ihr viele fragende Blicke zu, doch man konnte nichts in ihrem Gesichtsausdruck erkennen. Meine Gastmutter gab mir meine Jacke und öffnete die Wohnungstür. Auch sie und Sina zogen sich Jacken über. Carol lief nun mir voran, Sina war hinter mir. Wir stiegen das alte Treppenhaus nach oben. „Was machen wir da oben?", versuchte ich wieder, eine Antwort auf meine Frage zu bekommen. Doch weiterhin schwieg Carol. Warum zum Teufel gingen wir aufs Dach?
Als wir die Tür erreichten, die zu der Dachterasse führte, zog Carol eine Augenbinde aus ihrer Jacke hervor. Ich stöhnte. „Wirklich, muss das sein?" "Ja, das muss sein!", rief Sina an ihrer Stelle – und zwei Sekunden später sah ich nichts mehr. Stattdessen hörte ich, wie die Tür geöffnet wurde und spürte, wie mir ein kühler Windstoß ins Gesicht blies. Sina nahm mich an der Hand und zog mich ein Stück mit sich. Ich hatte vollends die Orientierung verloren, als wir zweimal nach Links liefen und dann wieder in die andere Richtung. Carol stand nun vor mir, was ich an ihrer Stimme bemerkte, die mir sehr nah war. „Okay, bereit?" „Ich habe keine Ahnung", gab ich zurück. Doch Carol begann bereits damit, mir die Augenbinde abzunehmen. Ich musste kurz die Augen zusammenkneifen, als mich das dämmrige Licht des Abends blendete. Als meine Sicht klar wurde, sah ich vor mir auf dem Boden einen langen Pfad aus Kerzen. Ich sah Carol verwirrt an, die neben mir stand. Ich folgte dem Pfad mit meinen Augen, doch er verschwand hinter der Hauswand, von der wir gekommen waren. „Na los, geh schon!" Ängstlich begann ich also, dem Pfad zu folgen. Ich lief zwischen den beiden Kerzenreihen hindurch, bis ich um die Ecke sehen konnte.
Der Anblick, der sich mir dort bot, brachte mich dazu, starr stehen zu bleiben. Hinter der Hauswand endete der Kerzenpfad in einem Herz aus Kerzen. In der Mitte des Herzes lagen neben einem weißen Tuch einige Rosen. Doch als ich las, was auf den Ballons stand, die nebeneinander aufgereiht waren, verlor ich beinahe die Fassung. „Willst du mich heiraten?" Mein Mund klappte auf und ich folgte dem Pfad schließlich weiter, bis ich bei dem Herz ankam. Als ich die Stimme hinter mir hörte, schloss ich langsam die Augen. „Wir kennen uns, seit du sechzehn bist. Wir haben so viel erlebt und viele Monate lang Fernbeziehungen geführt. Aber, Mary, ich liebe dich. Mit meinem ganzen Herzen und meiner Seele. Ich will bei dir sein, für den Rest meines Lebens." Langsam drehte ich mich zu Josh um und sah ihn an. Das Jackett, das er trug, war ordentlich gebügelt und seine Haare waren gegelt. Der Blumenstrauß in seinen Händen bestand aus all meinen Lieblingsblumen. Das hier war perfekt, einfach perfekt. Josh kam auf mich zu und ging vor mir auf die Knie. Er holte eine Schatulle aus seiner Hosentasche uns offenbarte mir einen wunderschönen Ring. Er glitzerte und war silbern. Wie gerne hätte ich ihn an meiner Hand gesehen. „Marriah Orleans, willst du meine Frau werden?" Ich sah zu Josh herunter und spürte, wie mir eine Träne über die Wange lief. „Josh – ich..."
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