20. Dezember | Here for christmas
⁕*⁕
23. Dezember, Northern Territory, Australia – Lenny
Noch immer machte mir mein Fuß zu schaffen. Durch mein Handycap konnte ich Paul nicht mehr auf der Farm helfen. Es tat nicht sonderlich weh, aber Ella zwang mich dazu, möglichst wenig zu stehen. Also half ich ihr nur bei Essen oder verbrachte meinen Abend damit, mit Mary zu telefonieren. Weihnachten war mir noch nie so nahe gewesen, nicht einmal, wenn es in New York geschneit hatte und wir die ganze Wohnung dekoriert hatten. Denn seit ich Mary kannte, wusste ich, dass Weihnachten viel mehr als nur eine Zeit im Jahr war, die ich mit meinem Dad verband. Genau aus diesem Grund humpelte ich die Treppe hinunter in die Wohnküche, um ein wenig Zeit auf dem Sofa zu verbringen, mit Sicht auf den riesigen Weihnachtsbaum, der neben dem gemütlichen Kamin stand, der nie angefeuert wurde.
Ich scrollte durch mein Handy und betrachtete die Fotos, die ich in den letzten Wochen gemacht hatte. Neben den vielen Schafen und dem einen Känguru, waren auch viele Selfies von Mary und mir dabei. Ich konnte nicht anders, als zu lächeln. Sie machte mich glücklich. Wirklich glücklich. Wer hätte gedacht, dass es die eine Person wirklich gab? Als ich hörte, wie jemand durch den Flur lief, sperrte ich binnen Sekunden meinen Bildschirm. In diesem Haus hatte niemand eine Ahnung, wie gut ich mich mit Mary „verstanden" hatte. Ich hatte auch keine Interesse daran, dass Josh es so schnell herausfand. Nicht, bevor Mary es ihm nicht selbst sagte. Also lauschte ich. Die Schritte hatten aufgehört und nun hörte ich ganz leise, wie jemand auf jemanden einredete. Ich hielt den Atem an, um etwas zu verstehen. „Josh, das ist kein Witz. Du brauchst nicht warten, bis sie 21 ist. Flieg einfach gleich zu ihr. Hier sind deine Tickets." Leise entsperrte ich mein Handy und nahm auf, was ich da hörte.
„Paul!", kam es verwirrt von Josh. „Josh, mein Mädchen wird nie wieder nach Hause kommen, wenn du das nicht tust. Sie muss hier bleiben. Ich werde sie dazu bringen, dass sie das Auslandsjahr abbricht. Sie verliebt sich viel zu viel in die Stadt. Und für dich würde sie zurück kommen, das weiß ich." Ich hörte, wie etwas raschelte. „Da, hier hast du alles, was du brauchst. Wenn du in drei Stunden von Alice Springs losfliegst, kommst du noch früh genug in New York an." „Ich will auch nicht dass sie geht", erwiderte Josh. „Aber ich kann sie doch nicht dazu zwingen mich... Ich kann sie nicht fragen, bevor sie 21 ist." „Papperlapapp. Geh schon. Mary ist ganz vernarrt in dich." Ich hörte, wie Josh die Treppen nach oben lief und Paul das Haus verließ. Zurück blieb ich mit einem geschockten Gesichtsausdruck und einer Aufnahme, die mich wohl noch retten sollte.
Als ich fünf Minuten später die Flugpreise checkte, war ich kurz davor, durchzudrehen. Ich hatte keine andere Wahl, als Josh zu folgen. Was er vorhatte, konnte verheerende Folgen haben. Nicht nur, dass Mary seinen Antrag vielleicht annehmen würde, sondern auch, dass sie ihren Traum dann für ihn aufgeben würde. Ich konnte nicht zulassen, dass diesem Mädchen ihr Traum weggenommen wurde. Deswegen stand ich vom Sofa auf. Glücklicherweise machte es mir mein Fuß recht einfach. Scheiße, ich musste ihn wohl in den nächsten Stunden einfach ignorieren. Dann machte ich mich auf den Weg zu Ella, um sie um einen großen Gefallen zu bitten. Von Mary sagte ich allerdings nichts.
⁕*⁕
⁕*⁕
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top